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Kleine KOllektion 2020/31

Tja, ich hab’s ja schon erwähnt. Ich habe neue Hobbies und das bedeutet, das Bloggen ist zur Zeit für mich keine Prio. Das kann sich wieder ändern, vielleicht auch nicht. Anyway, es bedeutet, dass ich, wenn ich mal wieder einen Post verfasse, die Videos aus den letzten Tagen sammle, die mir aufgefallen sind. In diesem Fall sind fast zwei Wochen seit meinem letzten Beitrag vergangen. Gut möglich, dass die Clips für euch jetzt uralt sind. Egal.

Aber fangen wir doch mal an. Mit Inhaler. Das irische Quartett wird bekanntlich angeführt von Eli Hewson. Er ist der Sohn von Bono himself – damit ist entschuldigt, dass er ihm so ähnlich klingt. Ansonsten sind Inhaler eine snazzy crunchy Indie-Guitar Band, sehr schick anzuschauen. Also ich sage: Wenn sich jetzt alle Teenie-Girls in Eli verlieben, wäre das ne gute Sache für die Indie-Welt. Ja, Inhaler sind ein bisschen plakativ, aber grundsätzlich sind sie voll in Ordnung. Man braucht eine Band, die auch ein junges Publikum an Bord holt und die für neue Fans als Einstiegsdroge ins Genre funktionieren kann, so dass die HörerInnen sich dann hoffentlich bald auch für andere Bands interessieren. Die neue Inhaler-Single kickt, ich hoffe, ihr Aufstieg geht weiter.

… und wer über Inhaler zum Indie findet, für den sind The Cribs dann schon eine vintage Band. Interessante News über deren kommendes Album: Eigentlich wollten die drei Jarman-Brüder schon aufhören. Sie hatten sich vom Management getrennt und nur noch mit Zahlen- und Vertragsnerv zu tun. Retter: Dave Grohl. Als er von ihrer Lage erfuhr, lud er sie ein, ein etwaiges neues Album umsonst bei ihm zu Hause im Foo Fighters-Heimstudio aufzunehmen. „Jetzt hatten wir wieder was, worauf wir uns freuen konnten!“ wird Ryan Jarman zitiert. The Cribs standen die Krise durch, besuchten die Foos, nahmen die Platte auf, vertieften die Band-Freundschaft. Das Ergebnis erscheint im November. Hurra!

Wenn The Cribs langsam zu den neuen Klassikern gehören, dann sind Crowded House regelrechte Dinosaurier. Ach, diese Band liebe ich schon seit den 80ern. Ihr Frontmann Neil Finn steht für mich auf einer Stufe mit Paul McCartney und George Harrison, so als Songwriter für die Ewigkeit. Gestern haben Crowded House ihre erste Single seit zehn Jahren geteilt. Mac de Marco spielt die Hauptrolle im Clip.

Neil Finn war natürlich auch großer wichtiger Gast, als im Frühjahr die große australische Lockdown-Musikshow stieg. Ebenfalls dabei: Die DMA’s, sie coverten Crowded Houses „Better Be Home Soon“. Diese Connection soll unser Übergang zum aktuellen DMA’s Video „Round and Round“ sein.

Manchmal finde ich’s ja selbst schade, dass ich zur Zeit die Motivation nicht aufbringe, meine Interviews abzutippen, zu übersetzen und online zu stellen. Inhaler und die DMA’s habe ich dieses Jahr schon gesprochen – und auch Ela Minus. Ein Zoom-Call nach Bogota. Ich bin fast selbst stolz auf meine Artikel-Headline: „Die Synthie-Flüsterin“. Es ist nämlich so, Ela kennt ihre Synthies in- und auswendig, sie entwickelt viele ihrer analogen Geräte selbst, tanzt beim Musikmachen durch einen Wust aus Kabeln, Knöpfchen und Reglern. Ihr Sound: Famoser Elektronik-Pop für, ich sage mal, Fans von The Knife bis Depeche Mode.

Jetzt mal wieder ein Sprung zu was ganz anderem – denn Übergänge sind überbewertet. Wir gehen zu einer Prog/Mathrock-Band. Ich dachte ja immer, das sei ein Sound, den ich nicht mag. Aber tricot aus Kyoto sind und bleiben der Hammer. Ihr taufrisches Album „10“ ist bereits ihr zweites dieses Jahr, die neue Single heißt: 悪戯 (auf englisch: „Mischief“)

Steht ihr mehr auf die frühen Tame Impala von „Innerspeaker“ oder auf die neuen von „The Slow Rush“? Muss man den Unterschied überhaupt machen? Kevin Parker hat „Why Don’t They Talk To Me?“ vom ersten Album im Sound der heutigen Tame Impala neu eingespielt – und es ist brillant, was sonst?

