Schlagwort-Archive: The Stone Roses

Hunter High And Low

Wann und warum habe ich den Youtube-Kanal von Johnny Hunter abonniert? Wer ist das? Na, jedenfalls war es keine falsche Entscheidung.

Googlen wir’s noch mal: Johnny Hunter sind Nick Hutt (vocals), Ben Wilson (guitar), Xander Burgess (guitar), Nick Cerone (bass) und Gerry Thompson (drums) aus Sydney. Sie orientieren sich an 80s-Undergroundbands und nennen Joy Division, The Smiths, The Stone Roses, Siouxie, Sonic Youth und The Church als Einflüsse. Ihre neue Single „Pain & Joy“ ist sehr 80s-rockig, ich muss da durchaus an Billy Idol denken, aber die Stimme ist dann doch mehr gothy. Jedenfalls, ich sage: Das hat was.

Ivory League

Engländer, die Trainingsanzüge tragen, die Drogen erkennbar ziemlich gut finden, die eher wie ein Hooligantrupp aussehen als eine Band (sich aber dann meistens als totale Herzchen entpuppen), und zu deren Gitarrenmusik man schweinegut schwof-tanzen kann – die sind nix Neues. Die gibt es, seit die Happy Mondays in Madchester rum raveten.

Ivory Wave aus Birmingham haben sich nach einer Designerdroge benannt, sie haben die Happy Mondays und Kasabian zu ihren Vorbildern erklärt, sie gelten seit 2016 als kommendes Ding der Szene in „Brum“, aber sind noch nicht wirklich durchgestartet. Allerdings: Zu ihrer aktuellen Single „Uptown“ kann man schweinegut schwof-tanzen.

Feels Like 30

Tja. Da kann man sich ja immer einreden, dass man schon irgendwie jung geblieben ist. Aber dann liest man, dass heute zwei absolute Indie-Klassiker das 30ste(!) Jubiläum ihrer Veröffentlichung feiern. Kann das wahr sein? Dreissig verdammte Jahre?

Erstens ist da The Cures „Disintegration“. Ich und meine Kumpels waren seit „The Head On The Door“ und „Kiss Me Kiss Me Kiss Me“ riesige Fans und übertrafen uns damit, Cure-Singles und 12″s wegen ihrer B-Seiten zu sammeln. Die nahende VÖ ihrer Neuen war folglich ein Großereignis für uns. Wir warteten nägelkauend und besorgten uns das gute Stück am Tag des Erscheinens im heimischen kleinen Plattenladen. Nun ist „Disintegration“, von den Hitsingles abgesehen, ein Album, das sich in seiner prunkvollen Dichte und elegischen Langsamkeit nicht sofort erschließt. Ich muss so ehrlich sein: Zuerst mal waren wir heimlich ein bisschen enttäuscht. Aber wir haben uns schnell reingesteigert. Heute bezweifelt niemand: Dies ist ein absolutes Highlight der an Glanzlichtern nicht eben armen Cure-Diskographie.

Am 2. Mai 1989 erschien aber noch ein weiteres Album für die Ewigkeit. Eins, das auf der Insel sogar noch größere Wellen machen sollte. Aber das Debüt von The Stone Roses entwickelte sich erst mit Monaten Verspätung zum Dauerbrenner. Bis das bei mir im Oberallgäu ankam (Youtube und sonstiges Internet gab’s ja nicht), war es Spätherbst geworden. Egal, „The Stone Roses“ wurde eine prägende Platte, die noch Jahrzehnte später Bands beeinflusste bzw. beeinflusst und die ich heute noch gerne höre. Da kommt es auf ein paar Monate nicht an.

Short Mov-Ian

Manchmal, wenn ich nicht immer das Wort „Video“ oder „Clip“ schreiben will, benutze ich das Wörtchen „Kurzfilm“, um ein neues, äh, äh…mehr Wörter gibt’s echt nicht, oder? Um… einen neuen Promomovie(?) zu bezeichnen.

Heute, bei „From Chaos To Harmony“ von Ian Browns aktuellem Album „Ripples“, trifft das Wort Kurzfilm tatsächlich zu.

