Auch die Deportees haben heute einen neuen Clip geteilt. Das aktuelle Album der Kritikerlieblinge aus Umeå heisst „All Future“, es ist ihr sechstes, es liefert mal wieder durchgehend feinsten Niveau-Gitarrenpop und es ist wieder mal zu subtil, um außerhalb Schwedens richtig wahrgenommen zu werden. Das zieht sich als roter Faden durch die Karriere der Deportees. Tja, was will man machen.
Anyway. Peder Stenberg, Anders Stenberg und Thomas Hedlund haben eine Akustikversion ihres Songs „Lost Future/All Future“ geteilt. Hört ins Album rein, ihr werdet es nicht bereuen.
Ihr letztes Video „Anata No Hikari“ ist gerade mal drei Wochen alt, da legen die Japanerinnen Lucie, Too schon wieder nach: „Chime“ ist der Titelsong der kommenden EP des Trios aus Utsonomiya.
Als Band eine unbestimmte Auszeit zu nehmen und sein Comeback-Album dann ausgerechnet „Everything Else Has Gone Wrong“ zu nennen, das zeigt mal mindestens Selbstironie. Die Briten vom Bombay Bicycle Club erlauben sich diese Pointe.
Ich muss ja gestehen, dass ich „BBC“ nie so ganz verstanden habe. Ich meine, ich finde die echt okay, interessant sogar. Die Sache ist halt, diese Band hat weder den besonderen Kick, noch irgendwas, das sie von den Melodien oder vom Harmonien oder was weiss ich herausragen lässt.
Sagen wir’s so: Sie sind weder das Heizen über die Autobahn noch die malerische Fahrt auf der „scenic route“ mit der Aussicht. Sie sind irgendwie immer im mittleren Tempo auf der Bundesstraße unterwegs als Band, sind vernünftig, sie rasen nie, schmachten nie, weinen nie. Das Interessante daran ist halt, dass sie trotzdem (oder vielleicht auch grade deswegen) für so viele Leute eine echte Lieblingsband sind. Dass sie also ganz offenbar aus den Mitten so viel heraus holen, dass es einige Leute dann doch irgendwo tief drinnen erreicht. (Death Cab sind da quasi ihr US-Äquivalent.)
Der Titelsong zum kommenden Album unterstreicht, was ich gerade gesagt habe. Der Song ploddert im Midtempo dahin und von einer Melodie kann man nicht sprechen. Aber trotzdem hat das Ganze was, es hat was, auf das ich aber mit dem Finger nicht zeigen kann.
Im Januar kommt das dritte Album der Blossoms. Auf der Insel sind Tom Ogden und seine Jungs bekanntlich echt eine Hitband, mit Nr.1-Debütalbum – und auch wenn das zweite diesen Level nicht ganz halten konnte, zu Hause in Stockport bei Manchester konnten die fünf diesen Sommer das heimische Fußball-Stadion für ein Open Air binnen einer Stunde ausverkaufen. Das ist schon ein Pfund.
Mein Job ermöglicht mir, Alben vor ihrer VÖ zu hören. Seit Kurzem kann ich daher auch der kommenden Blossoms („Foolish Loving Spaces“) lauschen. Ich behaupte daher: Die wird knallen. Diese Platte ist eine absolut gnadenlose Hitparade. Jeder einzelne Song könnte als Single ausgekoppelt werden. Das Ganze ist super-mainstream-poppig geraten, mehr noch als je zuvor bei den Blossoms, fast schon 70s-ABBA/Bee Gees- (und mindestens Keane-) mäßig. Eine solche Gratwanderung zum Cheese muss man sich erst mal trauen – aber die Blossoms können es wagen, weil ihre Melodien das echt tragen.
Siehe die Vorab-Single „The Keeper“. Ein Pop-Knallbonbon sondergleichen! Dieser groovy Piano-Hook, dieser Refrain mit Ohrwurm-Garantie, dieser knackiger Text, der zum Kanon der klassischen Liebeslieder eine originelle Formulierung addiert! Das ist simpel und clever und in Sachen Songwriting eine echte Punktlandung. Sogar der Gospelchor hat seine Berechtigung und ist nicht nur bombastisch oben drauf gekleistert. Großes Gitarrenpop-Kino also – und das Beste: Auf dem Album sind 5,6 solche Kaliber.
