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Review: Mercury Rev

Mercury Rev – „The Delta Sweete Revisited“

Man ist ja, wenn man sich auf einen Musikstil einschießt, gerne mal Fachidiot. Kennt sich auf seinem Gebiet okay aus, aber wenn’s drüber hinaus gehen soll, wird es eng. Den Namen Bobbie Gentry hätte ich zum Beispiel falsch eingeordnet. Okay, irgendwie späte Sixties, Anfang Seventies, meine zeitliche Einschätzung hätte gerade noch gestimmt. Irgendwie Blues, das wäre meine vage Ahnung gewesen. War das nicht so ein Sänger im Stil von Otis Redding und Bill Withers?

War es nicht. Bobbie Gentry war eine Lady. Besser gesagt: Sie ist es noch. Die Dame ist heute 78 und ihr Schaffen erhält eine nachträgliche Renaissance. Mehr zu Bobbie aber später.

Vorher kommen wir zu Mercury Rev. Das ist eine Band, bei der kenne ich mich zum Glück besser aus. Die liebte ich schon, als sie Anfang der 90er als irre Space-Vögel auftauchten und erst Recht, seit sie sich in den späten 90s mit dem Jahrhundertalbum „Deserters’ Songs“ von der Indiewelt aus ans große All-American-Songbook heran tasteten, Gershwin und Disney mit den Flaming Lips verrührten. 

Jonathan Donahue und Grasshopper, die zwei Kern-Revs, sind also immer schon US-Rock-und Pop-Historiker gewesen. Ihr neues Projekt steht nun komplett im Zeichen von Bobbie Gentry. Mercury Rev haben nämlich Bobbies zweites Album „The Delta Sweete“ neu eingespielt, Song für Song. Das alles in ihrem traumwandlerischen Style und mit Gastsängerinnen, die sie über die Jahre kennen gelernt haben: Indie-Queens wie Hope Sandoval, Rachel Goswell (Slowdive), Leatitia Sadier (Stereolab) oder Phoebe Bridgers, alt-Country-Größen wie Lucinda Williams, Norah Jones, Margo Price, wild cards wie Susanne Sundfør oder Carice van Houten (genau, Melisandre aus „Game of Thrones“)  Review: Mercury Rev weiterlesen

I Wanna Be Award (2015) – Pt 1

Augustiner Header

… und wir versuchen’s ein mal mehr.
Fünf Mal haben wir den „Ein-Kasten-Augustiner-Preis“ für den Song des Jahres gekürt (vier mal davon noch auf meinem alten Blog). Erst zwei mal haben wir den Preis – einen Kasten Augustiner – auch tatsächlich an die Gewinner übergeben.
Ich habe deswegen schon mit dem Gedanken gespielt, das Ganze dieses Jahr sausen zu lassen. Aber hey – es macht ja doch immer Spaß, sich in meiner Küche zu treffen und über Musik zu diskutieren, und dann ergab es sich noch, dass meine lieben Freunde Nat und Nico am gleichen Wochenende nach München kommen konnten. In dieser kleinen Runde wurde entschieden.

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… übrigens: It’s On!

Ich habe mich überreden lassen. Wir sind spät dran und haben auch den Ein-Kasten-Augustiner-Preis vom letzten Jahr noch nicht mal überreicht – aber hey, das Meeting dazu, das macht immer Spaß. Also, here we go:

Augustiner Preis 2015

Die Liste der bisher nominierten Songs gibt’s nach dem Break:

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Meine Alben 2015 – Pt.3 (10-6)

Header Huron

Krasser Cliffhanger! Ich teile halt die Top Ten meiner persönlichen  Alben des Jahres 2015 in zwei Posts auf, der haarsträubenden Spannung wegen!

Teil 3 dieser kleinen Serie umfasst nun also meine Positionen 10-6. Ich hoffe, ihr kaut nicht die Fingernägel bis zum Nagelbett runter, bis der Abschluss erscheint…

Anm. 1: Die Spotify-Playlist dazu habe ich ebenfalls upgedated.

Anm. 2: Letztes Jahr habe ich sowas ja auch gemacht. Falls es Euch interessiert, hier die Links:
(25-21) (20-16) (15 -11) (10-6) (5-1)

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Review: Susanne Sundfør

Susanne sundforSusanne Sundfør – Ten Love Songs

Ich war in Oslo, als Susanne Sundførs letztes Album „The Silicone Veil“ erschien. Die Schallplattenläden der Stadt, sie waren zugekleistert mit Plakaten, ihre CDs lagen stapelweise an den Kassen und Eingängen. Das war schon wirklich erstaunlich. Einerseits, ok, jedes Land hat seine Local Heroes – aber Susanne Sundfør ist halt ein echt sperriger Superstar. Sie ist die vielfache Spellemansprisen-Gewinnerin (= der norwegische Grammy), die sich hinterher beschwerte, warum sie eigentlich „Sängerin des Jahres“ wurde – muss der Preis eigentlich auf zwei Geschlechter aufgeteilt werden? Sundfør liefert entsprechend ungemütliches, hochkomplexes, arty Songwriting mit anklagendem Zeigefinger. So war’s zumindest auf ihren letzten zwei Werken, dem vielschichtigen, mit Jazz-Elementen versetzten „The Brothel“ und eben „The Silicon Veil“, wo sie dem Ganzen einen kühl-synthetischen Digital-Dreh mitgab. Das ist extrem hohes Niveau, nur eben ganz schön unpoppig, und deshalb verwundert es einfach, so etwas auf der Nummer Eins der Charts zu sehen.

Und jetzt geht die Dame her und nennt ihre neue Platte ganz schlicht „Ten Love Songs“. Da schrillen die Alarmglocken. Denn: Nette Liebeslieder? Die gibt’s HIER bestimmt nicht! Aber trotzdem: Susanne geht auf dem Album mit großen Schritten in Richtung Pop.
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Susanne Sundshine

Susanne Sundfør, Megastar in Norwegen trotz ihres sperrigen, anspruchsvollen Artpops, war zuletzt auch gemeinsam mit M83 und Röyksopp als Sängerin in Erscheinung getreten. Ob sie da Lust auf etwas leichtere Kost bekommen hat? Ihr kommendes Album trägt den schlichten Titel „Ten Love Songs“.
Fast glaubt man, sie erlaube sich einen Spaß – denn über so was Banales wie die Liebe singt doch eine Sundfør nicht! Bestimmt beleuchtet das Album all die Schattenseiten der Liebe: Die Leere, die Unfähigkeit, zu kommunizieren, die Verdammtheit, zu sterben, die Fäulnis! Haha! Aber es scheint in der Tat etwas zugänglicher zu werden: die Vorab-Single „Fade Away“ jedenfalls zeigt Susanne eingängig und beinahe tanzbar – für Susannes Verhältnisse ist dies Sunshine-Pop!

CN_SUSANNE SUNDFOR „Fade Away“_14 from ArtOfficial Agency on Vimeo.