Schlagwort-Archive: The Vaccines

Team Effort

Lange wurde drauf gewartet, seit Freitag ist es da – und kam dann doch ein klein bisschen überraschend: Sports Team haben ihr erstes Album „Deep Down Happy“, nachdem der Release wegen Corona eigentlich auf den 19.06. verlegt worden war, am Freitag schon veröffentlicht.

Seit über zweieinhalb Jahren schon prophezeit man Alex Rice und seiner Band eine große Zukunft. Es stimmt ja auch, ihre Songs sind knackig und haben attitude = sie sind frechdachsig, aufmüpfig. Nicht nur Sänger Alex ist ne echte Type, auch Rob Knaggs, der Songwriter der Band, entwickelt sich langsam zum Co-Frontmann, er geht auch öfter mal ans Mikrofon.

Für den, der die Band länger verfolgt, gibt’s nur wenige neue Songs – nicht weniger als sieben der zwölf Lieder wurden schon als Singles voraus geschickt. Aber gut, mit einem Album will man ja neue Leute erreichen, die sollen auch die besten Songs bekommen. (Allerdings: Lieder von den Vorab-EPs „Winter Nets“ (2018) und „Keep Walking!“ (2019) fehlen.)

Werden die Vorhersagen nun wahr? Werden Sports Team die neuen Blur oder Oasis? In Interviews suchen sie schon mal fleißig Streit, lästern über andere Bands wie IDLES oder HMLTD. Ganz so wie damals die Britpop-Bands, die ja auch ihre Rivalitäten pflegten.

Aber das Klima ist für Gitarrenbands zur Zeit nun mal nicht gegeben. Sports Team können froh sein, wenn sie wenigstens die neuen Vaccines werden, fürchte ich. Und: Sollten sich Sports Team ihre Munition nicht lieber für die Pop-Acts der Welt aufbewahren und Ed Sheeran, Lewis Capaldi oder Harry Styles ins Visier nehmen?  Ist ja nicht so, dass HMLTD Bäume ausgerissen haben. Wenn Sports Team oben ankommen wollen, müssen sie auch dort ihre Gegner suchen.

Nun denn: Single  Nummer acht heisst „Camel Crew“. Wir sind gespannt, wie sich das jetzt entwickelt mit dem Sports Team.

Brighten the Coronas (Pt.1.)

… und wie wir so alle in der Corona-Isolation leben, denken sich die Bands was aus, um Youtube-Content zu liefern. Es kursieren zig virtuelle Gigs und inzwischen einige Clips, in denen sich Bandmitglieder übers Internet verknüpfen, um gemeinsam von zu Hause zu spielen. Ich stelle mir das nicht leicht vor. Da gibt’s doch sicher kleine zeitliche Verzögerungen? Die sich dann summieren?

Naja, aber es scheint ja doch zu klappen. Zwei schöne Beispiele möchte ich picken. Elbow haben den wunderschönen Abschluss-Song ihres letzten Albums „Giants of All Sizes“ auf diese Weise präsentiert.

The Vaccines präsentieren sogar gleich ein ganz neues Lied – naja, nicht wirklich. Erstens spielen sie’s im Clip nicht echt, zweitens ist’s ein altes Demo. „Wir haben den Song vor ein paar Jahren gemacht und nie gedacht, dass er mal zum Vorschein käme, aber zuletzt hat er eine ganz neue Bedeutung bekommen. Da wollten wir ihn teilen, denn geliebt haben wir ihn eh immer. Sieht so aus, als kämen wie alle irgendwann wieder ans Tageslicht!“

Interview: The Vaccines

Am Freitag erschien „Combat Sports“, das vierte Album von The Vaccines. Es hat sich eine Menge getan bei der Band, die 2011 so vehement in die Szene platzte. Hits wie „Wrecking Ball (Ra Ra Ra)“, „If You Wanna“ und „Post Breakup Sex“ machten die (damals) vier Londoner zur UK-Indieband des Jahres, ihr Album „What Did You Expect From The Vaccines?“ wurde zum Millionenseller. Doch daran konnten sie nie hundertpro anknüpfen und das führte zu so einigen Krisen, die die Jungs vor „Combat Sports“ überwinden mussten. Darüber hat Gitarrist Freddie Cowan im Telefoninterview erstaunlich offen gesprochen.

