Schlagwort-Archive: Noam Pikelny

Brighten The Coronas #3

Den Musikern geht’s wie uns. Sie sitzen zu Hause isoliert. Dafür schicken viele von ihnen in diesen Tagen Heimaufnahmen um die Welt. Ich sammle mal wieder ein paar.

Schön ist’s, wenn man wenigstens nicht alleine rum sitzt, sondern die ganze Familie um sich hat. Neil Finn, Sänger von den Songwriting-Legenden Crowded House, kann daheim in Neuseeland nicht nur mit Ehefrau Sharon, sondern auch seinen zwei Musiker-Söhne Liam und Elroy Lieder singen. Täglich sendet Neil zur Zeit ein Radioprogramm,  in dem er Fanfragen beantwortet, Covers und eigene Songs spielt. Heute stellte er z.B. sein Cover von Princes „When Doves Cry“ online.

Crowded House liebe ich seit ihrem ersten Album – auch wenn ich mich zwischendurch, so ehrlich muss ich sein, nicht immer traute, das zuzugeben. Es gab sie, die Zeiten, in denen man sich als super-indie definierte und sich sorgte, dass Crowded House in der Szene als zu poppig und nicht stylisch genug gelten könnten. Totaler Quatsch natürlich. Zweitens, weil es albern ist, sich eingebildetem Gruppenzwang zu beugen. Erstens, weil die Band immer Songwriting auf Höchstniveau geboten hat, immer. Beatlesk, beinahe. Solche Großmeister stehen über so dödeligen Kategorien wie „Indie“ oder „cool“.

Next! Der Radio-Sender KEXP aus Seattle hat gleich ein komplettes Heimkonzert von Laura Marling im Angebot! Laura veröffentlichte vor zwei Wochen ihr neues Album „Song For Our Daughter“, spielt mehrere Songs daraus vor und beantwortet Fragen.

Weiter mit Chris Thile und seinen Punch Brothers. Die bestechen auf der Bühne durch Präzision. Wie kriegt die „Progressive Bluegrass“-Band das in der Isolation hin? Wir sehen’s an der Aufnahme ihres Songs „This Is The Song (Good Luck)“, der original auf ihrem 2010er-Album „Antifogmatic“ erschien. Side note: Von den Original-Punch Brothers sind nur Chris Thile (Mandoline) und Chris Eldridge (Gitarre) auf dieser Aufnahme zu sehen. Ob das radikale Umbesetzungen in der Band bedeutet oder ob dies halt nur mal ein Track mit Gästen ist – tja das werden wir über kurz oder lang erfahren. Ich tippe auf letzteres. Ohne Noam Pikelny am Banjo kann ich mir PB nicht vorstellen.

Here’s where Strings comes in

Klar, DIE wichtige Release für Indie-Country-Fans an diesem Wochenende ist Sturgill Simpsons „Sound & Fury“. (Habt ihr’s auf Netflix schon angeschaut? Schon derb geil geworden!)

Aber aber aber aber. Auch Billy Strings hat gestern ein neues Album veröffentlicht. Der Junge aus Lansing/Michigan ist die große neue Hoffnung des Bluegrass. Bei den IBMAs, also den International Bluegrass Music Awards, ist er gerade als „New Artist Of The Year“ sowie als „Guitarrist of the Year“ ausgezeichnet worden, denn er besitzt blitzschnelle Flitzefinger. Die Website „Savingcountrymusic“ (bei deren Autor ich mich bedanken muss, dass er uns mal wieder so einen Typen vorstellt) feiert sogar, einen besseren Musiker könne man live zur Zeit nicht erleben.

Strings macht keinen strikten Bluegrass, sondern reichert das Ganze mit arty Hippie-Vibes an. Mich erinnert das an die folkigen Momente der Punch Brothers, die ja auch aus Super-Virtuosen (u.a. Chris Thile an der Mandoline und Noam Pikelny am Banjo) bestehen.

Punch Of Kunst

Da beschwere ich mich, es sei Sommerloch – aber dann erscheint ein neues Punch Brothers-Album und ich verfasse hier gar keine Rezension!

„All Ashore“ erschien am Freitag – aber ganz ehrlich, ich kann diesmal nicht viel dazu sagen. Denn mit ihrer Fünften haben Chris Thile und seine Männer ein sehr – ich will nicht sagen „uniformes“ oder „abwechslungsarmes“, aber halt … sagen wir, sie haben ein „vom ersten bis zum letzten Ton stimmiges“ Album abgeliefert.

Will heißen: „All Ashore“ behält durchgehend einen bedächtigen Flüsterton bei. Die allesamt bekannt virtuosen Mitglieder der „Progressive Bluegrass Band“ spielen ihre Instrumente so behutsam, dass ihre Tonspuren immer klingen, als wären sie von huschenden oder schleichenden, scheuen Tieren im Sand hinterlassen worden.  Das ist zweifelsfrei schön, das ist filigran, da wird 43 Minuten eine konsequente Atmosphäre geschaffen und aufrecht erhalten. Aber viel mehr kann man dazu gar nicht mehr sagen, weil es nun mal so konstant seinen Level hält.

Der Song „Like It’s Going Out Of Style“ ist exemplarisch für den Klang des Albums, Thile & Co haben eine Liveversion geteilt. Wenn euch das gefällt und ihr so eine Musik eine Dreiviertelstunde auf euch einsickern lassen möchtet, ist „All Ashore“ die ideale Platte für euch.

