Meine Alben 2019, Pt.6 – 5-1

Hallo im neuen Jahr 2020!

Ich beginne die neue Saison auf dem Blog mit meinem Abschluss zu 2019. Die Top 5 meiner persönlichen Lieblingsplatten von 2019 stehen noch aus. Here we go:

5. The S.L.P. – „The S.L.P.“

Ich habe ein paar Lieblingskünstler, die haben einfach den Draht zu meinem Geschmack. Serge Pizzorno ist einer davon. Ich habe noch jedes Kasabian-Album prima gefunden (Serge ist Kasabians Songwriter und Macher, falls irgendwer dies nicht auf dem Schirm hat). Der Gute ist auch einer meiner allerliebsten Interviewpartner. 

Kasabian haben zuletzt eine Kreativpause eingelegt, weil Teile der Band mal Urlaub brauchten. Serge wiederum macht nirgendwo lieber Urlaub als in seinem Studio. Also hat er die Zeit halt für eine Soloplatte genutzt. Die klingt naturgemäß sehr nach Kasabian, betont aber den experimentellen und elektronischen Anteil dessen, der immer schon in der Band steckte.  Obendrein gibt’s ein paar Gastauftritte aus dem HipHop (z.B von Slowthai und Little Simz) und auch Serges Vorliebe für Soundtrack-Musik (er hat seinen ersten Sohn ja nicht ohne Grund Ennio genannt) hört man raus.

Kasabian sind unterbewertet. Weil sie in England ganz Stadien füllen, gelten sie dort als Band für den tumben Massengeschmack. Für mich aber sind sie die eine Band, die die Lehren aus „XTRMNTR“ zu Herzen genommen und die das Ganze dann sogar noch breitenwirksam ausgearbeitet hat. Wie viel Verspieltheit, Witz, Experimentierfreude und musikalisches Fachwissen in Serges Arbeit steckt (siehe dafür auch sein Nebenprojekt Loose Tapestries mit Comedian Noel Fielding), das wird oft übersehen, weil Serge dies in seiner Musik so verabreicht, wie man Kindern Medizin gibt: Auf einem Stück Zucker. 

4. Ride – „This Is Not A Safe Place“

Was habe ich diese Band geliebt, als ich Anfang 20 war! So sehr, dass ich Angst hatte, sie könnten mit miesen Reunion-Alben ihr Erbe versauen. Das ist nicht passiert. Schon „Weather Diaries“ vor zwei Jahren hat mich irre gefreut, weil ein paar Songs drauf waren, die mit den besten Liedern aus Rides frühen Tagen mithalten konnten. Es gab auch Durchhänger, aber das war wegen der 4-5 Supernummern egal.

Auf ihrer Zweiten nach der Wiedervereinigung haben Ride die Quote sogar noch mal erhöht. Okay, 2-4 mal kann man skippen. Aber es geht schon mal los mit einem Instrumental, das klingt wie die Chemical Brothers in einer Waschmaschine („R.I.D.E.“). Dann kommt „Future Love“, der Song, der „Twisterella“ optimiert. Dann der umwerfende Schmirgelpower-Stampfer „Repitition“. Mit „Clouds of Saint Marie“, „Jump Jet“ und „End Game“ gibt’s drei weitere Meisterstücke, die auf „Going Black Again“ Highlights gewesen wären. Das alleine sind sechs (!) absolute Superduper-Spitzen-Tracks auf einem Album!

Man kann sich doch nur wünschen, dass Wiedervereinigungen so ausgehen. Ride bleiben sich mühelos treu, strecken aber auch die Fühler nach Neuem aus und kreieren neue Songs, die ihre Klassiker teilweise sogar in den Schatten stellen. Groß.

3. Metronomy – „Metronomy Forever“

Köche sagen immer: Das Geheimnis der Italiener ist, dass sie nur ganz wenige Zutaten verwenden. Statt in einer Soße siebzehnzwölf Gewürze und Öle zu verpanschen, nehmen sie nur drei Elemente (sagen wir Tomate, Basilikum, Olivenöl), aber diese wenigen Inhaltsstoffe sind dafür frisch und edel. 

