Review: King Gizzard And The Lizard Wizard

King Gizzard And The Lizard Wizard – „Flying Microtonal Banana“

Es gibt Bands, die sind in der Vorstellung besser, als sie es in Wirklichkeit je sein können. Das Musterbeispiel dafür sind The Hives. Sind die schon mal an euch vorbei gelaufen? Bei einem Festival zum Beispiel kann das ja schon mal vorkommen. Da stolzieren sie dann, alle fünf in ihren identischen Anzügen, smarte Haare, Pelle mit seinem irren Blick, der Dicke, der Typ mit seinem Schnauzer. Das ist echt ein Hingucker. Da bliebt man stehen und gafft und muss an sich halten, um nicht wie ein Teenie zu kreischen. So ein fantastisches Bild geben die Hives ab! Ihr Liveset auf der Festivalbühne ist normalerweise dann auch eine echte Radauwucht.
Aber dann hört man ihre jeweilige neue Platte (die immer auf einem neuen Label erscheint, weil das letzte krass enttäuscht von den Verkäufen war, die nicht annähernd die Erwartungen erfüllten) und fragt sich: Wieso ist von all dem Hurra im Studio nichts übrig geblieben? Aber die Idee „Hives“ ist viel besser als ihre tatsächlichen Songs, so ist es leider.

Ihr ahnt schon, was das mit Melbournes King Gizzard And The Lizard Wizard zu tun hat. Oh Mann, ich würde mir SO wünschen, dass ich sagen könnte, dies sei meine Lieblingsband! So viel an den kirren Australiern bringt mich dazu, begeistert zu johlen: Review: King Gizzard And The Lizard Wizard weiterlesen

Review: Froth

Froth – „Outside (Briefly)“

Diese Woche sind Ride, die Giganten von 1990-92, mit zwei neuen Songs zurück gekommen. Die Plattenfirma, auf der die neuen Songs erschienen? Wichita Recordings.  Was ja Sinn macht. Co-Chef von Wichita ist schließlich Dick Green, dereinst der leisere Partner von Alan McGee bei Creation Records, wo Ride ursprünglich ihren Durchbruch erlebten.

Ride sind aber nicht der einzige Release diese Woche bei dem Label. Auch die Kalifornier Froth sollen bitte nicht übersehen werden.

Ein bisschen Googlen ergibt: Froth sind ein Quartett mit echt witziger Bandgeschichte. Im Kern standen die Buddies Joo-Joo Ashworth und Jeff Fribourg aus LA. Die hatten sich länger schon eine Band namens Froth in ihren Köpfen ausgemalt und sogar schon ein Albumcover designt – es sollte eine 20-Minuten-Vinylplatte nur mit Schweigen werden. Jeff hatte danach in einem Spontankauf auf ebay ein Omnichord erstanden, das nun vor sich hin gammelte.

Was Jeff sonst so machte: Er organisierte ein kleines Festival namens Ourbq. Bei diesem hatte er ein Problem: Eine der gebuchten Bands sagte ab. Was tun? Selber spielen! Aus Froth, der Idee, wurde Froth, die Realität. Man fand einen Bassisten und einen Drummer für die Show – und damit ging’s los. Aus dem Gag wurde eine immer ernstere Sache. Zwei Alben haben Froth in Kalifornien schon veröffentlicht, das dritte geht mit Wichita weltweit. Review: Froth weiterlesen

Prize and Shine – Pt. 3

augustiner-collected-2016-cAber wer hat denn jetzt gewonnen? Sorry, ich komme nicht immer dazu, mich dem Blog ausreichend zu widmen, deswegen musste ich euch ziemlich warten lassen. Aber weiter geht’s mit der Kür unseres Ein-Kasten-Augustiner-Preises. Im letzten Post hierzu haben wir die erste Runde hinter uns gebracht und die Hälfte des Teilnehmerfeldes eliminiert. Wie geht’s weiter? Wer wird gewinnen und kriegt von uns einen Kasten Münchner Bier überbracht? Prize and Shine – Pt. 3 weiterlesen

It’s not what you Vulcano

Am 3.3. erscheint „Volcano“, das zweite Album der Temples – eine Platte, auf die nach dem famosen Debüt „Sun Structures“ vor drei Jahren viele Leute sehr gespannt waren.

Wenn das gute Stück erscheint, werde ich hier ein Interview platzieren, das ich neulich mit Bassist Tom und Gitarrist Adam führen konnte. Kurz zusammengefasst kann ich schon mal sagen: Die Band wollte dringend was verändern. Beim letzten Mal muss es Kritiken gegeben haben, die der Band vorwarfen, sie verlasse sich nur auf einen bestimmten Sound. Deswegen haben Temples auf der Neuen zwölf absichtlich sehr individuell für sich stehende Songs geschrieben. Was nun wiederum nicht alle frühen Fans unbedingt glücklich macht, denn die liebten die Temples ja genau für ihren bestimmten Sound.

