Schlagwort-Archive: Chris Stapleton

Lone-Zom Cowboys

Oha. Unsere Lieblings-Alternative-Country-Sänger werden von Hollywood entdeckt. Erst sang Chris Stapleton ein Lied für den Soundtrack von „Toy Story 4“, jetzt wird Sturgill Simpson im kommenden Jim Jarmusch-Zombie-Film „The Dead Don’t Die“ nicht nur genamedroppt, er hat auch den Titelsong eingespielt.

Und weil Sturgill ein contrary bugger ist, (bzw. ein countryry bugger?), macht er natürlich das Gegenteil dessen, was er zuletzt verlautbart hat. Nach „Sailor’s Guide To Earth“ sagte er noch, er werde dem Country wohl den Rücken zukehren. „The Dead Don’t Die“ klingt aber – eh klar – so krass nach traditioneller Country-Schnulze, dass alle Kojoten des wilden Westens zur Steelguitar mitjaulen.  Okay, der Text geht über Zombies, das ist dann doch eher un-traditionell.

Interview: Shakey Graves

Neu in den Läden ab heute (Freitag, 04.05.18.): „Can’t Wake Up“, das neue Album von Alejandro Rose-Garcia alias Shakey Graves. Wir haben den Texaner bisher als herausragenden Singer/Songwriter auf dem Gebiet der Americana kennen gelernt. Auf seiner neuen Platte aber begibt er sich auf einen Streifzug durch zahlreiche weitere Genres. Aber das soll er uns am Telefon am besten selbst erzählen:

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Interview: Tyler Childers

Wir schreiben gerade mal das erste Wochenende von 2018 und das erste Mega-Album des Jahres ist bereits erschienen. Okay, in den Staaten steht „Purgatory“ von Tyler Childers schon seit August in den Läden. Sonderbar eigentlich, dass es in Zeiten des Internet immer noch verschiedene Release-Dates gibt. Aber egal – Hauptsache, das Ding ist seit Freitag auch in Deutschland erhältlich.

Denn „Purgatory“ ist in den USA die Sensation der Saison in Sachen Alternative Country schlechthin. Sturgill Simpson himself hat Hand angelegt, ebenso Johhny Cash-Producer David Ferguson. Aber diese Namen sollen nicht das Licht von dem Mann in den Schatten stellen, der diese Songs schrieb und singt: Tyler Childers, 26-jähriger Rotschopf aus Kentucky. Ein freundlicher, nachdenklicher Typ. Und falls sich jemand auf diesen Blog verirrt hat, der immer noch glaubt, Country-Sänger seien geistig Schmalspur fahrende Provinz-Dödel, dann lege ich demjenigen das folgende Interview umso mehr ans Herz.

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Review: Parker Millsap

millsapdigitalcoverParker Millsap – „The Very Last Day“

Also echt, Thirty Tigers, das habt ihr ja mal ordentlich verbockt. Ich will euch nicht erklären, wie euer Job geht – aber ich versteh’s nicht, wie ihr das aufgezogen habt. Meiner Meinung nach sitzt ihr bei Parker Millsap auf einer Goldmine. Dass ihr sein drittes Album „The Very Last Day“ in Europa ein halbes Jahr zurückgehalten habt (in den USA erschien es schon im März), hätte ich deshalb eingesehen, wenn der Grund dafür war, dass ihr hier noch einen starken Labelpartner für ihn suchtet. Die Platte aber erst liegen zu lassen, während zur VÖ wenigstens in den USA (und ergo über die international gelesenen Sites und Blogs) über sie gesprochen wird, nur um sie hier dann Monate später ohne jegliche Promo oder Info sang- und klanglos auf dem europäischen Markt freizugeben, so dass selbst der Fan eher zufällig drauf stößt – das ist ja schon fast Sabotage am eigenen Künstler.

Ich werde meinen eigenen kleinen Beitrag dazu leisten, diese Sabotage zu sabotieren, indem ich die Platte wenigstens hier ein bisschen  abfeiere.

