Vinterview: Jake Bugg

Vinterview Jake BuggSeit gestern gibt’s das dritte Jake Bugg-Album: „On My One“. Diesmal hatte ich kein Interview, aber zur zweiten Platte „Shangri-La“, 2013, da hatte ich den britischen Jungspund am Handy. Dann ist dies doch ein guter Zeitpunkt, um dieses Gespräch hier als vintage Interview oder „Vinterview“ aus dem Archiv zu kramen.

’llo?

Hallo, Henning hier, piranha, München. Spreche ich mit Jake?

Ja, das tust du. (auf deutsch) Wie geht`s?

Sehr gut, vielen Dank! Danke, dass du deinen Samstag für mich opferst.

Dass ich meinen Samstag opfere, hehe.

Hast du noch freie Wochenenden? Oder hättest du heute eh Promotion machen müssen?

Ich bin ja selbst schuld, wenn ich ein neues Album rausbringe. Und das so schnell.

Ja, das ging wirklich schnell. Gratulation zur Platte, die gefällt mir super, sogar besser als die erste.

(auf deutsch) Oh, Danke.

Schon die zweite Sache, die du auf deutsch sagst. Hattest du deutsch in der Schule?

Nee, das sind auch schon die einzigen zwei Worte, die ich kann, hehe. Die sind hängen geblieben, als ich in Deutschland war. Aber ich versuche, mir wenigstens zwei, drei Sachen zu merken, wo immer ich spiele. Weil’s gut ist, etwas auf der Bühne sagen zu können.

Kennst du auch die unanständigen Wörter?

Ich kenne „Scheise“ – das ist es aber schon. Und „You’re welcome“ – das ist „Bitteschön“, richtig?

Stimmt, ja.

Das gefällt mir. Cool.

Alright. Wir haben ja angesprochen, dass diese Platte wirklich schnell erschienen ist. Fällt das Songschreiben dir so leicht? Du warst ja schließlich in den letzten zwölf Monaten auch sehr beschäftigt. Trotzdem hast du ein neues Album rausgehauen.

Naja. Bei Musik geht’s nun mal darum, Platten zu machen, oder? Ich hatte halt diese Songs, die ich unterwegs geschrieben hatte. Und dann ist doch das Richtige, sie auch rauszubringen.

Stimmt natürlich. Aber andere Bands brauchen einfach länger. Vielleicht haben sie zum Beispiel Schreibblockade oder so was. Das ist bei dir noch nicht vorgekommen?

Aber klar hatte ich auch schon Schreibblockade.

Echt jetzt?

Natürlich, die hat doch jeder mal, denke ich. Wenn ihr erstes Album ein Erfolg ist und sich ihr Leben ändert und sie dauernd auf Parties sind, vergessen viele, was sie eigentlich tun sollten: Platten aufnehmen.

Aber auch, dass du die Zeit fürs Aufnehmen gefunden hast. Du hattest doch einen sehr dichten Zeitplan, Welttourneen…

Doch, das war schon ziemlich hektisch, Mann. Aber gut, wir haben ein paar Wochen geblockt, you know. Ich hatte ja auch gar nicht geplant, dass es so schnell geht. Wir hatten diesen Plan, dass ich in Ricks Studio drei Songs aufnehmen sollte, statt dessen wurden es gleich zwölf. Ehrlich gesagt wurden es sogar 24. Also sagten wir: Daraus sollten doch ein Album machen. Ich bin davor ein paar Wochen durch die USA gereist und war an all diesen legendären Orten, in Nashville, in Crossroads in Mississippi, das war alles sehr inspirierend, also habe ich noch ein paar Songs mehr geschrieben, und so kam alles zusammen.

Ja, das hattest du auch in anderen Interviews erwähnt. Da warst an all diesen Orten, die nicht Grossbritannien waren. Du hast die Welt gesehen, weswegen deine Weltsicht nicht mehr die eines Teenagers aus Nottingham ist, der nur die Umgebung seines Hochhausblocks kennt. Für solche britischen Kids „einer von uns“ zu sein, das war aber, was dich berühmt gemacht hat. Musst du aufpassen, den Anschluss zu diesen Kids nicht zu verlieren?

Meinst du: Wird es schwieriger für Briten, mein zweites Album nachzuvollziehen?

