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Kleine Kollektion 2021 / 05

So, heute lohnt sich wieder eine kleine Sammlung aktueller Clips.

Zuerst mal: Australien, das habt ihr nun davon, dass ihr in den letzten Jahren solche Bands wie Tame Impala, Pond und King Gizzard hervorbrachtet. Was ist die Folge? Dass eure Teenager damit groß werden und den Sound wie selbstverständlich nach- und ausbauen, sobald sie Gitarren halten können. Anders gesagt; The Lazy Eyes aus Sydney legen ihre erste neue Single nach ihrer famosen 2020er Debüt-EP vor. Hurra!

Auch Joe Agius aus Brisbane hat schon Teenager seine ersten Aussie-Hits gelandet, damals als Frontmann der Strokes/Kooks-esken The Creases. Zuletzt tourte er die Welt als Mitglied der Band seiner Freundin Hatchie. Seine Solomusik als RINSE schlägt durchaus in die Hatchie’sche Dreampop-Kerbe.

Wir bleiben in Australien. Jetzt geht’s nach Newcastle, NSW, wo die junge Selfmade-Pop-Lady, die sich FRITZ nennt, ein Video zur Single „Die Happily“ online gestellt hat.

Von Australien nach Nordeuropa, genauer: Sundsvall, Schweden. Von hier melden sich mal wieder die Indie-Veteranen The Confusions, die schon seit den frühen 90s dabei sind, mit dem neuen Track „Tangerine Sky“. Das Video haben zwei Fans aus Mexiko für sie gedreht, Nice.

Sogar noch länger als The Confusions gibt’s The Mobile Homes. Diese Synthpopband gründete sich schon 1984 (!) im Stockholmer Vorort Sätra. Na, da müssen sie aber ca 14 gewesen sein? Anyway. Musik veröffentlicht die Band, die Depeche Mode und New Order als Referenzpunkte nennt, seit 1990. Sie hatten den einen oder anderen kleinen SWE-Hit und konnten auch Karl Bartos (Kraftwerk) mal als Produzenten eines ihrer Alben gewinnen. Interessant ist die Band für diesen Blog aufgrund ihrer aktuellen Besetzung: Für mich ist das neu, aber seit 2017 sind Sami Sirviö und Markus Mustonen bei The Mobile Homes eingestiegen. Die beiden waren mal bei kent! Ausrufezeichen!! Bei den ewigen schwedischen Giganten kent!!!!! Wie klingt das wohl, was sie heute machen?

Zum Schluß noch ein Flug nach Westen nach Glasgow, denn auch Glasvegas gibt’s noch/wieder! Die Schotten haben ihr viertes Album angekündigt, es wird den Namen „Godspeed“ tragen. Die bereits dritte Vorabsingle „Dying To Live“ zeigt: Auch wenn James Allen & Co labeltechnisch kleinere Brötchen backen – was die Intensität ihrer Lieder angeht, da haben sie null nachgelassen. (Hat ja auch nicht wirklich was miteinander zu tun.)

Review: Henric de la Cour

Henric de la Cour – „Gimme Daggers“

Ich habe drei Lieblingsgoths. Einer davon ist Robert Smith, eh klar. Der zweite ist Richmond aus The IT Crowd (Noel Fielding, yay!). Der dritte in der Runde ist Henric de la Cour.

Henric macht jetzt auch schon seit 23 Jahren Platten. Trotzdem nimmt sein jüngstes Album eine Sonderstellung ein. Es ist das erste Album nach der Rettung. Oder: Das erste in der Normalität. 

Aber von Anfang an. 

Henric kennt man in Schweden schon seit 1995. Damals veröffentlichte seine erste Band, sie hieß Yvonne, ihr Debütalbum. Die Platte kriegte in der Heimat viel Aufsehen, obwohl sie komplett gegen alle Trends lief. Denn 1995, da war Grunge noch relativ groß, vor allem aber war der Britpop in vollem Schwung. Kein Mensch setzte auf Synthies, schwarze Klamotten, Kajal und Klänge aus der Mitte der 80er. Goths, Grufties, schienen ein absolutes Nischendasein in der Indieszene zu führen. Aber Henric und seine dunklen Boys aus Eskilstuna (ja, die gleiche Heimatstadt wie Kent) überzeugten ihre Mitschweden, weil sie’s so konsequent durchzogen – und weil sie enorme Songs auf ihrer Seite hatten. Review: Henric de la Cour weiterlesen

Review: The Horrors

The Horrors – „V“

(Jaja, ich weiss, ich bin spät dran.)

