Meine Alben 2019, Pt.5 – 10-6

Hey! Wir sind in den Top Ten angelangt! Seit ein paar Tagen zähle ich meine persönlichen Lieblingsplatten des Jahre 2019 auf – und schon sind wir beim dem fünften Teil der Serie angekommen. Wir sind fast am Ziel!

10. Tyler Childers – „Country Squire“

Tyler Childers (hier mein zwei Jahre altes Interview) ist jetzt ein Major-Label-Artist. Der Rotschopf aus Kentucky hat bei der SONY unterschrieben. Trotzdem hat er auf seinem diesjährigen Album nichts, aber auch gar nichts anders gemacht als auf seinem Indie-Durchbruch „Purgatory“ (2017). Wieder hat Sturgill Simpson produziert, wieder ist das Album sowohl eine Verbeugung vor dem klassischen Outlaw-Country als auch ein origineller und aktualisierter Beitrag zu dem Genre, der zeigt, wie diese Musik auch in den 2020ern ihre Relevanz behalten kann.

Es gab Leute, die kritisierten, dass dieses Album letztlich nur „Purgatory“ Teil 2 sei und nicht mehr. Aber gut – für Tyler galt es mit nach dem Move zum Major vielleicht, seiner Fanbase klar zu machen, dass ihn dies nicht verändern wird? Eine so konsequent Fortführung des Vorgängers zu liefern, ist dafür sicher nicht verkehrt. Zumal: „Purgatory“ war super und Tyler und Sturgill ergeben ein Dream Team. Warum soll man da erzwungenermaßen was ändern? 

Jedenfalls: Hier gibt’s prima Country-Soungwriting von Bluegrass bis Indierock, so liebevoll traditionell instrumentiert, dass es schon wieder originell ist (Stichwort: Maultrommel) 

9. Cherry Glazerr – „Stuffed and Ready“

Ich muss ja gestehen, dass ich die frühe Aufmerksamkeit um Clementine Creevy gar nicht mitgekriegt habe. Schon als Teenagerin galt die Frontfrau von Cherry Glazerr als neue Fem-Punk-Ikone, Sie stellte ihre ersten Songs mit 15 auf Soundcloud, kriegte ein riesiges Echo, spielte bald in der TV-Serie „Transparent“ ein Punkgirl und modelte für Yves Saint Lauren… aber all das sind Dinge, von denen ich erst im Nachhinein las. Der Teenage-Hype um Clementine ist inzwischen abgeflaut, jetzt ist die Kalifornierin Anfang 20, dafür ist ihre Band den DIY-Anfängen entwachsen. Es wird Leute geben, denen die frühere Clementine lieber ist, aber diesen Vergleich kann ich nicht ziehen.

Jedenfalls: Das dritte Cherry Glazerr-Album „Stuffed and Ready“ ist stark. Es ist ein Lady-Gitarrenalbum in der Tradition von PJ Harvey oder den Breeders. Es geht peppig, kratzbürstig und leise/laut zu. Wichtig auch: In den Liedern steckt eine emanzipatorische Botschaft, die Platte hat was zu sagen. Denen, die so was abschreckt, sei gesagt: Seid nicht blöd! Außerdem – selbst, wenn ihr die Inhalte ignoriert, funktionieren die Songs als freche Wadenbeißer mit Gitarren.

8. I Know Leopard – „Love Is A Landmine“

Das Album mit der kaputten Love-Story: Die Bassistin von I Know Leopard war ausgestiegen, auf die Anzeige meldete sich Rosie Fitzgerald. Es war sowas wie Liebe auf den ersten Blick zwischen ihr und Sänger Luke O’Loughlin, kaum dass sie den Probraum betrat. Problemchen: Rosie war verheiratet.

Es sollte Monate, Jahre dauern, bis die dann doch zwei zusammen fanden. Geprägt von Liebeskummer, als man füreinander perfekt, aber unerreichbar schien. Und vom schlechten Gewissen, den Dramen in den Familien. Kein Wunder, dass das Album des Quartetts den Titel „Love Is A Landmine“ kriegte. 

I Know Leopard hatten schon länger in der Sydney-Szene herumgewerkelt. bis dahin als eine Band, die etwas zu gewollt auf arty machte. Vielleicht war’s der emotionale Tumult, der half: Auf ihrem Debütalbum machten sie keinen Bogen mehr um die große Popgeste und um den Griff in die Schmalzdose. „Love Is A Landmine“ wurde zur Glam-Synthie-Glitzer-Bombe. 

7. FEWS – „Into Red“

Das Debüt der schwedisch-amerikanisch-britischen Kombi FEWS („Means“, 2016) habe ich geliebt. Damals waren sie, vereinfacht gesagt, grob zwischen The Cure und Interpol unterwegs.

Als dann aber die ersten Singles von der Zweiten erschienen und erheblich grimmiger, monotoner und spröder waren als die Songs des Debüts, da fürchtete ich erst, dass mir der Nachfolger mir nicht noch mal so zusagen würde.

Es kam dann aber doch anders. Es zeigte sich, das Schroffere und Lärmigere sehr wohl seine Stärken hatte: Auf „Into Red“ entwickelt sich echte, elektrisch zermalmende Dynamik. Wenn die Songs dieser neuen FEWS einen erst mal packten, dann packten sie noch intensiver.

6. Sturgill Simpson – „Sound and Fury“

Es ist ja so: Sturgill Simpson ist ein Typ, der sich nicht gerne was vorschreiben lässt. Sein Motto scheint er vom Titel des ersten Arctic Monkeys-Albums übernommen zu haben: „Whatever people say I am, that’s what I’m not!“

Was erlauben sich die Leute, ihn als Retter des Country zu feiern? Da macht er doch auf seinem vierten Album mal was ganz anderes! Also haben Sturgill und Band in wenigen Tagen im Studio „Sound and Fury“ runter gefetzt, Eine knallige Spacerock-Platte, die ich nicht zum ersten (und nicht zum letzten) Male als Mischung aus ZZ Top und dem Captain Future-Soundtrack beschreiben werde. Okay, einige Melodieführungen und Akkordfolgen wurzeln definitiv im Country. Aber„Noise and Fury“ war ein Power-Move, mit dem Sturgill allen zeigt, dass nur einer entscheidet, wo seine Karriere hinführt, und zwar er selbst. 

Ach ja: Dass Sturgill „Sound and Fury“ parallel auf Netflix veröffentlichte, mit arty japanischen Anime von den gefragtesten und kultigsten Regisseuren Japans, das habe ich noch nicht mal dazu gesagt. 

    

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