Weeping Willows – „After Us“
Ich bin alt genug, um bestätigen zu können, dass ich die Konsequenzen des Klimawandels mit eigenen Augen und auf der eigenen Haut erlebe. Ich erinnere mich an Winter, in denen es üblich war, dass mir der Schnee mindestens bis zur Hüfte ging – heute bleibt die Schneedecke selten länger als eine Woche geschlossen. Im Sommer gab es hitzefrei bei 27° – eine Temperatur, auf die das Thermometer in Münchens August nicht mal mehr nachts sinkt. Wenn ich durch mein heimatliches Allgäu radle, komme ich an Bächen vorbei, die, von einem Schneefeld gespeist, den ganzen Sommer Wasser führten – und inzwischen in den heissen Monaten oft ausgetrocknet sind.
Was hat das alles mit dem neuen Album der Weeping Willows zu tun?
Die wunderbaren Weeping Willows haben sich in über 20 Jahren einen festen Platz in den Herzen der schwedischen Musikfans erspielt. Magnus Carlson, ein echter Ausnahmesänger, und seine Mitstreiter begannen mit ihrem gefeierten Debüt „Broken Promise Land“ (1997) als orchestrale Bombast-Retropopper. Auf folgenden Alben zeigten sie sich auch als Könner in Gebieten wie Synthpop/Indie und Akustikfolk, aber seit ihrem sechsten Album „The Time Has Come“ (2014) sind sie zurück bei dem Sound ihrer ersten Alben angekommen: Die Trauerweiden machen herrlich sentimentale Popsongs voll großer Geste und voll gefühlsseligem Pathos. Manch einer wird ihre Musik sogar schwülstig und schnulzig finden – aber das ist eine Fehldeutung. Denn das Ganze findet auf einem viel zu hohen Level statt, um kitschig sein zu können.
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