… und glich noch ein Blick ins Archiv. Mein youtube-Abo ist heute voll mit Clips von Sprititualized. Nanu?
Da wurde wohl einem Praktikanten vom Label gesagt: „Hey, digitalisier‘ mal fließig Tracks dieser Band (bzw. dieses One-Man-Projekts von Jason Pierce, der bekanntlich davor Mitglied bei den Drone-Pionieren Spacemen 3 war, aber das muss man Lesern dieses Blogs ja nicht dazu sagen). Spiritualized sind ja letztlich schon ’ne Kultband und bleiben in ihrer treuen Szene langfristig gefragt. Da könnten schon ein paar Microcent zu generieren sein.“
Mal wieder ein Blick nach Japan. Quruli haben ein Video geteilt, das mir prima gefällt. Machen wir uns doch mal schlau über die Band.
Oha! Nach ein bisschen googlen habe ich gelernt: Quruli sind lange schon eine der etabliertesten (Indie-)Rokkubandus des Landes. Die Gruppe um Frontman Shigeru Kishida gründete sich schon Mitte der 90er in Kyoto. Ihre Alben aus der Zeit um die Jahrtausendwende gelten als super-einflußreich für Japans alt.Rock-Szene. Seitdem ging praktisch jedes ihrer Alben in die japanische Top 5.
Inzwischen sind Quruli (bzw. „くるり“) bei ihrem dreizehnten Studioalbum angekommen, das sie vor wenigen Tagen veröffentlicht haben. Dieses Album trägt den Namen „thaw“.
Sonderbar, diese Single findet sich gar nicht auf „thaw“? Noch mehr googlen und Übersetzungsprogramme einschalten!
Aha! „World’s End Supernova“ (so heisst die Nummer nämlich) ist gar kein neues Lied! Es stammt aus dem Jahr 2002! Vom fünften Album der Band namens „The World Is Mine“! Die haben ein Video aus dem Archiv geteilt!
Was nu? Den Post wieder löschen? Ach nee, jetzt habe ich mich die letzte Stunde mit Quruli befasst, da muss auch ein Beitrag bei raus kommen. Außerdem finde ich diesen Song wirklich sehr fein. Wenn er brandneu gewesen wäre, hätte ich ihn geteilt und gesagt; „Spannend, dieser Sound! Klar, viele Leute haben schon Indie und Elektronik gemixt, aber je nach dem, wie man das Verhältnis abstimmt, können halt doch immer noch frisch klingende Sachen entstehen.“ Zu wissen, die Nummer ist sogar 18 Jahre alt, macht das ja eigentlich fast noch beeindruckender.
Okay, Quruli. Ich werde mich mal ein bisschen in eure Diskographie reinhören. Aber bei 13 Alben (wenn man diverse Best Ofs, Soundtracks und B-Seiten-Sammlungen mitzählt, sind es sogar 20) weiss man ja gar nicht, wo man anfangen soll…
So läuft das dann. Heute pickt mein itunes-Shuffle mal wieder „It Takes A Fool To Remain Sane“ und ich denke mir noch: „Mann, das war eine lustige Band, The Ark. Was haben die Spaß gemacht, was waren das für Paradiesvögel! Und wie sehr fehlt so eine Band zur Zeit in der Poplandschaft!“
Fuck yeah! Also im Sommer ist ein Schwedentrip angesagt. Wer kommt mit? Folgende Daten stehen zur Auswahl:
June 28 Stockholm Lollapalooza Stockholm
July 2 Göteborg Trädgårdsföreningen
July 3 Oskarshamn Latitud 57
July 4 Åbo Ruisrock
July 7 Fårö Stora Gåsemora Gård
July 10 Gävle Furuvik
July 11 Höga Kusten Naturscen Skuleberget
July 17 Linköping Stångebrofältet
July 18 Borgholm Borgholms Slottsruin
July 25 Sundsvall Sundsvalls Torgfest
July 29 Halmstad Tylösand
July 30 Arvika Arvika Hamnfest
July 31 Karlskrona Karlskrona Skärgårdsfest
August 1 Östersund Storsjöyran
August 7 Helsingborg Sofiero Slott
August 8 Rättvik Dalhalla
August 20 Umeå Umeå Energi Arena
August 21 Huskvarna Folkets Park
August 22 Örebro Gustavsvik
August 29 Uppsala Parksnäckan
Ach guck – Es ist so, gestern hatte ich tatsächlich mal wieder einen Sugarcubes-Flash. Ich habe meine Lieblingssongs der Isländer endlich mal von CD auf meinen Rechner gezogen. Eigentlich eine Schande, dass ich das nicht viel früher gemacht habe, denn die Band war superwichtig für mich, als ich Indie für mich entdeckte. Mein erstes Band-T-Shirt war von der „Here Today, Tomorrow, Next Week“ Tour.
