Review: Josh Pyke

Josh PykeJosh Pyke – „But For All These Shrinking Hearts“

In der Marketingsprache gibt es einen Ausdruck: USP. The „Unique Selling Point“. Das Einzigartige, Unverwechselbare, das ein Produkt auszeichnet, weswegen man’s kauft. In der Musikindustrie ist das Produkt der Künstler / die Künstlerin / die Band / ihr Werk.

Josh Pyke aus Sydney ist ein Singer/Songwriter, der zu Hause in Australien eine feste Größe ist. „But For All These Shrinking Hearts“ ist sein fünftes Album. Der Rest der Welt hat nie so richtig Notiz genommen – und wenn ich ehrlich bin, glaube ich auch, dass ich den Grund weiss. Nicht mal ich würde, wenn ich ein Label hätte, Geld investieren, wenn ich wollte, dass es auch zurück fliesst. Denn Josh Pyke hat keinen USP. Trotzdem: meine Fresse, ich liebe den Typen!

Was meine ich, wenn ich sage: Josh Pyke hat keinen USP? Also: Der Mann ist nicht besonders dies, er ist nicht besonders das. Was das  Singer/Songwriting-Dingens angeht, ist er ein Allrounder, der ALLES sehr gut macht – aber nichts extrem.

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Review: Elbow

elbowElbow – „Lost Worker Bee“ EP

Man erzählt uns, die Ära des Albums sei vorbei. Denn die Leute hören Musik nur noch in kleineren Häppchen. Als einzelne Tracks, auf Shuffle, als Playlists. (Frage: Was ist eigentlich ein Album, wenn es keine Playlist ist? Aber stop, ich will mich nicht ablenken lassen.) In der Zukunft, heisst es, werden Bands ihre Musik daher nicht mehr alle zwei Jahre in 45- oder 60-Minuten-Blöcken veröffentlichen, sondern immer schon nach wenigen Monaten Pause mit 15-20-minütigen EPs um die Ecke kommen. So, dass der Hörer unmittelbarer mitkriegt, wo die Band in am aktuellen Zeitpunkt ihrer Entwicklung gerade steht. Was auch Teil der Band-Fan-Bindung sein wird – diese häufige Präsenz gehört jetzt dazu, in einer Zeit, in der Bands ja auch über die sozialen Medien direkt mit ihren Hörern interagieren. Das erzählt man uns.

Eine der Bands, die dennoch ganz bewusst auf die Kunstform Album setzt, sind Manchesters Elbow. Wenn es nach ihrem unglaublich sympathischen Frontmann Guy Garvey ginge, könnte man von den LPs der UK-Kritikerlieblinge gar keine einzelnen Tracks downloaden, sondern man müsste immer das ganze Album nehmen. Denn Elbow-Alben sollten von A bis Z durchgehört werden, es sind Alben, die einen auf eine Reise nehmen, die sich langsam entfalten, unterschwellige Dynamiken entwickeln.

Ausgerechnet Elbow melden sich nun, gerade mal etwas mehr als ein Jahr nach „The Take-Off And Landing Of Everything“ mit einer 4-Song-EP zurück? Die doch per Definition gar nicht ihr Medium sein sollte?

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Review: Albert Hammond Jr

ah jrAlbert Hammond Jr – „Momentary Masters“

Schwierig, die Strokes in den letzten Jahren.
Beweisstück 1: Das letzte, rote Album – das war so wenig beeindruckend, dass ich sogar vergessen habe, wie’s heißt! Da muss ich erst mal nachschauen – ah ja, „Comedown Machine“!

Seit „First Impressions Of Earth“ jedenfalls wirkt Julian Casablancas nicht nur aus Coolness gelangweilt. Es ist, als sei er nur noch richtig widerwillig Strokes-Mitglied. Vielleicht aus Mitleid den anderen  gegenüber, die ja irgendwo die Butter für ihr Brot hernehmen müssen? Nicht jeder ist Millionärssohn wie Julian und Albert Hammond Jr, die sich bekanntlich dereinst im Schweizer Luxus-Internat kennenlernten. Jedenfalls: „Comedown Machine“ klang zum substantiellen Teil nach „Mein Gott, wir müssen diesen 5-Alben-Vertrag ja mit irgendwas erfüllen!“ Man hatte fast das Gefühl, dass Julian die Platte sabotierte: die Band gab keinerlei Interviews, spielte keine Tourdates – alles Julians Entscheidungen.

