Long Listance Call Pt 2

bad-sounds-headerGestern habe ich meinen Senf zur jährlichen „BBC Longlist 2017“ gegeben (siehe unten).

Glaubt man den UK-Kollegen, sieht die Zukunft des Indiepop weiterhin düster aus. Nur drei Acts aus dem Genre wurden in die Longlist aufgenommen, einer davon ist richtig mies (The Amazons), einer davon zu sperrig für die breite Masse (Cabbage) und der dritte (Declan McKenna) zwar sicher gut vermarktbar, aber noch nicht ganz ausgereift.
Ich glaube trotzdem dran, dass sich weiter spannende Indiebands gründen. Musiker, die was zu sagen haben, was Neues entwickeln, Stil und Persönlichkeit zeigen – oder die den Sound wenigstens gekonnt auf den Punkt bringen.

Also los geht’s – Es folgen meine 15 Tipps für 2017. Nicht, dass ich glaube, dass diese Namen die Welt erobern werden. Aber ich traue ihnen zu, nächstes Jahr ein starkes Debütalbum abzuliefern, und das ist schon mal was.

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Long Listance Call – Pt 1

Es gibt nicht viele Traditionen auf diesem meinem kleinen Blog. Eine aber ist: Einmal im Jahr lege ich mich mit der BBC an. Dann nämlich, wenn die britische Rundfunkanstalt zum Jahreswechsel her geht und ihre „Longlist“ mit ihren 15 musikalischen Tipps für die kommende Saison bekannt gibt.

Wenn die BBC vorgelegt hat, reagiere ich erst mal auf ihre Vorschläge (siehe 2014/15 und 2015/16) und liefere ein paar Tage später meinen Gegenentwurf mit 15 Indie-Acts (hier 2014/15 bzw. 2015/16)
Also gar kein weiteres Geplänkel. Gestern hat die BBC ihre 15 Namen genannt. Hier erst mal ihr Kurzclip, auf der nächsten Seite geht’s dann weiter:

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Painted Love

Über „Dusk“, das dritte Album des Londoner Duos Ultimate Painting, wollte ich hier längst schon schreiben. Das gute Stück erschien Ende September und es ist eine wunderbar unaufgeregte, fast gemütliche Platte. Kein neuer Sound, einfach nur ein stetiger Flow zwischen Teenage Fanclub und Velvet Underground mit ein paar eingesprenkselten Krautrock-Momenten. Nicht das Werk, wegen dem man Leute packt, durchschüttelt und ihnen „Das MUSST du gehört haben!!!“ ins Gesicht kreischt, aber Musik, die man herrlich zum Runterkommen nebenher genießen kann. Jetzt gibt’s ein neues Video von der Scheibe, ein guter Anlass für mich, mein bisheriges Versäumnis zu korrigieren und das Album lobend hervor zu heben.

My Sad Captain

Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht jede Band so erfolgreich sein kann, wie sie es verdient hätte. Das Londoner Quintett Captain zum Beispiel. Die Band um Sänger Rik Flynn veröffentlichte 2006 ihr einziges Album „Hazelville“. Eine Platte, die ich damals auf- und ab hörte, denn ich fand, das war ziemlich ideale Popmusik. So zwischen Phoenix’schem sophisticated Indie und smarten 80ern a la Prefab Sprout – nicht ohne Grund hatte die Band für ihr Album 80s-Producer Trevor Horn reaktiviert. Ihre Single „Broke“ bleibt eins meiner ewigen Lieblingslieder, aber mehr als Platz 23 in den UK-Albumcharts war nicht drin für Captain, die zwar noch ein zweites Album aufnehmen durften, aber dann noch vor dessen VÖ vom Label gedroppt wurden, als die Vorab-Single („Keep An Open Mind“, 2008) wieder hinter den Erwartungen zurück blieb.

Captain haben sich nie offiziell getrennt und ab und zu in London weiter Konzerte gegeben. Heute erst hat die Band auf facebook nach langer Inaktivität wieder eine Show angekündigt. Jedoch aus traurigem Anlass: Es wird ein Benefiz-Konzert für die Krebshilfe, Gitarrist Mario Athanasiou ist im Sommer gestorben, so der Eintrag.

Captain sind nicht zur großen Nummer geworden. Als ihr Gitarrist Mario starb, stand kein Nachruf in den großen Zeitungen. Aber hey, sie haben immerhin eine prima Platte gemacht. Ein Album, das wenigstens ein paar Leuten echt was bedeutete. Ich war einer davon. Möge dieser Post also eine kleine Würdigung für Mario Athanasiou und seine Gitarre sein.

