Hey hey. Da war doch noch was? Yup, der ein-Kasten-Augustiner-Preis. Sonntag kürten wir eine Gewinnerband, die von uns einen Kiste Münchner Bier kriegen soll, weil sie unserer Meinung nach den besten Song des Jahres geschrieben hat. Wenn denn eine Band gewinnt. Vielleicht gewinnt ja eine Solistin, oder ein Solist?
Worum geht’s, wie geht das? Hä? Wer neu ist, der lese vielleicht zuerst Teil Eins unseres Entscheidungsprozesses. Wer Bescheid weiss: Hier entlang.
Okay, machen wir direkt weiter, wo der letzte Post aussetzte, ja? Wir haben gerade das obligatorische Brezenmonster vertilgt und sind gestärkt für Runde 2.
Runde 2, Duell 1:
Frage „Behält mich der Song auf dem Dancefloor?“
RAT BOY – REVOLUTION
vs
King Gizzard & The Lizard Wizard – Rattlesnake
Okay, die Idee hinter dieser Frage: Man stelle sich alle vor, man ist bereits auf dem Dancefloor. Ein anderes Lieblingslied geht zu Ende, da setzt unser Song ein. Hat er einen so lässigen Groove, dass man gleich weiter macht?
Na gut, wir merken selbst: Die Frage ist ein bisschen blöd. Nächstes Jahr wird die aussortiert. Denn: Angenommen, irgendein Lied aus unseren Top-Hits wird tatsächlich mal wo gespielt – da hopsen wir doch sowieso mit Begeisterung sofort auf die Tanzfläche! Selbst wenn wir eben noch vor der Tür standen – wir würden doch alles aus dem Weg bodychecken, um zu Rat Boy mit zu moven oder zu King Gizzard den Kopf zu schlenkern! Also behalten uns auch beide Songs auf dem Dancefloor. Die Frage, welcher Song uns noch MEHR an den Dancefloor fesselt, ist die Frage danach, welcher von zwei Schwarztönen dunkler ist. Wir stellen sie trotzdem. Es endet 3:3. Na das hätten wir uns sparen können.
Entscheidungsfrage: „Wie genial ist der Text?“
Merke: „Genial“und „gut“, oder „intelligent“, oder „eloquent“, das sind verschiedene Dinge. Zum Beispiel kann ein Text auch einfach nur genial einfach oder genial bescheuert sein. Der Text von RAT BOYs „Revolution“ bringt eigentlich ziemlich gewitzt auf den Punkt, wie es ist, als Teenager der Unterschicht in der Zeit des Brexit Britain groß zu werden. Aber King Gizzard singen „Rattlesnake! Rattlesnake! Rattlesnake!“ Sie geben Ratschläge für eine Konfrontation mit einem rasselndem Reptil! „Don’t get angry, snake is cranky!“ Fucken Hell! Jetzt behaupte einer, das sei nicht genial! King Gizzard gewinnt 5:1. „Die Klapperschlange frisst den Rattenjungen“ stellt Tom fest. „Schreib das auf!“ freut sich Nico. Zeit für Rosé.
Runde 2, Duell 2:
Aufgabe „Pornotitel!“
Spoon – I Ain’t The One
vs
St. Vincent – Los Ageless
Noch so eine neue Aufgabe aus Karins Ideenschatz. Das Lied, dessen Name auch einen guten Pornotitel abgäbe, soll weiter kommen. Zugegeben, die Pornotauglichkeit eines Songtitels sagt nun echt nichts über die Qualität des zugrunde liegenden Lieds aus. Aber witzig ist es, oder?
Okay, „I Ain’t The One“ pornografisch zu deuten, fällt schwer. „Los Ageless“ aber bringt uns zum Kichern. Die Szenen dieses Pornos will man sich nicht ausmalen! Denn das klingt nach einem Film für Typen mit Oma-Fetisch. Der Plot: Alternde Hollywood-Schauspielerinnen lassen’s noch mal krachen. Höhö. Also bei uns in der Küche wurde gegrölt. St. Vincent gewinnt mit 4:1. Warum nur mit 4? Das frage ich mich jetzt auch. Irgendwer muss sich enthalten haben. Egal, Spoon scheiden aus. Höhö. Er sagte „Scheiden“. Unser Niveau, ey!