Eins der Alben, das 2020 bei mir ganz vorne in der persönlichen Endabrechnung der Lieblingsplatten stehen wird, ist „Jump Rope Gazers“ von The Beths aus Auckland, bekanntlich der Hauptstadt von Aotearoa. Hier haben sie zum Song „Mars, The God of War“ ein Spy-Thriller-Video gedreht.

Immer schön: Das US/UK-Duo Still Corners. Im Januar kommt das neue Album der Nu-Romantic-Gazer. Ein Genre, das ich soeben für sie erfunden habe. Weil’s stimmt. Vorab die Single „Crying“.

Was machen eigentlich Real Lies heute so? Die gibt’s noch. Klingen die Londoner immer noch so typisch britisch, wie die Schnittmenge zwischen The Streets, Hard-Fi, New Order und The Specials? Let’s find out! Hier ist ihre neue Single „Birds“.

Meine Alben 2019, Pt.2 – 25-21

Weiter geht’s mit meiner nerdigen Top 30-Liste. Was waren meine Lieblingsalben im Jahr 2019?

Euch interessiert’s! Doch, wirklich!

Runde 2 ist eingeläutet, es geht um Platz 25 – 21.

Meine Alben 2019, Pt.2 – 25-21 weiterlesen

(Edi-)Tors Hammer

Meine Meinung über die Editors habe ich hier schon wiederholt kund getan: Wohlwollendes Schmunzeln. Denn die Herren haben die Tendenz, übers Ziel hinaus zu schießen. Das Wörtchen „subtil“ gibt’s in ihrem Wortschatz nicht. Im Zweifelsfall drehen sie die Regler immer eins hoch, legen eine weitere Schicht Synthies drauf, packen mehr Hall auf die Drums.

Wenn jemand mit dieser regelrecht U2-schen Neigung zum Pathos nichts anfangen kann, sehe ich das ein. Aber ich selbst find’s halt oft erstaunlich unterhaltsam und ich finde auf jedem Editors-Album meine paar Favoriten. Über die Jahre sind da doch einige Songs zusammen gekommen.

Über die Jahre haben die Editors auch so einige Hits geliefert. Es macht also durchaus Sinn, dass sie für den November eine Art „Best Of“ bzw Single-Compilation angekündigt haben. Die trägt den Titel „Black Gold“. Drei neue Songs gibt’s darauf auch, einer davon ist der Titelsong. Dieser wiederum hat jetzt ein Video, das U2/DepMo-Joshua Tree Nationalpark-Bombast aufgreift.

Tja. Die Drums stampfen wie hinkende Transformer und Tom Smiths Gepose in der Wüste verursacht durchaus den Frendschäm-Reflex. Aber trotzdem läuft es insgesamt ganz gut rein. Mei, so sind sie halt, die Editors.

When We Was Drab

Das Schöne am ewigen 80s-Revival ist, dass die Achtziger ja eine Menge Spielraum hergeben. Eine Menge Klanggebiete, die man unendlich neu kombinieren kann. Deswegen dauert das 80s-Revival jetzt schon locker 3-4 mal so lange wie die Phase selbst, auf die die neuen Bands sich berufen.

Siehe Drab Majesty aus LA: Was sie machen, ist ein Mix aus Synth- und Gothpop und ein bisschen New Romantic. Man hört hier diverse Phasen Depeche Mode, Elemente von The Cure in ihrer „Pornography“-Ära, aber auch den Pop von Thompson Twins und Fiction Factory („Feels Like Heaven“) bilde ich mir ein, bei dieser Band wieder zu erkennen. Die Band aus den 80s aber, die wirklich 1:1 wie Drab Majesty klang, die gibt’s wohl gar nicht. Näher dran sind da schon zeitgenössische neo-80s-Bands wie The Ninth Wave oder The KVB.

Morgen erscheint Drab Majestys neues Album „Modern Mirror“, es ist bereits ihre Nummer drei. Kurz vorher lassen sie ein Video zum Song „Out of Sequence“ auf uns los.

Übrigens, im Herbst kommen Drab Majesty auf Deutschlandtour und dabei u.a. auch nach München. (02.10. Ampere)

Revolution Number Ninth

The Ninth Wave aus Glasgow haben sich für ein interessante Variante entschieden, ihr erstes Album zu veröffentlichen. Das Neo-Synthpop-Duo bringt „Infancy“ in zwei Schritten auf den Markt: Sechs der 12 Songs, also die erste Hälfte des Albums, sind seit letztem Freitag erhältlich. Teil 2 wird im November folgen.

