Schlagwort-Archive: Smashing Pumpkins

Review: Middle Kids

Middle Kids – „New Songs For Old Problems EP“

Die EP ist ein seltsam ungeliebtes Format. irgendwie gilt sie immer noch als nix Halbes und nix Ganzes.

Naja. Ich folgte lange der Theorie, dass seit der Erfindung der Langspielplatte die technische Machbarkeit vorgab, wie lang die Werke wurden. Auf LPs passten 35-45 Minuten Musik, folglich sind klassische Alben der 60s bis in die 80er Jahre ähnlich lang und ähnlich aufgebaut: Die besten der meistens 8 bis 10 Songs eines Albums finden sich meistens zum Anfang und zum Ende von Seite 1, zu Beginn von Seite 2 und dann wieder am Schluss.

Als die CD aufkam, ermöglichte das 78 Minuten lange Alben. So einige Bands der 90er erlaubten sich fortan überbordende Werke mit 20 oder mehr Songs („Mellon Collie and the Infinite Sadness“ wäre ein Beispiel). Klar, nicht alle wurden so extrem. Dennoch war das 35-Minuten-Album nun fast ausgestorben. Wenn Bands Platten mit weniger als 14 Songs oder unter 50 Minuten ablieferten, galt es schon als fast geizig.

Heute hören wir unsere Musik im Stream oder als Download. Der Länge der Alben sind keine Grenzen mehr gesetzt. Überhaupt bevorzugt der Hörer heute Tracks, keine Alben. Das sollte den Künstlern ziemliche Freiheiten geben, oder? Theoretisch könnte man sich mit einem 4-Stunden-Opus zurück melden. Oder man könnte jeden einzelnen neuen Track als Single direkt aus dem Studio posten, sobald er fertig ist. 

Oder man veröffentlicht eben eine EP, wenn man eine neue Handvoll Songs fertig gestellt hat. So haben’s jetzt die Middle Kids gemacht, ein Jahr nach ihrem famosen Album „Lost Friends“.

Falls jemand es noch nicht mitgekriegt hat: Ich LIEBE de Middle Kids. Review: Middle Kids weiterlesen

Review: Man of Moon

Man Of Moon – „Chemicals EP“

Der Hype ist schon wieder ein bisschen abgeflaut. Denn bereits 2015 kriegten Chris Bainbridge und Mikey Reid ihre ersten Berichte in der UK-Presse. Die beiden damals 19jährigen Schotten seien „ones to watch“, las man, es fielen Vergleiche mit Mogwai auf der einen und Royal Blood auf der anderen Seite. Ein dichtes Rockbrett würden die Jungs aus Edinburgh auf die Bühne bringen, umso beeindruckender, weil sie eben nur zu zweit sind. 

Seitdem haben uns Man of Moon nicht eben mit Veröffentlichungen überhäuft. 2016 gab’s eine Single und eine EP, 2017 gar nichts, 2018 sollte ein Album kommen, das dann nicht kam. Immerhin, das Duo war auf Europatour mit Django Django. Na, jedenfalls: Der frühe Aufmerksamkeit, sie lief ins Leere – letztlich kam sie wohl zu früh. Zu einem Zeitpunkt, als die Jungs halt doch noch nicht genug Substanz und genug Material hatten, um den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden. 

Aber schon letztes Jahr sagten die zwei in einem Interview für tenementtv.com, dass sie sich Zeit lassen würden. Es sei ihnen wichtig, wirklich ihren eigenen Sound zu finden und sich klar zu werden, was sie im Speziellen hervorheben, anstrahlen wollten. 

Review: Man of Moon weiterlesen

You Don’t Know Yak

Das kommende Yak-Album „The Pursuit of Temporary Happiness“ ist eine verdammt intensive Platte. So intensiv, dass es mir gar nicht so leicht fällt, sie anzuhören. Man kann sie nicht mal eben nebenbei beim Kochen laufen lassen – da rüttelt sie einen zu oft raus, verstört manchmal fast. Aber dass das große Kunst ist, daran besteht kein Zweifel.