Runde 2, Duell 3:
Frage „Welcher Song zeigt mehr Musikalität/Kunstfertigkeit?“
Alvvays – In Undertow
vs
Shout Out Louds – Oh Oh
Molly Rankin von den Kanadiern Alvvays hat eine Spitzenstimme. Es wirkt so nonchalant, beiläufig fast, wie sie singt – aber sie hat ganz genau im Griff, was sie macht. Das ist musikalisch und kunstfertig, keine Frage, wie der Sound ihrer Janglepopband überhaupt. Aber wir haben in der ersten Runde schon festgestellt, wie raffiniert die Shout Out Louds ihre Sommer-Single „Oh Oh“ durch arrangiert und instrumentiert haben. Die Differenzen mögen so groß gar nicht sein, aber dennoch sieht jeder von uns die Schweden im leichten Vorteil. Das macht ein 6:0. Im Fußball würde man jetzt sagen, das der Sieg zu hoch ausfiel. So oder so – Adam, Bebban, Carl und Ted sind weiter.
Runde 2, Duell 4:
Aufgabe: „Mache eine Choreographie zum Refrain“
Henrik Berggren – Wild Child
vs
Elbow – All Disco
Eigentlich müssen wir uns das nächste Mal auch mit den Handys mitfilmen. Denn Worte geben nicht imer alles gerecht wieder. Jedenfalls: Karin ausdruckstanzt uns Henrik Berggrens „Wild Child“. Der Text eignet sich wunderbar zum Gestikulieren „I fell in love with the wildfire, to live fast and to die young“ – das kann man alles mit dramatischen/albernen Armbewegungen und Mienenspiel mimen. Elbows „All Disco“ dagegen kommt ja schon mal grundsätzlich gebremst daher. Und der Refrain? „Come to the river sun / Let the obsession go / What does it prove if you die for a tune / It’s really all Disco“. Das ist schön, aber knifflig zu ertanzen. Wir haben Henrik Berggren die 6 Punkte gegeben.
Runde 2, Duell 5:
Frage: „Welche Band ist sympathischer?“
Wanda – Lascia Mi Fare
vs
WHITE – One Night Stand Forever
Klar, das ist ne subjektive Entscheidung jetzt. Zumal Wanda als Band, die regelmäßig durch unsere Gegend tourt, im Vorteil sind – sie mal getroffen und für sympathisch befunden zu haben, das ist mehreren von uns passiert. „Sie haben bei uns in Salzburg im Club gespielt und da waren sie jedenfalls voll nett“ erinnert sich Julian. Ich hatte Manu und Marco im Interview und hatte auch das Gefühl, gut mit ihnen auszukommen. Karin, schau an, steht im persönlichen Kontakt, denn sie hat die Wiener nach einem Kennenlernen ins Herz geschlossen. Wie sollen WHITE dagegen gewinnen, die in Deutschland noch keine Show gespielt haben? Wir müssen ihnen aber die Chance geben und gucken uns eine Liveaufnahme für holländische Radio an. Sieh an: Wir finden sie alle lässig. Besonders Schlagzeugerin Kirstin Lynn hinterlässt guten Eindruck. WHITE gewinnen so 2 Punkte von Nico und Julian, Tom enthält sich diesmal. Wanda sind weiter, aber WHITE müssen die Köpfe nicht hängen lassen.
…und damit ist Runde 2 abgeschlossen!! HALBFINALE!
Halbfinale, Duell 1:
Aufgabe: Luftfaustfaktor
King Gizzard & The Lizard Wizard – Rattlesnake
vs
St. Vincent – Los Ageless
Hurra, wieder Action! Mein Küchenboden wird einmal mehr zum Atomic-Dancefloor. Wobei jetzt nicht der Groove betont wird, sondern wir die Momente suchen, in denen man unwillkürlich die Faust in die Luft reckt. Und wenn Annie Clarke klagt: „How can anybody have you? How can anybody have you and lose you? How can anybody have you and lose you and not lose their mind?“ – dann ist das ein durchaus packender Moment. Keiner von uns hätte gedacht, dass er sich für die Luftfaust so eignet, wie er’s tut.
