Das Debütalbum des Londoner DIY-Songwriters und Producers Oscar ist jetzt auch schon über zwei Wochen draußen – klar wollte ich mein Interview eigentlich pünktlich zur Veröffentlichung von „Cut & Paste“ transkribiert haben. Immerhin, gestern saß ich ein paar Stündchen im Zug und konnte die Abschrift abschließen. Ein Telefongespräch, das außerordentlich viel Spaß gemacht hat. Hoffentlich kommt das beim Lesen rüber!
Archiv für den Monat Mai 2016
Get Fresh at the Weekend
Die BBC hat ein eigenes Open Air, das „Big Weekend“, welches am Wochenende stattfand. Schon haben die britischen Broadcaster ein paar Clips geteilt.
Los geht’s mit Catholic Action. Die Aufsteiger teilen sich nicht nur die Heimat Glasgow mit Franz Ferdinand, auch sie machen vergleichbar stampfenden Indie mit hochgezogener Augenbraue. Ihre Single „L.U.V.“ entwickelt sich gerade rasant zum Durchstarter, die BBC teilt derweil ihre Performance von „Breakfast“. Man sieht, Catholic Action mussten undankbar früh ran, vor einem Dutzend Zuschauern. Aber gut, noch hat niemand als Headliner angefangen.
Auf dem Weg, bald Festivals zu headlinen, sind Stockports Neo-Britpopper Blossoms. Bei ihnen sind auch schon mehr Fans eingetroffen. Die BBC zeigt ihre letztjährige Single „Charlemagne“.
Spring King aus Manchester haben mich bisher nicht zu 100% überzeugt. Mit ihren bisherigen Singles haben sie angedeutet, dass so ein Jamie-T-als-Band-Sound durchaus ihr Ding sein könnte, dass sie aber leider auch eine Tendenz zum banalen, tausendfach gehörten Poppunk an den Tag legen. Der von der BBC gepickte Song der Band („Rectifier“) zeigt beide Seiten.
Ein paar bekannte Namen gab’s auch: Jake Bugg beispielsweise hat sich sechs Wochen vor der VÖ seines dritten Albums mal wieder live gezeigt.
Auch die Last Shadow Puppets waren da…
Im großen Zelt: Wolf Alice
Ein Höhepunkt, zweifellos: Kevin Parker bzw Tame Impala lassen „Let It Happen“ vom Stapel!
So Farge So Good
Auch schon wieder über ein Jahr her, dass Pokey LaFarge, der so stilbewusste Retro-Country-Gentleman, sein letztes Album „Something In The Water“ veröffentlicht hat. Ich fand die Scheibe herrlich (siehe mein Review aus dem letzten April).
Gute Neuigkeiten: Pokey hat eine neue Rutsche Tourdates bekannt gegeben, drei davon in Deutschland und einer sogar in München: Pokey LaFarge spielt am 3.7. im Ampere.
Ein neues Video gibt’s auch, zum Album-Track „Goodbye, Barcelona“. Ich mag Pokeys flottere Songs zwar lieber, aber okay, schon verständlich, dass er auch seine jazzige Seite präsentieren möchte.
Review: Band Of Skulls
Band Of Skulls – „By Default“
Quo vadis, Band of Skulls? Der sympathische Dreier aus Southampton hat sich bisher nie innovativ gestellt. Sie sind ‘ne kernige Indierockband, mit White Stripes’igen Blues-Elementen und ein bisschen Grunge und der einen oder anderen hymnischen Ballade. Als solche haben sie bisher ja ziemlich gut funktioniert. Weltstars sind sie keine, aber respektiert. Sie haben eine angemessene Fanbase in den Staaten und auf der Insel. Auch das Atomic war immer voll, wenn sie gespielt haben. Jetzt die Frage: Beim vierten Album, sollte man da nicht den Status erreicht haben, dass man die Tonhalle füllt? (Klar, Erfolg bemisst sich nicht an Zahlen allein und nicht immer wird tolle Kunst mit großem Publikum belohnt. Erfolg kann auch eine stetige künstlerische Entwicklung sein.)
Worauf will ich mit hinaus? Es ist folgendes: Ich bin nicht happy mit dem vierten Album der Band Of Skulls. Ich bin irgendwie frustriert von dieser Platte. Und jetzt versuche ich, zu verstehen, warum.
Mich hat bisher ja nie gestört, dass das Trio das Rad nicht neu erfand. Wieso stört es mich jetzt?
Coole Sache, Parker
Mal ’ne Frage: Warum hat man eigentlich nicht längst ein weltweit angeglichenes VÖ-Datum für Alben und Singles eingeführt? Da es das Internet nun mal gibt, ist ein VÖ-Datum heute eh automatisch weltweit. Außer man ist brav wie ich und geht nicht auf die illegalen Kanäle. Zum Lohn darf man dann Wochen oder Monate zum Beispiel auf die fantastische neue Single von July Talk (in CAN seit Freitag draußen – hier ist keine Release ins Sicht) oder auf das neue Album des hervorragenden alt.Country-Songwriters Parker Millsap warten. In den USA ist „The Very Last Day“, die dritte Platte des Oklahomers (wie man Leute aus Oklahoma nicht nennt), bereits seit dem 25. März draußen. Bei uns: Kein VÖ-Datum am Horizont. Dabei warte ich nägelkauend darauf, denn der Vorgänger (einfach nur „Parker Millsap“, 2014) war famos.
