Schlagwort-Archive: Kyle Craft

The Joy of Five

Was geht denn? Ich bin kurz beim Supermarkt, komme zurück an den Rechner und finde fünf neue Videos im Feed, die alle ihren eigenen Beitrag wert wären?!?

Ich fasse mal zusammen:

Erstens: „Sha Sha Sha“ hätte ich auch als Single ausgekoppelt. Fontaines D.C. Eh klar.

Zweitens: WIVES.  Die dritte Single der New Yorker Newcomer, die mich so an die frühen Pixies erinnern, weil sie diese Nörgeligkeit haben, dieses Struppige, dieses Dissonante.

Drittens: Fucken hell, ein neuer Song von Spoon! Spoon Spoon Spoon! Spoon Spoon daboon Spoon! Schwoon Schmoon Schloon Spoon! Boah wie liebe ich diese Band!
„The Best Of Spoon“ erscheint am 26.07. Eine Platte, die kein Mensch braucht. Weil gefälligst JEDER Mensch ALLE Spoon Platten eh längst haben sollte!!

Viertens: Ein neues Video aus dem dritten Album von Kyle Craft und seiner neuen Backing Band Showboat Honey. Diesmal eine Powerballade. Aber natürlich – wie immer bei Kyle – durch den Glamour-aus-der-Gosse-Filter.

Fünftens: Neues von den Pariser Post-Punks Rendez Vouz. Sie haben zum Titelsong ihres letztjährigen Albums „Superior State“ ein Video gedreht. Sägt ganz sauber rein, würde ich sagen.

Puh. Erst mal durchatmen.

 

Visual Kyle

Oha, was neues von Kyle Craft! Genauer: Kyle Craft & Showboat Honey. Hat er jetzt ’ne Band? Andererseits, warum sollte seine Begleitband heissen wie das kommende Album? Das nämlich wird ebenfalls den Titel „Showboat Honey“ tragen.

Gucken wir doch auf die Seite von Sub Pop. Wir lesen: Genau so ist es. Swamp-Glam-Songwriter Kyle (mehr Info zu dem Mann? Beim letzten Album hatte ich ihn im Interview) war bisher ja Solist, der seine letzten zwei Alben zu größtenteils im Alleingang konzipierte und aufnahm. Nun aber sind seine Live-Musiker über den Status der Begleitband hinaus gewachsen. Die neue Platte (sie erscheint am 12.07.) hat Kyle mit der Band zusammen erarbeitet. Er machte zwar noch die ersten Demos allein, aber ab da war’s ein gemeinsamer Prozess. Wir sind gespannt.

Als erste Single gibt’s „2 Ugly 4 NY“.

Interview: Kyle Craft

Ich habe mich hier auf dem Blog schon mal darüber beschwert, dass es für das wunderbare englische Wort „unhinged“ keine wirklich ideale deutsche Übersetzung gibt. Denn „hinge“ ist bekanntlich das Scharnier bzw. Gelenk. „Unhinged“ wären also z.B. Türen oder Fenster, die nur noch lose in der Angel schwingen oder sogar völlig aus der Verankerung gefallen sind. Oder ein ausgekugelter Arm. Man könnte auf deutsch vielleicht „freischwingend“ sagen… aber wann verwendet man schon mal das Wort „freischwingend“?

Was hat das mit Kyle Craft zu tun? Nun, der US-Songwriter schreibt Lieder, die genau das sind: „unhinged“. Einerseits haben die Songs eine klassische 70s-Anmutung, andererseits sind sie irgendwie losgelöst, von der Leine gelassen, nicht ins Raster einzupassen. Kyle sagt das Wort „unhinged“ selbst mehrfach in unserem Gespräch – ich hatte den guten Mann anlässlich der Veröffentlichung seines zweiten Albums „Full Circle Nightmare“ nämlich am Telefon.
Im Text übersetze ich „unhinged“ dann zähneknirschend mal mit „freigeistig“, mal mit „losgelöst“.  Ihr merkt’s dann schon, wenn ihr an der Stelle ankommt. Interview: Kyle Craft weiterlesen

What did you expect from 2018, Pt.1

Hallo, 2018!
Wirst du ein gutes Indie-Jahr werden? Die ersten Anzeichen sind nicht schlecht. Auf so einige spannende Newcomer dürfen wir uns freuen – darüber habe ich neulich schon mal einen Post geschrieben. Natürlich warten wir aber auch auf so einige Größen und persönliche Favoriten, die sich zurück melden.