Aber trotzdem. Rattlesnake! Für die Luftfaust ist das wie ein Trainingsprogramm von Muhammed Ali himself! Wir haben einen Finalisten!
Halbfinale, Duell 2:
Frage: Pumpt der Song auf vorm Weggehen?
Wanda – Lascia Mi Fare
vs
Shout Out Louds – Oh Oh
vs
Henrik Berggren – Wild Child
Einmal mehr: Ein Tri-ell, kein Duell. Muss sein. Anyway.
Die Vorstellung: Es ist Freitag Abend, 23 Uhr. Wir haben eine nervige Arbeitswoche hinter uns, haben zwei Stündchen vorgeschlafen und freuen uns, am Wochenende endlich auf die Piste zu gehen. Mit was stimmen wir uns ein, wie wir noch ne Kleinigkeit essen, uns schick machen, uns pushen?
Wanda haben ein paar Songs, die man jetzt starten würde, um sich mitreissen zu lassen. Aber ist „Lascia Mi Fare“ einer davon? Okay, der Rhythmus ist schon ganz flott. Mitschnipsen geht. A bisserl traurig ist der Song halt schon. „Lass mich gehen!“ – das ist nicht die Botschaft, die man hören will, wenn man sich aufbrezelt, um jemand kennen zu lernen, oder?
Die Shout Out Louds wiederum haben es bis ins Halbfinale geschafft, weil ihr „Oh Oh“ so fein und kleinteilig ist. Aber wenn man Schub geben will, nimmt man dann den Marderhaarpinsel?
Henrik Berggren dagegen: „I’m wild child, I fell in love with the wild fire, wo live fast and to die young!“ Partyhymne! Ein Lied, das ich in der Tat letztes Jahr schon haargenau zur Weggeh-Aufpumpung auf Dauerschleife in mein iphone-Ohr spielte! Für mich ist die Sache klar.
Das Ergebnis der Abstimmung: Wanda 1 / Shout Out Louds 2 / Henrik Berggren 3
Wir haben ein FINALE!!!
King Gizzard & The Lizard Wizard – Rattlesnake
vs
Henrik Berggren – Wild Child
Jetzt kommt die Entscheidungsfrage! Nat zieht!
„Hat der Song was geheimnisvolles?“
Hmm. Irgendwie sind wir jetzt alle mit der Frage unzufrieden. Nicht, dass das grundsätzlich eine schlechte Eigenschaft ist. Wenn ein Song was Mysteriöses hat, uns Rätsel aufgibt, dann kann das eine echte Stärke sein. Bei beiden Songs ist es aber nicht das, was sie auszeichnet. Und jetzt haben wir dieses Spiel so lange durchgezogen, da wollen wir auch einen Sieger, der’s verdient. Sonst wäre es doch wie eine Fußball-WM, in der im Finale wegen Unbespielbarkeit des Platzes das Los entscheidet. Wir einigen uns, dass wir ausnahmsweise eine zweite Frage ziehen. Also…
Aufgabe: „Spiele ein Luftinstrument (nicht die Gitarre)!“
Jetzt kommt wieder Bewegung in die Sache. Nico gibt den Luftdrummer und begeistert sich für King Gizzards Geschwindigkeits-Motorik, neben der Henrik Berggrens Rhythmus doch eher straight kommt. Für die Bassläufe, finde ich, gilt das Gleiche: Besser Posen geht bei den Aussies. Überhaupt: Die haben auch eine Schlangenbeschwörertröte, auf der man imaginär rumfingern kann. Luftpianistin Karin ist von Henrik Berggrens Klaviermelodie auch nicht unbedingt angetörnt. „Die kann man mit einer Hand spielen, fast ohne sie zu bewegen.“
Schon bei der Frage nach der Geheimnisfülle des Songs ging unsere Tendenz zu King Gizzard. Bei Frage zwei sind wir uns einig. Die Entscheidung ist gefallen!
The Winner Is: King Gizzard & The Lizard Wizard – Rattlesnake!
Yeah! Am 11. März spielen die Herren in München. Der Plan jetzt: Eine Übergabe des Bierkastens organisieren! Wir halten euch auf dem Laufenden!