Jetzt könnte man fragen: „Sind das nicht einfach zwei EPs, die ihr da raus bringt?“ Aber es ist ja letztlich eine Formsache. Wichtig ist, dass die Songs prima sind und wie das Video zur neuen Nummer „The Broken Design“ beweist, erfüllen die Schotten dieser Teil der Aufgabestellung.

File under: Original-New Wave a la John Foxx, Gary Numan, Depeche Mode, Blancmange oder 80s-Revivalisten wie The KVB, Henric de la Cour, White Lies, Artificial Pleasure, April Towers

Achtung: Im Video gibt’s Suizid zu sehen. Wenn es euch beschissen geht, bitte denkt dran: Don’t Try This At Home. Verbringt Zeit mit etwas, das ihr gerne tut. Denkt an die, die ihr liebt. Wendet euch an eine der Hotlines.

Cloud Ninth

80s-Revival-Bands gibt’s viele. Aber das Schöne an der Sache ist ja, dass sie oft genug einen Weg finden, jeweils eine eigene Nuance aus dem Ursprungsmaterial zu picken und neu auszubauen.

In Glasgow sind The Ninth Wave jetzt schon seit zwei EPs und mehreren Singles sehr aktiv dabei, auf Depeche Mode/Human League-artige Synthsounds extra dunkle Filter zu legen. Das ist noch nicht Goth/Industrial, aber auf dem Weg dorthin, gleichzeitig aber auch mit ordentlich Popappeal ausgestattet, so dass auch ich noch was damit anfangen kann – siehe ihre neue Single „Half Pure“.

Review: Henric de la Cour

Henric de la Cour – „Gimme Daggers“

Ich habe drei Lieblingsgoths. Einer davon ist Robert Smith, eh klar. Der zweite ist Richmond aus The IT Crowd (Noel Fielding, yay!). Der dritte in der Runde ist Henric de la Cour.

Henric macht jetzt auch schon seit 23 Jahren Platten. Trotzdem nimmt sein jüngstes Album eine Sonderstellung ein. Es ist das erste Album nach der Rettung. Oder: Das erste in der Normalität. 

Aber von Anfang an. 

Henric kennt man in Schweden schon seit 1995. Damals veröffentlichte seine erste Band, sie hieß Yvonne, ihr Debütalbum. Die Platte kriegte in der Heimat viel Aufsehen, obwohl sie komplett gegen alle Trends lief. Denn 1995, da war Grunge noch relativ groß, vor allem aber war der Britpop in vollem Schwung. Kein Mensch setzte auf Synthies, schwarze Klamotten, Kajal und Klänge aus der Mitte der 80er. Goths, Grufties, schienen ein absolutes Nischendasein in der Indieszene zu führen. Aber Henric und seine dunklen Boys aus Eskilstuna (ja, die gleiche Heimatstadt wie Kent) überzeugten ihre Mitschweden, weil sie’s so konsequent durchzogen – und weil sie enorme Songs auf ihrer Seite hatten. Review: Henric de la Cour weiterlesen

I Want To Break Three

Das Red Rocks Amphitheater beim Örtchen Morrison, Colorado, in einer Sandsteinformation wenige Meilen außerhalb Denvers gelegen, ist eine geradezu ikonische Konzertstätte. Die Beatles haben hier gespielt. U2 und Depeche Mode haben hier Konzert-DVDs aufgenommen, über 9.500 Leute passen rein. Dass The Devil Makes Three hier Ende Mai die Arena voll kriegten, ist ein bezeichnender Beweis dafür, wie erstaunlich weit das Trio gekommen ist, seit es vor 15 Jahren im US-Bundesstaat Maine als räudige Alternative-Bluegrass-Combo begann. Klar, dass sie den Abend per Kamera einfingen. Man sieht das Material im Video zur neuen Single „Bad Idea“.

„Bad Idea“ stammt vom kommenden Album „Chains Are Broken“, das am 24.08. erscheint. Weil die Band nun mal inzwischen eine richtig große Nummer ist, war diesmal ein renommierter Producer dabei. Ted Hutt ist bekannt für seine Arbeit mit Dropkick Murphys und The Gaslight Anthem – und er hat DM3s Sound erkennbar in eine Richtung gebürstet, die sie für Fans solcher Bands leichter verdaulich machen soll. Das bedeutet zum Beispiel, dass jetzt ein „richtiger“ Drummer an Bord ist – bisher kamen Pete Bernhard, Lucia Turino und Fiddler Cooper MacBean auch ohne aus.

