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Kleine Kollektion 2021/11

Jedes Mal, wenn ich mich dann doch mal wieder aufraffe, was auf dem Blog zu platzieren, habe ich das Gefühl, mich bei meinem Leser dafür entschuldigen zu müssen, dass es nur noch so selten passiert. Oh well.

Nun gut. Heute ist’s mal wieder so weit, ich habe wieder einen Überblick über ein paar Favoriten der letzten Tage zusammen gestellt.

Los geht’s! Das zweite Album des US-Songwriters Trevor Sensor steht vor der Tür. Der Mann ist gut. Wenn ihr mehr wissen möchtet: Als ich hier mehr Texte hinterließ, habe ich sein erstes Album HIER ziemlich gefeiert.
Na anyway. Es gibt eine zweite Vorab-Single des kommenden Longplayers, welcher „On Account Of Exile“ heißen wird. Die Single trägt den sonderlichen Namen „Chiron, Galactus“

Am 30. April kommt dann auch endlich die neue Platte von Teenage Fanclub. Mehrfach schon wurde „Endless Arcade“ schon verschoben. Auch hier gibt’s eine weitere Vorab-Single. „In Our Dreams“, das erkennt der Fan sofort, wurde geschrieben und gesungen von Raymond McGinley. Das ist ja die Sache bei den Fannies – sie hatten immer drei Songwriter, Norman Blake, Gerard Love und eben McGinley, deren Songs sich prima ergänzen, deren Handschrift der Liebhaber der Band ziemlich sicher raushört. Nun ist Gerard Love ist auf der Neuen erstmals nicht mehr an Bord. Das ist einerseits sehr, sehr sehr schade. Ich habe seine Lieder immer ganz besonders geliebt. Aber wenigstens haben TFC das mit Neu-Mitglied Euros Childs bestmöglich kompensiert. Sonderbare Situation. Klar hätte ich lieber auch Gerard-Love-Songs auf der Neuen. Andererseits machen TFC auch ohne ihn so fein weiter, dass man Gerards Fehlen quasi gar nicht bemerkt.

Machen wir nun einen Trip nach Melbourne zu den Tiny Little Houses. Caleb Karvountzis und seine Band haben länger nichts von sich hören lassen, aber sie machen nahtlos da weiter, wo sie aufhörten: Grungy Indie Pop, der sich beschwert.

Wir sammeln Flugmeilen von Australien nach Island. Björk war nicht die einzige Stimme ihrer Band The Sugarcubes – sie teilte sich das Mikro immer mit einem gewissen Einar Örn Benediktsson. Der war bei der UK-Musikpresse beinah verhasst, denn während Björk tolle Stimmakrobatik vollführte, kontrastierte Einar das mit nörgeligem Sprechgesang. Später wurde er Vize-Bürgermeister von Reykjavik, als Nr 2 hinter Jón Gnarr von der „Best Party“. Alerdings, hier geht’s gar nicht um Einar Örn, sondern um seinen Sohn. Kaktus Einarsson hat den irritierenden Gesangsstil seines Dads nicht übernommen, puh. Kaktus‘ Album „Kick The Ladder“ erscheint Ende Mai. Vorab gibt’s die Single „Hypnotized“.

Zickzacken wir weiter über den Globus. Seit 2004 feiern die Japaner The Bawdies das Erbe der 60s-Garagenrockband The Sonics. Das macht immer Spaß, auch auf der aktuellen Single „Oh No“

Ganz ehrlich, ich bin durchaus überrascht, dass es Real Lies noch gibt. Es ist halt echt fünfeinhalb Jahre her, dass ihr Debütalbum keinerlei Wellen machte. Ich mochte die Platte, ich fand, dass die Londoner so eine schön typisch britische Nische zwischen The Streets und New Order für sich gefunden hatten. Aber es ist halt – oder irre ich mich da – nicht so viel passiert mit den Real Lies. Viele hätten das Mikro ins Korn geworfen. Na das heisst wenigstens eins: Für den Welterfolg tun sie’s nicht, sondern, weil dies das ist, was sie wirklich machen wollen. Es gibt ’ne neue Single.

