Interview: Rolling Blackouts Coastal Fever

Mit zwei EPs haben sie uns in den letzten 24 Monaten begeistert, seit Freitag ist das Album da! „Hope Downs“ erfüllt alle Erwartungen, die man an Rolling Blackouts Coastal Fever aus Melbourne nach dem tollen Auftakt stellen durfte. Klar ließ ich mir die Möglichkeit nicht entgehen, ein Telefon-Interview mit den Australiern zu führen. An der Muschel: Fran Keaney, einer von gleich drei Sängern & Songwritern dieser Band.

Hallo, spreche ich mit Fran?

Ja, bin dran!

Sorry ich bin ein bisschen spät dran. Ich dachte, ich werde angerufen. Dann erst checkte ich noch mal meine Mails und sah, dass man mir deine Nummer geschickt hatte.

Kein Problem! Wir machen eh gerade eine Pause und sitzen gemütlich in einem Café.

Ja, in Seattle, richtig?

Wir haben Seattle gestern verlassen, da haben wir gestern gespielt. Jetzt sind wir unterwegs nach Kanada. Kennst du die Sendung „Twin Peaks“?

Aber klar!

Wir sitzen offenbar in dem Café aus der Show. Das so bekannt ist für seinen „verdammt guten Kirschkuchen“.

Wow! Habt ihr welchen bestellt?

Nachher wollen wir das. Und wir wollen uns noch die Wasserfälle anschauen.

Da beneide ich euch! Aber ich werde jetzt trotzdem Fragen zu eurem kommenden Album stellen, dafür bin ich hier.

Alles klar!

Also, ihr seid eine Band mit gleich drei Songwritern. Eine andere Band mit drei Songwritern sind Teenage Fanclub. Als Fan von TFC erkennt man sofort: Okay, der Song ist von Norman, der Song ist von Gerard, der Song ist von Raymond. Aber bei euch bin ich noch nicht so weit, dass ich’s erkenne. Wie würdest du eure drei Stile denn voneinander unterscheiden?

Das ist schwer, denn mehr und mehr schreiben wir inzwischen gemeinsam als Band. Früher war’s schon eher so, dass wir als Einzelne mit neuen Songs zur Bandprobe kamen, die mehr oder weniger fertig waren und die wohl schon ihre erkennbaren Eigenheiten hatten, die ich auch beschreiben könnte. Das ändert sich aber zusehends. Heute kommt man eher mit einer ungefähren Idee und die bearbeiten wir dann gemeinsam als Band. So klingt es dann letztlich auch mehr nach uns als Band, und nicht nach einem bestimmten Songwriter.
Naja, Joe White schreibt sehr unterschiedliche Songs, von ihm kam zum Beispiel sowohl die Ideen zu „Sick Bug“ als auch „Fountain of Good Fortune“ – und die zwei sind sehr verschieden. Tom Russos Songs sind allgemein vielleicht etwas agiler und pop-fokussiert. Er verwendet gerne interessante Akkorde und seine Texte habe ich immer sehr gemocht Die sind immer ein bisschen esoterisch, sie versuchen… das nicht Greifbare greifbar zu machen. 

Meine Songs, hmm – ich denke mal, es ist so: Ich war früher ein Drummer, deswegen sind meine Songs sehr rhythmusbetont. Der Rhythmus steckt oft in ihrem Kern. Aber ansonsten, naja, seine eigenen Songs zu beschreiben, das ist schwer. Und wie gesagt, das ändert sich ja jetzt. Mehr und mehr entdecken wir als Band unseren eigenen Sound. Deswegen wird man die einzelnen Schreiber vermutlich weniger und weniger heraus hören, je länger wir uns in diesem Projekt aufeinander einspielen.

Wenn du vorher Drummer warst, bist du dann derjenige, der früher für Graveyard Train getrommelt hat?

Ja! Die kennst du?!

Stark! Da habe ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal den Namen Rolling Blackouts gehört. Ich führte ein Interview mit Graveyard Train und fragte über die Melbourne-Szene. Da erwähnte euer Sänger: „Unser Drummer hat jetzt eine Dolewave Band, die du echt hören solltest!“  

Ha, stark! Ja, Graveyard Train, das ist jetzt ein paar Jahre her. 2011 waren wir mal in Deutschland.