Wenn man mir vor zehn Jahren gesagt hätte, dass The Horrors 2017 noch existieren würden! Mehr noch – dass ich sie gut finden könnte! Mann, als sie ca 2006 auftauchten, da habe ich diese Heinis VERACHTET!

Und dabei bin ich jemand, der eigentlich für Hypes und Brimborium durchaus anfällig ist. Ich bin normal nämlich gar kein grimmiger Bärbeiß, der Muckerqualitäten von seinen Bands fordert oder dass sie sich „ihre Sporen verdienen“, indem sie sich langsam durch die Clubs hocharbeiten. Nein, von vielen Hypes, bei denen andere argwöhnisch die Nase rümpften, habe ich mich über die Jahre mit Freuden mitreissen lassen. Mensch, ich besitze das Menswe@r-Album!

Aber bei The Horrors, da war sogar mir das Missverhältnis zu krass. Die konnten so gar nichts! Die waren SO SCHLECHT!! 2006 waren das einfach nur reiche Besserwisser mit extra viel Taschengeld für Kajal und Haarspray mit Beziehungen in die Medien. Sie hatten nen interessanten Look, das ja. Aber ihre Musik, die war ein regelrechter Affront. Ihr grummeliges Garagen-Surf-Zeug machten zig andere Bands zuhauf seit den 60s, und zwar erheblich besser. Das Debütalbum „Strange House“ war die arrogantestmögliche Manifestation des Prinzips „Style over Substance“, die einem in die Hände fallen kann. Der NME jubelte weiter, aber niemand nahm dem zunehmend schwindligen Blatt das ab. Platz 37 in den UK-Charts! Wow, so viel war der Hype wert!  Review: The Horrors weiterlesen

Prize and Shine – Pt2

augustiner-collected-2016-bEin mal im Jahr küren wir hier den Ein-Kasten-Augustiner-Preis. Die Idee dahinter ist, dass eine Gruppe Freunde und ich ein Lied zum „Song des Jahres“ ernennen und dann dem Sieger einen Kasten Augustiner zukommen lassen. Auch wenn wir den Kasten noch nicht oft wirklich an den Mann gebracht haben, fand doch letztes Wochenende unser entsprechendes Meeting statt. Hier nun Teil 1 unserer Zeremonie…

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Prize and Shine 2016 – It’s On!

augustiner-collected-header-2016Hey, haben wir was vergessen? Natürlich nicht! Wir haben zwar letztes Mal wieder die Trophäe nicht an den Gewinner gebracht, (jedenfalls bis dato) – aber trotzdem soll’s natürlich auch dieses Jahr auf diesem Blog wieder einen 1-Kasten-Augustiner-Preis geben!

Will heißen: Ich und eine Handvoll Freunde (Will wer mitmachen? Schreibt einen Kommentar or PM me on facebook) treffen uns in meiner Küche in München und diskutieren, welches Lied unserer Meinung nach der Song des Jahres war. Inklusive In-der-Küche-tanzen, Brezenmonster, peinlichen Gesangsversuchen und mehr. Hinterher wird das Procedere hier noch mal nacherzählt und der Sieger kriegt (so ist jedenfalls der Plan) einen Kasten Augustiner überreicht!

Und wer sind die 16 Nominierten des Jahres 2016? Das lest ihr gleich HIER: Prize and Shine 2016 – It’s On! weiterlesen

Meine Alben 2016, Pt.4 (15-11)

header-2016-11-rbcf… und auch heute soll’s einen weiteren Teil meiner Aufstellung geben: Best Ditches (also meine) Alben des Jahres 2016. Weil ich zu jedem Album noch was sage, anstatt einfach nur ne kommentarlose Liste zu schreiben, gehe ich in Fünferschritten vor. Wir sind jetzt bei Position 15-11 angekommen.

Meine Alben 2016, Pt.4 (15-11) weiterlesen

Sweet Sista

Also eins muss man Kent lassen: Pathos können sie so richtig gut.

Zwei Korrekturen: Erstens: Kent können natürlich noch so viel mehr als Pathos. Sie sind Schwedens größte Band geworden, weil es nicht heiße Luft ist, sondern echtes, großes Gefühl, das sie in echte, große Musik packen.

Zweitens: Wir müssen das alles in die Vergangenheitsform setzen. Kent konnten Pathos richtig gut. Jocke Berg und Co haben dieses Jahr schließlich ihre Trennung angekündigt und an diesem Wochenende in Stockholm nun tatsächlich ihre finalen Konzerte gespielt. Kent wären nicht Kent, wenn sie das nicht mit einem positiv pathetischen letzten Video zelebrieren würden. „Den sista sången“, das letzte Lied.

