Schlagwort-Archive: The Kooks

Kleine Kollektion 2020/10

2003 habe ich das Album „The Strangest Things“ von den New Yorkern Longwave viel gehört. Die Platte passte in eine Zeit, als Interpol und The Strokes riesig waren und daher auch Bands, die irgendwo dazwischen lagen (wie z.B. Stellastarr*, The Stills und eben Longwave) viel Beachtung kriegten. Ein Zufalls-Erinnerungs-Flash brachte mich neulich dann drauf, ihr Video von „Wake Me When It’s Over“ zu suchen – und zu meinem Erstaunen fand ich neue Clips. Denn Longwave sind noch bzw wieder aktiv! Zwischen 2008 und 2018 haben sie pausiert, aber 2019 haben sie sich mit einem Album namens „If We Ever Live Forever“ zurück gemeldet. Von dieser Platte haben Sänger Steve Schiltz & Co heute ein neues Video geteilt.

Nach der Comeback-Band nun Newcomer: The Snuts aus einem Provinzörtchen in Schottland sind, so wird erzählt, der neue Hype nördlich des Adrianswalls. Wenn das stimmt, kann ich schon nachvollziehen, warum. Die Jungs klingen sehr Kooks-ig, aber ihre Beats sind mehr auf die heutigen Hörgewohnheiten zugeschnitten. Mich haut’s nicht um, aber ich freue mich immer über junge Indie-Gitarrenbands, die weiter Spaß an der Sache haben und die neue Kids für den Sound begeistern können.

… und wo wir schon beim Thema „junge Bands, die junges Publikum in Sachen Indiegitarren erreichen“ sind, dann poste ich doch auch mal die neue Single von Giant Rooks. Der Band, zu der man „Hammer Band“ sagen kann, alleine weil sie ursprünglich aus Hamm stammt, braucht meine Blog-Unterstützung null nicht. Es ist zur Zeit wohl kaum jemand gefragter in Indie-Deutschland. Man legt ein Lied der Giant Rooks auf und alle Girls rennen kreischend auf die Tanzfläche, alle! Sind Giant Rooks nun echt so viel toller als der Rest aller Bands zur Zeit? Nö, aber sie sind gut. Mich freut’s, dass es eine junge Band gibt, die was kann und die eine solche Wirkung hat. Ihre neue Single „Heat Up“ hat Pep, ist eine wirklich eine geschickt gestrickte, gut gemachte Popnummer, die die Indie-Dancefloors noch über kommende Jahre zum Hopsen bringen kann. Wenn Ende August das Album kommt, geht’s in die deutschen Top Ten. Ich weiss, wir Schlauberger haben diesen Reflex, enorm gefeierte Bands zu beargwöhnen – aber versuchen wir mal, diesen Snobismus abzulegen. Eine echte Hitband, die für neue Kids als Einstiegsdroge funktionieren kann, hilft der gesamten Szene.
Dass man so einen Satz über die Giant Rooks schreibt, noch bevor das Debütalbum draußen ist, das sagt doch schon ein Menge.

 

Kooking in their own juice

Ich war ja vom letzten The Kooks-Album eher enttäuscht. Schon klar, sie wollten wieder nach Oldskool-Kooks klingen. Aber ich fand das eher krampfhaft und uninspiriert.

Jetzt gibt’s aber seit zwei Wochen die neue Single „So Good Looking“ – auf der sie ebenfalls quasi sich selbst von früher kopieren. Aber diesmal klappt’s, sonderbarerweise. Finde ich jedenfalls. „So Good Looking“ hat tatsächlich fast den Charme von „Naive“ oder „She Moves In Her Own Way“ vom Debütalbum.

Aber ist das nicht auch das, was Musik wundersam macht? Man kann manchmal einfach nicht erklären, warum die eine Nummer greift und die andere nicht, selbst wenn sie sich nur in Nuancen unterscheiden. Inspiration, Feeling, Magie. solche Dinge kommen ins Spiel.

Review: The Kooks

The Kooks – „Let’s Go Sunshine“

Ach ja, eine neue von The Kooks gibt’s ja auch. Seit fast zwei Wochen schon. Naja, schreiben wir drüber. Aber ihr merkt: Enthusiasmus kann ich irgendwie nicht aufbringen.

Dabei waren Luke Pritchard und seine Jungs doch eine der ganz großen Indie-Singles-Bands der letzten Jahre! Ihr unbeschwertes Debütalbum „Inside In/Inside Out“ (2006), das war keck, das war sexy, das war spritzig wie eine eine Mineralwasserflasche, die man vorher geschüttelt hatte! Man konnte gar nicht in Deckung gehen – jeder kriegte was ab. Zisch! Psssch! „Sofa Song“, „Eddie’s Gun“, „Naive“, „She Moves In Her Own Way“, „Ooh La“! Alles Songs, die heute noch auf dem Indie-Dancefloor ziehen. Man sollte sie total totgehört haben, aber man ertappt sich immer noch beim Mitsingen. 