Ich habe das Stichwort Dolewave fallen lassen – findest du, dass ihr in diese Szene rein gehört? Ich finde schon, dass es Überschneidungen gibt zwischen dem, was ihr macht und dem, was Twerps, Dick Diver, Courtney Bartnett oder The Ocean Party machen.

Ja, das denke ich auch. Das ist schon so ein Ding in Melbourne. Das geht einem quasi in Fleisch und Blut über, weil das die Bands sind, die man am Wochenende im Club anschaut oder die im lokalen Radio laufen. Es gibt ja auch eine reiche Tradition an Indiegitarrenbands, auf die sich viele der heutigen Bands beziehen. In den letzten fünf, oder sogar eher zehn Jahren ist vielen Bands klar geworden, was es da für einen Fundus an australischen und neuseeländischen Gitarrenpopbands gibt. Ich kann mich irren, aber vielleicht ist das sogar eine gewisse Gegenreaktion gegen die kulturelle Globalisierung durchs Internet? Ich meine, heute kann man alles, was es gibt auf der Welt, ohne Hindernisse hören. Da gefällt mir der Gedanke, dass wir zu Hause etwas finden können, das es bei uns in der Vergangenheit gab, das aber vielleicht weltweit nie so wahrgenommen wurde. So etwas aufrecht zu erhalten und zu sagen: Hier, das ist was aus unserem Fleckchen Erde, das wir präsentieren können. Macht das Sinn?

Ich finde schon. Das ist quasi wie eine lokale Spezialität. In jedem Supermarkt auf der Welt liegen die gleichen Käsesorten im Regal – da ist dann eine französische Provinz sehr stolz auf den eigenen Käse, denn es nur dort gibt.

Ja, das kommt hin. Wobei ich jetzt kein Kenner von Käse bin. Worum es nicht geht, das ist, eine Vergangenheit nachzuahmen. Es geht mehr darum, eine Tradition weiter zu führen. mit neuen Songs und mit neuen Sounds. Ich bin mir sicher, dass wir was Neues machen, aber klar ist, dass viele unserer Einflüsse australische und neuseeländische Bands sind. Jedenfalls denke ich trotzdem, dass wir bei all dem unser eigenes Ding machen.

Finde ich auch. Was die Dolewave-Clique angeht, seid ihr zum Beispiel die Band, die am meisten Energie mitbringt.

Das mag sein. Live versuchen wir auf jeden Fall, viel Schwung zu erzeugen. 

Denkst du, dass ihr und die anderen Bands aus der Szene auch eine Art Melbourne-way-of-life repräsentiert? Ich habe den Eindruck, dass da ähnliche Charakterzüge transportiert werden. Melbourner wären demnach ziemlich relaxt, aber auch sachlich und unkompliziert.

Hmm. Ich weiss nicht. Wir wollen einfach nur authentisch sein. Und wir wollen nur klingen, wie wir selbst. Aber bestimmt nimmt man vieles auch einfach ganz unbewusst mit. Ich meine, gestern in Seattle, da spielten wir mit einer Band namens Sloucher. Die stammten aus Seattle und es war für uns völlig klar erkennbar, dass sie sich auf die Tradition anderer Seattle-Gutarrenbands beriefen und dem Sound ein neues Leben einhauchen wollten. Sie waren wirklich gut. Aber ich sah sie mir an und ich dachte mir: So könnten wir nie klingen – denn das ist unzweifelhaft eine Seattle-Band. Sie würden es vermutlich nicht so sehen. Sie würden vermutlich sagen: Das ist ein C, das ist ein G, das ist ein D. Sie würde darüber gar nicht nachdenken, für sie wäre das ganz normal. Aber bei uns beschwört es all die Vorstellungen herauf, wie sich Seattle anhört und aussieht und anfühlt. Naja, die Antwort auf deine Frage ist trotzdem einfach: Wir versuchen nur, zu klingen wie wir selbst. Aber wie die Leute darauf reagieren, das kommt ganz auf sie selbst an. 