What is Left

Es gibt nun ein erstes Video zu einem Song von Kents letztem Album „Då som nu för alltid“.  Die Schweden haben dafür „Den vänstra stranden“ ausgesucht.

Tja, was sagt man zu dem Clip. Eine Lady, offenbar depressiv. Trinkt  alleine daheim, belässt es nicht beim Trinken.  Es geht nicht gut aus – der schwarze Tunnel zieht sie magisch an. Vielleicht kennt ihr auch so jemanden.

Als ich meinen überlangen Aufsatz über das Album schrieb, handelte ich „Den vänstra stranden“ recht kurz ab. Als Liebeslied, in dem Jocke Berg quasi sagt: „Lass es uns noch mal versuchen.“

„Även om det gått 24 år sen sist så kan jag ändå minnas varje detalj din tysta lilla etta där i regnet och ’In Liverpool’ på repeat
Fast vi lever på olika kontinenter nu en miljon mil från varann så minns jag de där dagarna som de bästa de gled in i varann och försvann.“

„Auch 24 Jahre danach erinnere ich mich noch an jedes Detail (…) und auch wenn wir auf verschiedenen Kontinenten leben, eine Million Meilen von einander, erinnere ich mich an diese Tage als die besten – sie glitten ineinander und verschwanden.“

Vielleicht hat das Video nichts mit den Lyrics zu tun. Vielleicht ja doch. Naja. Man denkt drüber nach. Ob „den vänstra stranden“ = „the left bank“ auf deutsch vielleicht nicht unbedingt „der linke Strand“, sondern eher „das gegenüberliegende Ufer“ bedeutet. Das jenseitige.  Quasi: „See you on the other side.“

Kom och möt mig på vänstra stranden
En vit ros i din hand

Review: Kent

Kent – „Då som nu för alltid“

Für jetzt und für immer. Da ist es, das finale Album von Kent.

Puh. This is a big one.

Kent sind eine Band, die vor den großen Gesten und den großen Themen und dem großen Popanz nicht zurückschreckt. „Sveriges största Rockband“ – Schwedens größte Band – das ist ein Titel, dem sie sich stellen, seit sie ihn innehaben. Ein Titel, den sie irgendwann bewusst mit inszenierten – beispielsweise damals, als sie bei ihren Stadionshows zum Album „Du Och Jag Döden“ den Fans einen Dresscode ganz in weiss auferlegten (Ja, in Schweden bespielt die Band Stadien).

Nachdem sie Anfang der 90er als schwermütige Indierocker im Städtchen Eskilstuna loslegten, worauf sie schnell ihr Heimatland im Sturm erobern sollten, sind Sänger Joakim Berg und seine Mitstreiter zu mehr geworden als nur Musikern. Als Band entspricht Kents Rolle in Schweden quasi Depeche Mode, U2, Radiohead, Oasis und Suede gleichzeitig. Aber ihr Sänger Joakim Berg war, auch wenn er die Öffentlichkeit meidet, in den letzten Jahren auch der Off-Kommentator der schwedischen Gesellschaft. Denn wenn er in seinen Songs nicht poetisch und bildkräftig über die Liebe und den Tod reflektierte, dann war er zielsicher moralistisch, politisch und sozialkritisch. So kommentierte er Schwedens internationale Scheinheiligkeit und den Aufstieg der Rechten („La Belle Epoque“) genauso wie den nicht nur in Schweden, aber auch dort sichtbaren Trend der Spaltung der Gesellschaft in Ich-AGs (in der jüngsten Single „Egoist“).

Vor wenigen Wochen aber haben Kent ihre Trennung angekündigt. Ihr zwölftes Album wird ihr letztes. Dann noch eine Sommer/Herbsttour durch Skandinavien, und das war’s.

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Noooooooooooooooo!

Ach nö, oder?

Noooooooooooooo!

Falls jemand das nicht verstanden hat: Kent, die ewigen Kent, geben hier ihre Trennung bekannt. Ein letztes Album, eine letzte Tour. Mann. Mannmannmann. Da geht eine Ära zu Ende.
Aber man soll ja aufhören, wenn man noch oben ist. Dass Kent so lange oben blieben, ist schon stark genug. Und es deutet sich an, dass das letzte Album noch mal ein richtiger Höhepunkt wird.