Interview: The Vaccines weiterlesen

Ist das cool oder kann das Vaccines?

„I Can’t Quit“, die erste Single von „Combat Sports“, dem kommenden vierten Album von The Vaccines, fand ich noch nicht so hundertpro überzeugend. Dafür finde ich die zweite Vorab-Nummer in der Tat super: „Nightclub“ hat genau die beinah schon primitive in-your-face-Einfachheit, die damals zum Debütalbum die ersten Vaccines-Hits („Wrecking Ball“, „If You Wanna“) so unwiderstehlich machte. Lieder runter zu fetzen, die einen so direkt anspringen wie Kinder-Abzählreime, muss man nämlich auch erst mal können.

Digging Your Ccine

Gab’s personelle Umbesetzungen bei The Vaccines? Oder warum laufen sie zu fünft durch das Video zur aktuellen Single „I Can’t Quit“?

In der Tat, Drummer Pete Robertson ist ausgestiegen. Neu dabei: Yoann Intonti (Drums) und Tim Lanham (Keyboards), bis dato Mitglieder ihrer Liveband. Ist das ein Trend jetzt? Auch die Editors und Franz Ferdinand haben den Ausstieg eines Bandmitglieds durch jeweils zwei Neue aufgefangen.

Anyway. „I Can’t Quit“, das Lied. Meine Meinung: Die besten Vaccines-Songs bestechen durch ihre Einfachheit, die ist hier zweifelsfrei gegeben. Die Produktion aber könnte für meinen Geschmack ein bisschen rauer sein. Frühe Vaccines-Klassiker wie „If You Wanna“ oder „Norgaard“ waren dreckiger, nicht so auf US-College-Rock gebürstet, das taugte mir schon mehr.

What Did You Expect From 2018, Pt.3

Heute: Der dritte und letzte Teil meiner Liste „Ausgesuchte kommende Alben 2018“.  Es geht um meine persönliche Vorschau auf das anstehende Indie- Jahr. Um Platten, auf die ich gespannt warte. Alben, die entweder schon feststehen, die sicher erwartet werden oder auf die man zumindest spekulieren darf.

What Did You Expect From 2018, Pt.3 weiterlesen

Review: Liam Gallagher

Liam Gallagher – „As You Were“

Zuerst mal: Was für ein cleverer Albumtitel! „As You Were“ stammt aus der militärischen Sprache. Mit dieser Order ruft man den jeweils letzten zuvor gegebenen Befehl zurück. Es bedeutet also „Kommando zurück!“ – aber, damit das nicht missverstanden wird, nicht im Sinne von „Zurückziehen!“. Sondern im Sinne von „Zurück in die letzte Position!“ oder „Wieder so weitermachen wie davor!“

Längst hat der Ausdruck seinen Weg auch in den informellen Sprachgebrauch gefunden. Wenn man „as you were“ beiläufig verwendet, ist das salopp formuliert und bedeutet quasi „so wie immer halt“, „so wie du’s kennst“, „so ist es doch“ oder „so gehört sich’s“.

Liam Gallaghers Ausritt mit Beady Eye war nicht erfolgreich. Warum, steht auf einem anderen Blatt. Aber es gibt eine Message, die muss er all seinen verlorenen Oasis-Fans unbedingt rüberbringen. Sie lautet: „Staub abklopfen, weiter im Programm. Was zuletzt passiert ist, ist egal!“ Das Ganze sollte auch noch in möglichst Liam-esken Ton gesagt werden, also leicht patzig. „As You Were“. Perfekt. Subtext: Diese Platte ist erstens das, was Oasis-Fans von mir hören wollen und ich bin zweitens immer noch unverbesserlich.