Bleiben wir noch mal in Melbourne. Einer eurer Songs heisst „Cappuccino City“. Da denke ich schon alleine, wenn ich den Titel lese, dass es um Gentrifikation gehen muss. Ist das so, und ist die Gentrifikation auch in Melbourne ein Problem?

Tja, leider geht es darum gar nicht. Es ist so, Melbourne schreibt sich auf die Fahnen, ganz weit vorne zu sein in Sachen Kaffeekultur. Cappuccino wiederum ist in dem Zusammenhang ein Getränk, das total passé ist. Die jungen Leute, die man mit der Gentrifikation verbindet, würden alle keinen Cappuccino trinken. Das ist ein Getränk der 90er, als die Leute sich damit einreden wollten, sich damit eine Aura von europäischer Gediegenheit zu verpassen. Heute haben wir alle unsere eigenen konfusen Kaffee-Spezialitäten entwickelt – einer heisst Magic, das ist, ich weiss es gar nicht genau, ein doppelter Ristretto und 3/4 Flat White? Wenigstens schmeckt er gut. Jedenfalls, „Cappuccino City“ ist in dem Song der Name eines runter gekommenen Cafés, das in den 90ern vielleicht mal angesagt war. Der Protagonist in dem Song sitzt in diesem Café und ist in die Bedienung verliebt. Eine Liebesgeschichte in sehr bescheidenen Umständen.

Ach, das erinnert mich an einen meiner Lieblingsfilme von Aki Kaurismäki. Ein Müllmann verliebt sich in eine Kassiererin. Als er sie ausführt, gehen sie aus zu McDonalds. Sehr romantisch und sehr trist, gleichzeitig.

Oh, das klingt toll! Den suche ich mir raus. Wie heisst der Film?

Den englischen Titel kenne ich leider nicht. Auf deutsch heisst er „Schatten im Paradies“. Der Regisseur ist Aki Kaurismäki. Quasi der finnische Arthouse-Regisseur schlechthin.

Cool. Den werde ich schon finden auf wikipedia.

Um aber noch mal darauf zurück zu kommen, dass momentan so viele Gitarrenbands aus Australien kommen, aus England aber keine mehr: Johnny Took von den DMA’s meint, es liegt vielleicht dran, dass es im UK eine Übersättigung gab, weswegen viele junge Musiker dort zur Zeit kein Gitarren anfassen. In Australien gab es das so nicht, deswegen sind die Gitarrenbands dort noch so lebendig. Würdest du dich dieser Theorie anschließen? 

Hmm, dafür kenne ich mich nicht genug in der britischen Szene aus. Aber es war in Australien ja auch so, dass wir in den 90ern eine sehr starke Gitarrenszene hatten. You Am I zum Beispiel waren eine sehr wichtige Band für uns – You Am I standen auch immer ganz kurz vorm Durchbruch im Rest der Welt. Sie spielten mit Soundgarden, als Soundgarden ganz vorne in der Grungebewegung waren, dann spielten sie mit Oasis, als Oasis das große Ding waren. Als sie 2001 mal wieder in Australien spielten, da hatten sie eine Supportband dabei, die hieß The Strokes. Das beweist, wie wichtig You Am I hier waren und auch, dass sie immer irgendwie den Finger am Puls hatten, was die internationalen Bewegungen anging. Ich komme vom Thema ab, aber was ich sagen will, ist: Gitarrenmusik war immer sehr präsent in Australien. Wir haben hier auch eine sehr große Tradition in Sachen Pub Rock, so nennt man das hier, das war riesig In den 70ern und 80ern. Australier springen einfach auf Gitarren an. Deswegen glaube ich auch, dass die aktuelle Welle der australischen Gitarrenbands sich aus etwas anderem entwickelt hat. Nämlich, wie ich vorhin ja schon angesprochen habe, aus der hiesigen Szene heraus. Dass dies der Versuch ist, im einer Zeit, wo durchs Internet alles gleich gemacht wird, etwas aufrecht zu erhalten, das eine lokale Identität hat. Etwas, dass UNS etwas erzählt darüber, wie und wo WIR leben. Das ist auch das, was ich von den australischen Bands so für mich raus ziehe.