Seht selbst – die aktuelle Single „Strange Or Be Forgotten“ (zu der es jetzt auch ein Video gibt) betont ganz andere Dinge als der Vorgänger „Certainty“. Auf dem Album wird es noch in ein paar weitere Richtungen gehen.

…außer man Spoont es

Bands: Seid wie Spoon!

Das ist er. Das ist mein einer Ratschlag an alle Bands da draußen. Seid wie Spoon.

Bleibt unberechenbar wie Spoon. Inzwischen zwei Jahrzehnte lang. So, dass man sich auf jedes kommende Album krass freut (in diesem Falle: Hot Thoughts, VÖ 17.03.) Habt trotz aller Unberechenbarkeit euren wieder erkennbaren Charakter. Seid irgendwie arty. Aber nicht zu verkopft. Es muss schon fetzen, so wie’s bei Spoon fetzt. Oder halt groovt. Oder reibt, elektrostatische Aufladung, knister und blitzezuck! Weiss man ja vorher nicht bei Spoon. Die neue Single „Can I Sit Next To You“ groovt schleppend, und lädt sich elektrostatisch auf, und sie ist arty, und sie ist Spoon-ey, ohne früheren Spoon in die Fußstapfen zu treten. Wow. Ach ja, Bands: Habt einen Sänger wie Britt Daniel.

Baby you can drive my Carvountzis

Ah ja. Der gute alte „wir-ersetzen-die-Band-mit-Models“-Move. Ist ja nicht so, dass sich Caleb Carvountzis und seine Bandmitglieder von den Tiny Little Houses verstecken müssten. Aber gut, die Regisseurin Marie Pangaud, die den Clip zu „Medicate Me“ drehte (von der letztjährigen „Snow Globe EP“), arbeitete lieber mit Hotties, die fürs Video in die Rollen der Bandmitglieder schlüpfen. Irgendwas wird sie damit schon aussagen wollen, wenn sie (ironisch?) diese Taktik einsetzt, die wir normal von Dance-Clips kennen. Anyway. Der Song ist gut.

Interview: Ryan Adams

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So. Hier ist es. 50 Minuten Ryan Adams am Telefon. Das komplette Transkript. Anfang Dezember hatte ich den Meister an der Strippe.

Seit gestern ist Ryans neues Album „Prisoner“ draußen – und es ist ja kein Geheimnis, dass er die Lieder für diese Platte in den Monaten nach der Trennung bzw. während seiner Scheidung von seiner Ehefrau Mandy Moore schrieb und aufnahm. Trotzdem ist es nicht „das Scheidungsalbum“, das wird uns Ryan im kommenden Text ausführlich erklären.

Wie er übrigens sehr viel sehr ausführlich erklärt. Ryan redet in diesem Gespräch oft wie ein Wasserfall – und ich bin nicht derjenige, der seinen Interviewpartner unterbricht.

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Sail on, Sturgill!

Da hat mein alt.Country-Favorit Sturgill Simpson letzte Sonntagnacht doch für sein „A Sailor’s Guide To Earth“  tatsächlich den Grammy fürs „Country Album of the Year“ gewonnen! Zusätzlich war Sturgill auch noch – wenn auch als krasser Außenseiter – in der Königskategorie, dem genreübergreifenden „Album of the Year“ nominiert. Dieser Preis ging dann am Ende an Adele. Fair enough. Ich hätte mich trotzdem für Sturgill gefreut, auch ein bisschen aus Eigennutz, weil mein 2014er-Interview mit dem Meister sicher ein paar Klicks gesammelt hätte, wenn hierzulande plötzlich alle „Sturgill Simpson“ gegooglet hätten

Der Song, den Sturgill bei den Grammys performte, war „All Around You“. Meiner Meinung nach nicht unbedingt die spannendste Nummer auf ASGTE, aber mit der beissenden Militär-Kritik „Sea Stories“ hätte der Gute ja sicher auch zu viele  Leute erschreckt. Zu „All Around You“ gibt es wenige Tage nach der Grammy-Performance jetzt auch ein Video.

Lights and Mewsic

Die Kopenhagener Indieprog-Maestros Mew haben sich bekanntlich vor ihrer Bandgründung in den 90ern auf der Filmhochschule kennengelernt. Das Visuelle war seitdem immer ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit als Band – konsequenterweise heisst ihr kommendes Album „Visuals“ (VÖ: 28.4.) Voraus schicken die  Dänen dem Ganzen nun eine Single mit dem Namen „85 Videos“, zu der sie das dazugehörige Video gleich mitliefern. Schon verwirrend – sind das damit 86 Videos?
Egal. Hauptsache Mew. Die haben’s drauf, manchmal richtig schön bombastische Indiepop-Hymnen aufzufahren, und dieser Song ist eine davon.