Ich glaube, die Angst hattest du selbst, oder? So was habe ich gelesen. Dass dein Leben jetzt ja ein anderes ist und du entsprechend über andere Dinge schreiben musst.

Davor habe ich aber keine „Angst“. Du änderst dich, dein Leben ändert sich, aber ich werde immer einfach nur Songs schreiben. Ich schreibe doch weiterhin über das, was passiert, nur halt aus einer anderen Perspektive. Und wenn die Leute Songs hören wollen, wie sie auf dem ersten waren, sollen sie sich halt das erste Album besorgen. Das wird ja niemand weggenommen. Als Künstler muss ich mich entwickeln und immer neue Musik schreiben. Und wenn die Leute das weiter hören möchten, umso besser.

Es gibt ja die Beispiele, wo der Faden verloren wurde. Die Stereophonics wären für mich einer. Die schrieben irgendwann „Mr. Writer“ über Musikjournalisten, die sie abgekanzelt hatten. Aber ein normaler Hörer kann eben nicht sagen: „Ja, genau! Ich hasse es auch, wenn man meine Platten verreisst, obwohl sie in den Charts sind.“ Den Text hätten sie allgemein halten müssen, so dass es jeder nachvollziehen kann. 

Naja, von vielen Themen, über die man schreibt, kann man sagen, es seien Klischees. Aber es kommt letztlich wohl drauf an, wie man darüber schreibt, ob ein Song gut ist oder nicht.

Okay, zwischen dem ersten und dem zweiten Album – welche Dinge hast du gelernt?

Hm. Eine Menge! Ich habe einige coole Leute kennen gelernt… und ich glaube, ich bin offener geworden. Aus der Stadt raus zu kommen, all die neuen Leute zu treffen – am Anfang war das komisch für mich, weil ich ja nie aus Nottingham raus kam, ich habe nie andere Leute getroffen. Jetzt habe ich aber so viele coole Leute kennen gelernt, Leute, die einen inspirieren, und ich habe gelernt: Du musst machen, was du tun willst.

Was, denkst du, hast du als Musiker gelernt?

Hmm. Vieles wohl unterbewusst. Vielleicht bin ich ein technisch stärkerer Sänger geworden. Auch meine Texte sind, denke ich, verbessert. Ich denke vor allem, dass ich bei den Aufnahmen echt erfahrene Musiker um mich herum hatte, das hat sehr geholfen.

Ja, du warst in den Studios von Rick Rubin. Was bringt ein Rick Rubin eigentlich mit ein? Er ist eine legendäre Figur im Musikbiz, wie war die Arbeit mit ihm anders deine vorige?

Sein Talent ist einfach, aus den Künstlern das Beste heraus zu holen. Er ist sehr relaxt, das passt mir sehr. Er hat all diese angefangenen Ideen, die ich unterwegs notiert hatte, genommen und sicher gestellt, dass ich ganze Songs daraus mache.

Wir sprachen ja davon, dass du die letzten zwölf Monate auf Achse warst. Was hat dich am meisten beeindruckt?

Hmm, was war beeindruckend? Nee, ich mochte es überall. Jedes Land, wo ich war. Was mich am meisten beeindruckt hat, war einfach, dass Leute mir meine Lieder entgegen singen. So was stellt man sich doch nie vor – dass Leute in Deutschland oder Japan oder wo auch immer mal meine Musik hören! Verrückt!

Bist du gerade in Nottingham?

Nein, in Doncaster. Ungefähr eine Stunde weg von Nottingham.

Ich fragte mich: Wenn du heute mal zu Hause bist, kannst du da einfach nur Jake Bugg sein? Der Typ sein, der du vor zwei Jahren warst oder kommen deine Kumpels gar nicht drum rum, dich anders zu behandeln? 

Ich habe meine Kumpels gerade bei mir, im Tourbus. Das ist mir wichtig. Ich werde nie vergessen, wo ich herkomme. Das ist doch das, was mich zu dem gemacht hat, der ich bin. Es ist ein so großer Teil meines Lebens. Ich vermisse meine Leute auch.

Ich will niemandem unterstellen, dass er vergisst, wo er herkommt. Aber es ist ja gar nicht so leicht, jemanden genauso wir früher zu behandeln. Ich habe auch einen Kumpel, den ich aus Zeiten kenne, da hatte er noch gar keine Band gegründet – und mit der Band hat er in Deutschland ein paar Nummer Eins-Alben. Ihn heute zu treffen, ist zwangsweise etwas anderes. Alleine schon, weil die Leute in seiner Gegenwart anders reagieren. 