Aber ihr wisst schon, warum ich die Mineralwasserflasche ins Spiel gebracht habe. Um zu unterstreichen: Oha, die Luft ging raus. Auf dem zweiten Album („Konk“, 2008) gab’s noch zwei, drei sprudelnde Singles, auf der dritten („Junk Of The Heart“ (2011)) perlte es schon eher sanft als Medium.

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Sieh mal einer Kooks

Hmm. Ich habe überlegt, ob ich das neue The Kooks-Video hier überhaupt posten soll.

Ich mochte ihr viertes Album „Listen“. Da haben Luke & Co ihren Sound mal ordentlich durchgeschüttelt, das war auch angebracht, nachdem es davor von Album zu Album weniger spannend wurde bei dieser Band. Aber für ihre Fünfte, das kommende Album „Let’s Go Sunshine“, haben sie dann doch wieder auf die alte Schablone zurück gegriffen. Ich finde, mei, sie hätten „Listen“ ja nicht 1:1 wiederholen sollen. Aber was hätte dagegen gesprochen, dass sie ihren Sound weiter mit unerwarteten Ideen anreichern? So aber ist das, was ich bisher von der Neuen gehört habe, alles sehr ‚meh‘.

Das gilt auch fürs Video zu „All The Time“. Was ich auch nie verstanden habe, ist wenn sich britische Bands als Ami-Vorstädter inszenieren. Naja, soll wohl den amerikanischen Markt erschließen. Ich finde halt, es hat nicht so doll was mit The Kooks zu tun, wenn durch austauschbare US-Suburbs geskatet wird. Zum Song: Na wenigstens geht der Refrain ins Ohr, wenn das Tempo auch eher träge ist. Insgesamt packt’s mich aber echt nicht.

Review: 485C

485C – „485C“

Was ist die Farbe von London? Es gibt nämlich eine. Allerdings repräsentiert sie nicht das London von heute, das der Banker und der Oligarchen. Das historische popkulturelle Swinging London, das hat eine Farbe, und die ist knallrot. Es ist das satte Rot der Doppeldeckerbusse, der Postbriefkästen und der berühmten, einst für London so typischen Telefonzellen. Grafiker, die genau diesen Rotton suchen, finden ihn im Pantone-Farbsystem. Da hat er die Kodierung 485C. Und wer jetzt errät, aus welcher Stadt die Band 485C kommt, kriegt keine 100 Punkte.

Klar kommen die fünf aus London! Adam Hume (Gesang), Dom Watson (Gitarre / Gesang), Lucas Hunt (Drums), Rory McGowan (Gitarre) and Sam Watkins (Bass) wohnen im Südosten der Stadt, wo die Central Line des Londoner UBahn-Systems ausläuft. Deren Farbe im Underground-Plan? Ebenfalls 485C, eh klar.

Aber die Herren verraten uns mit diesem Bandnamen natürlich mehr über sich als nur ihre Herkunft. Die klassischen Londoner Telefonzellen, sie sind fast aus dem Stadtbild verschwunden. Wer braucht sie noch im Zeitalter der Smartphones? Wer steckt noch Briefe in die roten Kästen in der Ära der email? Dieses Rot steht für etwas, das verloren geht, weil es von der Zeit überholt wird.

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Redface the Facts

Hoppla. Eine Woche alt, dieses Video. Aber noch so wenige Views auf youtube, dass ich es mit gutem Gewissen auch jetzt noch teilen kann, ohne mich als krasser Zu-spät-Kommer in die Blog-schäm-Ecke stellen zu müssen, die wir uns immer einreden.

Redfaces sind die vier Teenager aus Sheffield, die mich mit ihren letzten Singles schon in den Zwiespalt brachten: Soll ich mich freuen, weil sie die neuen The Kooks / The View sein könnten? Oder soll ich mich alt fühlen, weil sie sagen „Unsere Väter haben die Stone Roses und die Smiths gehört, da haben wir das her“?

Anyway, die Redfaces haben eine neue Single namens „Messed Up Feelings“. Was mir auffiel: Bei den letzten Singles stand noch „Sony Music“, hier nicht. So früh schon den Glauben verloren, Sony? Drücken wir den Redfaces jetzt erst Recht dei Daumen, dass sie sich noch durchsetzen. Peppig sind ihre Songs ja.

Take The Longlist and walk it Pt 2

Stichwort: Longlist.
Schon ein kleines Ritual hier: Ein mal im Jahr pickt die BBC ihre Favoriten fürs neue Popjahr und sagt: „Die werden berühmt! Das ist ‚The Sound of 2018!‘
Ich höre mir den Kram dann an und gebe auf dem Blog meinen Senf dazu ab.