Und heute? Stellen meine japanischen Shoegaze/Dreampop-Favoriten Luby Sparks eine neue Single online und es ist eine Coverversion von The Sugarcubes‘ „Birthday“.
Diese neue Version ist fast lieblich. Das Original war natürlich schräger – und die junge Björk wird unvergleichlich bleiben, ein außerirdisches Elfenwesen, deren Vokalakrobatik Luby Sparks-Sängerin Erika Murphy vernünftigerweise gar nicht erst versucht, nachzuahmen. Aber man macht Coverversionen ja nicht, um einen Song zu kopieren, sondern um eine andere Nuance freizulegen.
Ich hab‘ neulich schon vorgewarnt: Wenn Shed Seven, die in diesen Tagen ihre frühen Videos auf youtube updaten, ihre Debütsingle „Mark“ (1994) neu online stellen, dann werde ich hier drüber schreiben müssen.
Sie haben noch eine Menge prima Britpop-Hits nachgelegt, aber für mich bleibt „Mark“ die Nummer, die Rick Witter und seine Crew aus York nicht mehr getoppt haben. Ich weiss noch, wie ich’s das erste mal bei „120 Minutes“ sah und ich sofort hin und weg war. „LOVER! I wanna swap you for another, and another!“ Das finde ich heute noch genial cheeky.
Damals hat’s mir noch viel mehr aus der Seele gesprochen. Ich meine, heute will man sich das nicht mehr vorstellen – aber auch ich war ja mal ein hormongesteuerter Typ Anfang 20. Ein Bündel Nerven, das nicht wusste, wohin mit all diesen Bedürfnissen nach, äh, Nähe, und möglichst viel davon. „LOVER!“ Das klang echt dringlich, das war an die Liebste adressiert. Aber: „I wanna swap you for another, and another…“ das war unerwartet, keck, und… das, was man TROTZDEM dachte, aber nicht sagte? Heute kann ich das nachbetrachten und sagen: Yup, diese nervöse Unschlüssigkeit, dieses Bedürfnis, zu drücken und gedrückt zu werden, eine regelrechte ungestillte Gier, bei gleichzeitiger Fernsteuerung durch den hyperaktiven Hormonhaushalt, plus ein fröhlicher Schluck Selbstüberschätzung, aber confidence is sexy – all das bringen diese Zeilen schon echt auf den Punkt, vielleicht sogar bewusst.
Damals habe ich diese Außenperspektive noch nicht eingenommen, da merkte ich einfach nur, dass dieser Refrain, diese Johnny Marr-Gitarre und ich im gleichen Team waren.
Sonic Youth waren in der Woche drauf im Melody Maker als Gastrezensenten der „Singles of the Week“ dran und haben voll hochnäsig und am Thema vorbei über den Song abgelästert. Ich hab‘ sie danach nie mehr gemocht.
Noch so eine Band, die in diesen Tagen ihr Youtube-Profil auffrischt, das sind They Might Be Giants. John Linnell und John Flansburgh haben erstens ihr 1986’er Debüt-Album frisch auf Vinyl neu aufgelegt. Zweitens standen viele der frühen Clips der Quatschmacher unter den 90s-US-Indie-Poppern bislang nur in grob verpixelten Versionen online, da war ein Update geboten.
Also freuen wir uns über alte neue Clips vom Debüt…
… aber auch von anderen frühen Alben (nach dem Break).
Aktivitäten auf dem Youtube-Kanal der Britpop-Außenseiter Shed Seven. Ich sage Außenseiter, weil Rick Witter und seine Band aus York zwar zur Britpop-Ära einen UK-Hit nach dem anderen landeten, aber von NME, Melody Maker & Co (die damals noch was zu sagen hatten) immer zerrissen wurden. Konkreter habe ich in meinem Text zum Shed Seven-Comeback-Album von 2017 drüber geschrieben.
Jedenfalls, auf dem Kanal werden peu a peu die alten Videos der Band hoch geladen, in besserer Auflösung und offiziell. Inoffizielle, körnige Versionen, die wohl mal von Fans hoch gestellt wurden, verschwinden derweil.
