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Revolution Number Ninth

The Ninth Wave aus Glasgow haben sich für ein interessante Variante entschieden, ihr erstes Album zu veröffentlichen. Das Neo-Synthpop-Duo bringt „Infancy“ in zwei Schritten auf den Markt: Sechs der 12 Songs, also die erste Hälfte des Albums, sind seit letztem Freitag erhältlich. Teil 2 wird im November folgen.

Jetzt könnte man fragen: „Sind das nicht einfach zwei EPs, die ihr da raus bringt?“ Aber es ist ja letztlich eine Formsache. Wichtig ist, dass die Songs prima sind und wie das Video zur neuen Nummer „The Broken Design“ beweist, erfüllen die Schotten dieser Teil der Aufgabestellung.

File under: Original-New Wave a la John Foxx, Gary Numan, Depeche Mode, Blancmange oder 80s-Revivalisten wie The KVB, Henric de la Cour, White Lies, Artificial Pleasure, April Towers

Achtung: Im Video gibt’s Suizid zu sehen. Wenn es euch beschissen geht, bitte denkt dran: Don’t Try This At Home. Verbringt Zeit mit etwas, das ihr gerne tut. Denkt an die, die ihr liebt. Wendet euch an eine der Hotlines.

These Things Come In Fives

Statt drei einzelner Posts ein Sammelbeitrag und wenig Worte über die Videos, die mir heute aufgefallen sind:

1. Cherry Glazerr. LA-It-Girl Clementine Creedy kündigt ihr neues Album „Stuffed & Ready“ mit dem durchaus gewagten Clip zur Single „Wasted Nun“ an. Die Kommentare sagen bereits Sachen wie „zu mainstream im Vergleich zu früher“. Wozu ich natürlich mal wieder sage: Ich mag diesen Mix aus Grunge und Biss und einem Stück Pop-Zugänglichkeit.

2. Auch die White Lies haben ’nen neuen Clip. Ihr neues Album „Five“ steht vor der Tür und die Single „Tokyo“ führt den Weg fort, den sie zuletzt einschlugen: 80s-Synthpop-Hurra! Eine neue Nummer Eins wie damals „To Lose My Life“ wird ihnen trotzdem nicht nochmal gelingen. Ich kann mich auch noch nicht entscheiden, ob ein Text der, der „every city has a Chinatown – come Tokyo“ lautet, einfach nur strunzdumm oder vielleicht unabsichtlich genial ist. Ist das ihr „Are we human or are we dancer?“-Moment?

3. Swervedriver. Schon Video Nummer fünf der wiedervereinigten Shoegaze-Rocker vom kommenden Album „Future Ruins“.

4. Ach, nehmen wir die neue Single der Briten Circa Waves auch noch rein. Obwohl die Band mich ja noch nie richtig geflasht hat – Sie machen gekonnten Indiepop, aber es fehlt halt was, das ihre Songs irgendwie speziell oder besonders macht. Das ist meine Meinung und die neue Nummer „Movies“ vermag mich nicht vom Gegenteil zu überzeugen. Aber vielleicht erlebt ihr das ja anders? Außerdem: Ein schönes Ratespiel-Video: Wer erkennt die meisten Filme?

Zuletzt: Ihr wisst, ich versuche, mich ins Thema „Japanischer Indie“ reinzufuchsen. Entsprechend habe ich mehrere J-Labels auf youtube abonniert und klicke mich fleißig durch die Neuveröffentlichungen. So einige prima Sachen findet man. Aber sehr viel öfter gibt’s den weirdesten Shit wie dies. Auch das kann man manchmal nicht für sich behalten. Genießt Yashiro Yashiro und Miyazon!

 

Happiness This Way White Lies

Ich hab‘ die White Lies für eine Sache durchaus bewundert in den letzten Jahren. Es ist ja so – die drei Londoner hatten das Glück (oder das Pech), in genau der Zeit ihren Durchbruch zu feiern, als die UK-Indie-Welle gerade umkippte. Als ihr Debüt „To Lose My Life“ im Januar 2009 erschien, da wurden sie, noch perfekt im Trend liegend, gleich mal auf Platz 1 der UK-Albumcharts gespült.

Aber als ihr zweites Album erschien, da war die Welle sowas von versandet – und, okay, auf „Ritual“ fehlte auch ein vergleichbarer Indie-Disco-Hit wie der Titelsong vom Debüt. Trotzdem, dass der Nachfolger unterging wie ein Sack Ziegelsteine, das war selbst von außen hart anzuschauen.

Viele andere Bands hätten es nicht verkraftet, so rasant durchzustarten und dann so abzusinken, ohne das persönlich zu nehmen. Dass die White Lies es verstanden haben, Chartpositionen und Zahlen nicht so zu viel Wert zuzuweisen, unbeirrt ihren Weg weiter zu gehen und sich auf einem okayen Erfolgslevel einzupendeln, das kann man ihnen schon irgendwie anrechnen, oder?

Zehn Jahre nach ihrem Raketenstart kommt Ende Januar 2019 ihr fünftes Album „Five“. Als Vorboten gibt’s ein Video zur Single „Believe It“

Series: The 80s – Classics and Curios, Pt. 1

vinterview-80sDas Frage, mit welchen Themen ich in den praktisch Release-freien Wochen um die Jahreswende Inhalte für meine Seite schaffen soll, die stelle nicht nur ich mir auf meinem kleinen Blog. Das Problem haben auch ganz andere, ungleich größere Musik-Medien. So hat Pitchfork vorgestern – a pro pos of nothing – eine Liste der 10 besten Songs der 80er zusammen gestellt. Aber warum auch nicht? Naturgemäß sind 10 Songs zu wenig, um eine ganze Dekade zusammen zu fassen und klar wird man drüber diskutieren. Sicher hat jeder der Pitchfork-Songs es verdient, auf der Liste zu landen – aber essentielle Namen fehlten trotzdem. Mich jedenfalls hat das Ganze dazu gebracht, 80s-Namen aufzuschreiben, die ich in meine persönlichen Top Ten packen würde. Natürlich ist das sofort ausgeartet und plötzlich hatte ich über 40 Namen auf dem Zettel stehen.