Naja, deshalb ist es echt wichtig, sich mit guten Leuten zu umgeben. Mit Leuten, die man auch vor dem ersten Album schon mochte, und nicht die Leuten, die in einem selbst nur einen Schritt auf der Karriereleiter sehen oder die dich als Chance sehen, Geld zu machen. Bleib unter diesen Leuten, und das hält dich auch auf dem Boden der Realität.

Auf dem neuen Album sind ein paar Songs mit wirklich heftigen Gitarren, lautere Songs als auf der ersten.

Naja, ich hab’ einen sehr guten Gitarristen in meiner Liveband, wir sind enge Freunde geworden, und wir haben entschieden, das auf der Platte mehr nach vorne zu lassen. Das ist alles. Ist doch klasse. Ich stand immer schon auf elektrische Gitarren. Ich bin Riesenfan von Jimi Hendrix. Elektrische Gitarre habe ich jedenfalls immer schon gespielt, vielleicht auf diese Platte etwas mehr.

Gab’s Witzbolde, die auf deinen Konzerte „Judas!“ gerufen haben?

Habe ich dich richtig verstanden?

Eine Bob Dylan-Referenz – Als er erstmals mit elektrischer Gitarre aufgetreten ist, riefen doch einige Leute im Publikum „Judas!“

Ich hab’ aber immer schon E-Gitarre gespielt und ich bin nicht Bob Dylan, also nee.

Ich wollte über „Authentizität“ sprechen.

Okay…

Das Schlagwort fällt häufig, wenn man über dich liest. Du positionierst dich mit deinem Songwriter-Dasein als Gegenpol zu bestimmten Pop-Klischee-Künstlern. 

Ja…

Aber ich habe mit diesem Konzept der Authentizität meine Probleme. Wenn zum Beispiel ein Kid von heute auf seinem ipad beginnt, Musik zu machen, dann ist das doch vielleicht authentischer, als wenn er sich die Gitarre beibringen muss?

Well. Es geht letztlich darum, Songs zu singen, die aus deiner Seele kommen. Wenn ein Typ seinen Song auf dem ipad schreibt, und er steht drauf, und er steht dahinter, und er will damit was sagen, dann ist das authentisch. Aber wenn eine Plattenfirma hergeht und fünf Personen zusammen stellt, die ihre Songs nicht selbst schreiben, wenn sie ihnen die Lieder vorlegt, die sie dann singen, obwohl sie nichts für sie bedeuten, keinerlei Verbindung zu ihrem Leben haben, und wenn das dann auf den Markt gebracht wird als Gesamtpaket – das ist NICHT authentisch.

Da bin ich deiner Meinung. Aber auch du bist kritisiert worden, weil du mit anderen Songwritern aus dem Business gearbeitet hast.

Ja, aber ich schreibe alle meine Songs selbst. Ich sehe schon, was du hier vorhast. Es ist mir aber wichtig, dass alle Songs meine eigenen Ideen sind. Mir ist klar, dass ich noch jung bin und dass ich von diesen Leuten eine Menge lernen kann. Aber wenn ich mit einem dieser Leute in einem Studio wäre und sie mir sagen: „Hey, ich habe folgende Idee für einen Song“, dann werde ich sagen: „So läuft’s nicht! Wir werden jetzt beide Gitarren in die Hand nehmen und etwas gemeinsam schreiben. Denn ich werde nichts singen, dass zu mir keinen Bezug hat.“ Ich habe zum Beispiel ein paar Songs mit meinem Kumpel Iain Archer geschrieben. Und er ist ein Freund, er ist einfach ein echt guter Freund geworden. Wir treffen uns in seinem Studio, wir trinken eine Tasse Tee, und wir schreiben einfach nur Songs, Kumpel. So läuft das. Genauso ist das mit Matt Sweeney, meinem Freund Matt Sweeney. Nur war das dann eben in Malibu. Aber wir haben auch nur unsere Gitarren in die Hand genommen. Und wenn du in die Geschichte schaust, Jimi Hendrix und alle – sie alle haben mit anderen Leuten gearbeitet. Sie haben immer gemeinsam gejammt. Da wird nichts fabrikmäßig hergestellt. Schau dir die Songwriting-Credits auf dem Album einer Popband an: Lauter verschiedene Namen! Aber auf meiner Platte steht bei jedem Song „Jake Bugg“. Vielleicht Jake Bugg und ein anderer Name, aber bei anderen stehen fünf bis sechs verschiedene Autoren! Und das ist Scheisse! Was soll das? Ich weiss schon, ihr glaubt gerne, mein Argument der Authentizität wäre beschmutzt durch die Leute, mit denen ich schreibe – aber ich weiss, dass ich alles, was sich singe, so meine. Ich weiss, dass es um mein Leben geht, und ich weiss, es kommt von MIR. Es basiert auf meinen Ideen.