Die Platte erscheint am 08.02. und wenn’s so weit ist, kann ich hier ein Interview mit Sänger Ollie Burslem posten. Vorher steht ein neues Lied der Platte online: „This House Has No Living Room“ mit Gast Jason Pierce (Spiritualized) ist auf dem Album das große Finale.

Späßchen: So von Minute 1:45 bis 1:55 etwa ist dies ein Smashing Pumpkins-Video. Aua.

Interview: Wolf Alice

Seit Freitag (29.9.) draußen: „Visions Of A Life“, das zweite Album von Wolf Alice. ‘Ne richtig gute Band ist das. Was genau ich an den Briten herausragend finde, das erkläre ich Sängerin Ellie Rowsell am Telefon selbst. Die hat unseren Interviewtermin für piranha an einem Vormittag Ende August offenbar vergessen. Die Kollegin der englischen Plattenfirma ist beim ersten Versuch nicht bei der ihr durchgekommen und bringt unsere Verbindung erst verspätet zustande. Zu dem Zeitpunkt ist Ellie erkennbar gerade geweckt geworden und noch nicht so ganz bei hundert Prozent. Hilft nix, da müssen wir jetzt durch.  Interview: Wolf Alice weiterlesen

Ja Cult!

Schöne neue Welt, in der man einer Band auf facebook schreiben kann: „Hey, postet euer neues Video doch bitte für die deutschen Fans auch auf vimeo“ – und es passiert prompt!

Zuerst mal: Wenn man aus einem Ort kommt, der Sunshine heisst, ist das doch kein schlechtes Omen, oder? Das Trio Pop Cult ist mit seinen ersten beiden Singles schon sehr positiv aufgefallen, denn die Band bringt einen herrlichen early 90s-Vibe aufs Parkett. „Gotta Keep Lovin'“ hatte was Dandy Warhols-mäßiges und „Feels Right“ klang prima nach „Movin‘ On Up“-Ära-Primal Scream. Auch die dritte Single „Sunday Mourning“ hat wieder den typischen Baggy Beat, die vocals wiederum haben in diesem Song definitiv was von Smashing Pumpkins. Als nächstes hat die Band eine EP versprochen. Ich freu‘ mich drauf!

POP CULT – SUNDAY MOURNING (OFFICIAL MUSIC VIDEO) from Pop Cult on Vimeo.

Silversun Screen

Als es letztes Jahr im Herbst erschien, bin ich nicht dazu gekommen, hier etwas über „Better Nature“ zu schreiben, das vierte Album der Silversun Pickups. Klar ist aber, die Kalifornier sind eine feine Band, die beständig Qualität liefert. Und konnte man das Quartett zu Beginn seiner Karriere vielleicht noch ein bisschen als Smashing Pumpkins-Nachahmer abtun, so muss man das heute zurücknehmen. Silversun Pickups haben ihr Ding so konsequent weiter verfolgt und ausgebaut, dass der Sound heute ganz ihrer ist.

Die Band hat ein Video zum Song „Circadian Rhythm“ frisch auf youtube gestellt. Ist das echt neu? Ich dachte, der Song ist längst als Single erschienen? Macht nix, es bleibt ja ne gute Nummer,

Silversun Pickups – "Circadian Rhythm (Last Dance)" – Music Video from Prime Sinister on Vimeo.

UPDATE – statt youtube (gesperrt) nun mit vimeo Link

Silversun Screen weiterlesen

Leaders of the Freazy World

Jetzt glaube ich langsam, Wolf Alice sind gar keine aktuelle Band – die Briten fielen nur in ein Zeitloch. In Wirklichkeit stammen sie aus dem Jahr 1993. Aus einer Indie-Welt, in der der Britpop nie stattgefunden hat und die Smashing Pumpkins immer noch der Goldstandard in Sachen Sound sind. Der jüngste Beweis: Das Video zu „Freazy“, der aktuellen Single aus ihrem wirklich prima Album „My Love Is Cool“.

