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Spunsugar Sisters

Mei, was haben die ersten Bands in den frühen 90ern sich noch dagegen gewehrt, als Shoegazer bezeichnet zu werden! Ihre Nachfolger von heute tragen dieses Kategorisierung mit Stolz. So auch das schwedische Trio Spunsugar, das mit seiner zweiten Single „Native Tongue“ zwei Minuten swooney Noise-Melodie-Brillianz hinlegt. „Shoegazing in Perfektion“ jubelt ihre Plattenfirma. Da muss man nicht widersprechen.

I Have A Dreampop

Als in den frühen 90s die britische Indie-Szene all die Kopf-in-den-Wolken-Sound-Bands wie Ride, Lush, Chapterhouse, Pale Saints oder Slowdive hervor brachte, da nannte man diese Gruppen auf der Insel bekanntlich irgendwann Shoegazer.

In den USA war’s anders. Hier gab man dem Sound von der anderen Seite de Atlantiks den Überbegriff Dream Pop. Das ist eine Sache, die einem wieder einfällt, wenn man Harriette Pilbeam alias Hatchie hört. Die junge Australierin aus Brisbane greift den Sound von Lush & Co auf, macht das Ganze aber noch ein bisschen lieblicher als im Original.  So, dass man dazu nicht Shoegazing sagen würde, obwohl die Parallelen z.B. von ihrem Hit „Sure“  und Chapterhouses Shoegaze-Evergreen „Pearl“ unüberhörbar sind.  Sehr wohl aber würde man dazu Dream Pop sagen.

Anyway, Hatchie hat eine 5-Track-EP namens „Sugar & Spice“ auf dem Markt und nun auch für den letzten der fünf Songs ein Video online gestellt: „Bad Guy“

Braucht ihr noch ein bisschen Klatsch und Tratsch aus der World of Indie? Harriettes Boyfriend (und Live-Gitarrist) ist Joe Agius, seines Zeichens Sänger von The Creases.

Interview: Ride

Genau für diese Momente bin ich Musikjournalist. Habt ihr eine Vorstellung, wie der 21jährige Henning reagiert hätte, wenn man ihm gesagt hätte: Du interviewst mal Mark Gardner!?!?!

Mann, was habe ich RIDE geliebt, was habe ich Ride geliebt!!

Ride waren für mich (und viele meiner Zeitgenossen) die wichtigste Band auf der Welt in den Jahren 1990 – 1993. Mir laufen jetzt noch Schauer über den Rücken, wenn ich an den Moment denke, als ich zum ersten Mal „Leave Them All Behind“ hörte – ich meine, da hast du eine TOTALE Lieblingsband und wartest nägelkauend auf ihren neuen Song – und dann kommt SO EIN MONSTER, das alle Hoffnungen SPRENGT!!

Ich habe mitgelitten, als es abwärts ging. Es tat mir weh, ihr viertes und letztes Album „Tarantula“ (1996) anzuhören. Nicht weil es eine so schlechte Platte war – Jahre später zog ich sie mal wieder raus und war erstaunt, wie gut die Songs eigentlich waren. Aber damals konnte ich sie nicht ertragen, weil sie so weit weg von Ride war. Weil so klar war, dass es vorbei war.

Seit 1996 warte ich auf den 16.6.2017. Auf den Tag, an dem RIDE zurück kommen mit einer Platte, die ihrer würdig ist. Und „Weather Diaries“ ist es. Klar, es gibt Durchhänger. Aber es gibt 3, 4, 5 Ride-Momente, wie nur Ride sie erzaubern können. Für einen Fan wie mich ist das himmlisch.

Also dann. Mark Gardner am Telefon. Today, forever.  Interview: Ride weiterlesen

Review: Green Buzzard

Green Buzzard – „Space Man Rodeo“

Es geht halt immer auch um die Erwartungshaltung, mit der man vorher an ein Album ran geht. Als Sydneys Neo-Britpopper Green Buzzard letztes Jahr ihr erstes Mini-Album „Easy Queezy Squeezey“ veröffentlichten, da hoffte ich auf ganz große Dinge, denn ein halbes Jahr zuvor hatten die Jungs eine Wahnsinns-Debütsingle namens „Zoo Fly“ hingelegt. Es zeigte sich aber, dass das Quintett den Level dieses ersten Knallers nicht noch mal erreichen konnte. Da war ich schon ein bisschen enttäuscht.

