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Satrianic Rituals

Ernsthaft jetzt – habt ihr gedacht, dass ihr auf diesem Blog mal was von Metal-Mucker-Ikone Joe Satriani finden würdet?

Doch es ist wahr! Joe hat die nie zuvor veröffentlichten Demos seiner aller-allerersten Band aus den späten 70ern wieder aus dem Archiv hervor gekramt. Und dieses Trio namens Squares machte, ganz dem damaligen Zeitgeist entsprechend, kernigen New Wave Pop. Ich muss an Bands wie The Cars, Blondie oder The Knack denken, wenn ich die Single „Give It Up“ höre – auch wenn Satriani selbst findet: „Wir klangen wie eine Mischung aus Van Halen und Everly Brothers“.

Das Ganze kann man in der Tat richtig gut anhören. Ich als Indie-Heini sage jetzt natürlich: Das ist das Beste, was Satriani je gemacht hat. Nur ein gnädigerweise kurzes Gniedel-Gitarrensolo (ab 1:59) droht an, wo seine spätere Reise hinführen sollte.

Whenyoung Folks

Bisher habe ich hier noch keine Videos von whenyoung geteilt. Denn bisher fand ich alles, was ich von dem aus Dublin stammenden Trio bisher sah, so richtig, richtig schwach. Sängerin Aoife Power und ihre Band machen glatte, durchschaubare, so schon tausendmal (und zwar besser) gehörte Lieder, sie haben keine Dornen, keine Kanten, nichts, woran man hängen bleibt.

Am 24.Mai legt das Trio sein Debütalbum „Reasons To Dream“ vor – und vorab schicken sie doch tatsächlich erstmals ein Lied, mit dem ich mich anfreunden kann.

„The Others“ ist zwar immer noch recht plakativ und die Produktion ist immer noch Industrie-Indie nach der Schablone. Trotzdem gibt es eine Sache, die es rausreisst – und ich glaube, es ist die Bassline. Die hoppelt so richtig schön mit Postpunk-Schwung daher. Ihr „Dumdedum da-dum“ gibt der braven Nummer endlich, endlich etwas, das sie ein kleines bisschen speziell macht. Der ganze Song kriegt gleich eine wurlige Eigendynamik, die billigen „Ooh-ooh-ooh“s nerven gleich weniger und ich kann mir sogar vorstellen, das Liedchen mal am Indie-Abend aufzulegen. Einen massentauglichen Mitsing-Refrain hat „The Others“ schließlich auch.

Kann wirklich die Bassline alleine der Grund sein, warum ich bei dem Lied weniger an Avril Lavigne (wie sonst bei whenyoung) und ein bisschen mehr an Blondie oder The Pretenders denken muss? Wie auch immer, ich finde es alright und teile das jetzt mal.

Review: Public Access T.V.

Public Access T.V. – „Street Safari“

Vielleicht merkt man’s nicht, aber ich versuche natürlich sehr wohl, mich auf dem Blog nicht allzu arg zu wiederholen. Heute komme ich nicht dran vorbei – es gibt einfach zu viele Parallelen zwischen Public Access T.V. und Strange Names, deren neues Album ich gestern besprochen habe.

Bei beiden Bands ist es Album zwei – und bei beiden Alben muss ich aufpassen, nicht genau das gleiche zu schreiben wie beim Ersten. Denn wie die Strange Names, die sich ziemlich konkret an einem bestimmten Sound der Popgeschichte orientieren (in ihrem Fall Synth-New Wave ca 1983/84), haben sich auch Public Access TV auf ein ziemlich eng umrissenes Mini-Genre spezialisiert: Sie spielen die klassische New York City Rockband der späten 70s/early 80s, quasi die Ära, als aus Disco New Wave wurde – es geht um Sound, Look und Feel von Blondie/The Knack, wie er später so smart von The Strokes, The Virgins oder zuletzt QTY aufgegriffen wurde.

Wie bei den Strange Names stellt sich damit die Frage: Welche Entwicklung kann auf PATVs zweiten Album stattfinden, wo sich die Band doch quasi per Definition darauf beschränkt, die schönsten Second Hand-Sachen aus Tante Lous Speicher zu kramen, zu entstauben und neu zu kombinieren, anstatt ihre eigene Kollektion zu nähen?
Wie bei Strange Names ist aber auch die Antwort, dass die Sache letztlich steht und fällt mit den Songs, die Public Access T.V. liefern sowie mit der Gewitztheit und Stilsicherheit, mit der sie die alten Styles auftragen.  Review: Public Access T.V. weiterlesen

Review: QTY

QTY – „QTY“

Immer mal wieder kommt’s vor, dass eine US-Band ihren Hype zuerst in Großbritannien kriegt, lange bevor die USA selbst bemerken, was sich zuhause tut. Manchmal dauert’s Jahre, bis sich der Erfolg der Band auch in den Staaten einstellt, oft erreicht er nicht annähernd den Level wie auf der Insel. Dafür zeigen die Briten oft eine echte Trüffelnase: Namen wie REM, Pixies, The Strokes, Black Rebel Motorcycle Club und Kings of Leon sind Beispiele für Karrieren, die über den Umweg London in die Gänge kamen.