Die Fragen sind jetzt natürlich: War das nötig? Ist es das Richtige für die Band? Ist es das Element, was fehlte, oder wird der Band damit ein Stück Individualität genommen?
Naja, das Urteil muss man wohl fällen, wenn die ganze Platte da ist.

Ach ja – noch ein Link: Ich sprach The Devil Makes Three vor zwei Jahren zur VÖ ihres Vorgängeralbums. Wenn das wer lesen mag: HIER geht’s lang.

Review: HMLTD

HMLTD – Hate Music Last Time Delete EP

Wann ist ausgerechnet die Rock/Pop-Musik zur Bastion der Normalos geworden?

In Deutschland haben wir all die genormten Pop-Akademie-Abgänger, die 1:1 aussehen wie die Marketingfritzen ihrer Plattenfirmen. Aber auch international werden die Songwriter gefeiert, die ach-so-unkompliziert und mit den Füßen am Boden geblieben sind. Klar ist das Zeitalter, in dem Stars Fernseher aus dem Hotelfenster zu werfen hatten, vorbei. Aber sollten Popstars nicht Exzentriker sein? Irre Künstler, wie vom anderen Planeten hier her gebeamt, die uns den Schädel sprengen und ungeahnte Wege zeigen?

Ein Ed Sheeran geht während seiner Stadionshow als Sologitarrist mal kurz aufs Klo und alle finden’s nur umso sympathischer. George Ezra fährt in der Woche, in der „Shotgun“ Platz 1 der UK-Singlecharts stürmt, unerkannt U-Bahn. Es spricht ja auch nix gegen Bescheidenheit. Aber: Müssen sie denn ALLE so sein? Gibt’s denn keine Freaks mehr? Angenommen, ein junger David Bowie wandelt unter uns – Hätte er in diesem Umfeld überhaupt eine Chance? Wo sind unsere jungen Adam Ants und Siouxsie Siouxs?

Das als Einleitung zu HMLTD aus London. Ob die Band, die mal als Happy Meal Ltd anfing, dann aber aber von McDonalds abgemahnt wurde, wirklich die Retter der Exzentrik sind, darüber wird bereits gestritten. Aber wenigstens machen sie einige Dinge anders als die Meisten und wenigstens machen sie’s grellbunt.

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Review: April Towers

April Towers – „Certified Freaky“

Na endlich. Da ist es also. Lange haben wir drauf gewartet, aber nicht nur wir. Am meisten die April Towers selbst.

Rückblende in den Sommer 2015: Mit zwei nahezu perfekten Singles („No Corruption“ und „Arcadia“) taucht aus dem Nichts ein Duo aus Nottingham auf, das den Synthpop-Sweet Spot, dort wo sich „True Faith“-Ära-New Order, Vince Clarke-ismen (Yazoo, Erasure, frühe Depeche Mode) und Indie-Feel überschneiden, zielgenau anpeilt, abdrückt und mittenrein trifft. Okay, was richtig Neues ist das nicht. Aber erstens man muss Melancholia und Style erst mal so zielgenau auf den Punkt bringen und zweitens: Tunes. Mann, April Towers haben Tunes! 

Alles deutete vor drei Jahren also darauf hin, dass hier eine Band einen Raketenstart hinlegte – aber die nächste Stufe, die wollte irgendwie nicht zünden. Obwohl April Towers ihre Single „A Little Bit Of Fear“ auf einem FIFA-Game-Soundtrack unterbrachten, obwohl auch die weiteren Singles einen hohen Level hielten. 

Und weil die Erwartungen eben so schnell so hoch geschraubt waren, sah dieses Nicht-vorwärts-Kommen für Manche gleich mal nach Stagnation aus. Die zwei Briten haben sich in einem langen Blogpost zur VÖ von „Certified Freaky“ den Frust von der Seele geschrieben: „The people who once loved what we were about were suddenly absent, the face of the industry changing and changing as it always does was plain to see. You start to blame yourself when these things happen, and the only thing we could do through these times was keep going.“ 

Jedenfalls: Kein Majorlabel-Vertrag für die Kurzzeit-Raketenhoffnung. Statt eines Majorlabel-Deals letztlich die Albumfinanzierung über Pledgemusic. Statt Hype 2015 ein zähes Durchbeissen bis 2018. Aber Hauptsache, dass Alex Noble und Charlie Burley ihre Sache durchgezogen haben. Denn am Ende steht ein richtig gutes Album. Review: April Towers weiterlesen