Das entführt mich jetzt in ganz alte Zeiten. Primal Scream sind bekanntlich mehr ein Chamäleon als eine Band, so viele Farb- und Stilwechsel haben Bobby Gillespie & Co schon durchgemacht. Sie waren blubbernde Raver („Screamadelica“), kernige Südstaaten-Rocker („Give Out But Don’t Give Up“), sie waren Electronica-Berserker („XTRMNTR“), sie haben das alles auch ganz gern mal verwoben und noch mehr auf dem Kerbholz.
Angefangen haben die Schotten nämlich als Janglepop-Band. Ihre zweite Single „Crystal Crescent“ (1986) hatte sogar eine B-Seite namens „Velocity Girl“, die, obwohl nur 1:23 Minuten lang, zu einem definitiven Song des Genres wurde. In den frühen 90s gab’s sogar eine recht erfolgreiche US-Indieband, die sich nach dem Song benannte.
Witzigerweise habe ich den Song bis heute nicht gehört. Ich weiss um seinen Kultstatus, aber hey: Es war nun mal nur ein rare B-Seite von 1986. Ja, man hätte sich die Vinyl-Single für viel Geld bei einem UK-Versand bestellen können, auch schon bevor es das Internet gab. Aber gönnt man sich das, wenn man weiss, das Lied ist nur 1:23 lang? Ich tat’s nicht.
Naja, irgendwann gab’s das Internet und man gewöhnte sich dran. Aber der Gedanke „Hey, jetzt kann ich mir ja endlich ‚Velocity Girl‘ anhören!“, der kam mir in all den Jahren nicht.
Heute stellen Primal Scream doch tatsächlich ein Video zu dem Lied online, denn Bobby G und seine Gang haben eine neue Compilation namens „Maximum Rock’n’Roll: The Singles“ angekündigt. Darauf greifen sie tief ins Archiv, wie man sieht. Aber sie werden sicher auch ein paar spätere Hits featuren, die auf der 2003er-Best of „Dirty Hits“ nicht drauf waren. Anyway, das wird eine Best-Of wie ein Mixtape, so viel hat diese Band schon abgedeckt.