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Ringos around the world

Hmm. Ringo Deathstarr. Eine Band, deren Name mir natürlich schon öfter unterkam. Ich bilde mir ein, mir ein paar Songs angehört zu haben, die okay waren und die Band in der Kategorie „Sollte man auf dem Schirm behalten, ist aber kein Muss“ abgespeichert zu haben. Das erste Album der Texaner erschien schon 2011. Aber habe ich das wirklich richtig in Erinnerung?

Die neue Single heisst „God Help The Ones You Love“ und sie ist famos. Sie klingt wie das Highlight einer Lush-Best-Of. Waren die immer schon so gut? Muss ich mir nachträglich die vier früheren Alben besorgen? Oder haben sie einen Entwicklungssprung hingelegt? Dies ist ihr erstes neues Material seit 2015 – vielleicht ist irgendwas passiert in der Zwischenzeit?

Oliver’s Twists

Ich hatte meine musikalischen Initiationsereignisse in den späten 80s/frühen 90s. Das Label 4AD war damals DIE Adresse.

Pixies, Throwing Muses, Cocteau Twins, Pale Saints, Lush, Ultra Vivid Scene, The Breeders, Belly, Kristin Hersh, Red House Painters, Mojave 3, The Amps, Frank Black und andere Lieblingsbands waren auf 4AD – Labelgründer Ivo Watts-Russell hatte aber nicht nur die musikalische Trüffelnase, er verstand es auch, aus seiner Indie-Plattenfirma eine Marke zu machen.

Unabdingbar dafür: Designer Vaughn Oliver. Er gestaltete in diesen Jahren (und teilweise auch noch, nachdem Watts-Russell 4AD weiter verkauft hatte) die Albumcover von 4AD – und man erkannte sie sofort.

Das erste Breeders-Album habe ich mir damals „blind“ gekauft, oder sagen wir besser: „taub“.  Ich sah die CD im Laden und wusste sofort: Das muss 4AD sein. Diese grellen Farben und Kontraste. Das Spiel zwischen scharf und unscharf, so dass man sich nicht sicher war, was da überhaupt zu sehen war. Das elaborate Band-Logo.

Sogar, wenn Oliver mal zur Abwechslung nicht mit den grellen Farben, sondern in Sepia arbeitete (frühe Pixies, Red House Painters), erkannte man seinen Style.

Vaughan Oliver ist im Alter von 62 Jahren in London gestorben. Die Nachricht macht mich traurig. Nach dem Break habe ich ein paar Album- und Singlecover gespeichert.

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Meine Alben 2019, Pt.4 – 15-11

… und weiter geht’s. Ich stecke immer noch mitten in der Aufstellung meiner Lieblingsalben aus dem Jahr 2019. Inzwischen sind wir bei den Positionen 15 – 11 angelangt.

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Coffin To Worry About

Heute mal ein Abstecher nach Kopenhagen: Von hier stammt die Band The Love Coffin.

Das ist einer dieser Bandnamen, bei denen man gleich weiss, was einen erwartet: Gruftpop mit sehnsüchtig romantischer Note. 80s-Indierock zwischen The House Of Love und The Cure. Check.

The Love Coffin kündigen mit der Single „Nothing At All“ ihr zweites Album an, das im Frühjahr 2020 erscheinen soll. Interessant: Als Producer liest man den Namen Guy Fixsen. Hey, der stand in den frühen 90s auf vielen meiner Lieblingsplatten! Guy war Mitglied von Laika und er produzierte u.a. Musik von The Breeders, Stereolab, Slowdive, My Bloody Valentine, Pixies, Throwing Muses, The House Of Love, The Boo Radleys, Chapterhouse, Lush, Ultra Vivid Scene und und und… aber ich habe ihn lange schon nicht mehr gelesen. Interessante Wahl. Die wohl auch verdeutlicht, welchen Sound sich The Love Coffin vorstellen.

Hey, Good Luby!

Hurra, neues von den Luby Sparks! Ihr erinnert euch? Letzten Herbst bin ich ziemlich ausgeflippt, als ich die Band bemerkte.

