Ich mach’ eisern weiter. Wir kommen zu Teil 3 meiner Lieblingsplatten von 2019 und wir kommen der Sache Schritt für Schritt näher. Jetzt geht’s bereits um Platz 20-16.
Ich wiederhole noch mal: Es geht um nix anderes als meinen Geschmack. Der ist geprägt von Indie. Naja, vielleicht findet ihr’s trotzdem so ein kleines Bisschen interessant. Vielleicht, weil ich einen eurer Favoriten picke, weil ihr komplett anderer Meinung seid. Oder weil ich euch vielleicht noch mal auf ein Album stoße, das euch durchgerutscht ist.
Seit sechs Tagen kein neuer Post auf dem Blog. Sorry, ich bin einfach zuletzt auf kein Video gestoßen, das mir sagte: Ich MUSS geteilt werden!
Aber wir wissen auch: Immer wenn ich einen Beitrag schreibe, in dem ich mich über eine Flaute beschwere, passiert folgendes: In den nächsten Stunden prasseln drei bis fünf neue Videos auf einmal ein. Als ob die Welt mich widerlegen wollte.
Na gut, dann probieren wir doch mal aus, ob das heute auch klappt.
Posten wir also etwas aus dem Archiv. Es ist inzwischen fast einen Monat her, dass die The Cars-Frontmann Ric Ocasek gestorben ist. Damals wollte ich eigentlich schon was schreiben. Aber dann hatte ich viel um die Ohren und es war eh genug im Netz zu lesen, da habe ich’s nie fertig gestellt.
Jetzt denke ich mir: Eigentlich ist es sogar besser, so spät dran zu sein mit der eigenen kleinen Würdigung. Die erste Nachruf-Blase ist verpufft – aber The Cars waren schließlich eine Band, die in Sachen Postpunk, Synth- und Powerpop langfristig prägend war. Darauf darf man auch und erst recht nachträglich noch mal hinweisen.
Klar, am bekanntesten war Ric Ocaseks Band für Synthpop-Hits aus den Mitt-Achtzigern wie „You Might Think“, „Drive“ oder „Hello Again“ sowie für ihr ’77er Powerpop-Debüt mit Hits wie „Just What I Needed“ oder „My Best Friend’s Girl“.
Im Nachhinein finde ich aber die Platten dazwischen fast am interessantesten. Alben wie „Candy-O“ oder „Panorama“ hatten nicht die großen Profil gebenden Hits, aber sie waren musikalisch spannend. Hier waren The Cars in erster Linie new wavey, man konnte Verwandtschaft zu Talking Heads oder The Cure entdecken. Als Beweis poste ich hier den Titelsong von „Panorama“.
The Cars sind eine Band, die wir nicht vergessen wollen – und ihr Echo in Bands wie Public Access TV, Strange Names, Weezer oder The Strokes wird auch noch länger dafür sorgen, dass wir’s nicht tun.
Ernsthaft jetzt – habt ihr gedacht, dass ihr auf diesem Blog mal was von Metal-Mucker-Ikone Joe Satriani finden würdet?
Doch es ist wahr! Joe hat die nie zuvor veröffentlichten Demos seiner aller-allerersten Band aus den späten 70ern wieder aus dem Archiv hervor gekramt. Und dieses Trio namens Squares machte, ganz dem damaligen Zeitgeist entsprechend, kernigen New Wave Pop. Ich muss an Bands wie The Cars, Blondie oder The Knack denken, wenn ich die Single „Give It Up“ höre – auch wenn Satriani selbst findet: „Wir klangen wie eine Mischung aus Van Halen und Everly Brothers“.
Das Ganze kann man in der Tat richtig gut anhören. Ich als Indie-Heini sage jetzt natürlich: Das ist das Beste, was Satriani je gemacht hat. Nur ein gnädigerweise kurzes Gniedel-Gitarrensolo (ab 1:59) droht an, wo seine spätere Reise hinführen sollte.