Ich finde ja: Grasscourt aus dem britischen Städtchen Stroud sind eine sehr feine Band, die – das ist erfreulich – so einige Fäden aufgreift, die seit der Trennung von The Beta Band vor einigen Jahren unbeachtet im Wind flatterten. Sie verweben diese Fäden dann noch mit ein bisschen whimsical 60s- und Britfolk-Ästhetik (vgl. The Fernweh) und heraus kommen Songs wie die neue Single „Sense To Me“. Wir sehen im Video: Grasscourt, die als Duo anfingen, sind inzwischen zum Quintett angewachsen.
„Sense To Me“ ist zu finden auf einer 4-Song-EP namens „Connect Pt. 3“. Korrekt, die Fortsetzung von den EPs „Connect Pt.1“ sowie „Connect Pt. 2“. Insgesamt ist das doch eigentlich jetzt ein Album.
Ich versuche ja, die Augen offen zu halten und nicht immer nur Musik aus Europa, Nordamerika und Australien zu posten. Heute daher mal was aus Mexiko City. Carla Sariñana ist dort als Bassistin und Songwriterin von Ruido Rosa bekannt, ein Girl-Quartett, das seit 2005 aktiv ist. Carla hat auch ein Soloprojekt namens Silver Rose, hier zeigt sie sich melodischer als mit ihrer Band. Ihr Label bezeichnet den Sound als Dreampop bzw. Shoegaze, ganz so weit würde ich nicht gehen, aber die Single „Escapar“ ist ne feine Indiegitarrenpopnummer mit Ohrwurmrefrain, mindestens. Außerdem: Weil man’s nun mal so sehr gewohnt ist, Indie immer auf Englisch zu hören, macht’s auch der spanische Gesang für mich interessant genug, das mal hier zu posten.
Das zweite Album der Seratones („Power“) aus Shreveport, Louisiana, ist definitiv braver geraten als ihr erstes („Get Gone“, 2016) . Aber wer will’s ihnen verdenken? Mit Songs wie ihrer neuen Single „Over You“ können sie jetzt zumindest theoretisch auch die Leute erreichen, die früher Amy Winehouse gehört haben, ohne ihren Sound zu verraten. Auch bleibt Sängerin AJ Haynes schließlich immer noch eine echte Persönlichkeit.
Meine Wahl wäre übrigens „Heart Attack“ gewesen. Weil’s eine sonderbar asiatische Melodie hat. Hört euch das mal an, will ich sagen.
Inzwischen ist es vier Jahre her, dass die Londoner Real Lies ihr Debütalbum „Real Life“ veröffentlichten. Seitdem haben sie nicht gerade viel von sich hören lassen und sind vom Trio zum Duo geschrumpft.
Jetzt gibt es mal wieder eine neue Single. „You Were In Love“ zeigt Real Lies in eher nachdenklichem Modus und erinnert einmal mehr an die Referenzpunkte des Debüts. Mir jedenfalls fallen dazu ein: New Order, The Streets, the Specials, Pet Shop Boys.
Eine Plate, die sicher in vielen Bestenlisten des Jahres 2019 auftauchen wird, ist „Keepsake“ von der Dreampop-Australierin Harriette Pilbeam alias Hatchie.
Einer der Song des Albums, zu dem es noch kein Video gab, hat jetzt nachträglich eins bekommen: „Her Own Heart“. Regisseur des Clips: Joe Agius, Mitglied in Harriettes Band. Joe ist auch ihr Boyfriend und selbst Sänger von The Creases, die allerdings durch den Erfolg von Hatchie in den Hintergrund gerückt sind.
Eine Wiedervereinigung, die beinahe unbemerkt passierte, das war die von The Futureheads. Schade eigentlich, ich fand diese Band zu ihrer Zeit richtig prima. Es gab eine Zeit, da liefen am Britwoch garantiert einer oder zwei Songs von ihrem Debütalbum. Da waren sie gemeinsam mit Maximo Park die Repräsentanten eines neuen, hektischen Nordostens (Maximo Park aus Newcastle, The Futureheads aus Sunderland). Andererseits, die Band hat dann doch auch nachgelassen. Irgendwann waren ihren Alben irgendwie nicht mehr spannend.
Die Single „Electric Shock“ lädt diese Spannung wieder auf. Die Energie der frühen Tage, man kann sie durchaus knistern hören. Andererseits, diese sonderliche rhythmische Taktung, die einen Tänzer wieder und wieder aus dem Tritt bringt – ob ich das heute auflegen würde? Eher nicht.
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