Diese fünf aus Tokyo lieben den Shoegaze-Dreampop der frühen 90er. Zufällig auch meine Lieblingsmusik. Diesen Sound versuchen sie, nachzubauen. Das Schöne dabei ist: Ob Absicht oder nicht, sie geben der Sache einen leichten japanischen Effet mit. Letztes Jahr veröffentlichte die Band im Januar ein tolles Debütalbum und im November eine prima EP. Nun haben die Luby Sparks mit  „Somewhere“ eine taufrische Single am Start.

Treibende Feder in der Band ist Gitarrist Natsuko Kato, aber der Fokus der Zuschauer liegt natürlich immer auf ihrer Sängerin, der Halbengländerin Erika Murphy.  Auf den ersten Songs der Luby Sparks wiederum sang noch eine gewisse „Emily“. Auch sie war Halbengländerin. Das hat mich ein bisschen verwirrt. Als ich letztes Jahr eine Rezension zur EP schrieb, behauptete ich, Emily sänge immer noch. Allerdings sang hier bereits Erika.

Sainted Love

Das Label 4AD ist offenbar gerade dabei, seinen Video-Backkatalog komplett auf youtube zu stellen. In den letzten Tagen haben sie einige neue/alte Videos von Lush hier platziert, u.a. die US-Version für „De-Luxe“…

… und jetzt kommen offenbar auch die Pale Saints an die Reihe. Mann, das war eine absolute Top5-Lieblingsband von mir damals! Ihre ersten zwei Alben „The Comforts Of Madness“ (1990) und „In Ribbons“ (1992) begeistern mich heute noch!

Auf dem dritten Album („Slow Buildings“, 1994) allerdings war ihr Mitglied Ian Masters nicht mehr an Bord. Ian, der auf der ersten Platte noch alleine sang (und ab der „Half-Life“ EP dann quasi abwechselnd mit Neu-Mitglied Meriel Barham, die wiederum früher mal die erste Sängerin von Lush war) muss wohl schon sowas wie ihr Ideengeber gewesen sein. Das dritte Album war ohne ihn einfach viel weniger interessant. Ians folgendes Soloalbum als Spoonfed Hybrid allerdings war prima.

Das Video, das 4AD jetzt aus dem Archiv gekramt hat, ist natürlich ausgerechnet vom dritten Album. Na, ich hoffe, es ist nur der Startschuss und dass weitere von der Plattenfirma neu digitalisierte Vintage-Videos der Pale Saints noch folgen.

Ach ja: Obwohl sich ja so viele Shoegazer und Dreampopper wieder vereinigt haben, steht eine Pale Saints-Reunion wohl nicht zur Debatte. Ian Masters lebt inzwischen offenbar happy in Japan und möchte nicht nach England zurück.

Without A Lush

Lustig. Als ich diese Tage meinen Text übers Album von Hatchie schrieb und naturgemäß der Name Lush als Beispiel für alte-Schule-Dreampop fiel, da wollte ich eigentlich den Clip zu ihrer 1992’er-Single „For Love“ als Klangbeispiel posten. Aber: Ich fand das Video auf youtube nicht. Also wurde es mal wieder „Nothing Natural“.

Offenbar hat auch Plattenfirma 4AD genau jetzt das Fehlen bemerkt. Heute ist das Video nachträglich hoch geladen worden.

p.s. Lush haben in der Zwischenzeit eine Wiedervereinigung hinter sich und sich auch wieder getrennt, Miki Berenyi (die mit den roten Haaren) hat eine neue der Band: Piroshka.

Review: Hatchie

Hatchie – „Keepsake“

Ich wollte hier ja eigentlich letzten Mai schon was Größeres zu Hatchies erster EP schreiben. Denn Harriette Pilbeam aus Brisbane hat darauf große Erwartungen erfüllt und noch größere geweckt. Ich hab aber nix geschrieben. Warum? Dazu gleich.

Los ging’s im Herbst 2017. Da tauchte Harriette alias Hatchie, bis zu diesem Punkt (wenig) bekannt als Mitglied der Indiepopband Babaganouj, mit ihren ersten Solo-Singles „Try“ und „Sure“ auf. Man hörte gleich: Da ist was im Busch. Diese Lady kann so richtig schönen Dreampop machen. 