Gut Ding will Weile haben, jaja. Aber gleich so viel Weile? Morning Harvey, das Trio aus Brisbane, ist nämlich schon ganz schön lange am Machen. Eine erste EP auf bandcamp erschien 2013, eine zweite, quasi ihr offizielles Debüt „Love&Loveand.“ kam 2015. Seitdem tröpfeln alle paar Monate neue Singles ein. Aber auch 2018 gilt, was im Indierock immer galt: Erst mit dem ersten Album ist eine neue Band so richtig da.
Fünf Jahre existieren Morning Harvey also mindestens schon. Das sollte ausgereicht haben, um ihren eigenen Dreh zu entwickeln, oder? Tatsächlich haben sich ein paar Dinge getan seit ihrer 2015er-EP. Da bewegte sich das damals-noch-Quartett ziemlich konkret im frühen Britpop-Sound, da erinnerten sie an The Charlatansoder die frühen Verve.
Auf den Singles seitdem haben die Aussies ihren Schwerpunkt von Manchester nach New York verlagert. Der Gesang von Frontmann Spencer White ist schnodderiger geworden, hat heute (auch aufgrund der leicht übersteuerten Aufnahme) mehr was von Julian Casablancas (The Strokes) oder Ric Ocasek (The Cars), als dass er typisch britpop-englisch rüber käme.Review: Morning Harvey weiterlesen →
Vielleicht merkt man’s nicht, aber ich versuche natürlich sehr wohl, mich auf dem Blog nicht allzu arg zu wiederholen. Heute komme ich nicht dran vorbei – es gibt einfach zu viele Parallelen zwischen Public Access T.V. und Strange Names, deren neues Album ich gestern besprochen habe.
Bei beiden Bands ist es Album zwei – und bei beiden Alben muss ich aufpassen, nicht genau das gleiche zu schreiben wie beim Ersten. Denn wie die Strange Names, die sich ziemlich konkret an einem bestimmten Sound der Popgeschichte orientieren (in ihrem Fall Synth-New Wave ca 1983/84), haben sich auch Public Access TV auf ein ziemlich eng umrissenes Mini-Genre spezialisiert: Sie spielen die klassische New York City Rockband der späten 70s/early 80s, quasi die Ära, als aus Disco New Wave wurde – es geht um Sound, Look und Feel von Blondie/The Knack, wie er später so smart von The Strokes, The Virgins oder zuletzt QTY aufgegriffen wurde.
Wie bei den Strange Names stellt sich damit die Frage: Welche Entwicklung kann auf PATVs zweiten Album stattfinden, wo sich die Band doch quasi per Definition darauf beschränkt, die schönsten Second Hand-Sachen aus Tante Lous Speicher zu kramen, zu entstauben und neu zu kombinieren, anstatt ihre eigene Kollektion zu nähen?
Wie bei Strange Names ist aber auch die Antwort, dass die Sache letztlich steht und fällt mit den Songs, die Public Access T.V. liefern sowie mit der Gewitztheit und Stilsicherheit, mit der sie die alten Styles auftragen. Review: Public Access T.V. weiterlesen →
Morgen erscheint’s: „Street Safari“, das zweite Album der New Wave/NYC-Rock-Klassizisten Public Access TV. Damit wir das auch ja nicht übersehen, haben sie ein Video der Vorab-Single „Lost In The Game“ geteilt.
Ich weiss offen gestanden nicht, was ihr Anlass war – aber das Kataloglabel Rhino hat heute ein altes Video von The Cars online gestellt. Und zwar „Shake It Up“, den Titelsong des zweiten Albums der Bostoner Band, welches 1981 erschien. Der Song ist ein knackiges Post-New Wave-Pop-Dings – und da ich hier The Cars erstens immer mal wieder als Vorläufer heutiger Bands wie, sagen wir mal Public Access TV, Strange Names und irgendwie auch The Strokes nenne und ich mir zweitens vorstellen kann, dass der Song auch auf heutigen Indiediscos durchaus kicken könnte, teile ich ihn doch mal mit. Info am Rande: Cars-Sänger Ric Ocasek kennt man natürlich auch als Producer. Als sein Meisterwerk in dieser Funktion gilt das erste Weezer-Album, das blaue.
Achtung! Bevor ich über diese sehr gelungene, lebhafte Britpop-Platte aus (wo sonst) Australien schreibe, werde ich mal wieder ausholen.
