Meine Alben 2017, PT.2 (25-21)

Weiter geht’s. Teil 2 der Serie meiner persönlichen Lieblingsalben des Jahres 2017. Wir kommen zu Platz 25-21.

25. Temples – Volcano

Schon kurios, irgendwie. Einerseits haben die Temples auf ihrem zweiten Album einen großen Schritt gemacht und ihre Klangpalette ganz erheblich erweitert. Ihr umjubeltes Debüt „Sun Structures“ (2013) bot starken Psychedelia-Britpop, auf „Volcano“ gab’s nun obendrein Glamrock („Roman Godlike Man“), bonbonbunte Melodien („Mystery Of Pop“) und sphärisch Schwebendes („How Would You LIke To Go?“). Trotzdem hatte die Platte irgendwie nicht die gleiche Wirkung. Woran lag’s? An den Songs bestimmt nicht, die sind prima komponiert und gewitzt arrangiert. Vielleicht war die Platte sogar zu schlau?

(Eine Rezension habe zu dem Album habe ich auf dem Blog nicht geschrieben, dafür hatte ich Bassist Tom Warmsley und Gitarrist Adam Smith im Interview.)

24. Shout Out Louds – Ease My Mind

Hach. Schon herlich, dass es Bands wie die Shout Out Louds gibt. Die sind so schön unspektakulär. Die machen einfach nur freundliche, unaufdringliche Platten. Poetisch, nachdenklich, fast schüchtern sind ihre Lieder. Die Shout Out Louds geben leise Einladungen, ihnen zuzuhören, ohne das einzufordern. Mit einem Hit wie „Please Please Please“ damals kann ihre Fünfte „Ease My Mind“ nicht aufwarten, dafür ist es einfach feine, sympathische, liebevolle Gitarrenmusik.
Es kann kein Zufall sein, dass ich so viele Texte über Adam, Bebban, Carl und Ted mit dem Wörtchen „Hach“ beginne. Wenn die ihre Instrumente in die Hand nehmen, pegeln sie mich auf meinen inneren Schwerpunkt ein und die Welt ist gut.

(Auch zu diesem Album gab’s auf dem Blog keine Rezension, statt dessen ein Interview mit Adam Olenius und Bebban Stenborg.)

23. Husky – Punchbuzz

Na sowas. All das, was ich zu den Shout Out Louds gesagt habe, könnte man auch zu Husky sagen. Das Melbourner Duo aus Husky Gawenda und Gideon Preiss macht auch keine Musik, die einem ins Gesicht springt, doch die Lieder betören mit ihrer Komplexität und in ihrem Kunsthandwerk. In meinem Text zum Album zur VÖ im Juni drückte ich’s so aus:
„Das dritte Album von Husky versammelt echt viele subtile Qualitäten. Sehr smarte Arrangements, sehr raffinierte Songstrukturen, poetische Texte und ohrenschmeichelnder Harmoniegesang sind das eine – fast noch wichtiger aber ist mir die emotionale Connection […]. Die Tatsache, dass Husky mit diesen Liedern die Übermittlung einer Gefühlswelt gelingt.“

22. Säkert! – Däggdjur

Ich bin nicht bei jedem Album, bei dem ich es vorhatte, auch dazu gekommen, hier auf dem Blog was dazu zu schreiben. „Däggdjur“ zum Beispiel war ein Werk, in das musste ich mich erst reinhören. Es ist ein sehr leises Album, erstens. Zweitens: Wenn Annika Norlin, die man ja auch als Hello Saferide kennt, unter dem Namen Säkert! aufnimmt, heisst das: Schwedische Lyrics. Puh, Extra-Arbeit. Die sich aber natürlich wieder lohnt, denn Annika Norlin gehört zu den herausragenden Texterinnen unserer Zeit.

Annika hat die Lieder auf „Däggdjur“ vielfach von Gaststimmen aus ihrer Heimatstadt Umeå singen lassen. Wir hören z.B. Ola Klüft (The Perishers), Lina Högström (Skator), Jacob Nyström (Isolation Years), Lovisa Nyström (Two White Horses), Martin Hanberg (Vapnet) oder – besonderer Coup – den zurückgezogenen 90er-SWE-Star Jakob Hellman. Manchmal im Duett mit Annika, manchmal ganz ohne sie.

Und wir googlen Annikas Texte, cut/pasten sie in den Übersetzer und staunen. „Warst du je eifersüchtig auf die Erde? Auf ein Stück Land, in dem die Archäologen graben, jeden Stein untersuchen und Dissertationen drüber schreiben, mit ihrem Namen drauf? Und Leute kaufen Schuhe und sie laufen auf dir.“   

21. Wolf Alice – Visions Of A Life

Das schwierige zweite Album nach dem Erfolgsdebüt, es war doch gar nicht so schwierig. Wolf Alice haben einfach weiter ihren Stiefel gemacht und 90s-Grungepop mit ihrer eigenen Persönlichkeit aufgeladen. Persönlichkeit haben Wolf Alice, denn das ist einfach ne gute Band. Ihr Gitarrist Joff Oddie hat einen unorthodoxen und ideenreichen Spielstil, er ist für mich sowas wie der Graham Coxon seiner Generation. Vertrackt und komplex ist sein Zusammenspiel mit der Rhythm Section (Bassist Theo Ellis, Drummer Joe Amey), aber dabei doch natürlich und ungezwungen. Das sorgt für Dynamik, Spannungsaufbau und Entladung. Und vor all dem steht Ellie Rowsell. Eine Sängerin, die ich jetzt mit einer Biene vergleichen werde: Weil sie irritiert und zustechen kann, aber auch den Honig bringt und zuckersüß summt. Und weil man eins nicht kann: Sie ignorieren, wenn man im gleichen Zimmer ist.

Auch zu diese Album gab’s hier kein Rezension. Aber ein Interview mit Ellie Rowsell. Yay!

 

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