How Longlist Have You Known? Pt2

DMAs
Kürzlich habe ich mich hier im Blog über die aktuelle „Longlist“ der BBC ausgelassen, in der die ehrwürdige UK-Sender-Institution ihre Newcomer fürs Jahr 2015 sammelt. Dieses Jahr fand ich nur drei der 15 Acts gut, einen okay, elf daneben.

In dem Zusammenhang versprach ich, meine eigene Longlist zusammen zu stellen. Die kommt nun hier, aber ich ändere die Regeln ein bisschen. Diese folgenden Bands/Künstler sind keine Acts, bei denen ich unbedingt an einen kommerziellen Durchbruch glaube. Vielmehr sind es die Bands, von denen ich mir 2015 ein prima Debütalbum erhoffe. Einen Longplayer, der meinem Geschmack taugen wird – aber ob auch Erfolg über meine Küche hinaus folgen wird, wage ich in einigen Fällen sehr zu bezweifeln.

Ach ja: Ich erwähnte, dass die BBC-Poll fast nur Solisten beinhaltete und kaum Bands. Ich dagegen habe NUR Bands in meiner Liste. Was entweder zeigt, was für einen konservativen Geschmack ich habe, oder aussagt: „Es geht doch, Bands!“

Wer meinen Blog (oder seinen unerwartet vom Netz gegangenen Vorgänger) verfolgt, wird die meisten der folgenden Namen hier kennen, vielleicht sogar schon als Stammgast. Egal – fangen wir endlich an, nach dem Break.

Amason (Quintett, Stockholm): Okay, Newcomer sind diese Musiker nur in dieser Kombination. Die Mitglieder von Amason sind langjährige Veteranen der SWE-Szene, Bass spielt niemand anderes als Gustav Ejstes (= Dungen himself!), an den Keys sitzen Pontus Winnberg (Miike Snow) und sein Bruder Petter. Gemeinsam schreibt die Band wundervolle Seventies-Songs, die gekonnt verstecken, wie sonderlich schräg sie oft komponiert sind. Das ist verdammt große Kunst – ein Album (bisher gibt’s eine EP und zwei Singles) könnte umwerfend werden.

Banditos: (Sextett, Birmingham, AL): Achtung! Es gibt auf der Welt schon sehr fürchterliche Bands, die Banditos heißen. Dies hier sind die GUTEN Banditos. Sie machen räudigste Rumpel-Americana mit Southern Rock und Texmex-Slant und haben einen Albumdeal bei Bloodshot Records unterzeichnet, den Entdeckern u.a. von Ryan Adams, Neko Case oder Th‘ Legendary Shack Shackers, also Garanten für super alt.Country. Das könnte eine prima Platte werden.

Blaue Blume (Quartett, Kopenhagen): Stellt Euch vor, der Sänger von When Saints Go Machine geht unter Gänseblümchen rauchende Hippies. Hallo, Wolken! Hallo, Teppichmuster! Wo führst du uns hin?! Dies ist verschwurbelter, Purzelbaum schlagender Fantasie-Pop, gewebt aus Seventies-Gitarren, Tame Impala für Blumenkinder. Blaue Blume haben bisher zwei 5-Track-EPs veröffentlicht und 2015 sollte endlich Zeit für ein volles Album sein. (Die folgende Single ist ihr mit Abstand poppigster Song, normal sind ihre Lieder selten so fokussiert)

City Calm Down (Quartett, Melbourne): Eine Band, die sich Zeit lässt. Eine EP 2012, je eine Single 2013 und 2014, und in der Melbourner Szene als Schülerband schon Jahre davor aktiv… so langsam sollten City Calm Down mal ihr erstes Album auf die Reihe kriegen. Ihr Sound: Das Editors/White Lies/Interpol-Ding, 80s Darkpop aktualisiert also. Es gibt originellere Bands auf der Welt, aber dies ist ein Sound, den ich einfach automatisch mag, und CCD machen ihn gut.

DMAs (Trio, Sydney): Okay, die Jungs klingen 1:1 wie Oasis. Aber, wichtig: Wie Oasis VOR „Be Here Now“. Als sie’s wissen wollten. Andere kopieren Oasis‘ Gitarren, DMAs haben Oasis Seele transplantiert bekommen. Sie haben einen Song, der reinrauscht wie „Rock’n’Roll Star“ („Feels Like 37“), einen, der flüssig dahingeht wie „Rockin‘ Chair“ („The Plan“) und mit „Delete“ jetzt schon ihren „Masterplan“ gemeistert. Und das alles auf ihrer ersten EP! Bisher: Eine 5-Track-EP, eine Single. Ich hoffe 2015 auf ein tolles Album.

Girlfriends and Boyfriends (Trio, Vancouver): Der Name verrät schon viel: „Somebody told me, that you had a girlfriend, who looked like a boyfriend…“ Diese drei Kanadier lieben die 80s und das, was man 2004/2005 daraus gemacht hat. Von Duran Duran kommend, bei den ganz frühen Killers landend. Auch so ein Fall von „Nix Neues, aber… mei, ich mag’s nun mal!“ Könnte aber auch in die Hose gehen, diese Platte. Schau’n mer mal.

Kate Boy (Quartett, Stockholm): Praktisch seit The Knife damals „Heartbeats“ veröffentlicht haben, gibt es skandinavische Elektronik-Acts, die diesen Sound auf den Pop-G-Punkt kitzeln wollen. Mø oder Niki & The Dove zum Beispiel, und auch Kate Boy mit der australischen Sängerin Kate Akhurst zähle ich dazu. Die Band macht schon länger Wellen, aber da ein komplettes Album noch aussteht und 2014 wirklich dringend an der Zeit wäre, führe ich sie hier mal mit auf.