Warum glaube ich, Parker Millsap sei eine potentielle Goldgrube? Weil die Leute offen sind für Americana. Vor allem ist da ein Markt für Musik mit tiefen Wurzeln im Country, Soul und Bluegrass, die sich auch dem Rock und Pop öffnet. Wenn man diesen Sound breitenwirksam auf den Punkt bringt, können Millionenseller wie Chris Stapleton und Mumford & Sons dabei rauskommen. Ich traue Parker Millsap zu, deren Publikum zu erreichen. Weil er die Stimme hat und die Songs, und weil er ein kerniger junger Typ aus dem Süden mit interessanter Story ist. Review: Parker Millsap weiterlesen

Interview: The Devil Makes Three

Devilmakesthree_HeaderFreitag erscheint ein neues Werk von The Devil Makes Three. Allerdings nicht mit neuen Songs – „Redemption & Ruin“ ist ein Coveralbum. Hier präsentiert uns das US-Trio Lieblingslieder und Einflüsse aus früheren Jahrzehnten, von Robert Johnsons Blues bis zu Tom Waits Rumpel-Artrock. Die Art Songs, die „DM3“ zu der Indiefolk/Bluegrass-Spitzenband gemacht haben, als die wir sie kennen.

Ich sprach 2/3 der Band, Sänger Pete Bernhard und Fiddler Cooper McBean, darüber vor ihrer Show im Münchner Strom.

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Review: Rival Sons

rival sons coverRival Sons – „Hollow Bones“

Ich bin ja kein Rocker. Allen zeigen, was ich für’n harter Typ bin, das ist so gar nicht meins. Klar, ich bin ja auch nicht hart. Dann wiederum, andere Typen, die’s auch nicht sind, versuchen mit aller Macht, sich mit martialischer Musik so aussehen zu lassen. Vielleicht fehlt mir das Testosteron?

Jedenfalls, Rockmusik geht mir meistens am Popo vorbei. Aggressives Rumgeschocke lässt mich mit den Augen rollen, Machismo-Posen finde ich affig. Wenn ich ausnahmsweise mal was mag, das in diese Kategorie fällt, etwas das „rockt“, so alle paar Jahre – dann deshalb, weil es mit einem Bein in der Indie-Welt steht. Jet zum Beispiel, die ja nur zur einen Hälfte AC/DC waren und zur anderen Oasis. Royal Blood, die in ihrer Zweier-Konstellation auch Garagen-Feeling rüber bringen.

Dass ich jetzt hier, auf diesem Indie-Schmindie-Blog über die Rival Sons schreibe, ist möglicherweise für viele echte Rocker der Beweis, dass sie diese Band abstoßen müssen, weil jetzt endgültig auch die Hipsterluschen mit auf den Zug aufgesprungen sind.

Tja, tut mir leid, Jungs. Aber ich werde diese Kalifornier den Indie-Kids durchaus ans Herz legen.

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Hey, Good Luke’in

Trad./alt.Country ist in den USA rasant auf dem Vormarsch. Chris Stapleton wird bald 1,5 Millionen Exemplare seines Albums „Traveller“ verkauft haben und Sturgill Simpson ist mit „A Sailor’s Guide To Earth“ auf dem Weg zur Billboard-Nummer-Eins. Vor zwei Jahren war das noch undenkbar.

Schon suchen die Labels nach weiterem Futter fürs Stapleton-Publikum.  Das führt dazu, dass auch ein Sänger wie Luke Bell, dessen Debüt „Don’t Mind If I Do“ 2014 nur von einer sehr kleinen Indie-Country-Clique wahrgenommen wurde, nun vom wichtigen alt.Country-Management Thirty Tigers unter Vertrag genommen wurde und darauf hoffen darf, dass sein kommendes Album („Luke Bell“, VÖ 17.06) auf ein sehr viel größeres Echo stößt. Zum Song „Sometimes“ gibt es schon mal ein Video.