Wieso habe ich noch nie von The Criticals gehört? Die Band kommt aus Nashville und ist im Kern ein Duo von zwei Typen namens Parker Forbes und Cole Shugart. Durchaus untypisch für eine Truppe aus der Country-Hauptstadt Nashville berufen The Criticals sich auf britische Lieblingsbands wie The Cult, the Stone Roses und The Libertines. Man sieht’s an dem echt smarten Style, den die Band bei ihrer „Our Vinyl“ Session an den Tag legt. Our Vinyl wiederum ist bekannt als Studio, dass Bands für Live-Performances aussucht und mitschneidet. (Wer zum Beispiel Fan von Tyler Childers ist, der kommt an dessen „Our Vinyl“-Session nicht vorbei. Diese gilt quasi als inoffizielles Album und enthält Songs, die für seine Fans als Klassiker gelten, obwohl sie auf den offiziellen Alben nicht vertreten sind). Danke, Our Vinyl, für die Introduction to The Criticals.

… und jetzt wieder ein Sprung nach Australien, diesmal an die Westküste. Methyl Ethyl aus Perth sind eine Band, die oft zu gewollt arty unterwegs ist und deswegen auch nerven kann. Auch die neue Single „Non Cheap“ hat Momente, bei denen man denkt „Hey, ihr hättet es unkomplizierter lassen können und für den Song wär’s wahrscheinlich besser gewesen.“ Nichtsdestotrotz ist die Nummer untypisch poppig bzw peppig für Methyl Ethyl und das ist was Gutes. Hat so nen Talking Heads-Vibe, findet ihr das auch?

Und zum Abschluss noch mal zurück nach England. Der gute alte Paul Weller legt immer noch prima Songs hin. 62 Jahre ist er inzwischen, der Ex-Frontmann von The Jam und The Style Council, der elder statesman des Britpop. Die neue Single „Shades Of Blue“ ist doch wirklich ein feiner Ohrwurm. Pauls kommendes Album „FAT POP“ (14. Mai) scheint zu halten, was der Titel verspricht.

Right Hair, Right Now

Das Debütalbum der Melbourner Tiny Little Houses hat nicht all das gehalten, was ich mir von ihm gewünscht habe. „Idiot Proverbs“ ist ne gute Platte, aber ich hatte nach ihren frühen Singles halt erhofft, sie würde sogar genial werden. Aber okay. Ein Song hat sich schnell als Favorit der Fans heraus kristallisiert: „Short Hair“.

Untypisch ist die Entstehungsgeschichte: Ein Onkel von Sänger Caleb Karvountzis‘ Freundin erzählte ihm von einem spießigen, zugeknöpften Typ aus seinem Freundeskreis. Den zogen sie immer mit den Worten „he likes to let his short hair down“ auf. („To let one’s hair down“ bedeutet in etwa „sich mal so richtig gehen lassen“, wisst ihr ja.)  „Mach da doch mal nen Song drüber!“ forderte der Onkel, nicht ganz ernst. Naja, Tiny Little Houses machten den Spaß mit und sieh an, „Short Hair“ rotiert im australischen Radio. Jetzt gibt’s auch ein Video.

Review: Tiny Little Houses

Tiny Little Houses – „Idiot Proverbs“

Auf diese Platte habe ich gespannt gewartet. Im Oktober 2015 erschien „You Tore Out My Heart“, die erste EP der Melbourner Band Tiny Little Houses, und haute mich ziemlich aus den Socken. Wer so gut anfängt, gibt ein Versprechen auf die Zukunft. Lösen die Houses das Versprechen ein, nicht ganz zweieinhalb Jahre später? Nicht auf ganzer Linie, so viel kann ich schon mal sagen.

„Idiot Proverbs“. Sprichwörter von Idioten. Damit meint Caleb Carvountzis solche treudoofen Ansagen wie „Folge deinen Träumen!“ An sowas glaubt der Australier nicht mehr. Der Kopf der Tiny Little Houses ist heute vor allem eins: Desillusioniert.