Ich finde es gar nicht schlimm, ich wollte nur das, was viele Leute sagen, einfach mal direkt von dir beantwortet haben. Es hat mich zum Beispiel gefreut zu lesen, dass Crispin Hunt von den Longpigs – die mochte ich sehr – weiterhin Songs schreibt, auch wenn das vielleicht heute über Leute wie Dich passiert.

Naja, mit ihm habe ich nur einen Song gemacht. „Broken“. Und den hatte ich mehr oder weniger schon fertig. Ich bin dann aber mal für etwa eine Woche bei Crispin gewesen, hing bei ihm rum, es war sehr schön da. Wir haben Ewigkeiten daran herumgewerkelt, diesen Song abzuschließen. Ich bin ein bisschen sauer im Nachhinein, den Song hätte ich genauso gut alleine fertig gekriegt. Aber na gut, ich habe ihn getroffen, er war ein netter Typ – als es um die Publishing Rechte von dem Song ging, wurde er etwas kleinlich, aber na gut, am Ende haben wir das geregelt und alles war okay.

Jedenfalls, ich bin wie du der Meinung, dass ein Künstler sich voll mit seinem Song identifizieren können sollte, und ich bin nicht der Meinung, dass es einem Song Authentizität nimmt, wenn er als Kollaboration zweier Songwriter entstanden ist. Aber: Ich bin auch kein Gegner von einer gewissen Künstlichkeit. Es ist doch Platz für beides, findest du nicht?

Ja. Ich habe von diesen Leuten eine Menge gelernt und ich habe hoffentlich genug gelernt, dass ich jetzt weitermachen kann, ohne jemand anderen bei der Seite zu haben. Ich bin aber auch nicht so arrogant, Hilfe von meinen Freunden nicht anzunehmen. Es könnte ja eine große Chance sein. Aber davor habe ich sechs verdammte Jahre für mich alleine gespielt.

Was ich zum Thema Authentizität / Künstlichkeit sagen will: Im Studio ist der eine Ansatz zu sagen: „Es soll authentisch so klingen, wie es auch live klingt!“ Aber es macht doch auch Spaß, zu spielen und etwas ganz Anderes, Künstliches zu machen? So, als ob man ein Einhorn malt – statt die Tasse abzuzeichnen, die vor einem steht?

Hast schon recht, Mann. Selbst wenn einem was einfällt, was man vielleicht nie verwendet – irgendwann später verwendet man’s vielleicht ja doch. Man weiss ja nie, in welchem Song man es doch mal verwenden kann. Man weiss nie, in was für einem Laden dein Gemälde von einem Einhorn mal hängt.

Okay… hast du die Kontroverse um das Interview von Russell Brand mit Jeremy Paxman verfolgt? Es ist ja zu Zeit ein großes Gesprächsthema auf der Insel – Brand verteidigt in dem Gespräch, warum er selbst nicht wählen geht. Du bist jetzt auch 18, richtig?

Ich bin 19.

19, Sorry, aber wie siehst du das? Gehst du wählen?

Reden wir jetzt über Politik? Also meine Generation, ich und meine Freunde jedenfalls, uns geht Politik am Arsch vorbei. Das sind doch alles die Gleichen, die man in den Talkshows sieht. Das ganze System muss sich ändern, nicht nur ein paar Sitze, die man ab und an wählt. Die gesamte Sache läuft falsch.

Hast du den Clip gesehen mit Brand und Paxman?

Sorry, habe ich nicht.