Insofern sind QTY natürlich in bester Gesellschaft. Zuhause in New York sind Gitarristin Alex Niemitz und Sänger Dan Lardner lange nicht in die Gänge gekommen. Mehrere Jahre waren sie Mitglieder eines Quartetts namens Grand Rapids, das ein paar EPs machte und mehrere gefragte Bands als Vorband begleiten durfte. Weil die Grand Rapids aber irgendwie nie den nächsten Schritt schafften, trennten sie sich und Dan und Alex fingen als Duo neu an. Ihre Demos landeten in England, dort jubelte man auf. Sofort konnten die zwei einen Vertrag beim Label Dirty Hit (der Heimat u.a. von Wolf Alice und The 1975) unterschreiben, man flog sie nach London und hier durften die New Yorker ihr erstes Album mit Ex-Suede-Gitarrist und Libertines-Producer Bernard Butler aufnehmen. Review: QTY weiterlesen

Review: INHEAVEN

INHEAVEN – „INHEAVEN“

„Talent borrows, genius steals“ wird immer behauptet. Ein Satz, den ich gar nicht unterschreiben will. Wenn ich das Gefühl kriege, dass eine Band mir nur aufgewärmtes und kopiertes Zeug vorsetzt, kriege ich ganz gerne mal die Krise. Immer wieder, wenn ich hier meine Texte schreibe, fordere ich von Musikern, dass sie eine gewisse Originalität und Persönlichkeit einbringen.

Aber – um noch eine ausgelutschte Redewendung zu zitieren – Ausnahmen bestätigen die Regel.

Das Londoner Quartett INHEAVEN macht nun echt keine Musik, die man so oder so ähnlich nicht schon gehört hat. Sie machen sogar Musik, die man so schon ganz präzise akkurat genau gehört hat. Aber es ist die Musik, wegen der wir uns einst in Indie verliebt haben. Und INHEAVEN machen das Ganze mit der Wucht und dem Spaß bei der Sache, dass der Funke überspringt.

Es gehört eine gewisse Unverschämtheit dazu, so ungeniert zu klauen. Aber Unverschämtheit ist im Indie eine wichtige Tugend. Man muss unverschämt sein, um zu überzeugen, Wenn man schon alles Glänzende aus den Regalen im Indiestore mopst, darf man sich nicht dafür entschuldigen.

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Ros-Ability

Hmm. Dies hier stelle ich mal zur Diskussion.

Erstmal: Indiebands singen ja gerne von unerwiderter Liebe. Anteros ist nun der griechische Gott der „Gegenliebe“, der verschmähte Liebe rächt. Eros‘ Bruder, übrigens. Eigentlich ein super Bandname – Rächer der verschmähten Liebe, hey wow!

Im Zentrum der jungen Band Anteros steht Sängerin Laura Hayden, eine Britin, die in Barcelona aufwuchs. Sie moderierte schon für MTV Spain, dann ging sie zum Studieren nach London und traf ihre Band. Mit der geht’s gerade aufwärts: Im Clip der aktuellen Single „Cherry Drop“ sehr ihr riesige Hallen und lange Schlangen vorm Eingang. Des Rätsels Lösung: Anteros haben vor ein paar Wochen den Support der UK-Tour von Two Door Cinema Club gespielt (die man auch kurz in Backstage-Szenen sehen kann).

Damit man so einen gefragten Support-Slot kriegt, muss allerdings schon eine Menge stimmen. Da muss man das richtige Management haben und generell schon ein Buzz herrschen. Will sagen: In England glauben offenbar einflussreiche Leute fest an den Durchbruch von Anteros. Denkt ihr, das wird was? Für meinen Geschmack ist das zu teeniemäßig und nicht besonders originell. Was allerdings ja kein Hinderungsgrund für Erfolg sein muss, ganz im Gegenteil.


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Review: Public Access TV

public-access-tv-never-enoughPublic Access TV – „Never Enough“

Sie sind rar geworden, die New Yorker Bands. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Mieten auch in lange noch als Zentren der Boheme geltenden Gegenden wie Brooklyn heute so horrend sind, dass viele Musiker den Big Apple verlassen müssen und in ein Städtchen außerhalb ziehen oder sich gleich ganz in einem anderen US-Szene-Ort niederlassen.

Was natürlich extrem schade ist, denn die New York-Band hat eine ganz eigene Tradition im Rock’n’Roll. Die typische New York-Band, die schreibt peppige, schnodderige Songs, sie erfüllt dabei auch einen gewissen Art-Anspruch und sie trägt knallenge Jeans. Späte 60s: The Velvet Underground. Mitte der 70s: The New York Dolls, The Ramones, Television. Späte 70s/frühe 80s: Blondie, The Knack, Talking Heads. In den 2000ern: The Strokes, The Walkmen, Interpol, Yeah Yeah Yeahs, The Virgins, The Drums.

Public Access TV sind vermutlich nicht „die letzte New York-Band“. Aber hey, als Schlagzeile, um PATV interessanter zu machen, würde sich das doch gut anhören. Fakt ist, das Quartett um Sänger John Eatherley ist die Gruppe, die momentan die New Yorker Flagge am höchsten hält.

