Peace – „Kindness Is The New Rock’n’Roll“
Na, das ist mal ein plakativer Albumtitel. Eine Botschaft, die selbst Sechsjährige verstehen. Aber: Dieser Titel sagt uns, dass sich was getan hat bei Peace. Es ist eine Entwicklung, die ich gutheiße.
Vorher kurz der Rückblick: Wer oder was waren Peace denn bisher? Sie waren eine Band, die mich bisher nicht überzeugen konnte. Ich mochte ein paar einzelne Songs, aber konnte auf ihrem ersten Album „In Love“ (2013) den roten Faden nicht erkennen. Da taumelte das Quartett aus Worcester bei Birmingham von offensichtlichem Foals-Kopismus zu breitbeinigem Britpop, mal waren sie eine bellende Popband, dann gaben sie die spleenigen Intellektuellen. „In Love“ war nicht ohne ordentliche Ansätze, besonders Gitarrist Doug Castle deutete an, dass in ihm ein Typ Bernard Butler/Graham Coxon versteckt sein könnte. Aber Peace hatten ihren eigenen Flow noch nicht gefunden.
Gut, die Jungs waren 19. Mit 19 darf man noch suchen. Das darf man auch mit 21 noch. Peaces zweites Album „Happy People“ (2015) war ähnlich zusammenhanglos, aber die einzelnen Tracks wurden besser und es kristallisierten sich ein paar Dinge heraus: Eine Vorliebe für baggy Beats aus den frühen 90ern beispielsweise. (Dass eine neue Band einen wieder an die fast vergessenen Jesus Jones denken lässt, kommt selten vor.) Auch Harry Koissers Bemühtheit, sich textlich an großen Themen zu versuchen: Harry stellte Genderfragen („I’m A Girl“) oder schimpfte über Geldgier („Money“) – vielleicht naiv, aber wenigstens engagiert.