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Interview: Run River North

run-river-north-opener

Ganz ehrlich – ich war sehr skeptisch, als ich die erste Single vom zweiten Run River North-Album „Drinking From A Salt Pond“ hörte. Denn auf dem Debüt „Monsters Coming Home“ vor zwei Jahren, da zeigte sich das Sextett aus Los Angeles noch als feinsinnige Americana/Folk-Band. Jetzt aber haben sich die Kalifornier einem grundlegenden Stilwandel unterzogen und sind ins Indierock-Lager übergewechselt.

Das wirft natürlich Fragen auf – weswegen ich ein Interview mit Frontmann Alex Hwang geführt habe. Interessant sind Run River North auch deswegen, weil sie komplett aus Amerikanern mit koreanischen Wurzeln bestehen. Die asiatische Minderheit in den USA tritt vergleichsweise wenig in Erscheinung und auch darüber haben wir uns ausgetauscht. Interview: Run River North weiterlesen

Welcome to the Chungle

Übers vierte Album der White Lies schrieb ich neulich in meiner Rezension: „…als Wiedergänger von Wang Chung und Men Without Hats sind die White Lies auf jeden Fall drolliger, als als ewige mit-U2-Pathos-den-Tod-herauf-Beschwörer.“

Die neue Single „Morning In LA“ ist dafür nicht nur Klangbeispiel – sondern auch Bildbeispiel. Hier zuerst mal das Video zu „Morning In LA“

Beim ersten Bild von LA im Morgenrot muss ich natürlich an ein Plattencover aus den 80ern denken: An Wang Chungs Soundtrack zu „To Live And Die In LA“ (1985). Die britischen Synthpopper, bekannt durch ihren 80s-Klassiker „Dance Hall Days“, waren damals von Regisseur William Friedkin gebeten worden, die Musik für seinen neuen Thriller zu schreiben. Ihnen ermöglichte das, ein durchaus experimentelles Album zu machen, auf dem es Instrumentals gab, aber auch Popsongs wie den Titelsong zum Film. Den ich hier jetzt natürlich in dem Zusammenhang posten muss.

Eröffnung des CRISP verschoben!

catchy-peinlich

Ach Herrjeh. Es wäre ja auch zu schön gewesen. In den letzten Monaten wurde das ehemalige MIAO von den Betreibern entkernt, saniert, und umgebaut. Dann wurden diverse Umbauten wieder korrigiert. Und so weiter. Alle, die uns derweil fragten „Wann geht es endlich bei euch los?“ mussten wir Monat um Monat vertrösten. Als die Nachricht kam „Die Genehmigungen sind da!“, da konnten wir’s selbst kaum glauben.

Tja. Zu früh gefreut. Ein Mangel ist nachträglich aufgefallen, die Genehmigung wieder entzogen. Das Eröffnungswochenende (25./26.11.) entfällt und wir können uns nur die Haare raufen.

Wann geht es denn nun los?!  Eröffnung des CRISP verschoben! weiterlesen

Feels, Pyke, Heaven

Heute: Nicht immer nur Neues teilen – auch Älteres würdigen!

Kennt Ihr das – ihr hört einen Song, der euch noch nie so aufgefallen ist und auf einmal ZIEHT er euch die Schuhe aus?

Dass ich den australischen Songwriter Josh Pyke, auch wenn er in Europa und den USA praktisch nicht stattfindet, für einen der ganz Großen seiner Zunft halte, das habe ich auf diesem Blog schon wiederholt kundgetan. Der Mann ist ein unaufdringlicher Poet und manchmal schleichen sich seine Songs heimlich an und packen dich sanft… und dann ziehen sie dir den Hals zu.

Heute zum Beispiel hat mich sein Lied „Fill You In“ (erstmals erschienen 2005) ohne Scheiß total mitgenommen und fast zum Heulen gebracht.

Bisher fand ich die Bildsprache in dem Song nett, aber whimsical. Ich meine, Regen und Kaninchen und Vögel und Malbücher kommen im Text vor. Aber hey, was ist heute los? Heute scheint mir der Schluss des Lieds auf einmal aus den traurigsten und liebevollsten Worten zu bestehen, die je geschrieben wurden.

I’m a man, I’m a man like I used to be
and I wanna fill you in
There was a hole in my heart where animals lived
and I wanna fill you in
You know I do a very fine impression of myself
and I wanna fill you in
And there’s a colouring pad in the back of my head
and I wanna fill you in

Fuckin’ell.
Musik. Ich liebe Musik so sehr. Nichts sonst macht sowas aus mir.