Das war nicht immer so. „Loved my days in kindergarten, I was happy in first grade, okay in High School, then it began to change.“ erinnert sich Caleb gleich im ersten Song „Garbage Bin“. Heute ist er 26, Studienabbrecher und seine Zukunft ist nicht eben rosig. Auch davon erzählt er in dem Lied. Es ist nicht genug Geld da („The student loans are starting to bite me in the ass“), ärger aber ist die Trostlosigkeit der Gesamtsituation: „Do a dance and turn around, If you’ve got yourself some pockets you can fill them so you drown. […] And it don’t get much better than this.“ 

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What Did You Expect From 2018, Pt.3

Heute: Der dritte und letzte Teil meiner Liste „Ausgesuchte kommende Alben 2018“.  Es geht um meine persönliche Vorschau auf das anstehende Indie- Jahr. Um Platten, auf die ich gespannt warte. Alben, die entweder schon feststehen, die sicher erwartet werden oder auf die man zumindest spekulieren darf.

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Here we are now, entitle us

Stichwort Avocado Toast.  Im Sommer kam der australische Immobilienmogul Tim Gurner in die News. Auch in Australien geht die Schere auseinander und die Löhne für die normalen Jobs werden geringer und geringer. Die Aussicht für junge Leute, die ins Berufsleben starten, sich mal ihre eigene Wohnung, ihr eigenes Haus zu leisten, sind für alle, die nicht schon privilegiert geboren wurden, extrem schmal. Gurners Spitzen-Rat an die Jugend: Nicht immer im Café so viel Avocado Toast und und so teuren Kaffee bestellen! Lieber sparen!

Genau das, was jemand, der seine Dollars gerade so zusammen hält, um über die Runden zu kommen, in der Situation hören will. Die Sache kam mir wieder in Sinn durch den Song „Entitled Generation“.  Die aktuelle Single von Melbournes Tiny Little Houses – es ist der Vorbote auf ihr im Januar erscheinendes Debütalbum „Idiot Proverbs“ – kann man wohl als Caleb Karvountzis‘ gallige Antwort auf Gurner deuten.  „Got two degrees and am still working on the phones – damn our entitled generation!“ = Ich habe zwei akademische Titel, stecke aber in einem Job im Call-Center fest. Verdammt sein unsere Generation, die denkt, dass ihr alles zusteht.

Bin There, Done That

Es gab‘ ne Phase im Postgrunge der frühen bis Mitt-90er, da gehörte es zum guten Ton, sich selbst zu beschimpfen. „I’m a Loser, Baby“ sang Beck. „I’m a Creep, I’m a weirdo“ klagten Radiohead. Wheatus moserten „I’m just a Teenage Dirtbag, Baby“.

Es scheint, als nimmt dieser Sound und diese Weltsicht auf die Dinge down under gerade wieder Fahrt auf. Oder ist es Zufall, dass ich alleine in der letzten Woche erst das sehr Weezer-eske Album des Neuseeländers Kane Strang (u.a. mit dem Refrain: „Kill me now, don’t think twice…“), dann das LoFi-Sparklehorse-ige Debüt von Brightness besprach und jetzt Melbournes Tiny Little Houses auf ihrer neuen Single ebenfalls in diese Kerbe schlagen? Ihr Sänger Caleb Carvountzis putzt sich darauf mit den Worten „I’m a Garbage Bin“ runter. Das ist okay, aber die großen Versprechen, die Tiny Little Houses 2015 mit ihrer Single „Easy“ machten, lösen sie damit nicht wirklich ein.

Baby you can drive my Carvountzis

Ah ja. Der gute alte „wir-ersetzen-die-Band-mit-Models“-Move. Ist ja nicht so, dass sich Caleb Carvountzis und seine Bandmitglieder von den Tiny Little Houses verstecken müssten. Aber gut, die Regisseurin Marie Pangaud, die den Clip zu „Medicate Me“ drehte (von der letztjährigen „Snow Globe EP“), arbeitete lieber mit Hotties, die fürs Video in die Rollen der Bandmitglieder schlüpfen. Irgendwas wird sie damit schon aussagen wollen, wenn sie (ironisch?) diese Taktik einsetzt, die wir normal von Dance-Clips kennen. Anyway. Der Song ist gut.

