Ich mach’ eisern weiter. Wir kommen zu Teil 3 meiner Lieblingsplatten von 2019 und wir kommen der Sache Schritt für Schritt näher. Jetzt geht’s bereits um Platz 20-16.
Ich wiederhole noch mal: Es geht um nix anderes als meinen Geschmack. Der ist geprägt von Indie. Naja, vielleicht findet ihr’s trotzdem so ein kleines Bisschen interessant. Vielleicht, weil ich einen eurer Favoriten picke, weil ihr komplett anderer Meinung seid. Oder weil ich euch vielleicht noch mal auf ein Album stoße, das euch durchgerutscht ist.
20. Corridor – Junior
Auch im Jahr 2019 ist SUB POP immer noch ein Label mit Trüffelnase. Dieses Jahr haben sie mich auf Corridor aufmerksam gemacht. Ein Quartett aus Montreal, das bereits zwei Alben auf dem Buckel hat, die aber haben vor allem in der Szene ihrer Heimatstadt ihr Echo gefunden und nicht darüber hinaus. Da ist Sub Pop dann ja doch eine ganz andere Plattform.
Corridor machen komplexen Indiepop, verschachtelte Gitarrenfiguren, ineinander verschlungene Gesänge, die sich um ein Gerüst aus klaren, linearen Krautrock-Rhythmen ranken. Das ist schon mal lässig. Was mir auch gefällt, ist, dass sie französisch singen – Montreal liegt bekanntlich im frankophonen Teil Kanadas. Ich versteh’ zwar nix, aber weil die Hörgewohnheiten in Sachen Indie nun mal so auf Englisch geeicht sind, erlebe ich es immer als Plus, eine andere Sprache zu hören.
Bei den Schlagworten Indie-Krautrock-Französisch springen natürlich zuerst mal Stereolab in den Sinn. Also beschreibe ich die Songs von Junior gerne folgendermaßen: Pavement oder Superchunk spielen Stereolab. Ein Prinzip, das locker ein komplettes Album variantenreich trägt.
19. King Gizzard & The Lizard Wizard – „Fishing For Fishies“
„Nur“ zwei Alben gab’s dieses Jahr von Stu Mackenzie und seiner Horde: Das LoFi-Death Metal-Radau-Ding „Infest The Rats Nest“ war wohl die heftigste Platte in der eklektischen Discographie der Australier. Demgegenüber stand – mir natürlich viel lieber – der Öko-Blues von „Fishing For Fishies“. Es gab Leute, die waren enttäuscht, dass Stu & Co ein so zugängliches, fast poppiges Album hinlegten. Aber hey – nur, weil jetzt nicht alle schreiend aus dem Zimmer rennen, ist es doch immer noch eine mächtig verspulte Platte, bis oben hin voll mit Beach Boys-Folk, Comic-Glamrock, Kinder-Psychedelia, Zwitscher-Flöten und Cyboogie. Plus: „Fishing For Fishies“ war ein Konzeptalbum über den ökologischen Zusammenbruch der Meere. Das alles so unter einen Hut zu bringen, dass man mitschnipst und breit grinst, das können nur König Kaumagen und der Eidechsenzauberer.
18. Dude York – „Falling“
Jetzt, wo ich drüber schreiben will, frage ich mich selbst: Warum ausgerechnet dieses Album? Eigentlich macht Dude York, das Boy/Girl-Trio aus Seattle, doch nur typischen Indierock. Indierock mit ein bisschen Jangle, manchmal ein bisschen twee, manchmal ein bisschen noisy. Von allem was, ohne die Extreme auszureizen. Irgendwo zwischen Pains Of Being Pure At Heart, The Beths, Weezer und Best Coast. Aber gut, Dude York mögen dem Genre nix wirklich Neues hinzufügen, aber sie erinnern mich einfach daran, warum ich Indierock mag. Die Mischung stimmt hier einfach. Hier gibt’s clevere Gitarrenpopsongs. Songs, die kicken, nachdenkliche Songs, Songs zum Mitsingen, Songs zum Springen. „Falling“ war ein Album, von dem sechs bis acht Songs eine Single hätten sein können. Ein Album, für das ich immer eine Ausrede fand, um es noch mal laufen zu lassen.
17. Weeping Willows – „After Us“
Der Klimawandel ist ein Thema, das uns allen auf den Nägeln brennt. Wie viel es wohl tatsächlich hilft, Lieder darüber zu schreiben? Naja, die Zukunft wird uns zeigen, ob wir die Kurve noch kriegen. Was Lieder über das Thema angeht: Auch wenn wir uns in unserer Bubble bewegen und damit keinen einzigen denier umstimmen, ist es doch sicher nicht verkehrt, dass wir uns gegenseitig unterstreichen und weiter anspornen, am Ball zu bleiben.
Die Weeping Willows kommen aus der gleichen Stadt wie Greta Thunberg, aus Stockholm. Sie sind erheblich älter, okay. Ihr erstes Album „Broken Promise Land“ erschien 1997, seitdem sind sie mit ihren gerne mal bombig orchestrierten Schmachtfetzen als feste Institution in der schwedischen Szene etabliert. Ihr achtes Album könnt einfach nur ein typisches achtes Album einer alteingesessenen Band sein. Aber die Band um Sänger Magnus Carlson (ein Mann mit einer herrlichen Goldglockenstimme) hat für ihre Achte ein Motto gesucht. Auf „After Us“ geht’s, im typischen opulenten Weeping Willows-Style, um den Klimawandel und das Drumherum: Menschliche Hybris, menschliche Schwäche, Vergänglichkeit.
Ich habe eh eine Schwäche für diese Band. Aber dass die Weeping Willows zu diesem Zeitpunkt ihrer Karriere noch mal eine neue Bestimmung für sich entdecken, das ringt mir Respekt ab.
16. CRX – „Peek“
Bin ich der Einzige, der sich für die Zweite von CRX begeistern konnte? Der sich überhaupt auch nur dafür interessierte? Das erste Album der Zweitband von Nick Valensi (The Strokes) hatte 2016 noch einige Aufmerksamkeit bekommen. Es war von Josh Homme produziert worden und das Ergebnis war klanglich in der Tat irgendwo zwischen Strokes und QOTSA anzusiedeln. Leider war’s aber einfach nicht so doll. Ich war kein Fan.
Trotzdem habe ich in die neuen Singles von CRX reingehört – und zu meiner Überraschung festgestellt, dass ich jede einzelne echt mochte. Das galt dann auch fürs folgende Album. Auf „Peek“ wenden sich CRX, die immer schon The Cars als wichtigen Einfluss nannten, den 80s und den Synthesizern zu. Wer mit dem Werk von The Cars in ihrer „Panorama“-Ära vertraut ist, der erkennt den Einfluss. Anderen kann man’s so erklären: Im Endergebnis gibt’s hier zehn steincoole Songs aus dem Gebiet zwischen Talking Heads/New Order und den Strokes in der „12:51“-Phase.
Die Strokes – das ist kein Geheimnis mehr – werden im neuen Jahr mit einem neuen Album zurück kommen. Wenn es ähnlich gut ist wie das von CRX, werden die Fans happy sein.
Linksammlung:
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