Das frustrierendste an allen drei Alben war dabei: Jedes hatte so seine drei, vier Spitzensongs. Songs, die zeigten, wenn die Strokes nur wollen würden, dann könnten sie weiter so fresh und knackig und strubbelig und rotzig Musik machen wie auf „Is This It“ und „Room On Fire“. Das machte es umso trauriger, dass 3/4 der Alben halbgar und lieblos hingerotzt wirkten, wie eine Hausaufgabe, die man auf den letzten Drücker abliefert, weil man weiss, es reicht eh für eine 4. Review: Albert Hammond Jr weiterlesen

Interview: Tame Impala

Tame-Impala opener

Ich hab’s schon letzte Woche angekündigt – aber so ein Interview komplett zu transkribieren und dann hier wieder zu überstellen, das dauert halt seine Zeit. Umso mehr, wenn es Hochsommer ist und man sich nach einem Arbeitstag echt nicht mehr unbedingt vor den Rechner klemmen will oder sich an einem freien Tag halt lieber an die Isar legt.

Anyway. Kevin Parker. Tame Impala. Fuck yeah! Ich finde „Currents“ sehr sehr sehr super. Und fürs piranha kriegte ich 20 Minuten mit dem Maestro am Telefon. Here we go. Interview: Tame Impala weiterlesen

New Planet discovered!

Wie sehr ich The DMA’s liebe, das habe ich auf diesem Blog wohl schon oft genug gesagt. Nun haben die Jungs ein Video der befreundeten Band Planet vorgestellt, denn deren Mitglied Matty Took ist der Bruder von DMA’s-Gitarrist Johnny (zur Erinnerung: hier mein Interview)

Und was soll man sagen? Wow. Das ist – wie bei den DMA’s – zwar so super-typischer Britpop, dass es fast schon klischeehaft ist – aber wie bei den DMA’s ist die Melodie wahnsinnig gut und bei aller Euphorie irgendwie melancholisch. Auch der Style von Planet ist so herrlich uncool-cool wie der der DMA’s. Der Song: Ein Mal gehört und schon hängt „Disaster Caster“ im Ohr fest. Gefällt mir auf Anhieb großartig! Wann/ob der Song aber offiziell bei uns in Deutschland erscheint, konnte ich bisher nicht rauskriegen.

EZTV does it

Das ist mal ne etwas andere Bandgründungs-Geschichte: Jason Pierce plante eine Spiritualized-US-Tour und suchte daher in New York nach Musikern. Gitarrist Ezra Tenenbaum, Bassist Shane O’Connell und Drummer Michael Stasiak spielten vor und kriegten zwar den Job nicht, blieben aber miteinander in Kontakt und sind heute die Band EZTV.

Die Musik, die sie machen hat mit der erschlagenden Opulenz von Spiritualized wenig zu tun, das Video zur Single „Dust In The Sky“ zeigt sie eher als klassische Lo-Fi-Janglepop-Combo. Fein ists’s allemal.

EZTV "Dust in the Sky" (Official Music Video) from Ian Perlman on Vimeo.

Spätes Update 31.08. – 1. Weil der youtube-Clip inzwischen gesperrt wurde, nun via vimeo. 2. Gestern habe ich gelesen, dass der Bassist hier der Sohn von Lloyd Cole ist! Sieh mal an!

Vinterview: Lloyd Cole

Lloyd Cole Header2010 begann ich mit dem Bloggen, damals unter der Webadresse hennissey.piranha.tv. Doch letzten Sommer wurde mein Blog leider gelöscht.

Ich werde die dabei verlorenen gegangenen Interviews hier nun nach und nach wieder online stellen. Diese “vintage Interviews” (Hüstel!) nenne ich “Vinterviews”.

Sehr aktiv ist in diesen Tagen Lloyd Cole. Zum einen erschien kürzlich eine umfangreiche Komplettbox seiner 80s-Band Lloyd Cole & The Commotions. Nun steht demnächst ein elektronisches Instrumentalalbum des vielseitigen Briten an. Anlass genug, mein Interview abzustauben, das ich vor zwei Jahren mit ihm führen konnte, als er sein Album „Standards“ veröffentlichte.