Okay. Jetzt kommt also euer erstes Album. Ihr habt vorher aber ja schon zwei EPs gemacht –  das waren also schon 13 veröffentlichte Songs, das ergibt ja quasi bereits mindestens ein Album. Wie groß siehst du den Unterschied zwischen einem Album und einer EP? Ich meine, ob sieben Songs oder zehn Songs – ist es nicht eigentlich nur eine Formalität, ob sowas dann EP oder Album heisst? Trotzdem wird ein Album ganz anders wahrgenommen. Wie siehst du das?  

Ja, da bin ich unentschieden. Was die neuen zehn Songs angeht, eigentlich geht es ja zuallererst darum, die Chance zu nutzen, neue Lieder präsentieren zu können. Dass es jetzt im Format eines Albums passiert, das ist schon irgendwie der nächste Schritt und deswegen spannend. Andererseits ist es wirklich eine reine Formfrage, weil es grundsätzlich ja nur unsere nächste Kollektion von Songs ist. Ich denke auch, durch unsere ersten EPs haben die Leute bereits ein ziemlich konkretes Bild von uns als Band. Es ist ja nicht so, dass wir das jetzt mit dem Album über den Haufen werfen und uns plötzlich ganz bei Null neu vorstellen.

Der Albumtitel „Hope Downs“ ist der Name einer Mine inmitten von Australiens Wüste. Warst du dort schon mal?

Bei dieser bestimmten Mine war ich noch nicht. Aber ich war schon mal einer Mine nicht weit entfernt davon, im Bundesstaat Western Australia. Wobei – vielleicht war sie gar nicht so nah? Western Australia ist ja riesig! Naja, ich war jedenfalls schon in einer von diesen riesigen Eisenminen, mein Dad hat früher in so einer gearbeitet. Also, hinter dem Titel „Hope Downs“ stehen quasi zwei Gedanken. Erstens haben wir den Namen einer Mine gepickt, weil unsere Bodenschätze letztlich das sind, worauf sich der relative Reichtum unseres Landes begründet. Hier in Australien geht es uns deshalb gut, weil wir diese Materialien aus unserem Boden holen und sie an den Rest der Welt verkaufen können. Aber unsere Politik denkt nicht darüber hinaus – und es ist ja auch nicht so, dass die Reichtümer aus dem Boden wirklich der gesamten Gesellschaft zugute kommen. Okay, zur Zeit tuckert die Wirtschaft so vor sich hin – aber man tut so, als würde das für immer so weiter gehen. Doch die Bodenschätze werden ja nicht für immer einfach da sein. Oder vielleicht wird der Rest der Welt unsere Böden mal nicht mehr brauchen, weil es neue Entwicklungen gibt? In dem Namen „Hope Downs“ steckt ja von sich aus bereits ein Ungleichgewicht. Das bezeichnet diesen eingebildeten Wohlstand irgendwie sehr treffend, finde ich. 

Aber ansonsten ist dies natürlich kein politisches Album, in dem Gedanken über die Wirtschaft und der Umgang der Politik mit unseren Minen eine größere Rolle spielen. Aber Hope Downs, das ist eine dieser riesigen Minen. Sie ist eine dieser Minen, die man „Superpit“ nennt. Ein riesengroßes Loch in der Landschaft. Eine solche ungeheure Größe der Dinge, das ist ein wiederkehrendes Thema auf dem Abum. Das Universum, das Fortschreiten der Zeit, die Entfremdung, die man fühlt, die Suche nach Hoffnung und Schönheit in schweren Zeiten. 