Ich habe eine Liste unter folgendem Motto zusammen gestellt: „Ausgesuchte kommende Alben 2018“. Dies sind Platten, die fürs neue Jahr schon definitiv angekündigt wurden, die man sicher erwarten oder zumindest realistisch erhoffen darf – oder über die man wenigstens spekulieren kann.
Plötzlich standen da über 30 Namen auf meinem Zettel. Deswegen teile ich die Liste in drei Beiträge auf.
Los geht’s mit Teil 1.

What did you expect from 2018, Pt.1 weiterlesen

Art & Craft

Vorfreude auf den Februar: Kyle Craft hat sein zweites Album am Start! „Dolls Of Highland“, das 2015er-Debüt des in Portland lebenden, aber aus Louisiana stammende Songwriters, fand ich ganz große Klasse – und auch der späteren Single „Before The Wall“ widmete ich hier schon einen kompletten Artikel.
Freitag habe ich mit dem Herrn telefoniert – wenn am 2.2. die Neue namens „Full Circle Nightmare“ erscheint, wird es hier also mal wieder ein Interview-Transkript zu lesen geben.  Jetzt erst mal das Video zur Vorab-Single „The Rager“.

Single Review: Kyle Craft

Kyle Craft Before the Wall - SingleKyle Craft – „Before The Wall“

Erst habe ich mich ein bisschen gewundert. Kyle Craft hat doch gerade erst vor Kurzem sein Debütalbum veröffentlicht? „Dolls Of Highland“ ist eine famose Platte, auf der sich der Songwriter aus Louisiana als schriller Retro-Vogel auszeichnet. Der blonde Wuschelkopf klingt auf seinen Songs wie ein angeschickerter, depressiver Barsänger mit Federboa, der sich in den Siebziger Jahren am Piano austobt – in einem verrauchten Schuppen, der wiederum im Retro-Stil auf Zwanziger Jahre macht. Zu wirr? Sorry. Die Typen von Seattles Superlabel Sub Pop haben jedenfalls mal wieder alles richtig gemacht, als sie den Typen unter Vertrag nahmen.

Aber jetzt schon wieder eine neue Single? Die keine Auskoppelung aus dem Album ist? Obwohl der Longplayer doch noch locker Material für drei, vier Singles bereit hielte? Und dann ist die neue Single auch kein Piano-Glam-Stampfer, sondern ein Folksong nur mit Klampfe und drei Sekunden Mundharmonika?

Kyle CraftDann habe ich auf den Text geachtet – aber ich hätte es ja schon beim Titel ahnen können. Was Kyle hier macht, ist eine Tradition der Sixties neu zu erwecken: Den Protest-Folksong. Kyle macht uns den Arlo Guthrie/Bob Dylan des Jahres 2016. Mitten im US-Präsidentschaftswahlkampf ist jetzt der richtige Zeitpunkt, seinen Standpunkt zu beziehen. Da geht es nicht um Release-Pläne.

Natürlich ist dies ein Anti-Trump-Song. Wer redet denn die ganze Zeit davon, dass er eine Mauer bauen will?

Kyle Craft stellt sich also eine Welt des Präsident Trump vor und hakt in elf Strophen alles ab, was gesagt werden muss. Single Review: Kyle Craft weiterlesen

Review: Kyle Craft

KyleCraftLP_Jacket_CoverKyle Craft – „Dolls Of Highland“

Zu den herrlichen Momenten für einen Musikfan gehört es, wenn aus dem Nichts ein Album auftaucht, eine Band, ein Sänger, eine Sängerin, die man vorher noch überhaupt niemals auf dem Schirm hatte – und wenn dieser Typ (in diesem ist es ein Typ) einen vom Fleck weg mit einem ganz eigenen, durchgeformten Sound erstaunt.

Den Namen Kyle Craft hatte ich noch nie gehört, als sein Album auf meinem Schreibtisch landete. Aber schon, was in der beiliegenden Bio zu seinem Debütalbums stand, war spannend: Kyle stammt aus einem Kaff am Mississippi im tiefen Süden der Staaten (Shreveport, Louisiana) und spielte als Kind am liebsten in den Sümpfen, wo er bevorzugt – ich zitiere hier sein Label Sub Pop – Alligatoren und Klapperschlangen fing. Weil er in einer streng gläubigen Familie aufwuchs, kam Kyle bis ins Teenageralter mit Rockmusik quasi nicht in Berührung, nur die Orgel in der Kirche hatte es ihm angetan. Mehr aus Zufall stieß er als Teenager im K-Mart auf eine Best Of von David Bowie und kriegte den Glamrock-Flash.

Alleine schon diese Vorstellung! Ein Teenager, der sich als Bowie der Sümpfe stilisiert!

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