Ein paar Monate später gab’s „Try und „Sure“ noch mal auf Hatchies erster EP, plus drei neue Songs. Diese fielen nicht ab. Sie hielten den Level und bestätigten die Qualität der ersten beiden Singles.

Aber ich habe dann eben doch keinen Text dazu gepostet. Der Grund: Mehr als zu sagen „Hey, echt schöner, gekonnter Dreampop“ wollte mir einfach nicht einfallen. 

Letzten Freitag ist nun Hatchies erstes ganzes Album erschienen. Es ist sehr gelungen. Na, versuchen wir’s: Kann ich diesmal mehr dazu sagen? Review: Hatchie weiterlesen

Ich denke oft an Piroshka

Zahllose UK-Indie-Bands aus den Nineties-Ära von Shoegaze bis Britpop haben sich wieder vereinigt, aber Lush, Moose und Elastica sind nicht darunter. (Stop – Lush haben sich sehr wohl wieder vereinigt, aber auch schon wieder getrennt.)

Also dachten sich Lush-Sängerin Miki Berenyi, Moose-Gitarrist KJ „Moose“ Mackillop, Elastic-Drummer Justin Welch und zu guter Letzt auch noch Modern English-Bassist Mick Conroy (dessen Band es noch bzw. wieder gibt, die aber gerade pausiert) so etwas wie: „Na gut, dann vereinigen wir uns halt zu einer neuen Gruppe!“

Dieses neue Quartett nennt sich Piroshka. Das Ziel war, die alten Bands nicht zu wiederholen, sondern auf einem leeren Blatt Papier anzufangen. Also machen die vier dornigen Gitarrenpop, durchaus unberechenbar, denn Piroshka setzen weder auf die eingängigen Refrains des Britpop noch auf die Soundscapes des Dreampop.

Trotzdem ist das, was die vier auf ihrem ersten gemeinsamen Album „Brickbat“ (heute erschienen) machen, natürlich nicht meilenweit davon entfernt, was die Mitglieder früher machten. Es klingt jedenfalls mehr nach 90s-Indie als nach, sagen wir, Trap. Höhö.

Interessant: Wie auch Ride warf man Lush und Moose ja gerne vor, unpolitisch rumzusäuseln. Wie auch Ride, die seit ihrer Reunion über Themen wie den Klimawandel singen, zeigen sich auch Piroshka heute aber durchaus politisch und sozialkritisch. Der Album-Opener „This Must Be Bedlam“ geht um den Brexit,  ein Songtitel namens „Hated By The Powers That Be“ spricht für sich, die Single „What’s Next“ befasst sich mit der rasanten Spaltung der Gesellschaft in links und rechts, arm und reich und die Notwendigkeit, sich selbst zu engagieren.

Review: Swervedriver

Swervedriver – „Future Ruins“

Das ist die Sache mit den Wiedervereinigungen: Was kann man tun, damit die Sache langfristig spannend bleibt?

Das Tolle am Swervedriver-Comeback-Album „I Wasn’t Born To Lose You“ war, dass es die Platte überhaupt GAB. Denn auch Adam Franklin und Jimmy Hartridge haben sich garantiert einige Jahre lang nicht träumen lassen, dass ihnen diese Renaissance passieren würde. 

Selbst in ihren ersten Jahren, als Breitwandrock-Shoegazing all the rage war, waren die Oxforder schließlich nicht eben die größte Band. Die viel größeren Bühnen gehörten Ride, My Bloody Valentine, Slowdive oder Lush. Swervedrivers drittes Album „Ejector Seat Reservation“ (1995) wurde noch wahrgenommen, aber zu Zeiten des Britpop-Booms war ihr Sandstrahl-Sound nicht eben gefragt. „99th Dream“ (1998) ging dann mal so richtig komplett unter. Ich weiss nicht mal mehr, ob Swervedriver ihre Trennung damals überhaupt bekannt gaben. Es ging wohl eh jeder davon aus, dass es vorbei war.

Aber in den folgenden Jahren passierte das Unerwartete: Ihre Platten verschwanden einfach nicht. Wurden von neuen Fans entdeckt. Review: Swervedriver weiterlesen