Das Lied „Time in Common“, das ist eins von meinen, und es geht um mich und meine Freundin. Wir zwei waren im Urlaub in Athen und wir saßen in einem Café gegenüber der Akropolis. Kurz nach uns setzte sich an den Tisch neben uns eine Gruppe junger Typen, die ebenfalls Australier waren und die ganze Zeit nur über einen Aussie Football Club sprachen. Über das Team, das zweitausend-nochwas AFL-Meister wurde. Das fand ich einfach witzig – die saßen wenige Meter von echter Weltgeschichte und hatten kein besseres Gesprächsthema? Ihr seid um die halbe Welt geflogen und sitzt neben dieser majestätischen Architektur und ihr redet über Australian Football? Wenn man vor einem solchen Gebäude sitzt, das 2000 Jahre alt ist, dann versucht man, sich bildlich vorzustellen, wie lange das tatsächlich her ist. All die Tage, die seitdem vergangen sind, die Generationen, die gelebt haben… und dann schweift dein Blick nach links, und die reden über Australian Football?! Das bringt mich zum Lachen, wie man sich angesichts dieser unglaublichen Größe vor sich mit etwas so nebensächlichem befassen kann! 

Verstehe.

Tja, darum geht der Song, ich und meine Freundin, ein „flash in the pan“, wie man hier sagt, ein winziger Moment in dem großen Lauf der Zeit – und ist es nicht ein wunderbarer Zufall, dass wir genau zur gleichen Zeit auf diesem Planeten gelandet sind? Das ist eine Sache, die auch bei den anderen Songs mit reinspielt.

„Mainland“ zum Beispiel, ein Song von Tom. Das war schon verrückt, denn auch er war mit seiner Freundin im Urlaub und wir kamen letztlich zu zwei sehr ähnlichen Ideen. Bei ihm war’s so: Er besuchte Italien, wo seine Großeltern herkommen, sie leben da auf einer kleinen Insel bei Sizilien, so richtig paradiesisch. Andererseits war ihm nur zu bewusst, dass nur ein paar Kilometer weiter im Süden die große Flüchtlingskrise ablief. Letztlich geht dieser Song auch um eine Diskrepanz – der eine hat das Privileg, Urlaub machen zu dürfen, der andere kämpft auf dem Meer um sein Überleben. Der Song setzt jetzt kein politisches Statement, es geht mehr darum, dass man manchmal vor diesen enormen Themen steht, für die man einfach keine Antwort hat. Und in diesem Moment, wo man nichts mehr hat, woran man sich festhalten kann, ist da doch die Liebe, die einen irgendwie versichert.

Es steckt schon ganz schön viel drin in euren Texten. Trotzdem sind die Songs immer sehr peppig, obwohl man sowas Nachdenkliches ja eher mit Balladen verbindet. Denkst du, es wird über kurz oder lang Balladen von euch geben, oder ist das einfach nicht euer Stil?

Naja, „Tender Is The Neck“ von der ersten EP, das ist wohl der Song von uns, der einer Ballade noch am nächsten kommt. Auf dem Album jetzt gibt es „Cappucino City“. Das ist auch nicht wirklich eine Ballade, aber sagen wir, sie fährt im zweiten Gang. Wir arbeiten auch gerade an einem neuen Song, wir haben mit dem Schreiben des kommenden Albums nämlich schon begonnen. Und dieses neue Lied, das kommt einer Ballade wirklich schon sehr nah. 

Ihr vermeidet Balladen also nicht bewusst, es hat sich nur einfach noch nicht ergeben.

Ja, das kommt hin.

Ich habe was über die Aufnahmen des Albums gelesen, das ich interessant fand. Ihr seid quasi ins australische Buschland gefahren dafür?

Ja, das stimmt. Wir haben für die Aufnahmen in den Norden von New South Wales aufgesucht, die Heimatstadt unseres Schlagzeugers. Wir anderen sind ja alle in Melbourne groß geworden, aber er ist diesem Örtchen namens Bellingen aufgewachsen. Naja, da haben wir für ein paar Wochen ein kleines Häuschen gemietet. Wir haben portable Aufnahmetechnik und unseren Producer und unseren Sound Engineer mitgenommen. Das war auf jeden Fall eine gute Sache, denn was wir gerne machen, das ist, uns einfach live aufzunehmen, wenn wir gemeinsam in einem Raum spielen. Wenn man in einem normalen Aufnahmestudio arbeitet, ist es ja üblich, dass jeder seine Parts einzeln einspielt, erst der Drummer, dann der Bassist und so weiter, und am Ende legt man diese Aufnahmen dann übereinander. Wir machen’s gerne anders. Wir spielen live, alle gemeinsam im gleichen Zimmer. Denn irgendwie eignet sich der innere Rhythmus, der in dieser Band steckt, nicht dafür, ihn so aufzutrennen. Bei uns muss es einfach vorwärts gehen, es muss immer im Fluss sein. 

