Schlagwort-Archive: Sufjan Stevens

Sandy Ego!

Tja. Und jetzt schäme ich mich mal eben. Ist die Aufgabe eines Blogs nicht, früh dran zu sein? Der Singer/Songwriter Alexander Giannascoli aus Philadelphia steht vor der VÖ seines inzwischen achten(!) Albums – und jetzt erst habe ich ihn bemerkt.

Okay, Alex‘ früheste Werke sind Eigenveröffentlichungen ohne Label. Aber „House Of Sugar“ ist sogar schon seit drittes beim renommierten Indie Domino (Franz Ferdinand, Arctic Monkeys, u.a.) und auch Pitchfork verfolgt ihn schon länger. Ich hätte diesen Kollegen eigentlich nicht übersehen dürfen. Aber manchmal passiert so was wohl?

Alexander nennt sich (Sandy) Alex G – und sein Songwriting ist schräg, aber schön. Ich muss an die Psychedelia von The Olivia Tremor Control denken, an die Naivität von Daniel Johnston, an die Krakeligkeit von Sparklehorse, an das Hingehauchte von Sufjan, an die Melodien von Elliott Smith.

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Review: Josh Pyke

Josh PykeJosh Pyke – „But For All These Shrinking Hearts“

In der Marketingsprache gibt es einen Ausdruck: USP. The „Unique Selling Point“. Das Einzigartige, Unverwechselbare, das ein Produkt auszeichnet, weswegen man’s kauft. In der Musikindustrie ist das Produkt der Künstler / die Künstlerin / die Band / ihr Werk.

Josh Pyke aus Sydney ist ein Singer/Songwriter, der zu Hause in Australien eine feste Größe ist. „But For All These Shrinking Hearts“ ist sein fünftes Album. Der Rest der Welt hat nie so richtig Notiz genommen – und wenn ich ehrlich bin, glaube ich auch, dass ich den Grund weiss. Nicht mal ich würde, wenn ich ein Label hätte, Geld investieren, wenn ich wollte, dass es auch zurück fliesst. Denn Josh Pyke hat keinen USP. Trotzdem: meine Fresse, ich liebe den Typen!

Was meine ich, wenn ich sage: Josh Pyke hat keinen USP? Also: Der Mann ist nicht besonders dies, er ist nicht besonders das. Was das  Singer/Songwriting-Dingens angeht, ist er ein Allrounder, der ALLES sehr gut macht – aber nichts extrem.

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Review: Sufjan Stevens

sufjan stevens coverSufjan Stevens – Carrie And Lowell

Ein Album zum Eintauchen. Ein Album, mit dem wir noch viel Zeit werden verbringen müssen. Jede Zeile voll Bedeutung.

Als Sufjan Stevens damals „Seven Swans“ veröffentlicht hat, habe ich mir ein Banjo gekauft. Nicht, dass ich es je zu spielen gelernt hätte. Ich will nur sagen: Das war eine Platte, die mich so geflasht hat, dass ich meinte, das tun zu müssen. Wann macht ein Album schon mal so was mit einem?

Sufjan Stevens ist einfach ein echter Ausnahmetyp. Ich wiederhole mich, aber ich stelle ein mal mehr die Frage: Es gibt zigtausend Songwriter – WIE schaffen es einzelne, unter all den Anderen herauszuragen? So sehr gleich, dass man sie nur beim Vornamen nennen muss und schon hat man einen Klang im Kopf? Die Antwort ist: Persönlichkeit. Sufjan hatte damals sofort unverwechselbaren Style: Gespenstisch, spinnwebig, ausgeklügelt aber innig, so innig sogar, so nah, als wisperte er einem ins Ohr, fast unangenehm nah.

Sufjan wurde zum Experten für das, was der Ami „Oversharing“ nennt — er erzählte ZU VIEL von sich. Zum Beispiel, als er sein Weihnachts-Album veröffentlichte: Eigentlich Privataufnahmen, die er jährlich anfertigte, um mit diesem „Christmas“ klar zu kommen. Diesem Fest der Anderen, das all die Menschen da draußen in eine so seltsame Stimmung versetzte, das er in seiner eigenen, versprengten Patchwork-Familie inklusive Sektenmitgliedern nie so feiern konnte, wie einem die Welt weismachen will, dass die US-Vorzeigefamilie es tut.

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