Joe Mount arbeitet so mit Klangspuren. Auch wenn sein Projekt Metronomy live als Quintett auftritt, wird es selten passieren, dass wirklich mal fünf oder mehr Soundschichten gleichzeitig übereinander gelagert werden. Zumindest fühl es sich so an. Metronomy arbeiten mit wenigen, dafür umso prägnanteren Beats, Synth- Bass- und Vocallines. Gerne setzen sie den Effekt der Leere ein, lassen Instrumente mal einzeln stehen, um sie anderen dann umso effektiver wieder zurück kommen zu lassen.

Zu den pfiffigen, neckischen Liedern, die Joe Mount schreibt, passt das ideal. „Metronomy Forever“ hat 17 Tracks, darunter auch ein paar, die man vernachlässigen kann. Die anderen Songs bilden dagegen eine kleine Hitparade aus fettfreien, kecken, perfekt tanzbaren Popnummern zwischen 80s und Indietronica. 

2. Elbow – „Giants of All Sizes“

Ich habe ein paar Lieblingskünstler, die haben einfach den Draht zu meinem Geschmack. Elbow gehören auch dazu. Ich liebe diese Band einfach. Ich liebe Guy Garveys schlaue, warmherzige Persönlichkeit und wie er sie zu Papier bzw. auf Tonspur bringt. Ich liebe es, wie seine Band die Musik erarbeitet, we sie die Instrumente schichtet, Dynamik entwickelt, Atmosphären schafft, schwelgerische Schönheit, bedrückende Schwermut und erhabene Grazie zaubert. 

Wir sind inzwischen fast daran gewöhnt, dass Elbow das können. Es ist aber nicht selbstverständlich. Es gilt, das auch jedes Mal wieder aufs Neue zu schätzen. Ihr achtes Album „Giants Of All Sizes“ gehört zu ihren besten. Dass eine Band so konstant einen so hohen Level hält und jedes Mal wieder berührt, das ist eigentlich unglaublich. 

1. Fontaines D.C. – „Dogrel“

Das stand von Anfang an außer Frage. Was kann ich noch Neues über diese Platte schreiben? Ich habe im April sowohl eine begeisterte 10-Punkte-Rezension verfasst als auch ein Interview mit Sänger Grian Chattan hier platziert.

Na, tun wir mal so, als hättet ihr dieses Jahr von den Fontaines D.C. nichts mitgekriegt. Es sind dies fünf Iren aus Dublin (D.C. steht für Dublin City), die zu Freunden wurden, weil sie sich alle für Poesie begeisterten. Bevor sie Musik machten, legten sie Gedichtbände in Dublins Bücherläden aus. 

Bei „Poesie“ denkt man nicht an Punk. Aber was Fontaines D.C. machen, das ist struppiger, wütender, nachdenklicher Punkpop. Punkpop mit Tiefgang, mit nagender Dringlichkeit, mit lyrischer Kraft. 

Vor dem Album hatten Fontaines mit einer ganzen Handvoll Singles bereite enorme Hoffnungen geweckt. Das Album hat diese Hoffnungen sogar übererfüllt. Denn die Singles schlugen noch alle in die nörgelige Schmirgelrock-Kerbe. Auf „Dogrel“ gingen Fontaines dann aber auch mal mit dem Fuß vom Gas und zeigten, dass sie auch reflektierte Midtempo-Postpunk perfekt drauf hatten (Nummern wie „The Lotts“ oder „Television Screen“ erinnern mich an Joy Division, Gold Class oder frühe Idlewild). Als Abschluss gab’s sogar eine Irish Folk-Ballade im staubigen Stile der Pogues.

„Dogrel“ ist ein intelligentes, aufgebrachtes Album, an dem man keinen einzelnen Ton hätte besser machen können.

  

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