Schlagwort-Archive: Tahiti 80

Kleine Kollektion 2021 / 13

Na, dann schreibe ich mal wieder einen Beitrag, oder? Viele Videos habe ich in der letzten Zeit verpasst.

Ich hab’s schon mal zugegeben – der Grund, warum wenig auf diesem von mir früher doch regelmäßig gepflegten Hobby-Blog passiert, ist der, dass ich in der Pandemie meine Akustikgitarre wieder aus der Nische hervor geholt habe und quasi jede freie halbe Stunde mit Freude dilettantisch drauf rum hacke, statt mich an einen Blog-Artikel zu setzen. Manchmal, bilde ich mir ein, kann man die Lieder, die ich nachwürge, sogar erkennen, mit viel Wohlwollen. Natürlich sind einige Crowded House-Songs in diesem kleinen Repertoire, denn der Neuseeländer Neil Finn hat über die Jahre zahlreiche Superklassiker für den Lagerfeuergitarristen verfasst. Umso schöner ist es, dass Crowded House mit frischem Lineup (Neben Neil, Bassist Mick Seymour und ihrem ersten Producer und Jetzt-Bandmitglied Mitchell Froom am Keyboard sind seine Söhn LIam und Elroy nun im Team) am 04.06. ein tolles neues Album vorlegen. Die zwei Reunion-Alben nach dem Tod von CHs erstem Drummer Paul Hester waren sehr melancholisch reflektiert, „Dreamers Are Waiting“ ist davon befreit und erinnert mich mehr an ihr Frühwerk, speziell an meine persönliche Lieblingsplatte der Band, nämlich „Temple Of Low Men“ (1988). Es gibt eine dritte Vorab-Single, die heisst „Playing With Fire“.

Elroy und Liam sind nicht die einzigen Finns, die in der zweiten Generation Musik machen. Auch ihr Cousin Harper Finn, Sohn von Tim Finn (der mit Neil einst die Split Enz gegründet hatte und fürs Crowded House-Album „Woodface“ auch dort Mitglied war), hat schon ein paar ganz tolle Singles veröffentlicht. Seine neue würde ich nicht in seine Top 3 setzen, mir wird da zu sehr versucht, einen im Kern feinen Song produktionstechnisch in Richtung modernen Streaming-Pops zu zerren. Aber wo wir schon bei den Finns sind, zeige ich ihn doch. Der Titel: „She Said“.

Hey, bleiben wir doch, das ist ein guter Übergang, bei Musikern in der zweiten Generation. Brisbanes The Goon Sax haben ihr drittes Album angekündigt! Riley Jones, James Harrison und Louis Forster haben schon mit 17 großartige Songs gemacht, nun ist es eine Jubelfreude, ihnen beim an-der-Musik-Wachsen zuzusehen. (Eigentlich muss man’s nicht mehr dazu sagen, die Band steht für sich. Aber auch Louis ist der Sohn von einem Lieblingsmusiker der 80er. Wer’s nicht selbst erkennt, soll googlen.)

Ganz, ganz toll wird übrigens auch das dritte Album von Wolf Alice. Auch „Blue Weekend“ kommt, wie Crowded House, am 04.06. Auch hier gibt’s eine dritte Vorabsingle, das zarte „No Hard Feelings“.

So, wer ist mir noch so aufgefallen? Die Pop-Franzosen Tahiti 80, die in den frühen 2000ern mal mit Phoenix als Speerspitze eines neuen F-Pop gefeiert wurden, haben mit deren Erfolg nie gleichziehen können,. Aber sie sind weiter aktiv und machen immer noch feine Songs.

Vor wenigen Wochen sind mir Nashvilles The Criticals erstmals aufgefallen. Die schick gekleideten Britpop-Fans aus der Country-Hauptstadt hatten einen feinen Livesong für das Label „Our Vinyl“ eingespielt. Es bleibt nicht bei dem einen Song, schon haben The Criticals einen zweiten Livetrack nachgelegt.

Wir bleiben in Nashville, aber kommen dennoch zu zwei Briten. Das Ehepaar Stephanie Jane und Chris Turpin nennt sich Ida Mae und macht spröden Schmirgelblues, mal laut, mal minimalistisch. Bekannt geworden sind die zwei unter anderem durch ihre prima Beziehungen: Niemand anderes als Management-Legende Seymour Stein gab ihrer ersten Band Kill It Kid einen Vertrag, auch nach deren Trennung sammeln Chris und Steph wichtige Freunde. Dazu gehören Greta van Fleet, die Ida Mae immer wieder im Vorprogramm mitnehmen. Auch Marcus King, aktueller US-Bluesgitarren-Senkrechtstarter, steht auf die Briten und hat zwei Solos für ihr kommendes zweites Album „Click Click Domino“ eingespielt.