Punchbuzz

Neues aus dem Hause der Punch Brothers! Für den 20.07. haben Chris Thile & Co ein neues Album namens „All Ashore“ angekündigt. Vorab schicken die fünf Virtuosen das Video „It’s All Part Of The Plan“.

Kurzinfo über Punch Brothers? Das Quintett bezeichnet seine Musik als „Progressive Bluegrass“. Denn die Besetzung ist die einer ganz klassisch traditionellen Folk String Band: Banjo, Fiddle, Gitarre, Stehbass und Mandoline, letztere gespielt von Maestro Chris Thile, einer absoluten Koryphäe auf diesem Instrument. In dieser Besetzung covern die Punch Brothers gerne mal Radiohead oder moderne Klassik-Komponisten – und sie schreiben auch eigene Songs, manchmal sehr komplex, manchmal typisch folky.
Noch mehr Info? Zum letzten Album konnte ich Chris Thile interviewen (click here).

Deft Punch

Das letzte Punch Brothers Album „The Phosphorescent Blues“ ist jetzt auch schon wieder drei Jahre alt. Aber gut, Punch Brothers-Frontmann Chris Thile tanzt als Mitglied von Nickel Creek und gefragter Mandolinist auch in den Bereichen Klassik und Jazz nun mal auf vielen Hochzeiten. Da kann es schon mal dauern, bis was Neues passiert.

Nachträglich hat die „Progressive Bluegrass“ Band (so nennen sie ihren Stil) heute ein Live-Video zum Song „Julep“ online gestellt. Anlass: Es gibt neue Tourdaten in den Staaten.

Der Song ist also nicht neu, aber da die fünf Mitglieder der Punch Brothers allesamt unglaubliche Virtuosen an ihren Instrumenten sind und dieser Live-Mitschnitt entsprechend super beeindruckend ist, verbreite ich ihn doch gleich mal weiter. Ob diese Zusammenkunft wohl auch zu einem neuen Album führen wird?

Da nutze ich doch auch die Gelegenheit, zu meinem Interview mit Chris Thile von 2015 zu verlinken.

Punch’s not dead

Eine Bluegrass Band ist traditionell folgendermaßen aufgestellt: Banjo, Mandoline, Gitarre, Stehbass, Fiddle. In genau dieser Besetzung spielen auch die Punch Brothers um Mandolinen-Genie Chris Thile und Banjogott Noam Pikelny – allerdings ist ihr Ziel, in dieser Besetzung „Progressive Bluegrass“ zu machen, was bedeutet, dass sie auch schon „Kid A“ von Radiohead gecovert haben. Anfang des Jahres veröffentlichte die Band ihr viertes Album „The Phosphorescent Blues“ – HIER mein Interview mit Chris Thile aus dem Februar. Aber weil in den Sessions mehr Songs entstanden, als aufs Album passten, werden sie eine EP namens „The Wireless“ nachlegen. Von dieser stammt der Song „Sleek White Baby“

Review: Mumford & Sons

mumfords klein 3Mumford & Sons – „Wilder Mind“

Wir selbsternannten Musik-Gourmets können ja schon auch total blöde Snobs sein. Wir wollen immer nur die „Early Adopter“ sein, wir bejubeln junge Bands und teilen jedem, der’s nicht wissen will, mit: „Die werden mal GROSS!!!!“ Aber was, wenn das tatsächlich passiert? Was, wenn wirklich die breite Masse in echt auf unseren Zug aufspringt? Wenn die von uns als Nachwuchscombo noch begeistert geförderte Gruppe tatsächlich gigantisch erfolgreich wird? Dann wenden wir uns ab, rümpfen die Nase und wollen nix mehr damit zu tun haben.

Gut, es gibt die Fälle wie Coldplay oder die Killers, die tatsächlich eine Kehrtwende in die Belanglosigkeit gemacht haben. Die standen in der Tat schnell für das Gegenteil dessen, für das wir ihre ersten Singles liebten. Aber Mumford & Sons konnte man das bisher nicht vorwerfen. Trotzdem kenne ich Leute, die noch kreischten, als „Sigh No More“ erschien, aber die seit Längerem bei der bloßen Erwähnung ihres Bandnamens ein Gesicht machen, als sollten sie den Rest ihres Lebens auf ein Dixie-Klo gehen.

Review: Mumford & Sons weiterlesen

Interview: The Punch Brothers

Punch Brothers Header

Oh, darauf habe ich mich gefreut! Chris Thile ist ein anerkanntes Genie! Der Mandolinen-Maestro ist nicht nur Vordenker der Punch Brothers, sondern hat noch zahllose weitere Projekte am Laufen, die Folk, Klassik, populäre und progressive Musik vereinen.
In unserem Telefoninterview ging’s allerdings vor allem um „The Phosphorescent Blues“, die aktuelle Platte der Punch Brothers – der Band, die zwar in der traditionellen Old Time String Band-Besetzung spielt (Banjo, Mandoline, Fiddle, Gitarre, Stehbass), sich aber auf inzwischen vier LPs in allen möglichen anderen Musikrichtungen austobt.

Zur Erklärung unseres Smalltalk-Einstiegs: Chris Thile & Co waren für ihre Interviews in Hamburg, als über der US-Ostküste gerade ein Rekordwintersturm niederging

Interview: The Punch Brothers weiterlesen