Long Listance Call Pt 2

bad-sounds-headerGestern habe ich meinen Senf zur jährlichen „BBC Longlist 2017“ gegeben (siehe unten).

Glaubt man den UK-Kollegen, sieht die Zukunft des Indiepop weiterhin düster aus. Nur drei Acts aus dem Genre wurden in die Longlist aufgenommen, einer davon ist richtig mies (The Amazons), einer davon zu sperrig für die breite Masse (Cabbage) und der dritte (Declan McKenna) zwar sicher gut vermarktbar, aber noch nicht ganz ausgereift.
Ich glaube trotzdem dran, dass sich weiter spannende Indiebands gründen. Musiker, die was zu sagen haben, was Neues entwickeln, Stil und Persönlichkeit zeigen – oder die den Sound wenigstens gekonnt auf den Punkt bringen.

Also los geht’s – Es folgen meine 15 Tipps für 2017. Nicht, dass ich glaube, dass diese Namen die Welt erobern werden. Aber ich traue ihnen zu, nächstes Jahr ein starkes Debütalbum abzuliefern, und das ist schon mal was.

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Kommt rein in die gute Tube!

Haben sich doch tatsächlich die GEMA und youtube geeinigt? Mann, für einen Blog-Heini wie mich ist das ja eine sensationelle Nachricht! Endlich kann ich nach Herzenslust alle Videos, über die ich mich auslassen möchte, auch in die Welt raustragen – und sitze nicht mehr frustriert vorm Sperrbildschirm, suche das Ding auf vimeo (wo es meistens nicht zu finden ist…) und verfluche alle!

Das feiere ich doch gleich mal mit ein paar Clips, die ich bisher nicht teilte, weil sie für deutsche Leser (und dieser Blog ist nun mal deutsch) immer gesperrt waren! Alle kommen von Bands/Künstlern, über die ich hier schon ausführlicher schrieb. Deshalb sage ich gar nichts weiter dazu, aber habe auf die jeweiligen Artikel verlinkt.

City Calm Down! 

Tiny Little Houses!

Teenage Fanclub!

Alpine!

Beach Baby!

Alex Lahey!

… ich könnt jetzt noch ewig weiter machen, aber belasse es erst mal dabei. Auf jeden Fall: Hurra!

Ach, was soll’s – einen noch! Mein Lieblingsgoth! Henric de la Cour!

Review: Tiny Little Houses

tiny-little-houses-snow-globe-epTiny Little Houses – „Snow Globe EP“

Diesen Text habe ich vor mir her geschoben. Dabei habe ich nägelkauend auf die zweite EP der Melbourner Tiny Little Houses gewartet. Ihre Single „Easy“, die zog mir letztes Jahr den Teppich unter den Füßen weg – so ein wundertrauriges Lied! Über leise, sehnsüchtige und nicht zurück erwiderte Liebe, und das alles verpackt in clever-melodiösen LoFi-Pop!

Die EP „You Tore Out My Heart“, von der „Easy“ stammte, hatte weitere so umwerfende Momente. Alleine, dass sie mit der Zeile „How weird it is to think in 60 years we won’t exist…“ anfing! Ich meine, wer stellt sich auf diese Weise der Welt vor? Da war klar: Dieser junge Australier Caleb Karvountzis, der dieses Quartett anführte, der war ein schwieriges, poetisches Denkerchen. Einer der Typen, die ihre Band nicht gründen, weil sie cool aussehen wollen, sondern weil sie müssen. Weil sie was treibt, ein Zweifel, eine Suche, eine innere Aufgewühltheit.

Es ist nicht so, dass diese Aufgewühltheit auf den sechs Songs der „Snow Globe EP“ fehlen würde. Aber es ist so, dass Caleb sie hier auf etwas andere Weise ausdrückt. Review: Tiny Little Houses weiterlesen