Auf dem „Rolling Stone Country“ hat jetzt das Video zum Song „Pining“ Premiere gefeiert. Ein Clip, der mich nicht weniger ungeduldig und gespannt aufs Album macht. Macht hin, Team Parker!
Love At Furs Sight
Nett. Die jungen FURS aus London haben letzte Woche ein poppiges Debütalbum namens „Just Kids“ veröffentlicht und legen nun ein Video zu ihrer aktuellen Single „Natives“ nach. Hier wird das Rad nicht neu erfunden, aber als knackige Indie-Nummer funktioniert das doch sehr ordentlich.
Review: Kent
Kent – „Då som nu för alltid“
Für jetzt und für immer. Da ist es, das finale Album von Kent.
Puh. This is a big one.
Kent sind eine Band, die vor den großen Gesten und den großen Themen und dem großen Popanz nicht zurückschreckt. „Sveriges största Rockband“ – Schwedens größte Band – das ist ein Titel, dem sie sich stellen, seit sie ihn innehaben. Ein Titel, den sie irgendwann bewusst mit inszenierten – beispielsweise damals, als sie bei ihren Stadionshows zum Album „Du Och Jag Döden“ den Fans einen Dresscode ganz in weiss auferlegten (Ja, in Schweden bespielt die Band Stadien).
Nachdem sie Anfang der 90er als schwermütige Indierocker im Städtchen Eskilstuna loslegten, worauf sie schnell ihr Heimatland im Sturm erobern sollten, sind Sänger Joakim Berg und seine Mitstreiter zu mehr geworden als nur Musikern. Als Band entspricht Kents Rolle in Schweden quasi Depeche Mode, U2, Radiohead, Oasis und Suede gleichzeitig. Aber ihr Sänger Joakim Berg war, auch wenn er die Öffentlichkeit meidet, in den letzten Jahren auch der Off-Kommentator der schwedischen Gesellschaft. Denn wenn er in seinen Songs nicht poetisch und bildkräftig über die Liebe und den Tod reflektierte, dann war er zielsicher moralistisch, politisch und sozialkritisch. So kommentierte er Schwedens internationale Scheinheiligkeit und den Aufstieg der Rechten („La Belle Epoque“) genauso wie den nicht nur in Schweden, aber auch dort sichtbaren Trend der Spaltung der Gesellschaft in Ich-AGs (in der jüngsten Single „Egoist“).
Vor wenigen Wochen aber haben Kent ihre Trennung angekündigt. Ihr zwölftes Album wird ihr letztes. Dann noch eine Sommer/Herbsttour durch Skandinavien, und das war’s.
Review: FEWS
FEWS – „Means“
Drei Schweden, ein Ami und eine Bandgeschichte, die es vor zwanzig Jahren so nicht hätte geben können. Weil die sozialen Medien darin eine Hauptrolle spielen: Nachdem David aus Malmö mit 15 seine ersten Songs auf myspace stellte, meldete sich Fred aus Kalifornien als sein erster Fan. Die beiden schrieben sich von da an regelmäßig, weil sie sich für die gleichen Lieblingsbands begeisterten und die gleichen Vorstellungen hatten, wie die ideale Band klingen sollte. Die beiden kamen so gut miteinander klar, dass Fred schließlich von San Francisco nach Schweden auswanderte. David holte noch zwei Kumpels aus Göteborg an Bord (names Rusty und Lulu – Nachnamen gibt’s nicht bei dieser Gruppe) und fertig waren die FEWS.
Wer die Bands waren, für die Fred und David sich begeisterten? The Cure müssen dabei gewesen sein, Carlos von Interpol war’s auf jeden Fall (denn das haben sie in Interviews gesagt). Ich höre auch noch die Dissonanz von Sonic Youth, die Repetition der frühen Stereolab, die Rhythmik bzw Motorik des Krautrock und die zweite Generation der Shoegazer (= mehr Radio Dept. als Slowdive). Alles Elemente, die wir schon kennen – die FEWS aber tatsächlich so gezielt einsetzen, dass sie ihre eigene, wiedererkennbare Nische zimmern. Review: FEWS weiterlesen
In no way Hideous
Mei, ich bin schon berechenbar. Da braucht man mal wieder nur mit einer Gitarrenmelodie aus Achteln kommen und einer korrespondierenden Bassline und ich bin happy. Und je näher man sich dann an The Cure ca „Seventeen Seconds“ annähert, desto glücklicher werde ich.
Hideous Towns aus Melbourne haben sich dann auch noch nach einem Song von „Reading, Writing And Arithmetic“ benannt (dem klassischen Debüt von The Sundays, was ich EUCH natürlich nicht erzählen muss) und damit den nächsten Pluspunkt gesammelt.
Ihre zweite Single heisst „Don’t Forget“.
Interview: Nothing
Shoegazing – das ist der verträumte Sound behüteter Briten, die per Feedback zur seligen Weltflucht aufrufen, richtig? Nicht immer. Aus Philadelphia kommt Nothing, die Band, die mit diesem Sound Gewalt und Schmerz verarbeitet. Sänger Domenic Palermo, ehemaliger Hardcore-Punk, war wegen einer Messerstecherei schon im Knast und wurde erlebte auch im Vorfeld des zweiten Albums wieder traumatische Ereignisse. Kein ganz unproblematischer Zeitgenosse, offenbar. Im Skype-Gespräch zum zweiten Nothing-Album „Tired Of Tomorrow“ (erschienen letzten Freitag) aber war er die Freundlichkeit selbst.