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Single Review: Public Access TV

Public Access TV End of an Era - SinglePublic Access TV – „End Of A Era“

Am 30.09. erscheint endlich das Debütalbum von Public Access TV. Lange genug haben sie uns angeteast, Single für Single: „Patty Peru“, „In Love And Alone“, „On Location“, „Sudden Emotion“…

Das waren alles knackige, vielversprechende New Yorker Indierocksongs. Aber ich muss ehrlich sein: Ich hatte angefangen, so ein bisschen daran zu zweifeln, dass die Band wirklich noch zündet.

Public Access TV machen ja nix Neues. Ich habe oben absichtlich in der Formulierung „New Yorker Indierock“ wie ein Attribut verwendet. Weil man als Gitarrenquartett nicht newyorkerischer klingen kann als PA TV.

The Strokes. The Strokes haben ja letztlich auch nur eine NYC-Tradition aufgegriffen und neu unter Feuer gesetzt: Struppigen New Wave/Power Pop der 70s/frühen 80s nämlich. Der Sound, mit dem Bands wie Blondie, The Cars oder The Knack mal die Hitparaden fütterten. Im Zuge der Strokes gab’s dann The Walkmen oder The Virgins, die das weiter führten. Und jetzt gibt’s halt Public Access TV, so weit, so gut. Ein Sound, gegen den man nichts haben kann – und diese neuen Kids machen ihn gut, in den korrekten engen Lederjacken und den vanillefarbenen Chucks.

Aber eine Sache fehlte: Der Hit. Single Review: Public Access TV weiterlesen

Review: Peter Björn and John

PBJ-BP-AlbumPeter Björn & John – „Breaking Point“

Das Kuriose an Peter Björn & John ist nicht, dass sie ihren Welterfolg „Young Folks“ nie wiederholen konnten. Es ist, dass sie überhaupt je einen Welterfolg gelandet haben.

Ich hole mal wieder aus, okay?
Ein Job, den man als Musikjournalist manchmal kriegt, ist das Schreiben dieser Kurzbiografien, die von Plattenfirmen mit dem neuen Album einer Band mitgeliefert werden. 2006 gab es noch die V2 und Curt, der damals für das Label arbeitete, fragte mich, ob ich einen Text zu Peter Björn and John übernehmen könne. Ich war überrascht. Denn ich kannte Peter Björn and John und ich hätte nicht gedacht, dass sie einen internationalen Vertrag kriegen würden. Nicht weil ich sie nicht mochte – aber ich dachte einfach, die würden sich doch nicht verkaufen.
Ihre ersten beiden Alben hatten schließlich selbst in ihrer Heimat nur wenig Eindruck hinterlassen. Ich hatte sie mir im Internet bestellt, weil Björn Yttling damals auch Live-Keyboarder der Caesars war und ich wissen wollte, wie seine eigene Band klang. Sie klang nett. Ein bisschen garagig wie die Caesars, aber subtiler, unspektakulärer. Manche ihrer Lieder waren durchaus flott. „I Don’t Know What I Want Us To Do“ legte ich immer mal wieder im Atomic auf. Die drei schrieben gute Songs, aber das war erkennbar ein Liebhaber-Ding. Und jetzt waren sie auf dem Label von Bloc Party und the Cribs?

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Review: The Preatures

The-Preatures_Blue-Planet-EyesThe Preatures – Blue Planet Eyes

Teilt denn niemand meine innige Liebe zu Sydneys The Preatures? Reaktionen, die ich zu diesem Album bisher erhalten habe, lauteten z.B. „mir zu Bayern 3-mäßig“ oder „wie zu erwarten: nur ein einziger Hit drauf“ . Sorry, aber ich sehe das halt komplett anders!!

Bayern-3-mäßig? Oh, ich WÜNSCHTE, Bayern 3 würde Popmusik auf so hohem Niveau spielen! Denn klar, dies ist Pop. So, wie Phoenix und Haim Pop sind. So wie The Pretenders, manchmal Blondie, so wie sogar Clout und Suzi Quatro Pop waren. Es sind schnittige, kurze Songs voller Hooklines und ohne ein Gramm Fett. Auf meinem alten Blog (jaja – schnief) hatte ich ein Interview mit Preatures-Sängerin Isabella Manfredi, in dem sie davon sprach, wie sie lernte, zu kürzen. Wie sie in Songs, die vier Takte Intro hatten, versuchte, das Intro auf zwei Takte zu editieren. So schnell wie möglich zum Punkt zu kommen. Entsprechend toppt kein Song auf dieser Platte die 4-Minuten-Marke, und das ist gut so. Dafür haben die Lieder Refrains, die sich im Ohr einnisten, und subtile, luftige Arrangements mit viel freiem Raum. Dieser gibt den einzelnen Gitarrenlicks und den smarten Bassläufen die Möglichkeit, sich zu zeigen. Ausnahme: Der impressionistisch-schummrige Opener „Blue Planet Eyes“, der aber als atmosphärisches Intro eine prima Rolle erfüllt.

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