Review: Sturgill Simpson

sturgill-simpson-a-sailors-guide-to-earth-002Sturgill Simpson – „A Sailor’s Guide To Earth“

Als ich Sturgill Simpson, diesen traditionsbewussten Ultra-Freigeist des Country, im September 2014 zum Interview traf, da hatte er seine Pläne für die Zukunft schon klar vor sich: „Ich habe drei neue Platten (fertig geschrieben), die wir machen könnten. […] Es geht jetzt ums Timing und dann um das bestmögliche Ausführen dieser Vorstellungen.“ Sturgill sagte auch: „All meine Lieblingsalben, als ich groß wurde, das waren die Art Alben, zu denen man Konzeptalbum oder Song Cycle sagen würde. Platten wie ‚Pet Sounds’ oder ‚What’s Going On’, oder all die 70s-Platten von Willie Nelson, die alle thematisch sehr zusammenhängend waren.“

Teil 1 seiner Ankündigung hat Sturgill mit „A Sailor’s Guide To Earth“ nicht eingelöst. Sein drittes Album ist keiner der angesprochenen drei quasi fertig geschriebenen Liederzirkel. Vielmehr hat er fast alle Songs in einer kurzen Phase im letzten März neu verfasst. Da gab es ein Zeitfenster von wenigen Wochen, in dem er keine Shows im Kalender hatte. Was ihm erlaubte, ins Studio zu gehen und seiner neuen Plattenfirma (nach zwei eigenfinanzierten Alben ist Sturgill nun bei der großen Atlantic = warner gelandet) sein erstes Werk nach dem kommerziellen Durchbruch zu liefern.

Teil 2 seiner Ankündigung hat Sturgill wahr gemacht: „A Sailor’s Guide To Earth“ (komischer Name für eine Country-Platte, was? Schließen sich Country und Meer nicht aus? Aber dazu später…) ist ein Konzeptalbum, durch das sich ein roter Faden zieht. In diesem Fall ist es eher ein roter Balken: Simpson hat dieses Album für seinen kleinen Sohn geschrieben.

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Dann doch lieber die Bunnymen

no echoÄhem. Ein paar Tage danach auch von mir ein Wort zum Echo. Obwohl ich mir den Quatsch nicht angeschaut habe und es nie tun würde. Aber man kriegt ja alleine durch den Facebook-Feed seiner Freunde was mit und die eine oder andere Häme-Kritik liest man dann ja doch.

Also gut. War es offenbar mal wieder eine totale Katastrophe. Die Rückständigkeit und Provinzialität der deutschen Musikindustrie bzw. ihrer Kundschaft wurde mal wieder der Welt präsentiert (als wenn’s so wäre – KEINE internationale Publikation zuckte mit der Wimper – und dass, obwohl’s einen Skandal-Echo für Frei.Wild gab, was doch gefundenes Fressen gewesen wäre: „Neo-Nazi Band Receives German Music Award!“).

Ansonsten war ein Sieger peinlicher als der Andere – ich will mir die Liste der Gewinner gar nicht erst anschauen, um nicht am Leben zu resignieren. Entsprechend verheerend ist das alljährliche Echo auf den Echo. Facepalms galore.

Aber mei. Was erwartet ihr denn? Der Echo ist kein Kritikerpreis, sondern ein Award, der Jahr für Jahr die erfolgreichsten, meistverkaufenden Künstler (ähem) auszeichnet. Das ist sein riesiges Problem.

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Earth Is The Longlist Planet – Pt 1

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Es ist noch nicht Dezember, aber die Zeit der Jahresrückblicke beginnt bereits. Vor allem stehen die Ausblicke auf 2016 an. Die Newcomer-Liste, der weltweit die größte Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist die BBC Longlist. Letztes Jahr habe ich mich erstens über ihre Kandidaten ausgelassen und zweitens meine eigene Top 15 Best Ditches Longlist aufgestellt. Beides will ich dieses Jahr wieder tun. Anfangen aber will ich diese kurze Artikelserie damit, dass ich mal abgleiche: Wie korrekt lag denn die BBC mit ihren Prognosen? Und wie daneben oder gar nicht mal so falsch lag ich?

Los geht’s mit Teil 1: Was wurde aus Namen wie George The Poet, James Bay, Kwabs und den anderen der insgesamt 15 Kandidaten der BBC?

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