Ach so, ich dachte, das sei gerade Tagesgespräch auf der Insel – so hatte ich das mit von meinen britischen Freunden mitbekommen. Der Comedian Russell Brand erklärte, warum er nicht zur Wahl geht. Er sagte, damit würde man nur dem bestehenden System zustimmen. Ich dachte, es wäre interessant, mit dir darüber zu sprechen, denn du hast Songs wie „Messed up Kids“, eine sehr ernste Geschichte, „nordbritischer Realismus“

Man hat einfach das Gefühl, dass sich alles nur im Kreis dreht, Ein anderer Typ mag ins Amt kommen, aber es ändert sich nichts. Ich sehe ja ein, dass es bestimmt nicht leicht ist, die Wirtschaft anzukurbeln. Ich glaube trotzdem, dass viel mehr getan werden könnte.

Das bestehende System hilft nur bestimmten Großkonzernen und denen, die bereits an der Macht sind. Diese Leute beschützen nur das bestehende System und sich selbst, sie helfen weder der Öffentlichkeit noch dem Planeten.

So ist es, genau. Darauf läuft es hinaus. An der Spitze stehen nur Namen.

Okay, da sind wir jetzt etwas von deiner Musik abgeschweift…

Nee, nicht wirklich. Du hast ja den Song „Messed Up Kids“ erwähnt. Das sind ja Dinge, die ich miterlebt habe. Jetzt sehe ich halt von außen drauf, früher steckte ich in mehr drinnen.

Du hast ja kürzlich mit jemandem zusammen gearbeitet, mit dem du thematisch auf einer Linie liegst. Du hast ein Video gedreht mit Shane Meadows. 

Ja.

Na, was kannst du uns dazu erzählen?

Naja, dass ich ne gute Zeit hatte. Ein Video ist ja ne visuelle Sache. Man kann es ja nicht beschreiben, was es ist, man muss es schon angucken. Es ist ein bisschen verrückt. Ich musste ein bisschen darin schauspielern. Naja, hab’ ich mal probiert. Das war cool, Mann, hat Spaß gemacht.

Shane Meadows Filme sind ja, wenn man so will, Langfassungen von Songs wie „Messed Up Kids“. Ihr habt euch doch sicher auch außerhalb des Drehs unterhalten und Gemeinsames gefunden?

Naja, wir kommen aus der gleichen Gegend. Ich habe ihn kennen gelernt, als ich den Support für die Stone Roses gespielt habe, die er für eine Doku begleitete. Er war ein bisschen ein Fan, also habe ich gesagt: Wenn du ein Video machen willst, gerne. Er ist ein echt netter Typ, ein guter Typ.

Okay. Ich habe gelesen, dass du sagtest, deine Songs schrieben sich manchmal von selbst.

Das tun sie alle.

Alle?

Naja, was man halt nie tun sollte, ist einen Song zu erzwingen. Wenn du sagst: „So, jetzt setze ich mich hin und schreibe einen Song“, dann wird es vermutlich nicht funktionieren. Dann wird es eine Arbeit oder eine Aufgabe, nicht etwas, das einem Spaß macht.

Das erste Lied auf der Neuen heißt „There’s A Beast And We All Feed It“. Weil Englisch ja nicht meine erste Sprache ist, musst du mir eben konkreter sagen: Wer ist das Biest? Und wie füttern wir’s?

Na, es ist halt die große Maschine. Die große Maschine der Großunternehmen. Wir füttern es, weil wir oft auch keine andere Wahl haben. Wir tun’s einfach. Die Maschine gibt’s überall, ob es im Musikbusiness ist, in der Filmbranche, aber auch in großen Marken. So ist es.

Sind wir also wieder bei dem Thema, das wir vorhin schon ansprachen.

Genau.

Wie können wir das ändern?

Also, wenn ich das wüsste, dann würde ich keine Musik machen. Wir sollten vielleicht alle mal einen Schritt zurück machen und uns die Dinge unter einem anderen Blickwinkel anschauen. Anstatt zu sagen: „Das ist nun mal, wie die Dinge laufen“.

Songs zu schreiben ist vielleicht dein Beitrag, die Dinge zu ändern?

Ach – ich tu einfach nur was ich liebe. Und wenn ich damit irgend jemanden erreiche oder inspiriere, und wenn jemandem das gefällt, was ich mache, dann ist das was Gutes.

Jetzt wo die Platte bald kommt, was sind die nächsten Pläne?

