Meine Alben 2014. Pt 2 (20-16)

20-16 Header Ocean Party

So, weiter geht’s mit meiner persönlichen Top 25 in Sachen Alben des Jahres 2014. Eine Liste, die keinerlei Anspruch erhebt, außer meinen eigenen, komplett subjektiven Geschmack wieder zu geben. Dafür immerhin begründe ich, was ich an den jeweiligen Platten so mag. Wir sind bei Runde 2 angekommen, das heißt Platz 20 – 16. 

20. Joseph Huber – The Hanging Road

20 Joseph HuberIch habe lange schon ein Faible für alt.Country gehabt. Was man nicht zuletzt daran erkennt, dass ich immer noch diesen veralteten Ausdruck für das verwende, was man längst Americana nennt. Meine erste alt.Country-Platte kaufte ich mir 1993, das war „There Is No One What Will Take Care Of You“, das Debüt von Palace Brothers. Was ich dazu sage, als müsste ich mich rechtfertigen – aber viele Leute waren halt ziemlich überrascht davon, dass ich dieses Jahr mit „Hank Furbisher’s Hee Haw Humdinger“ einen Americana/Indiefolk/Bluegrass-Abend im Atomic startete. Ich habe diese Musik jedenfalls lange schon daheim gerne gehört, nur war im Club, im Atomic-Brit-Indie-Programm, halt nie wirklich Platz dafür. Dann wiederum hat dieses Genre in meinem Herzen und meinen Hörgewohnheiten nie so viel Platz eingenommen wie in den letzten 12 Monaten. Ich habe mich dieses Jahr reingefuchst wie nie zuvor und auch eine Menge Künstler für mich entdeckt, die mir neu waren, auch wenn sie alles andere als Newcomer sind.

Joseph Huber aus Milwaukee zum Beispiel. Der Songwriter ist schon seit 2004 aktiv, zuerst als Banjospieler und einer der Sänger der (famosen) .357 String Band. Seit deren Trennung hat er drei Soloalben veröffentlicht: Das schwermütige „Bury Me When I Fall“ (2010), das flotte „Tongues Of Fire“ (2012) und dieses Jahr „The Hanging Road“, das quasi seine beide Seiten zeigt. Ich habe Huber also erst dieses Jahr für mich entdeckt, aber alle drei Alben auf und ab gehört, denn dies ist einfach prima Songwriting.
Joseph Huber arbeitet hauptberuflich als Schreiner. Ein traditionelles Kunsthandwerk, das sowohl Muskeln als auch Fingerspitzengefühl verlangt und für das althergebrachtes, weitergegebenes Wissen genauso wichtig ist wie eigene Kreativität. Schnitzen, Hämmern und Feilen, so bearbeitet Huber für mich auch seine Songs: Dies sind Roots-Country-Lieder mit Banjo, Fiddle, Harmonica und Gitarre, die er mit seinem persönlichen Duktus fertigt.

19. Klaxons – Love Frequency

19 klaxonsDas zweite Klaxons-Album „Surfing The Void“ (2010) hatte zwar das beste Cover aller Zeiten, aber war musikalisch mit seinen Rock-ismen nicht der richtige Schritt nach ihrem umwerfenden Debüt. „Myths Of The Future“ (2007) hatte den Indie damals schließlich komplett umgekrempelt und „Nu Rave“ erfunden. Auf „Love Frequency“ fanden die Klaxons zurück zu Electronica und Pop. Man konnte wieder zu ihnen tanzen, sie machten wieder Spaß. Das reichte nicht, um sie kommerziell gesehen auf den Level von 2007/2008 zurück zu führen, die Londoner haben ihre anstehende Trennung bekannt gegeben. Schade. (Andererseits, wenn ich wie James Righton mit Keira Knightley verheiratet wäre, würde ich auch mehr Zeit daheim verbringen wollen…) Auf ihrem Konzert im Strom im November konnte man aber noch mal sehen, dass „Love Frequency“ wirklich gelungen war – da wurden Songs wie „Children Of The Sun“, „From Atom To Atom“ oder „There Is No Other Time“ genauso gefeiert wie ihre Klassiker. Definitiv ein prima Album und ein würdiger Abschluss der Diskographie einer herausragenden Band, die in der Zukunft garantiert nicht vergessen wird. Es würde mich nicht wundern, wenn man auch in zehn, zwanzig Jahren noch von den Klaxons spricht und sie als einer der wichtigen Acts ihrer Ära gelten.