Das ist zumindest die Aussage, die Liams Plattenfirma unbedingt an den Mann bringen will. Nach dem Reinfall mit Beady Eye (so muss man es sehen, die Platten verkauften offenbar nur ein Zehntel der späten Oasis-Alben) wird „As You Were“ als Liams letzte Chance gesehen. Er selbst hat das in Interviews bestätigt (bzw., dass das Label ihm das eingebläut hat). So erleben wir ihn, wie er diesem Schicksal die Stirn bietet, kampfbereit. Wie er allen noch mal zeigt, dass Bruder Noel (dessen Soloalben ja schon ein bisschen routiniert und stellenweise einschläfernd waren) vielleicht der Kopf von Oasis gewesen sein mag, er aber die Seele. Das zumindest ist die Darstellung, wie die Plattenfirma sie pusht.

Inwieweit stimmt das denn auch? Review: Liam Gallagher weiterlesen

Interview: Alex Lahey

Letztes Jahr tauchte Alex Lahey aus Melbourne auf und legte eine prima Single nach der anderen hin: Flotter Indie-Gitarrenpop, zum Platzen voll mit self-deprecating humour. Heute erscheint ihr Album „I Love You Like A Brother“ und erfüllt alle Versprechen. Alex singt über die Komplikationen ihres Liebeslebens, über ihre Zukunftsängste und ihre Freundschaften so, dass es jeder mitfühlen kann. Klar, dass auch ich mich um einen Termin bemühte, als sie Interviews zur Platte gab. Interview: Alex Lahey weiterlesen

Review: INHEAVEN

INHEAVEN – „INHEAVEN“

„Talent borrows, genius steals“ wird immer behauptet. Ein Satz, den ich gar nicht unterschreiben will. Wenn ich das Gefühl kriege, dass eine Band mir nur aufgewärmtes und kopiertes Zeug vorsetzt, kriege ich ganz gerne mal die Krise. Immer wieder, wenn ich hier meine Texte schreibe, fordere ich von Musikern, dass sie eine gewisse Originalität und Persönlichkeit einbringen.

Aber – um noch eine ausgelutschte Redewendung zu zitieren – Ausnahmen bestätigen die Regel.

Das Londoner Quartett INHEAVEN macht nun echt keine Musik, die man so oder so ähnlich nicht schon gehört hat. Sie machen sogar Musik, die man so schon ganz präzise akkurat genau gehört hat. Aber es ist die Musik, wegen der wir uns einst in Indie verliebt haben. Und INHEAVEN machen das Ganze mit der Wucht und dem Spaß bei der Sache, dass der Funke überspringt.

Es gehört eine gewisse Unverschämtheit dazu, so ungeniert zu klauen. Aber Unverschämtheit ist im Indie eine wichtige Tugend. Man muss unverschämt sein, um zu überzeugen, Wenn man schon alles Glänzende aus den Regalen im Indiestore mopst, darf man sich nicht dafür entschuldigen.

Review: INHEAVEN weiterlesen

Interview: Beach Baby

BeachBabyHeader

Klickt ihr auch manchmal links auf meine Spotify-Playlist? Beach Baby sind dort Dauergäste. Denn seit Mitte letzten Jahres etwa veröffentlichen die drei Briten + 1 Grieche Singles in regelmäßigen Abständen, immer so alle drei, vier Monate. Und all diese Singles, sie waren ziemlich prima. Peppig, poppig, garagig – ein bisschen Vaccines, ein bisschen Strokes, ein bisschen Britpop. Nix wirklich Neues, aber genau die richtige Kombi aus Struppigkeit und Ohrwurmtauglichkeit. Klar wollte ich mit den Jungs sprechen, als endlich ihr Album „No Mind No Money“ angekündigt wurde. Das erscheint morgen, Freitag, den 02.09. Am Telefon: Lawrence Pumfry, einer der zwei Sänger des Quartetts.

Interview: Beach Baby weiterlesen