Also, du sagst ja schon, die Platte erscheint – und wenn sie nicht total floppt, dann werde ich das nächste Jahr auf Tour sein. Wenn doch, dann weiss ich auch nicht.

Du glaubst echt, sie könnte so untergehen?

Das weiss ich nicht, ich bin nicht der, den man das fragen kann. Ich habe keine Ahnung, wie sie aufgenommen werden wird. Mir fällt es schwer, das vorher zu sagen.

Okay, ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Das wird schon. Du wirst auf dem Erfolg des Debüts noch aufbauen können. Denn für mich ist die Platte ein Schritt vorwärts. 

Cool, dass du das sagst. Ich bin viel gefragt worden, ob ich Druck verspürt habe vor dieser Platte. Aber der meiste Druck kommt von mir selbst. Ich will beweisen, dass ich den Erfolg der ersten Platte bestätigen kann, dass ich mich entwickeln und wachsen kann und weiter Platten schrieben kann, die den Leuten zusagen.

Wir haben ja drüber gesprochen, dass du sehr schnell warst. Normal ist in der aktuellen Industrie ja in etwa ein Zwei-Jahres-Zyklus. Die erste Platte wird so lange gemolken wie möglich, dann baut man künstlich eine kleine Wartezeit vor dem Comeback auf – du warst schneller.

Also, ich habe ein echt gutes Verhältnis mit meinem Label. Ich habe meine letzte Single „Broken“ veröffentlicht, und meinte: „Wenn das die letzte Single ist, ist die Platte abgeschlossen. Was soll man jetzt noch groß darauf herum reiten, jetzt kann’s ja nur noch abwärts gehen. Also los, ran an die zweite!“ Ich denke mir, wenn ich ein Fan wäre vom Künstler Jake Bugg, und der hat nur ein Album draußen, dann würde ich ein neues wollen. Und im Jahr drauf wieder eins. Ich wäre mittlerweile wahrscheinlich gelangweilt vom ersten Album. Und damit will ich nicht sagen, dass ich jetzt jedes Jahr eine neue Platte bringe – aber da ich nun mal erst eins habe, kann es einfach nicht schaden, den Leuten ein Zweites zum Anhören zu geben.

So, meine halbe Stunde ist praktisch vorbei. Zum Abschluss frage ich gerne nach Anekdoten. Was war denn dein bisher verrücktester Gig?

Meine verrückteste Show. Hmmm – das war Alleykat. Definitiv Alleykat. Ich habe diese Show gespielt, da war ich 15 oder 16. Das war echt ganz am Anfang. Ich hatte kein Pickup an meiner Gitarre, aber bei dem Club hatten sie nur ein Mikrofon. Also meinte diese Frau vom Club, sie würde das Mikrofon dann an die Gitarre halten – einen Mikrofonständer hatten sie auch nicht. Und ich hatte dieses Girl dabei von meiner Schule, die ich beeindrucken wollte. Nach drei Songs riss eine Saite, und ich hatte keinen Ersatz dabei. Aber ich war der einzige, der dort spielte, ich konnte nicht mal eine Saite leihen! Das war einfach fürchterlich, Mann, ich konnte mich nur entschuldigen und von der Bühne gehen.

Warst du danach jemals wieder in dem Club?

Nein, nie wieder.

Du könntest es jetzt zehnfach wieder gut machen.

Nee, nee, dahin will ich nicht noch mal zurück.

Na gut. Vielen Dank, ich wünsche dir alles Gute für die Platte und freue mich auf deine nächste Show in München. Einen schönen Samstag noch!

Thank you very much, Dankeschön!

p.s. Übers neue Album schreibe ich noch ne Review – das ist zumindest der Plan. Dann binde ich dort auch die neueren Songs ein. Weil dieses IV übers Album „Shangri-La“ ging, unten Videos aus der Platte.

Jake Bugg l What Doesn’t Kill You l IHeartRadio from Elizabeth Munoz on Vimeo.

Jake Bugg – Slumville Sunrise from Jim Harrison on Vimeo.

JAKE BUGG ‚A Song About Love‘ from Ross Cairns on Vimeo.

JAKE BUGG – „Messed Up Kids“ from Andrew Douglas on Vimeo.

Jake Bugg – There’s a Beast … (Director’s Cut) from Jackson Hunt on Vimeo.

2 Kommentare zu „Vinterview: Jake Bugg“

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