Der nächste Schritt folgt jetzt: Ich kontere ich mit meiner eigenen Longlist. Das sind dann aber immer Acts aus meinem Indie-Geschmacksbereich. Ich prognostiziere auch nicht den großen Durchbruch. Ich sage nur: „Ich traue denen nächstes Jahr ein ordentliches Debütalbum zu.“

Aber ganz ehrlich: Dieses Jahr war’s schwerer als je zuvor, diese Liste zusammen zu kriegen.
Dafür gibt’s bestimmt mehrere Gründe und ich habe auch eine halbe Abhandlung darüber begonnen. Ich hab’ sie aber wieder gelöscht. Wer will denn schon so Krisengerede lesen?
Zumal ich ja eh ewiger Optimist bin und glaube, dass sich das wieder einrenkt. Und ausrenkt. Und wieder einrenkt. Weil das alles zyklisch kommt und geht.

Anyway. 16 Bands und Solist(inn)en, denen ich 2018 was zutraue, findet ihr nach dem Break. Besser als die Grütze von der BBC sind sie allemal.

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Review: Liam Gallagher

Liam Gallagher – „As You Were“

Zuerst mal: Was für ein cleverer Albumtitel! „As You Were“ stammt aus der militärischen Sprache. Mit dieser Order ruft man den jeweils letzten zuvor gegebenen Befehl zurück. Es bedeutet also „Kommando zurück!“ – aber, damit das nicht missverstanden wird, nicht im Sinne von „Zurückziehen!“. Sondern im Sinne von „Zurück in die letzte Position!“ oder „Wieder so weitermachen wie davor!“

Längst hat der Ausdruck seinen Weg auch in den informellen Sprachgebrauch gefunden. Wenn man „as you were“ beiläufig verwendet, ist das salopp formuliert und bedeutet quasi „so wie immer halt“, „so wie du’s kennst“, „so ist es doch“ oder „so gehört sich’s“.

Liam Gallaghers Ausritt mit Beady Eye war nicht erfolgreich. Warum, steht auf einem anderen Blatt. Aber es gibt eine Message, die muss er all seinen verlorenen Oasis-Fans unbedingt rüberbringen. Sie lautet: „Staub abklopfen, weiter im Programm. Was zuletzt passiert ist, ist egal!“ Das Ganze sollte auch noch in möglichst Liam-esken Ton gesagt werden, also leicht patzig. „As You Were“. Perfekt. Subtext: Diese Platte ist erstens das, was Oasis-Fans von mir hören wollen und ich bin zweitens immer noch unverbesserlich.

Das ist zumindest die Aussage, die Liams Plattenfirma unbedingt an den Mann bringen will. Nach dem Reinfall mit Beady Eye (so muss man es sehen, die Platten verkauften offenbar nur ein Zehntel der späten Oasis-Alben) wird „As You Were“ als Liams letzte Chance gesehen. Er selbst hat das in Interviews bestätigt (bzw., dass das Label ihm das eingebläut hat). So erleben wir ihn, wie er diesem Schicksal die Stirn bietet, kampfbereit. Wie er allen noch mal zeigt, dass Bruder Noel (dessen Soloalben ja schon ein bisschen routiniert und stellenweise einschläfernd waren) vielleicht der Kopf von Oasis gewesen sein mag, er aber die Seele. Das zumindest ist die Darstellung, wie die Plattenfirma sie pusht.

Inwieweit stimmt das denn auch? Review: Liam Gallagher weiterlesen

Green Light for Redfaces

Das kann was werden mit den RedFaces. Die letzte Single der Jungs aus Sheffield war schon ein ziemlicher Banger („Wise Up“). Auch ihr neue Song „Take It Or Leave It“ enttäuscht mich nicht.

Klar, die vier erfinden das Rad nicht neu. Aber dies könnte auch einfach nur der xte Britpop-Klischee-Aufwasch sein. (In dem Zusammenhang namedroppe ich mal The Sherlocks und The Amazons, die mir ÜBERHAUPT NICHTS geben und die ich auf diesem Blog daher absichtlich bisher eisern ignoriert habe). Doch da ist ein Funke, ein Popmoment, ein gewisses Etwas, das mir das Vertrauen in die Redfaces schenkt. Den Glauben daran, dass diese Kids über kurz oder lang noch richtige Kracher von Supergrass oder Kooks-Kaliber vom Stapel lassen können.  „Take It Or Leave It“ ist ein Anfang.

Redfaces Alert!

„Unser Dad liebte die Stone Roses, die Smiths und Supergrass“ sagen die vier Kids aus Sheffield, die sich Redfaces nennen. Da fühlt unsereiner sich erstmal alt, weil einem klar wird: Mensch, man könnte ja echt der Dad von diesen Jungs sein!
Andererseits, man ist ja heute schon froh über jeden britischen Teenie, der nichts zum Electronica Landfill beiträgt, sondern tatsächlich noch in einer Band spielt. Redfaces lassen den Supergrass-Einfluss in der Tat erkennen und auch The Kooks und The View kommen in den Sinn, wenn man ihre Single „Wise Up“ anhört. Besonders originell ist das jetzt nicht, aber hat es hat Pep und das soll mir für den Anfang reichen.