Folglich habe ich meine Erwartungen ans zweite Mini-Album der Band ein gutes Stück nach unten geschraubt. (Auch „Space Man Rodeo“ ist noch kein „richtiges“ Album – drei der zehn Tracks sind kurze Instrumentals, das Ding ist insgesamt 28 Minuten lang) Ist das der Grund, warum ich jetzt so positiv überrascht bin? Oder haben Green Buzzard tatsächlich einen echten Sprung nach vorne gemacht? Review: Green Buzzard weiterlesen

Interview: Nothing

interview HeaderShoegazing – das ist der verträumte Sound behüteter Briten, die per Feedback zur seligen Weltflucht aufrufen, richtig? Nicht immer. Aus Philadelphia kommt Nothing, die Band, die mit diesem Sound Gewalt und Schmerz verarbeitet. Sänger Domenic Palermo, ehemaliger Hardcore-Punk, war wegen einer Messerstecherei schon im Knast und wurde erlebte auch im Vorfeld des zweiten Albums wieder traumatische Ereignisse. Kein ganz unproblematischer Zeitgenosse, offenbar. Im Skype-Gespräch zum zweiten Nothing-Album „Tired Of Tomorrow“ (erschienen letzten Freitag) aber war er die Freundlichkeit selbst.

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Review: Lush

Lush Blind Spot - EPLush – „Out Of Control“ EP

Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Boo Radleys und die Pale Saints. Fast alle großen Shoegazer der frühen 90s feedbacken wieder: My Bloody Valentine, Ride, Swervedriver und Slowdive haben wieder zusammen gefunden, also könnte man denken, es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, wann auch Miki Berenyi und Emma Anderson wieder schimmerndes und gleißendes Licht aus ihren Gitarren scheinen lassen würden. Einen wichtigen Unterschied gab es aber doch: Lush, die Band, die mit ihren schwelgerisch transzendenten Tracks mit dem US-Ausdruck für die damalige Szene, „Dreampop“ nämlich, immer besser beschrieben wurde als mit „Shoegazing“, hatte sich Mitte der 90er ja nicht getrennt, weil es sich angebahnt hatte. Sie waren sogar auf ihrem Höhepunkt, landeten erstmals richtige Hits auf der Insel. Die Auflösung kam abrupt: Drummer Chris Acland erhängte sich, zumindest für Außenstehende kam das sehr überraschend. Für den Rest der Band war es danach unmöglich, weiter zu machen.

So steht die Wiedervereinigung von Lush (den neuen Posten als Drummer hat Justin Welch, einst bei Elastica, übernommen) unter einem anderen Vorzeichen als die ihrer Kollegen, die „nur“ alte Streitereien und Ego-Probleme ad acta legen mussten. Sie hat mit dieser EP auch eine andere Form angenommen: Viele der Rückkehrer aus der Ära – und hier geht es jetzt nicht nur um Shoegazer – spielen nur ihre alten Songs (Ride, Slowdive, The Wonder Stuff, JAMC). Andere schreiben auch wieder neues Material, aber erst nachdem sie wieder länger getourt haben (Blur, Swervedriver, Suede, Pixies, The Stone Roses(?)). Lush sind (wenn ich niemanden übersehen habe) die Ersten, die ihr Comeback mit neuen Aufnahmen einläuten.

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Review: Swervedriver

swervedriver coverSwervedriver – I Wasn’t Born To Lose You

You’ve been away for sooo long –
you can’t ask why…
You’ve been away – you can’t ask why…
You can’t ask why…

(INDUSTRIESTAUBSAUGER-GITARRENRIFF!!)

Das muss vorausgeschickt werden: „Duel“ von Swervedriver ist und bleibt der Song, der das Mixtape meines Lebens eröffnen wird.

Noch so eine Zeitreise also. Schon sonderbar, dass die Bands, die 1991 meine Lieblingsbands waren, einfach nicht von der Bildfläche verschwinden. Slowdive und Ride haben sich reformiert. Blur haben ein neues Album angekündigt. Die Pixies und MBV waren vor einem bzw zwei Jahren dran. Das jüngste Werk der Charlatans habe ich kürzlich erst rezensiert. Und jetzt Swervedriver. Es muss doch was aussagen, dass die Bands zurück auf die Bühne gerufen werden, von ihren inneren Stimmen, und von Legionen von Fans. Dass die Bands den Absprung verpasst haben und nicht aus diesem Leben raus können? Dass das, was aus dem UK nachrückt, halt nicht in diese Schuhgrößen passt? Aber doch am ehesten: Dass diese Bands eben doch verdammt großartig waren.

Es ist ja nicht mal so, dass Swervedriver damals so irre erfolgreich gewesen wären. Aber ihre vier Alben haben die Zeit erstaunlich gut überdauert und neue Fans gesammelt – keine riesigen Massen, aber genug, dass es sich für Adam Franklin und Jimmy Hartridge lohnte, die Sache wieder auf die Beine zu stellen. Sie touren seit 2008, und jetzt gibt es also ihr erstes neues Album seit 1998. Was herrlich ist.

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