Eigentlich wirklich schön gemacht. Trotzdem, mein Gedanke beim Schauen die ganze Zeit: „Mei, der Bubb hat ja ü-ber-haupt kein Rhythmusgefühl!“

Review: Ian Brown

Ian Brown – „Ripples“

Im Nachhinein eigentlich unglaublich, The Stone Roses. Was war das eigentlich für eine Kombi?! Gleich drei ganz herausragende Musiker: John Squire, flippiger GItarrenvirtuose, Griffbrettakrobat, fast zu gut mit den Fingern – sein Solowerk litt auch darunter, dass er Muckertendenzen nachgab und im Zweifelsfalle lieber zu viele Töne spielte, als sie schwingen zu lassen. Aber in den Stone Roses, da war sein Spiel zwar auch immer mal flashy, aber (zumindest vorm „Second Coming“) noch genau auf der richtigen Seite des Grates.

Mani! Was für ein Tieftöner! Unsterbliche Bassmelodien! Auf so einigen Klassikern der Roses ist der Bass eigentlich das Lead-Instrument: „I Wanna Be Adored“, „She Bangs The Drums“, I Am The Resurrection“…  und obendrein hatte er den mühelosen Groove, was ihn zum perfekten Partner machte für… 

Für Drummer Reni, den Mann, der die lässigsten, schmoofsten Rhythmen der Nordhalbkugel aus dem Handgelenk schüttelte. 

Nehmen wir mal „Fool’s Gold“ – man weiss gar nicht, wer hier der Star ist. Ist es Renis steincooler funky Beat? Ist es Manis Basslauf, der wieder mal die Hookline des Songs besetzt? Oder ist es John Squires Wah-Wah-Feuerwerk?

Wie konnte in dieser unglaublichen Kombi ausgerechnet Ian Brown, der damals keine Töne traf und heute keine Töne trifft, trotzdem der Fokus von allem sein? 

Deshalb: Weil der Mann Persönlichkeit hat. Weil er ne Type ist. Auch wenn die anderen drei eine irre Musikalität hatten, war Ian Brown trotzdem der Leader, der Charakterkopf. Der Typ, über den man staunte, bei dem man sich auch mal an den Kopf griff, der aber nie uninteressant war. Review: Ian Brown weiterlesen

I Predict A Record – 2019, Pt.1

Frohes Neues, und so! 2019 hat begonnen – da gilt es mal wieder, Prognosen aufzustellen. Neulich habe ich euch schon ein Liste meiner Newcomer-Tipps hier platziert. Heute geht’s um die Frage: Von welchen Bands erhoffe ich mir was, die nicht in die Kategorie Newcomer fallen? Teilweise sind neue Alben schon bestätigt, teilweise deuten alle Anzeichen sicher drauf hin, teilweise spekuliere ich.
Ich teile den Post auf zwei Teile auf  – heute geht’s von A-J.

I Predict A Record – 2019, Pt.1 weiterlesen

Genius at work

Was soll man zur neuen Ian Brown-Single sagen? „First World Problems“ ist so großartig, wie ich es nicht zu hoffen gewagt habe. Es macht unglaublich Lust aufs am 1. März kommende Album „Ripples“. So können wir mit der erneuten Trennung der Stone Roses  leben.

Jetzt auch noch ein Video dazu, das mich soooo happy macht.

Warum macht mich das Video happy? Erstens mal, weil das „F.E.A.R.“-Fahrrad wieder mitspielt. Zweitens, weil Ian einfach so steincool Ian Brown ist. Was für ne Type! Ian hat das neue Album alleine eingespielt, liest man, jedes Instrument, und man denkt sich erst mal: „Hey – ich wusste gerade mal, dass er sich nach der ersten Trennung der Stone Roses mal so leidlich Gitarre beigebracht hat“. Dass er inzwischen Multiinstrumentalist ist, sehen wir im Clip, da er sich hier auch an Bass, Gitarre, Drums etc zeigt.

Fucken hell. Ian Brown ist 55. Und so für immer steincool. What a Legend!

Hier noch mal das „F.E.A.R.“-Video (2001), auf das „First World Problems“ Bezug nimmt.

Und wo wir schon dabei sind: The Stone Roses, 1989

Ian Brown. the Man. Forever.

Review: Deep Sea Arcade

Deep Sea Arcade – „Blacklight“

Oh, hier habe ich lange drauf gewartet! Denn die Australier Deep Sea Arcade haben – das ist nicht übertrieben – eine meiner Lieblingsplatten der letzten zehn Jahre gemacht. „Outlands“ (2012) war zwar bestimmt nicht perfekt, aber ich bin nun mal geprägt auf Britpop – und diese fünf Jungs aus Sydney spielten auf ihrem Debüt genau die Musik, die die Briten selbst lange schon nicht mehr machten. Endlich war da mal mal wieder eine Band im Stil von The Charlatans, The Stone Roses, The Bluetones – und die Aussie gaben dem Ganzen noch einen Schwung Südpazifiksonne mit! 