Weswegen ich mir sagte: Okay, da mach ich ne kleine Serie draus. Ich werde in unregelmäßigen Abständen eine kommentierte Selektion von 80s-Bands bzw Songs posten. Die 80s waren schließlich eine im Nachhinein herrlich alberne Dekade, in der viel ausprobiert wurde. Manches ging daneben, manches aber wurde zum Grundstein für spätere Entwicklungen. Manches, was damals noch als Mainstream-Pop galt, wäre heute fürs Indie-Fach zu schräg. Zumal: Seit youtube-Videos in Deutschland nicht mehr gesperrt sind, kann man alte Schätze neu entdecken.

Also gut, gehen wir in unsere erste Runde. Diese erste Rutsche habe ich unter einen Oberbegriff gestellt: Indie-Bands. Genauer: Bands, die als Pioniere das, was später zur eigenen Kategorie Indie werden sollte, vorbereiteten und noch lange prägten. All die nun folgenden Bands sind Gitarrenbands – was in den 80ern ja eher untypisch war.

Anmerkung: Die Liste ist alphabetisch geordnet, nicht nach irgendeiner Wertung. Sonst ginge es nicht ausgerechnet los mit…

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Welcome to the Chungle

Übers vierte Album der White Lies schrieb ich neulich in meiner Rezension: „…als Wiedergänger von Wang Chung und Men Without Hats sind die White Lies auf jeden Fall drolliger, als als ewige mit-U2-Pathos-den-Tod-herauf-Beschwörer.“

Die neue Single „Morning In LA“ ist dafür nicht nur Klangbeispiel – sondern auch Bildbeispiel. Hier zuerst mal das Video zu „Morning In LA“

Beim ersten Bild von LA im Morgenrot muss ich natürlich an ein Plattencover aus den 80ern denken: An Wang Chungs Soundtrack zu „To Live And Die In LA“ (1985). Die britischen Synthpopper, bekannt durch ihren 80s-Klassiker „Dance Hall Days“, waren damals von Regisseur William Friedkin gebeten worden, die Musik für seinen neuen Thriller zu schreiben. Ihnen ermöglichte das, ein durchaus experimentelles Album zu machen, auf dem es Instrumentals gab, aber auch Popsongs wie den Titelsong zum Film. Den ich hier jetzt natürlich in dem Zusammenhang posten muss.

Review: White Lies

white-lies-friendsWhite Lies – „Friends“

Der letzte Text auf diesem Blog ging über die Kaiser Chiefs und ihre Versuche, am Ball zu bleiben, trotz massiver Einbrüche nach 2008/2009. Es ist eine Karrierekurve, die sich bei vielen englischen Bands spiegelt. Nach dem großen Indieboom von 2005-2008 waren Gitarren auf der Insel erst mal massiv out und fast alle Acts wurden in Mitleidenschaft gezogen. Selbst große Namen wie Bloc Party oder Franz Ferdinand spielen seitdem nur noch in der zweiten Liga, andere wie z.B. Hard-Fi oder The Feeling sind noch tiefer abgestiegen. Nun ist es natürlich nicht korrekt, künstlerischen und kommerziellen Erfolg gleichzusetzen. Aber wenn man als Band existieren will, braucht man von letzterem zumindest ein gewisses Maß, um überhaupt über die Runden zu kommen.

Auch die Frage „Was machen wir beim nächsten Album neu und anders?“ ist eine, die man sich aus künstlerischen Gesichtspunkten sowieso stellen sollte. Aber wenn der Karrierepfeil nach unten zeigt und man das Steuer herumreissen will, ist es auch aus kommerziellen Gründen eine Notwendigkeit, sich ihr zu widmen. Die Kaiser Chiefs haben sie radikal beantwortet, indem sie sich einem kompletten Reboot unterzogen haben. Die White Lies gehen nicht so weit, aber sie haben sich auf ihrem vierten Album zumindest umorientiert.

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Review: Girlfriends & Boyfriends

Our GardenGirlfriends and Boyfriends – The Garden

Es gibt ein paar Klischees aus dem Underground Pop der 80er. Es sind die besten Klischees, die’s gibt.

Als da wären: Bollernd melodische New Order Basslines a la Peter Hook. Schillernde Gitarren und wabernde Synthies, wie The Cure sie auf „The Head On The Door“ oder aber „Pornography“ eingesetzt hätten. Leicht übertriebener Schwermuts-Gesang a la Echo & The Bunnymen. Post-Punk-Klaustrophobie a la Joy Division. Dieses New schummrig-düstere Wave Pop-Gesamtbild von Bands wie The Church oder The Psychedelic Furs aus dem Vorraum zum Goth.

Dies sind exakt die Bausteine, aus denen Girlfriends and Boyfriends aus Vancouver, Kanada, ihr Debütalbum aufbauen. Das macht „Our Garden“ wirklich nicht originell. Tatsächlich glaubt man, man habe diese Platte schon x-mal gehört. Denn man erkennt darin nicht nur die UK-Indie-Originale, sondern auch all die Bands aus der zweiten Reihe, die sich im letzten Jahrzehnt an 80s-Schwermutpop versucht haben, Bands wie Stellastarr, The Stills, White Lies, The New Division. Aber hey – was kann ich machen? Ich mag diesen Sound halt!

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