Earth Is The Longlist Planet, Pt 2

Header AmasonIch habe eine kleine Artikelserie versprochen. Es geht ums Thema: Wer sind die Newcomer-Tipps für 2016? Dabei werde ich die „Longlist“ der BBC kommentieren und meine eigenen Favoriten vorlegen – aber ich checke auch nach, wie korrekt wir (also die BBC und ich) mit unseren Prognosen vom letzten Jahr gelegen haben.

Nachdem ich neulich die letztjährigen Tipps der BBC beurteilt habe, folgt als Teil 2 der kleinen Serie nun die Nachbetrachtung meiner 15 Newcomer Tipps für 2015.

In dem Zusammenhang : Auch ich werde mir Punkte geben – allerdings habe ich meine Prognose ja unter eine andere Prämisse gestellt. Ich sagte nicht: „Diese Acts werden nächstes Jahr durchstarten“, ich sagte: „Die werden nächstes Jahr ein starkes Debütalbum abliefern“.

Deswegen gilt folgender Punktespiegel:
Umwerfendes Debütalbum = 10 Punkte
Starkes Debütalbum = 8 Punkte
Okayes Debüt sowie
Noch kein Debütalbum, aber gute Single(s) = 6 Punkte
So la la Debüt = 4 Punkte
Mieses Debüt = 2 Punkte
Gar nix gehört von der Band: = 0 Punkte

Los geht’s mit Amason. Tja. Die Schweden haben dieses Jahr mit „Sky City“ tatsächlich eins DER Alben überhaupt abgeliefert. Eine Platte, die zweifellos unter meinen Lieblingsalben des Jahres landen wird (HIER meine Rezi zum Erscheinen). Da darf ich mir guten Gewissens 10 Punkte geben.

Mein Tipp Nummer zwei waren Banditos. Die räudigen alt.Country-Rocker aus Alabama veröffentlichten ihr Debüt im Mai und es ist ein wirklich gelungenes Album. Ich muss aber gestehen, ich bin übers Jahr vergleichsweise selten darauf zurück gekommen, mir die Platte auch öfter anzuhören. Ich gebe mir 6 Punkte.

Tipp 3: Blaue Blume. Die schwurbel-wurbeligen Dänen haben ihr Debütalbum „Syzygy“ zu Hause vor kurzem veröffentlicht, hierzulande ist’s noch nicht erhältlich. Wie gut es ist, kann ich daher nicht beurteilen, aber die Single „Sky“ deutet ja wohl an, dass es ordentlich wird. Vorerst 6 Punkte.

Next: City Calm Down. Die Schwermut-Indierocker aus Melbourne haben abgeliefert. Ihr Album „In A Restless House“ ist richtig stark geworden. Klar, der Rest der Welt hat davon noch nicht so viel mitgekriegt. Aber ich darf mir auf die Schulter klopfen und sagen: 10 Punkte. (HIER meine Rezi, hier das neue Video „Son“)

Mein fünfter Tipp waren die DMA’s. Meine Top-Favoriten. Nicht nur meine – auch der Rest der Welt verlangt bereits nach den Oasis-Wiedergängern aus Sydney, so dass sie das halbe Jahr auf Tournee in den USA und Europa verbrachten und die Aufnahmen des Albums damit verzögert wurden. So wurde nur eine EP mit bereits aus Australien bekanntem Material bei uns veröffentlicht (hier meine begeisterte Rezi), im Herbst folgte die Single „Lay Down“. Aber Tommy, Mason und Johnny haben ihr Album ist nun endlich fertig aufgenommen und es soll im März erscheinen. Weil’s aber 2015 noch nicht kam, gibt’s nur 6 Punkte für mich.

Sogar Girlfriends And Boyfriends waren kein schlechter Tipp. Ich muss gestehen, ich habe die Kanadier letztes Jahr in die Liste aufgenommen, weil ich die Liste mit einem 15ten Namen voll machen musste. Ich war mir selbst nicht so sicher, ob ihre Singles genug Substanz vorwiesen. Aber vor zwei Wochen kamen die Herren mit ihrem Debütalbum um die Ecke und es ist mehr als ordentlich geworden. Da kriege ich 8 Punkte.

und nun: Kate Boy. Auch das australisch-schwedische Synthie-Trio hat dieses Jahr endlich sein Debüt an den Start gebracht (meine Rezension hier) und es ist ne gute Platte geworden, wenn auch viele Lieder als frühere Singles schon bekannt waren. Na, da gebe ich mir mal nur 6 Punkte.

Kingswood sind ein Sonderfall. Daheim in Australien räumten sie mit ihrem Album „Microscopic Wars“ schon 2014 alle ARIA Awards im Bereich Rock ab und ich war mir sicher, dass man die Melbourner dieses Jahr massiv auf dem internationalen Markt anschieben würde. Allerdings, die Platte ist im Rest der Welt immer noch nicht veröffentlicht. Heisst das, ich kriege nur 0 Punkte? Ja, das heisst es.

Auch auf Morning Harvey hatte ich getippt, aber auch die Band läßt uns auf ihr Debütalbum warten. Was es gab, war die sehr gute EP namens „Love&Loveand.“, von mir HIER rezensiert. Inzwischen veröffentlichte das Quartett aus Brisbane noch die Single „Lights Camera Gina“ – ein Song, auf dem sie ihren bisherigen Manchester-Baggy-Sound gegen 80s-New Wave-Pop austauschten. Auch die neueren Bandfotos zeigen Sänger Spencer White & Co im Achtziger-Look. Auf facebook haben Morning Harvey bekannt gegeben, dass ihr Debütalbum jetzt fertig aufgenommen ist – es ist wohl in der ersten Hälfte 2016 damit zu rechnen, aber man darf auch davon ausgehen, dass dieses Album anders klingen wird als die EP. Ach ja, noch meine Punkte. Kein Debütalbum, gute Singles = 6 Punkte.

