… was sagen wir eigentlich zu den aktuellen Werken der Gallagher-Brüder? In kurzem Abstand haben Liam und Noel ihre neuen Singles veröffentlicht. Was einerseits zeitlich schon in die Release-Zyklen passt, zwischen ihren letzten Alben lagen ja auch nur wenige Wochen. Andererseits, der Medienpräsenz schadet’s sicher nicht, wenn die beiden (bzw. ihre Teams) die Aufrechterhaltung des Konflikts künstlich befeuern.
Meine Meinung zu „Shockwave“: Nur Liam Gallaghers Starpower trägt den Song, und auch das nur gerade so. Ansonsten ist die Nummer aus Klischees zusammen gekittet, die beim imaginären Oasis-Fan möglichst viele Treffer landen sollen. Siehe das ähnlich beknackte Video: Hier ein im Güterzug mitfahrender Tramp, dort Girls in Hotpants in Öllachen. Keine Zusammenhänge, Hauptsache, viele bekannte, Rock’n’Roll-zertifizierte Versatzstücke.
Daran, fand ich, krankte schon sein erstes Soloalbum. Die Profi-Autoren, die mit Liam arbeiten, wollen ihm zu verkrampft etwas auf den Leib schneidern, das die Fanbase happy machen soll. Dadurch kommt das zu kurz, was inspiriert oder originell wäre. Naja, ein paar solche durchaus inspirierten und unerwarteten Momente gab’s ja auf dem Debüt dann doch – meistens ausgerechnet in Liams eigenen Songs, nicht denen der bezahlten Schreiber. Auf diese Momente hoffe ich auch auf dem kommenden zweiten Soloalbum.
Trotzdem ist „Shockwave“ mir lieber als das, was Noel Gallagher zuletzt vorlegte. Weil Noel echt glaubt, er würde krass experimentieren. Boah, ein Beat! Boah, eine One-Note-Bassline! Na, da wird die Fanbase aber überfordert sein, weil’s nicht nach Beatles klingt! Tatsächlich klingen Noels hemdsärmelige Disco-Versuche nicht mal annähernd so experimentell wie das, was die Chemical Brothers mit seiner Stimme machten – und das war vor über 20 Jahren! „Black Star Dancing“ gehört für mich einfach zu Noels bisher drögsten und lahmsten Nummern ever.
Liam setzt auf eher billige Effekte, Noel hat gar nicht erst welche und glaubt trotzdem, hier einen futuristischen Mindfuck abgeliefert zu haben. Ach Jungs, das könnt ihr beide besser.