Das zweite Album der Seratones („Power“) aus Shreveport, Louisiana, ist definitiv braver geraten als ihr erstes („Get Gone“, 2016) . Aber wer will’s ihnen verdenken? Mit Songs wie ihrer neuen Single „Over You“ können sie jetzt zumindest theoretisch auch die Leute erreichen, die früher Amy Winehouse gehört haben, ohne ihren Sound zu verraten. Auch bleibt Sängerin AJ Haynes schließlich immer noch eine echte Persönlichkeit.
Meine Wahl wäre übrigens „Heart Attack“ gewesen. Weil’s eine sonderbar asiatische Melodie hat. Hört euch das mal an, will ich sagen.
2016 war’s, da tauchten die Seratones aus Louisiana mit ihrem Debütalbum „Get Gone“ auf. Als raue, ungeschliffene Retro-Soulrock-Combo, die man gerne mit den Alabama Shakes verglich, in Beispielsätzen wie „Sogar noch ein bisschen fetziger als…“ oder „Eine Voodoo-Mississippi-Variante von…“. Darüber, dass Sängrin AJ Haynes ein potentieller Star war, war man sich auch einig.
In den drei Jahren seitdem hat sich einiges getan. Bandmitglieder stiegen aus, neue kamen, Producer Brad Schulz (Cage The Elephant) gesellte sich an Bord. Man sieht’s an der neuen Single „Power“ (auch der Titelsong des kommenden Albums, VÖ 23.08.): Seratones haben einen weiten Schritt vom räudigen Swamp-Schmirgel-Grrrr!-Dings zur breitenwirksamen Retrosoul-Band für Fans von Amy Winehouse, The Black Keys oder Yola gemacht.
Ich sitz‘ jetzt da und weiss nicht, ob dieser Schritt mir nicht vielleicht zu weit war. Der mit dem abgeänderten Sound mögliche Erfolg sei den Seratones gegönnt, aber es ist ja nicht so, dass es nicht schon ne Menge Bands auf dem Gebiet gäbe. Die frühere Garagen-Version hatte für mich deshalb mehr… Persönlichkeit? Andererseits, es war spannend, in dieser Band das Potential für mehr zu hören. Da darf ich mich nicht wundern, wenn jemand her geht und das Potential ins Radio bringt. Vielleicht bin ich nur mal wieder ein Indie-Snob, der „seine“ Band nicht mit Anderen teilen will?
So oder so: Man wird das ganze Album hören müssen, um das Urteil zu fällen.
Ehrlich gesagt, radauiger Rock’n’Roll und Blues, das ist normal ja nicht unbedingt so mein Sound. Ich bin nun mal auf Indiepop geeicht.
Ab und zu aber taucht eine Band auf, die so richtig rein fetzt und der auch ich eine Menge abgewinnen kann. Die Seratones aus Shreveport, Louisiana, sind so eine Ausnahme. Ihr Album „Get Gone“ hat mich im Sommer sauber umgehauen. Meine Meinung: Die hauen die Alabama Shakes (die mich zum Beispiel kalt lassen, irgendwie) mal so richtig aus den Latschen. Vor allem: Sängerin AJ Haynes ist eine echte Type. Die sollte Weltstar sein! Anyway, die Seratones haben ein neues Video aus „Get Gone“ veröffentlicht, zum Song „Sun“.
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