Mein nächster Tipp waren Movie. Die Londoner haben sich in der Zwischenzeit umbenannt in Screaming Peaches. Ein Album haben sie nicht fertig gestellt, aber eine gute neue EP (Review HIER). Mit dem Longplayer rechnen wir dann wohl 2016? Für mich gibt’s einmal mehr 6 Punkte.

Operators: Dan Boeckners (Wolf Parade, Handsome Furs, Divine Fits) neue Band hat 2015 ebenfalls kein Album an den Start gebracht. Mit „Ecstasy In My House“ gab’s gerade mal eine Single. Aber die Band ist durchaus aktiv. Wir verschieben die Hoffnung aufs Debütalbum ins neue Jahr 2016 und vorerst kriege ich 6 Punkte.

The Preatures: Okay, das war einfach. Die Australier hatten schon prima Singles hingelegt und waren nur deshalb in der Liste, weil ihr Debüt „Blue Planet Eyes“ bei uns noch auf seine VÖ wartete. Als die Platte dann kam, war sie genau das, was wir „Kritiker“ immer eine „Pop-Perle“ nennen. Auch ich liebte die Platte. Diese 10 Punkte waren leicht verdient.

Auch bei Real Lies lag ich richtig. Die Londoner ließen sich Zeit mit ihrer ersten Platte, aber im Oktober war’s so weit und „Real Life“ erfüllte die Erwartungen, die Real Lies mit ihren Singles sehr hoch geschraubt hatten. Auch hier: 10 Punkte für mich. Hey Hey Hey!

Immer kann ich aber nicht richtig liegen und Southern sind so ein Fall. Das Geschwisterpaar stagniert. Einen ganzen Haufen Singles hatte das Gitarre/Drums-Duo aus Liverpool in den Jahren 2013-14 veröffentlicht, das Album war längst fällig. Aber alles, was dieses Jahr kam, war eine EP, die bereits bekannte Songs noch mal bündelte. Tja. Ohne zynisch sein zu wollen, aber dieser Zug scheint abgefahren. Die Musikbranche ist hart, und wenn du so lange die zweite Hürde nicht nimmst, wirst du schnell abgeschrieben. Hmm. Sagen wir: Wünschen wir Southern, dass sie es den Zweiflern zeigen und uns eines Tages noch ein knackiges Album vor den Latz klatschen. 2015 aber sieht für die Band wie ein verlorenes Jahr aus und ich kriege nur 0 Punkte.

Erst recht gilt das für SURES aus Sydney. Schade. Ich weiss, es war gewagt, auf ein Quartett zu setzen, das ganz 2014 nichts von sich hat hören lassen. Aber ich habe halt gehofft, dass Jonas Nicholls mit seiner Band fleißig am Debütalbum werkelte und deshalb abgetaucht war. Vermutlich sind sie wohl einfach nur abgetaucht. 0 Punkte für Henning.

So, das waren meine 15 Tipps aus dem letzten Jahr.

Eigentlich war ich nicht so schlecht.
4 meiner Tipps haben echt ein Spitzenalbum abgeliefert.
3 meiner Tipps haben immerhin ein gutes bis starkes Album geliefert.
5 meiner Tipps haben nur Singles geliefert, aber man darf 2016 aufs Album hoffen.
3 meiner Tipps haben kein Album veröffentlicht – allerdings liegt eins davon bereits vor, nur halt nicht hierzulande.

Jetzt noch die Frage: Habe ich wichtige Debütanten übersehen? Aber klar doch!
Ich checke mal eben: Wer brachte sein erstes Album raus und wurde hier auf dem Blog größer gefeatured, entweder mit Interview oder Review?

Da gäbe es zum Beispiel Circa Waves und Tobias Jesso Jr, die ich aber letztes Jahr bewusst nicht in meine Top 15 packte, weil ich beide nicht spannend genug fand.

Gar nicht erst auf dem Schirm hatte ich ein paar Nebenprojekte: Craig Nicholls & Nick Littlemore wurden zu den White Shadows, Chris Baio von Vampire Weekend machte ein feines Soloalbum. Noch nicht erschienen – aber Freitag soll es so weit sein – ist das Debüt von Astropol, einem Trio mit Bebban Stenborg (Shout Out Louds) und Björn Yttling (Peter, Björn & John), deren drei Singles bisher toll sind.

Drei Debütanten habe ich hier im Interview gefeatured: Die netten Retro-Kanadier The Seasons, die early-Nirvana-Nachahmer Strange Wilds und nicht zuletzt Leicesters Lusts.

Lusts sind eine Band, die für ihr Debütalbum „Illuminations“ wirklich verdient gehabt hätten, in meiner Longlist aufzutauchen. Aber, tja, letztes Jahr um diese Zeit kannte ich die noch nicht. Auch Wolf Alice hatte ich nicht in meinen Top 15 – fälschlicherweise, wie sich zeigen sollte. Dann sind da noch die Strange Names. Das 80s-poppige Debütalbum der Amis namens „Use Your Time Wisely“ war ebenfalls eine sehr erfreuliche Überraschung, die ich vorher überhaupt nicht auf dem Schirm hatte.

So. Welche Debütanten habe ich 2015 übersehen? Schreibt doch mal was in die Kommentare, wie wär’s?

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