Kingswood (Quartett, Melbourne): Die habe diese Woche erst auf dem Blog gepostet. Kingswood sind einfach eine saftige Rockband, die den King of Leon in mir weckt. Auch sie haben (siehe The Preatures, unten) schon ein fertiges Album, das aber hierzulande noch nicht erhältlich ist, weswegen ihr Kickstart in Europa / USA erst noch ansteht und weswegen ich mir auch erlaube, sie hier zu featuren.

Morning Harvey (Quartett, Sydney): Dies ist eine der Bands, die ich oben ansprach, als ich meinte: Welterfolg wird’s eher keiner, aber MIR wird’s gefallen. Morning Harvey haben bisher zwei Singles draußen, die die Musik aufgreifen, die mich persönlich extrem geprägt hat: Manchester-Sound ca 1990. The Stone Roses, „Leisure“-Ära-blur, the Charlatans. Ein komplettes Album davon würde ich LIEBEN.

Movie (Trio, London): Weil sie die arched eyebrow von blur mit dem Stampf von Franz Ferdinand prima in Einklang bringen. Artpop par excellence! Bisher gibt’s zwei prima Singles – wenn Movie das auf Albumlänge durchziehen können, dann: Wow!

Operators: (Trio, Portland (?)): Auch Dan Boeckner ist kein Neuling. Er war bei Wolf Parade, Handsome Furs und Divine Fits. Sein neues Synth-Trio tritt am ehesten in die Fußstapfen der Handsome Furs mit seiner brodelnd bedrohlichen Wucht-Pop-Electronica. Auf ein Album wäre ich supergespannt (bisher gibt’s ein 6-Track-Minialbum).

The Preatures (Quintett, Sydney): Henning, du willst uns doch nicht ernsthaft The Preatures als Newcomer verkaufen?! Das tue ich ja auch nur deshalb, weil ihr Debütalbum „Blue Planet Eyes“, in Australien seit Anfang Herbst draußen, bei uns immer noch nicht zu haben ist! „Is This How You Feel“ war ein Megaknaller, alle folgenden Singles waren prima. Wenn die Platte auch bei uns endlich, endlich kommt, könnte doch was gehen?

Real Lies (Quartett, London): Eine Band mit bisher sehr unterschiedlichen Singles. „World Peace“ war typisch britischer, New Order-beeinflusster Synthpop, man hätte Real Lies als „die neuen Delphic“ einordnen können. „North Circular“ mit seinem Sprechgesang und seiner verregneten Atmosphäre dagegen war der obdachlose Bruder von „West End Girls“ und – am spannendsten – „Dab Housing“ brachte UK-early-80s-Dub a la The Specials ins Spiel. Ich bin auch deshalb extrem gespannt aufs Debütalbum dieser vier Londoner, weil ich null weiss, was mich darauf erwarten wird, außer, dass es sicher prima wird.

Southern (Duo, Belfast): Ich dachte ja eigentlich, die Geschwister Thom und Lucy Southern kämen dieses Jahr mit ihrem Debütalbum um die Ecke. Statt dessen gab es Single um Single um Single. Alle waren gut bis prima, aber keine schlug so richtig ein – der frühe Buzz um das Duo in der Presse droht zu versanden. Nichtsdestotrotz könnte ein komplettes Album der zwei – sie machen das nur-Gitarre-und-Drums-Ding, wobei die Gitarre gerne mal die Akustische ist und das ganze mehr in die Indiepop als in die Bluesradau-Richtung bewegt – immer noch funktionieren.

SURES (Quartett, Sydney): Ehrlich gesagt, ich mache mir ein bisschen Sorgen um SURES. 2012 und 2013 brachte die Band um Sänger Jonas Nicholls (ob er wohl mit Craig Nicholls von The Vines verwandt ist? Sind ja immerhin beide aus Sydney…) je eine 5-Track-EP raus. Es gibt also zehn Songs von ihnen, und sieben davon sind Wahnsinn. Zwar „nur“ crunchy Indiegitarrenpop, aber Spitzensongs. Ich rechnete dieses Jahr fest mit ihrem Debütalbum, das war meine ganz ganz große Hoffnung für die Lieblingsplatte 2014. Statt dessen kam… nichts. Nicht mal ne EP. Hoffentlich heißt das nur, dass sie am Longplayer umso intensiver gearbeitet haben und uns 2015 so richtig wegblasen. Aber seien wir ehrlich, die Band liegt hinter dem Plan. Ihre Absenz 2014 war eher ein schlechtes Zeichen. Momentan wäre ich schon froh zu wissen, dass sie sich nicht getrennt haben.

So. Das wären meine 15 Tipps. Bestimmt fällt mir gleich jemand ein, den ich vergessen habe und statt Girlfriends And Boyfriends hätte nehmen sollen. (Peter Bibby zum Beispiel, aber über den habe ich hier neulich erst geschrieben und da sind eh schon so viele Australier in der Liste… oder Antimatter People aus Luxemburg, aber die habe ich schon für 2014 getippt und sie haben einfach kein Album gemacht, die Bremser) Falls von Euch jemand eine Band oder Sänger/Sängerin dazu fügen mag, unten gibt’s ein Kommentar-Feld.
Idee: Bei den Kommentaren könntet ihr ja auch eure Stimmen abgeben!

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