Man sieht den Bandnamen The Buoys (die Bojen) und denkt sich: „Smart, wieso ist da noch nicht vorher schon jemand drauf gekommen?“ Aber: Klar kam schon früher jemand auf die Idee, eine 70s-Rockband in den USA. Trotzdem, dass das folgende Quartett aus Sydney sich auch so nennt, lassen wir durchgehen, denn für eine Girlband ist der Name doch wieder ganz gewitzt, oder? Die neu Single der Buoys heisst „Bad Habit“

Was ist in Beitrag auf meinem Blog ohne eine feinen Clip aus Japan? Superfriends aus Kyoto haben mit „Let Go“ eine klassische Indiepop-Nummer als neue Single veröffentlicht

Musik aus Japan habe ich oft auf dem Blog, Musik aus Polen selten. Man bezeichnet Monika Maria Brodka gerne mal als Polens Björk. Das ist natürlich grob vereinfacht und wird weder Björk noch Brodka gerecht. Aber diese Beschreibung genau der Anglerhaken, der in meinem Hirn hängen geblieben ist. Na jedenfalls: Brodka landet mit ihren Alben regelmäßig auf Platz 1 in unserem Nachbarland, sie ist einer der größten Stars überhaupt dort. Dafür ist ihr Sound erstaunlich schräg und progressiv.

Hot Hot Tahiti

Es ist jetzt auch schon 20 Jahre her, dass Tahiti 80 aus Rouen ihr Debütalbum „Puzzle“ aufnahmen. Das Album sollte sich 2000/2001 zu einem ziemlichen Hit entwickeln, speziell in Japan waren die Franzosen sehr gefragt für ihren feingeistigen Indiepop. Die Herren sind weiterhin aktiv und haben ihren Stil nicht groß geändert, wie die aktuelle Single „Natural Reaction“ zeigt.

Tahiti is on

Ach guck. Es war im Jahr 2000, da machten Tahiti 80 große Wellen mit ihrem Debütalbum „Puzzle“. In Japan war’s ein großer Hit, aber auch europaweit lief’s prima für das Quartett aus Rouen. Die Songs „Heartbeat“ und „A Love From Outer Space“ blieben noch lange Stammgäste im Atomic Café-Programm. Man sprach damals sogar von einer Art französischen Style-Pop-Welle, so mit Phoenix, Air und eben Tahiti 80.

Dass Tahiti 80s weiter aktiv sind, habe ich die letzten Jahre null mitbekommen. Aber hier ist eine neue Single namens „Sound Museum“. Na, wie klingen sie heute, die Herren?

(die zwei Hits von früher – vielleicht erkennt ihr sie wieder? –  gibt’s nach dem Break. Und auch eine Story, die mir wieder einfiel.)

Tahiti is on weiterlesen

Review: The fin.

The fin. – „There“

Songwriting. Gerne rede ich über die Kunst des Songwriting. The fin. ignorieren die Regeln seit ein paar Jahren total. Aber das macht sie erst recht spannend.

Songs haben ein Gerüst, richtig? Es beginnt mit der Strophe, dann kommt der Refrain (und wer besonders motiviert ist, hat vielleicht dazwischen ein Bridge eingeflochten). Nochmal das Ganze. Dann die Middle Eight, Zurück zu Strophe und Refrain, zum Abschluss so richtig als Höhepunkt. ABABCAB.
Strophen haben üblicherweise 3-4 Akkorde, Refrains auch, aber normalerweise nicht die gleichen, jedenfalls nicht in der gleichen Reihenfolge. Mehr braucht’s normal nicht, außer man ist Progrocker. Aber wer zeigen will, dass er gut ist, zwirbelt vielleicht einen unerwarteten Tonartwechsel ein, einen key change.  

Auch The fin. können das. Sie haben mal so angefangen. Auf ihrem (übrigens tollen) ersten Album „Days With Uncertainty“ (2014) folgen sie diesen bekannten Schemata. Naja, jedenfalls treuer als jetzt. Damals waren The fin. eine Band, die zuhause in Kobe, Japan, besessen von europäischem Indiepop ihre Variante des Sounds nachbaute. Weil sie damit zu Hause aber ziemlich ignoriert wurden, entschieden sie sich, nach London zu gehen und das Ganze von Europa aus zu versuchen.   Review: The fin. weiterlesen

I Feel fin.

Yeah! Ich bin extrem gespannt aufs kommende Album von The fin. aus Kobe. Die Japaner begannen als sophisticated Indiepopper, so etwa im Stile von Phoenix/Tahiti 80. Doch da schon hatten sie irgendwie ihren eigenen Dreh, den man schwer beschreiben kann und den ich nicht zuletzt ihrer fernöstlichen Kultur zuschreibe: Es ist, als läge ein Filter drauf, der einen mir bekannten Sound ein wenig exotischer macht.