Verstehe. Was jetzt das Aufnehmen im Busch angeht, wirkte sich das auch irgendwie auf die Platte aus? Vielleicht auch nur unterbewusst auf die Stimmung beim Aufnahmen?

Das finde ich schwer zu sagen. Ich sehe es auf jeden Fall so, denn wenn ich die Songs höre, dann sehe ich vor meinem geistigen Auge auch gleich die Situation, in der wir sie aufgenommen haben. Dann sehe ich die Bäume und den Himmel und die Vögel, die herum fliegen – aber vielleicht sind das einfach nur meine persönlichen Assoziationen? Naja, ich bin mir schon ziemlich sicher, dass es letztlich anders geklungen hätte, wenn wir in der Stadt in Melbourne aufgenommen hätten. Oder wenn es Winter gewesen wäre. Da hätte man vielleicht aus der Stimmung heraus andere Gitarrensounds gewählt, da hätten uns andere Gefühle bei den Aufnahmen beeinflusst. Ja, jetzt denke ich schon, dass es definitiv einen materiellen Unterschied macht und nicht nur einen eingebildeten.

So, meine halbe Stunde ist gleich um. Eine Frage wollte ich aber noch stellen. Auf eurer Bandpage vom australischen Radio Triple J habt ihr eine schwedische Band als Einfluss genannt: The Embassy.

Yeah!

Das ist auch eine persönliche Lieblingsband von mir. Wie kamen die ins Rolling Blackouts-Universum?

Du bist auch The Embassy-Fan? Wir sind eine seltene Spezies! Das ist eine Band, die viel mehr Aufmerksamkeit kriegen sollte!

In Schweden sind sie Kritikerlieblinge, aber im Rest der Welt ja doch eher ein Geheimtipp.

Ja, in Schweden sind sie sehr einflussreich, das hört man auch bei so einigen anderen Bands raus. Ich bin schon mehrere Jahre großer Fan. Ich bin auf The Embassy gestoßen, da lebte ich für ein paar Monate in Europa, erst in Berlin, dann in Utrecht. Synthesizer machen aber irgendwie mehr Sinn in Europa als in Australien, glaube ich. Oder vielleicht war’s einfach die Tatsache, dass ich fernab von zu Hause war, dass ich damals mit europäischer Musik mehr anfangen konnte? Jedenfalls, zuerst stieß ich auf diese Band namens Air France, so bin ich dann auf die ganze Göteborg-Szene aufmerksam geworden und habe auch The Embassy für mich entdeckt. Die liebte ich vom ersten Moment an. Was ich an denen echt mag, ist dass sie im Grunde diese verächtliche Einstellung von Punks haben – aber dass sie das so lässig verpacken in schimmernde Akkorde und Pop. Wobei ihre Songs ja immer irgendwie opak bleiben. Wenn man so will, sind auch sie eine Band, die versucht, das Unbegreifliche greifbar zu machen. ihre Art Popmusik habe ich immer sehr gerne gemocht. The Embassy sind auf jeden Fall ein Einfluss, in dem Sinne, dass ich ähnlich schimmernde Akkorde suche, dass ich Melodien als Rückgrat der Songs suche, Melodien, die in sich schon Emotionen tragen. Ja, das sind die Elemente des Embassy-Sounds, die wir versuchen, für unsere Songs mit zu übernehmen. 

Danke – tja, damit bin ich fertig, vielen Dank für deine Zeit! 

Vielen Dank!

Ich freue mich schon auf den August, da spielt ihr in München, das schaue ich mir an!

Ja? Cool! Sag Hallo, dann trinken wir ein Bier! 

Wird gemacht! Ja, dann wünsche ich euch noch einen tollen Tag!

Danke, ich werde mal nach dem Film Ausschau halten, den du genannt hast.

Cool – Guten Appetit noch beim Kirschkuchen!

Den werde ich haben! Cheers, Bye!

  

 

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