Es ist da, das Sommerloch.
Erstens gibt’s weniger Veröffentlichungen als noch zwischen März und Mitte Mai und damit auch weniger Material für Blogposts. Nicht nur, was Review und Interviews betrifft. Auch aktuelle Videos, die ich weiter leiten kann, um darauf hinzuweisen oder meinen Senf dazu abzugeben, sind rarer gesät.
Zweitens: Naja, wenn’s draußen angenehm ist, verbringe ich natürlich auch weniger Freizeit vorm Rechner. So habe ich noch das eine oder andere Interview auf der Festplatte, das darauf wartet, hier verwertet zu werden. Aber die Motivation, mich dafür auch Stunden hinter den Bildschirm zu klemmen? Begrenzt.
Aber gut, wenn ich gerade keinen Post fertig habe, kann ich mich auf meinen trusty old itunes-shuffle verlassen. Er wird ein Lied picken, das mich flasht und schon werde ich was mitteilen wollen.
Was finde ich in diesem Moment so toll an „God Knows“ von El Perro del Mar (2006)?
Es ist die Diskrepanz zwischen der Lieblichkeit des Lieds und seiner Schwermut. „God Knows“ könnte im Hotellift laufen. Aber wenn da zufällig einer hin hört, drückt er den Knopf ins tiefste Untergeschoss.
Zwei Zeilen sind es ja quasi nur. Erstens: „God knows, I’ve been taking a lot, but not giving back“. Das ist mindestens Selbstkritik, eher schon Reue, fast schon Selbstanklage. Zweitens: „You’ve gotta give to get back“. Eine altbekannte Weisheit, die man in vielen Songs schon überhört hat, die hier aber was bewirkt. Der Satz könnte belehrend rüber kommen, das tut er aber nicht. Er wirkt eher wie eine frisch gewonnene Erkenntnis.
Jedenfalls: Wir haben jemand vor uns, der ohne Liebe ist – vielleicht kurz nach einer Trennung, vielleicht lange schon – und sich Vorwürfe macht. Immerhin: Das finale, grammatisch sympathisch holprige „… to the love“ wirkt eher hoffnungsspendend als traurig. Als wolle die Protagonistin des Lieds ihre Lehren ziehen. Als habe sie entschieden, künftig eben doch bewusst Liebe auch verbreiten und nicht nur empfangen.
Vielleicht zitiert Sarah Assbring (so heisst die Schwedin, die sich hinter dem Namen El Perro del Mar verbirgt) hier, was ihr mal ein Partner sagte? Vielleicht ist sie von Anfang an in eine Rolle geschlüpft? So oder so: Zweieinhalb Zeilen, und doch reichen sie, um einen zu packen. So sehr, dass man sich auf ganz großer Leinwand ausmalt, was das alles bedeutet und bei nicht weniger als dem Sinn des Lebens ankommt. Verpackt in ein Sixties-Easy Listening-Kleidchen.
Ach ja. Ich mag Musik.