18. Lowtide – Lowtide

17 lowtide album2014 war das Jahr, in dem Slowdive ihre Reunion gefeiert haben. Ein neues Album haben die Legenden aus dem Themsetal noch nicht an den Start gebracht, aber das mussten sie auch nicht. Denn das haben vier junge Australier für sie getan, deren Bandname sich fast auf Slowdive reimt: Lowtide. Okay, einen Originalitätspreis kann man dem Quartett aus Sydney für sein Debüt nicht überreichen. Aber man kann sich ja trotzdem darüber freuen, dass hier jemand die schummrige Schönheit, den verschwommenen Pop-Appeal, und die Baukunst in Sachen Sonic Cathedrals so schön auf die Reihe bekommen hat wie unsere early-90s-Helden.

In dem Zusammenhang: Wenn Deep Sea Arcade die australischen Charlatans, wenn Jagwar Ma die australischen Happy Mondays, wenn Morning Harvey die australischen „Leisure“-Ära-blur und Lowtide die australischen Slowdive sind, dann wäre es doch 2015, pünktlich zu deren Reunion, Zeit für die australischen Ride? Bitte bitte bitte lasst diesen Traum wahr werden, ihr Bands down under!

17. The Ocean Party – Split

18 ocean party splitDer VÖ-Kreislauf von heutigen Bands verlangt, dass sie zum aktuellen Album erst mal eineinhalb Jahre auf Welttour gehen und man daher erst nach zwei, drei Jahren was Neues von ihnen hört. Es kann daher einen Vorteil haben, wenn man seinen Lokalhelden-Status behält. Denn wären sie permanent um die Welt gereist, anstatt nur ab und zu in den Bars ihrer Heimatstadt zu spielen, hätte das Quartett The Ocean Party aus Melbourne sicher nicht in drei Jahren vier Alben hingelegt, auf denen die vier Mitglieder ihr Ding immer konkreter auf den Punkt bringen. Wobei: „auf den Punkt bringen“, das ist ja eigentlich ein Widerspruch für Bands, die sich im Dolewave bewegen. Jenem so Melbourne-spezifischen Genre, das musikalisches Slackerdom mit cleverer Nabelschau vereint (der obligatorische Vergleich Pavement-meets-Go-Betweens sei an dieser Stelle hiermit wieder hervor gekramt) und sich über seine lose Ausgefranstheit definiert.

„Split“ ist nicht das vierte, sondern das dritte Album von The Ocean Party. Das vierte heisst „Soft Focus“, es erschien down under im Herbst und ist dort nun in allen Jahres-Best-Ofs zu finden. Wir müssen uns mit dem Vorgänger aus dem Winter „Split“ begnügen, denn „Soft Focus“ ist hierzulande auch in den Downloadstores noch nicht zu haben.

2015 könnte übrigens DIE Saison des Dolewave werden, denn nicht nur „Soft Focus“ verspricht viel, auch neue Alben der Dolewave-Vorreiter Twerps (deren aktuelle VÖ „Underlay“ nur deshalb nicht in meinen Top 25 steht, weil sie als EP bezeichnet wurde) und Dick Diver stehen vor der Tür.

16. Jack Ladder & The Dreamlanders – Playmates

16 jack-ladder playmatesEin hagerer, langer Australier mit tiefer, tiefertiefer Stimme, der eine Begleitband illustrer Musiker um sich geschart hat, deren Mitglieder für sich ihre eigenständigen Erfolge feiern (The Dreamlanders sind der Ausnahme-Gitarrist Kirin J Callinan, Producer Donny Benet sowie Lawrence Pike von PVT) – an wen erinnert das? Genau! Lange wurde Jack Ladder prinzipiell mit Nick Cave und seine Band The Dreamlanders mit den Bad Seeds verglichen. Ein Vergleich, dem kaum jemand standhalten kann, doch auf ihrem vierten Album haben sich Ladder & Co tatsächlich aus diesem übergroßen Schatten bewegt. Hier nämlich macht seine Band etwas, das Nick Cave nie gemacht hat und bewegt sich in Richtung synthetischen Pops – und das, obwohl sich darauf kaum Synthies finden, sondern statt zumeist analoge Instrumente auf künstlich getrimmt wurden (Producer Kim Moyes von The Presets versteht halt was von seinem Fach.) Das Ergebnis ist eins dieser Alben, das Erinnerungen an die 80s beschwört, die es so nie gab. Ein samtschwarzes, mondänes New-Romantic-Werk, das Duran Duran und Co nicht imitiert, sondern als doppelbödige, hinterfotzige Zerrspiegel-Variante untergräbt.

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