Mir soll’s recht sein. Ich guck doch lieber den schicken Clip als die grisslige, grob klingende Version. Seit heute aufgefrischt: Shed Sevens zweite Single. „Dolphin“ von 1994 war damals ein Lieblingslied von mir. (Den Vorgänger „Mark“ mochte ich sogar noch lieber. Na, der wird wohl auch bald folgen?)
Darf man vorsichtig optimistisch sein? Zuletzt gab es wieder Aktivitäten auf dem Youtube-Kanal der walisischen Psychedelia-Hurra-Britpopper Super Furry Animals. Ein Lieblingsband für die Ewigkeit mit famosem Backkatalog, die aber in den letzten Jahren lange auf Eis lag. Sänger Gruff Rhys war zuletzt vor allem als Solist aktiv, auch als Autor und Filmemacher.
Vorerst sind es nur Clips aus dem Archiv, mit denen der Kanal aufgefrischt wird. Vielleicht eine rein administrative Maßnahme, um bisher nur grisselig verfügbare Videos online zu stellen und in paar Streaming-Microcent abzugreifen. Aber vielleicht doch auch ein Anzeichen, dass sich bei der Band wieder was tut? Hoffen darf man ja.
… nach ein bisschen Rumklicken zeigt sich: Vor allem geht’s erst mal ums 20jährige Jubiläum ihres 1999er-Albums „Guerilla“ und um eine in diesem Zusammenhang erscheinende Neuauflage. Nun gut. War ja auch ein Spitzenalbum. Ideal für Nostalgiker und Neuentdecker.
Seit sechs Tagen kein neuer Post auf dem Blog. Sorry, ich bin einfach zuletzt auf kein Video gestoßen, das mir sagte: Ich MUSS geteilt werden!
Aber wir wissen auch: Immer wenn ich einen Beitrag schreibe, in dem ich mich über eine Flaute beschwere, passiert folgendes: In den nächsten Stunden prasseln drei bis fünf neue Videos auf einmal ein. Als ob die Welt mich widerlegen wollte.
Na gut, dann probieren wir doch mal aus, ob das heute auch klappt.
Posten wir also etwas aus dem Archiv. Es ist inzwischen fast einen Monat her, dass die The Cars-Frontmann Ric Ocasek gestorben ist. Damals wollte ich eigentlich schon was schreiben. Aber dann hatte ich viel um die Ohren und es war eh genug im Netz zu lesen, da habe ich’s nie fertig gestellt.
Jetzt denke ich mir: Eigentlich ist es sogar besser, so spät dran zu sein mit der eigenen kleinen Würdigung. Die erste Nachruf-Blase ist verpufft – aber The Cars waren schließlich eine Band, die in Sachen Postpunk, Synth- und Powerpop langfristig prägend war. Darauf darf man auch und erst recht nachträglich noch mal hinweisen.
Klar, am bekanntesten war Ric Ocaseks Band für Synthpop-Hits aus den Mitt-Achtzigern wie „You Might Think“, „Drive“ oder „Hello Again“ sowie für ihr ’77er Powerpop-Debüt mit Hits wie „Just What I Needed“ oder „My Best Friend’s Girl“.
Im Nachhinein finde ich aber die Platten dazwischen fast am interessantesten. Alben wie „Candy-O“ oder „Panorama“ hatten nicht die großen Profil gebenden Hits, aber sie waren musikalisch spannend. Hier waren The Cars in erster Linie new wavey, man konnte Verwandtschaft zu Talking Heads oder The Cure entdecken. Als Beweis poste ich hier den Titelsong von „Panorama“.
The Cars sind eine Band, die wir nicht vergessen wollen – und ihr Echo in Bands wie Public Access TV, Strange Names, Weezer oder The Strokes wird auch noch länger dafür sorgen, dass wir’s nicht tun.
Ich beschwerte mich im letzten Post übers Sommerloch und darüber, wie wenige neue Videos erscheinen. Na da lobe ich mir die Leute vom Label 4AD, die ihren Speicher durchforsten und alte Klassiker abstauben.
„24“ war der Song, mit dem sie der Welt 1992 den jungen Mark Kozelek vorstellten. Damals war er der Kopf der Red House Painters. So quasi die erste Zeitlupenband, in die meine Ohren sich verliebten. Ihre ersten drei Alben sollten der Soundtrack zu den ersten großen Liebeskummer-Phasen meines Lebens werden, eh klar. Mann, die waren aber auch makellos! Ihre kristallklare, würdevolle, aber manchmal auch mit Augenzwinkern versehene Melancholie war bewegend und schaffte es doch immer, den Grad zum Pathos noch nicht zu überschreiten.