„Freazy“ parodiert in bonbonbunten Schlaraffenlandfarben die Art Heile-Welt-Videos, die uns in bonbonbunten Schlaraffenlandfarben vormachen will, dass alles toll ist und wir glücklich sind. Denn obwohl Wolf Alice überzogen in die Kamera grinsen, wird sich zeigen: Uuh, diese Welt ist gruselig und psychedelisch verzerrt!

Das ist SO KRASS 90’s!! Schon damals gab’s bereits mehr Heile-Welt-Parodie-Videos, als es überhaupt bunte Heile-Welt-Pop-Videos gab. „Black Hole Sun“ von Soundgarden wäre ein Musterbeispiel für ein „die-grinsen-aber-es-ist-fake!“-Video, auch Nirvanas „Heart Shaped Box“ setzt knallige Farben als Anti-Effekt ein. Außerdem: Nie sah Wolf Alice – Sängerin Ellie Rowsell Tanya Donelly von Belly ähnlicher als in diesem Clip.

Abgesehen davon ist „Freazy“ in der Tat einer meiner Lieblingssongs des Jahres.

Wer seid das, Indie?

Nicht nur Interviews sind verloren gegangen, als letztes Jahr mein alter Blog vom Netz ging. Anfang 2014 schrieb ich zum Beispiel einen Aufsatz zum Indie-DJ-Dasein an sich. Eine Art Manifest meines Indie-Glaubens. Ich bin wieder auf diesen Text gestoßen und finde, der gilt auch im Spätsommer 2015. Nicht zuletzt, weil ich – so sieht’s jedenfalls aus – wohl bald wieder hinters DJ-Pult zurück kehre, macht es auch Sinn, noch mal meine Indie-Definition zu umreißen.

werseiddas 1

Im Jahr 2014* noch Indie-DJ zu sein und sich auch als Indie zu definieren – was bringt das noch?

Hier eine Antwort. Meine.

Eklektizismus wird heute überall groß geschrieben. Einen bestimmten Sound zu picken und sich darauf zu konzentrieren, gilt als kleingeistig. Erst neulich wieder schrieb eine meiner aktuellen Lieblingsbands, Alpine nämlich, auf facebook, ohne erkennbaren Anlass: „Never restrict yourself to one genre of music“. Damit haben sie unbestritten Recht. Engstirnigkeit, Verbohrtheit, können nie was Gutes bedeuten.

Trotzdem hat mich das mal wieder zum Nachdenken gebracht. Denn es gibt ja auch eine Kehrseite des Ganzen. Wer seid das, Indie? weiterlesen

Review: Wolf Alice

wolf alice my love is coolWolf Alice – „My Love Is Cool“

Ich muss mich bei Wolf Alice entschuldigen. Wie oft habe ich ihren Namen fallen lassen, wenn ich darüber schimpfte, dass es mit Indie in Grossbritannien so fürchterlich bergab gegangen ist! „Das erkennt man doch schon daran“, argumentierte ich immer, „dass (verächtlich) WOLF ALICE eine große neue Hoffnung sein sollen!“

Aber hui, wer belehrt mich hier eines Besseren? Sagen wir’s so: Ein gewisses Quartett aus Nordlondon mit der Sängerin Ellie Rowsell.

Okay, ich habe Wolf Alice noch nicht live gesehen. Vielleicht gab es da etwas zu erkennen, was ich auf ihren frühen Singles nicht erkannt habe? Die fand ich einfach… nicht gut. So überhaupt nicht! Die waren, so fand ich, Grunge von der Stange. Die liefen sowas von an mir vorbei!

Was, bitteschön, ist zum Beispiel prima an ihrer Single „Moaning Lisa Smile“? Die Melodie mal nicht! Die Grunge-Gitarren? Also echt, die konnte man doch nur spannend finden, wenn man noch nie Grunge gehört hat. Das, was Wolf Alice bisher machten, das haben the Breeders, die Throwing Muses und sogar Veruca Salt vor über 20 Jahren viel aufregender gemacht!

Review: Wolf Alice weiterlesen