Wie wir im Interview erfahren sollten, war die Erklärung dafür die folgende: Sänger Nic McKenzie hatte fünf Jahre seiner Kindheit in England verbracht. Als seine Eltern dann zurück nach Australien zogen, fehlte ihm die Insel. Er stilisierte die alte Heimat zum Ideal hoch, speziell die Musik. Seinen Kumpel aus Kindheitstagen, Nick Weaver, der auch nach seiner Rückkehr nach Sydney wieder sein bester Freund wurde, steckte er mit seiner Begeisterung an.

Also gründeten die zwei anglophilen Aussies eine Band. Deep Sea Arcade kamen mit ihren ersten Singles in Australien schon sehr gut an und meisterten dann ein Album, das die großen Versprechen der Singles hielt. Zuhause spielten sie bald schon in den größeren Hallen.

Klar war jetzt Europa das Ziel. Aber dann verlief sich die Spur auch schon wieder. Eine 2013er Single gab’s noch („Black Cat“), dann hörte man lange nichts mehr von den eben doch noch so vielversprechenden Aufsteigern. Review: Deep Sea Arcade weiterlesen

Redface the Facts

Hoppla. Eine Woche alt, dieses Video. Aber noch so wenige Views auf youtube, dass ich es mit gutem Gewissen auch jetzt noch teilen kann, ohne mich als krasser Zu-spät-Kommer in die Blog-schäm-Ecke stellen zu müssen, die wir uns immer einreden.

Redfaces sind die vier Teenager aus Sheffield, die mich mit ihren letzten Singles schon in den Zwiespalt brachten: Soll ich mich freuen, weil sie die neuen The Kooks / The View sein könnten? Oder soll ich mich alt fühlen, weil sie sagen „Unsere Väter haben die Stone Roses und die Smiths gehört, da haben wir das her“?

Anyway, die Redfaces haben eine neue Single namens „Messed Up Feelings“. Was mir auffiel: Bei den letzten Singles stand noch „Sony Music“, hier nicht. So früh schon den Glauben verloren, Sony? Drücken wir den Redfaces jetzt erst Recht dei Daumen, dass sie sich noch durchsetzen. Peppig sind ihre Songs ja.

Thar They Blossoms!

Hierzulande hat man gar nicht richtig mitgekriegt, wie sehr Blossoms vor zwei Jahren auf der Insel durch die Decke gegangen sind. Man hofft dort ja weiterhin jede Saison auf den nächsten Erlöser des Britpop und Tom Ogden und seine Jungs aus Stockport (also quasi Manchester) erfüllten viele Voraussetzungen. Sie schrieben klassische Songs, die wirklich ins Ohr gingen („Charlemagne“, „At Most A Kiss“, „Blown Rose“., „Getaway“…), sie erboten den Smiths, Oasis und den Stone Roses ihre Referenz und ihr Debütalbum toppte dann tatsächlich die UK-Charts. Es sah (sieht?) ganz so aus, als ob Blossoms in der Tat den Staffelstab der Manchester-Legenden aufnehmen wollen.

Jetzt steht nicht nur ihr zweites Album an („Cool Like You“, 27.04.) , die fünf touren auch die kommenden Wochen im Vorprogramm von Noel Gallagher’s High Flying Birds durch ganz Europa, zeigen also bei allen Gitarrenfreunden Präsenz. Wenn die Boys jetzt mit einer sensationellen Mörderohrwurm-Single die Albumkampagne einläuten, dann ist der Hype losgetreten.

Alas, „I Can’t Stand It“ ist nicht der Song dafür. Ich finde: Die erste Comeback- Single von Blossoms‘ zweitem Longplayer ist okay. Der Song hat ein nettes Intro, er ist ganz flott – aber es ist nicht der Song, der die nächste Stufe nimmt. Das muss fürs Album „Cool Like You“ noch nichts bedeuten, aber naja,  man hat halt irgendwie gehofft, die Jungs würden jetzt in den nächsten Gang schalten – und das passiert nicht. (Ich kann mich irren, vielleicht seht ihr’s anders?)

Reminder: Mein Interview mit Tom Ogden zum Debüt / Meine Rezension des Debütalbums