Mit ihrer 2016’er EP „Through The Deep“  gingen Sänger Yuto Uchino & Co ein Stückchen weg vom klassischen Song mit Strophe und Refrain und konzentrierten sich mehr aufs Layering ihrer Kompositionen. Ein Schritt, den sie auf ihrer letztjährigen „Afterglow EP“ weiter führten. In den kommenden Wochen soll ihr neues Album erscheinen, dem schicken The fin. nun das Video „Shedding“ voraus. Ich find’s echt stylish und spannend. Von der Komposition her folgt der Song ja quasi fast durchgehend nur zwei Akkorden, aber The fin, holen die Abwechslung und die Dynamik aus der Schichtung der Sounds. Das hat was, definitiv.

What did you expect from 2018, Pt.2

Gestern habe ich eine Liste begonnen: „Ausgesuchte kommende Alben 2018“.

Anders gesagt: Auf welche Platten aus dem Indie-Bereich können wir uns im neuen Jahr einstellen? Ein paar Alben sind bereits bestätigt, andere sind realistische Prognosen und die eine oder andere Spekulation ist auch dabei. Hier nun Teil 2 meiner Aufstellung.

What did you expect from 2018, Pt.2 weiterlesen

Review: Captain

Captain – „For Irini“

Elf Jahre, vier Monate und ein Tag. Captain haben mitgezählt. So viel Zeit ist vergangen zwischen ihrem Debüt „This Is Hazelville“ und dem zweiten (offiziellen – dazu später mehr) Album „For Irini“. Natürlich ist in der Zwischenzeit eine Menge passiert. Hoffnung, Enttäuschungen, Trennungen, Neuanfänge, Geburten und leider auch ein Tod.

Aber erst mal die Rückblende. Wir schreiben die Saison 2005/2006. Die großen Indie-Namen heißen Bloc Party, Franz Ferdinand und Arctic Monkeys. Aber auch das 80-Revival läuft auch Hochtouren. Mehr und mehr Bands berufen sich auf den Synth New Wave der Jahre 80-84. Ein paar französische Gruppen wie Phoenix, Rhesus oder Tahiti 80 haben derweil stylischen Softpop wieder salonfähig gemacht. Der richtige Moment, um eine Band unter Vertrag zu nehmen, die das Early-Eighties-Revival wenige Jahre weiter dreht und sich an mid-80s-Schlauberger-Bands wie Prefab Sprout, The Blue Nile oder The Lotus Eaters orientiert, oder? Prompt sägen The Feeling durch die britischen Charts und landen mit ihrem Album „Twelve Steps and Home“ einen UK-Millionenseller.

Hallo, Captain!
Captain sind zu diesem Zeitpunkt fünf geschmackvolle junge Londoner Popfans, die mit ihrer Single „Frontline“ einen Achtungserfolg auf einem Indielabel gelandet haben. Die EMI riecht die Chance und greift zu. Man gibt dem Quintett um den schlaksigen Sänger Rik Flynn einen Vertrag und verpflichtet 80s-Symbolfigur Trevor Horn als Produzenten.  Review: Captain weiterlesen

Review: the fin.

The fin. – „Through The Deep EP“

Eine der ganz großen Freuden des Musikfans ist es, auf eine prima Band zu stoßen, die man noch nullnicht auf dem Schirm hatte, die einem dann plötzlich in den Schoß fällt, bereits völlig perfekt ausgeformt.

Nicht, das The fin. – so schreiben sie sich, mit kleinem f und Punkt – eine brandneue Band sind. Gegründet haben sie sich 2010. Dass es ein paar Jahre dauerte, bis sie international wahrgenommen wurden, hat aber einen positiven Nebeneffekt: Sie haben in den Jahren ihren eigenen Sound ausgeformt.

Es ist so: The fin. kommen aus Kobe. Japan. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind sie auch in ihrem Heimatland keine Stars. Denn zwar ist dort westliche Musik sehr gefragt, aber die soll dann auch von Westlern kommen. Von japanischen Acts erwartet man eher, dass sie Musik in landeseigenen Genres macht, wie J-Pop oder Visual Kei. Dass nun eine japanische Band westlichen Indiepop macht und auf Englisch singt, ist unüblich und wird eher mit Befremden zur Kenntnis genommen. (Naja, das ist zumindest das, was ich so lese, beim Versuch, mich über The fin. schlau zu machen. Ich bin natürlich kein Experte in der japanischen Indie-Szene. Wenn jemand mehr weiss, ich freue mich unten über Kommentare!)

Review: the fin. weiterlesen