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Review: MS MR

MS MRcoverMS MR – „How Does It Feel“

Lizzy Plapinger wusste bisher sehr, sehr genau, was sie tat. Die Dame ist eine Tastemakerin. Sie erkennt und kreiert Trends, das sogar ist ihr Job. Plapinger ist schließlich Mitbegründerin des Style-Pop-Labels Neon Gold (u.a. Charlie XCX, Passion Pit, HAIM, St. Lucia). Aber als sie 2011 auf den Producer Max Hershenow traf, da zeigte sie, dass sie ihre Wunschvorstellung, wie sophisticated Pop klingen soll, nicht nur über andere Bands definieren kann – sondern dass sie diesen Pop auch selbst kreieren kann. Lizzy und Max wurden zu MS MR und planten sehr modern und schlau ihre Karriere. Zuerst veröffentlichten sie ihre Lieder über Tumblr, auch versahen sie alle Songs gleich mit Videos, sie hatten also eine sehr klare Vision nicht nur von ihrer Musik, sondern eines Gesamtbildes MS MR aus Sound, Style, Fashion und Farbe.

Perfekt kulminierte das eigentlich schon auf ihrer ersten EP „Candy Bar Creep Show“ – vier Songs, die großartigem Synthpop einer kühle, edeldüstere Note mitgaben. Es war, als hätte sich 80s-Goth-Queen Siouxsie Sioux als New Yorker High Society-Event-Veranstalterin wieder erfunden. Hochgradig chic, aber mit tiefschwarzer Unterströmung,

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This Beat is Zutonic

Was ist eigentlich aus The Zutons geworden? Auf zwei riesig erfolgreiche Alben voller britpop-folkiger Atomic-Dancefloor-Knüller wie „Remember Be“ oder „Don’t Ever Think (Too Much)“ folgte ein drittes, dem die Hits fehlten – und dann Jahre nichts mehr. Zwischendurch war Songwriter und Frontmann Dave McCabe allenfalls noch mal als Co-Autor von Mark Ronson aufgefallen (kein Wunder, schließlich stammt „Valerie“, zum Welthit gemacht durch Amy Winehouse und Ronson, aus seiner Feder) – auf „Record Collection“ schrieb er am „Bike Song“ mit, gesungen von Kyle Falconer (The View)

Jetzt meldet sich McCabe also endlich zurück, und zwar – auweia – mit einem Synthpop-Projekt. Passt das zusammen? Wo McCabe doch bisher komplett vom traditionellen Song kam? Meine Meinung: A bisserl weird ist’s schon. „Church Of Miami“ ist die neue Single und der Titelsong des kommenden Albums von Dave McCabe & The Ramifications. 

Review: Jason Isbell

jason isbellJason Isbell – „Something More Than Free“

Ich schreibe es ja immer wieder und ich weiss, dass ich mich da wiederhole – trotzdem noch mal: Die Qualität eines Singer/Songwriters wird für mich letztlich davon bestimmt, was er für eine Persönlichkeit ist. Songwriter sind Geschichtenerzähler und/oder Dichter. Die entscheidenden Fragen sind, was sie uns zu sagen haben, wie sie es sagen und wie überzeugend sie dabei rüber kommen – nehmen wir ihnen das ab, was sie uns erzählen? Jemand, der etwas zu sagen hat, wird fast immer ein guter Songwriter sein – denn er wird dem Inhalt dessen, was er sagt, eine Form geben, die dieser Aussage angemessen ist und sie untermalt, illustriert oder verstärkt. Andersrum ist es viel schwieriger. Wer nur die formalen Mittel, aber keine Aussage hat, endet ziemlich sicher als Windei.

Wenn wir also über die neue Platte von Jason Isbell sprechen, müssen wir darüber sprechen, wer Jason Isbell ist und warum er repräsentiert, was er heute repräsentiert.

Also, Schnelldurchlauf: Isbell, 36, aus Green Hill, Alabama, hat schon zwei Jahrzehnte in der Musikindustrie auf dem Buckel. Review: Jason Isbell weiterlesen