Zu meiner Entschuldigung: Ich bin nun mal ein Kind der 70er, ein Teenie der 80er und war als Twentysomething bewusster Anhänger des Britpop. Darauf bin ich geprägt und darin bin ich gefangen. Als ich zum Beispiel mein Abi machte, da gab’s The Smiths, Pixies, The Cure, The Stone Roses, Ride. Diese Frisuren und Attitüden waren und bleiben für mich der Zenit dessen, was cool bedeuten konnte und kann. Das waren meine Rebellen. Meine individualistischen, stylischen, kunstbeflissenen, smarten Rebellen. Aber vermutlich ging die Prägung schon in Kindeszeiten los, weil die Beatles-Filme „Help“ oder „Yellow Submarine“ oft genug im Fernsehen kamen. Vier Jungs mit Gitarre, Gitarre, Bass und Drums sind für seitdem für mich die ewige Verkörperung von Nonkonformismus, Expression, Freundschaft, Zusammenhalt, Aufmüpfigkeit und vom Glauben, dass man gemeinsam etwas schaffen kann, das man alleine nicht schafft.
Deswegen beschleicht mich ein ungutes Gefühl, wenn ich sehe, dass heute gefühlt nur noch Solisten unterwegs sind. Ob jetzt Singer/Songwriter, Electronic Landfill-Producer, Rapper, egal. Alles selbstzentrierte Egomanen: MEINE Gefühlswelt, MEIN Kopfkino, MEINE Selbstdarstellung! Ich bilde mir ein, dass diese Solo-isierung der Musiker schon irgendwie symptomatisch steht für die Jeder-für-sich-isierung einer Welt, in der jeder sich selbst über alles und alle anderen stellt, seinen Profit über das Wohl der Allgemeinheit. Dafür, dass wir verlernen, gemeinsam zu arbeiten.
Deswegen sehe ich gerne Bands. Außerdem mag ich Songs.
Letzten Herbst erschien „Never Enough“, das erste Album der New Yorker Public Access TV. Eine feine Gitarrenplatte, die für mich eine Garagenpop-Tradition solcher Bands wie The Cars und The Strokes weiter führt. (Aber bevor ich mich wiederhole – hier noch mal mein Text zum Album.) Jetzt hat das Quartett für einen weiteren Song aus dem Album ein Video gedreht: „Careful“
Ich hab’s versucht. Ich wollte durch die Beschreibung der neuen Rey Pila EP durch kommen, ohne das Wort „Strokes“ fallen zu lassen. Denn welche Band wird schon gerne dauernd mit einer anderen verglichen? Und das dann über Jahre?
Aber es hilft ja nix. Ich komme nicht dran vorbei. Sorry also, aber in dieser Rezension wird ein Wort mantraartig wiederholt werden und es ist ein Anagramm von „Stoerks“.
Nun denn. Seit ihrer Gründung 2010 in Mexico City gelten Rey Pila als „die mexikanischen Strokes“. Zuerst mal der Gitarren, der Ausstrahlung, der Schnodderigkeit wegen. Später gab es dann tatsächliche eine enge Verknüpfung. Frontmann Diego Solórzano und seine Band ließen sich in New York wieder, Ihr starkes zweites Album „The Future Sugar“ (2015) wurde nicht nur von Strokes-Sänger Julian Casablancas produziert, es erschien auch auf seinem Label Cult Records – und es klang mit seinen leicht übersteuerten Vocals, seinen schugga-schugga-schugga- und Niieröörnh-Gitarren und seinen knalligen Synthies, als hätte man die Tron-Strokes von „12:51“ auf Albumlänge ausgewalzt. Man musste das Album nicht wahnsinnig originell finden, aber daran, dass es famosen Indierock-Spaß machte, gab es keine Zweifel.
Eineinhalb Jahr nach diesem Album melden Rey Pila sich jetzt mit einer EP zurück, aber Cult Records scheint nicht mehr involviert zu sein. Review: Rey Pila weiterlesen →
Indiekram. Mehr oder weniger. Interviews, Reviews, Playlists, Commentary.