Gestern habe ich eine Liste begonnen: „Ausgesuchte kommende Alben 2018“.
Anders gesagt: Auf welche Platten aus dem Indie-Bereich können wir uns im neuen Jahr einstellen? Ein paar Alben sind bereits bestätigt, andere sind realistische Prognosen und die eine oder andere Spekulation ist auch dabei. Hier nun Teil 2 meiner Aufstellung.
Deportees
Titel: No Palace In The Sky (tbc)
VÖ: Frühjahr (tbc)
Hierzulande ist der Durchbruch noch nicht gekommen, aber daheim in Schweden gehören die Deportees aus Umeå zu den respektiertesten Kritikerlieblingen des Landes. Ihre bisherigen fünf Alben sind großartige Musterbeispiele für cleveren Gitarrenpop, Schlagzeuger Thomas Hedlund spielt nicht ohne Grund auch bei Phoenix und Boy. Die sechste Platte der Deportees ist fertig – der Gewinner einer Benefiz-Aktion durfte die Lieder kürzlich bereits als erster im Studio hören. Einen neuen Song „No Palace In The Sky“ haben die vier im Dezember im schwedischen TV bereits vorgestellt.
Django Django
Titel: Marble Skies
VÖ: 26.01.
Nicht mehr allzu lange warten müssen wir auf das dritte Album der Schotten Django Django. Der VÖ-Termin steht auf Ende Januar. Uns erwartet: Experimenteller Pop, zu dem man tanzen kann. Okay, das klingt nicht überraschend, denn diese Beschreibung würde auch auf ihre ersten zwei Alben zutreffen. Aber: „Marble Skies“ ist noch experimentierfreudiger als die bisherigen DjDj – Platten und hat mehr Tempo als der Vorgänger „Born Under Saturn“, den die Band als „im Nachhinein vielleicht etwas aufgeblasen“ bezeichnet hat. Gut, diese Meinung teile ich zwar nicht. Aber vielleicht wollen Django Django damit sagen, dass sie diesmal alles etwas weniger ernst nahmen und einfach im Studio Spaß haben wollten. So kommt das Album nämlich rüber.
DMA’s
Titel: Heath (tbc)
VÖ: Erste Jahreshälfte (tbc)
Oooooh ooooh ooh ooooh oooooh! Die Platte, auf die ich am ungeduldigsten warte, ist natürlich die zweite von meinen geliebten DMA’s. Die Aufnahmen haben Tom, Johnny und Mason mit bereits vor über einem Jahr begonnen – ihre australische Plattenfirma hat im letzten Frühjahr bereits einen Screenshot gepostet, als die Demos dort eintrudelten. Ein kurzangebundener Instagram-Post hat letztes Jahr verlautbart: „Second Album. Heath“. Ob „Heath“ tatsächlich der Albumtitel ist, ist nicht bestätigt. Interessant: Auch getaggt in jenem Post: Kim Moyes. Klingelt’s? Richtig, Kim ist eine Hälfte von The Presets, war aber zuletzt auch wiederholt als Producer tätig (z.B. bei Jack Ladder & The Dreamlanders). Kombiniere, Kombiniere: Moyes ist wohl der Produzent der neuen DMA’s-Platte? Was wird das für ihren Sound bedeuten, wenn so ein Elektonik-Experte sich einmischt?
Photocredit DMA’s (oben): Mclean Stephenson
Editors
Titel: tbc
VÖ: März?
Offiziell angekündigt haben die Editors ihr sechstes Album noch nicht. Aber eine Tour ist bereits im Vorverkauf, und sowas macht man nicht ohne neues Album im Gepäck, oder? Der Münchner Termin ist am 20.04. – also sollte das Album schätzungsweise 5, 6 Wochen vorher erscheinen. Ich bin durchaus gespannt. Bei den Editors weiss man nie, ob sie eine mehr Gitarren- oder eine mehr Synth-lastige Platte machen. Man weiss auch: Ein paar Songs werden vor Pathos triefen und man wird die Skip-Taste drücken, dafür gibt’s auf jedem Album aber auch immer drei, vier echte Favoriten. Wenn die Platte im März käme, wäre das relativ schnell nach „In Dream“ – nicht mal eineinhalb Jahre hätten sie gebraucht. Ich sehe darin ein gutes Zeichen. Einen Kreativ-Flash, oder einen „wir sind diesmal spontan und lassen Fehlerchen im Mix!“-Ansatz.
Embrace
Titel: Love Is A Basic Need
VÖ: 09.03.
Hmmm. Wer mich kennt, weiss, dass Embrace in den späten 90s eine absolute Lieblingsband für mich waren. Irgendeinen Nerv treffen die bei mir mit ihrer Britpop-Bombastik und ich schäme mich nicht, zuzugeben, dass ich auf ihren Konzerten auch schon hemmungslos geflennt habe. Für ihr gleichnamiges letztes Album (2014) brauchten die McNamara-Brüder & Co acht Jahre. Viele Fans hatten wohl gar nicht mehr damit gerechnet.
So. An dieser Stelle habe ich eine kurze Embrace-Historie mit allen Höhen und Tiefen angefangen, aber ich hab sie wieder raus geschnitten. Es geht ja nur um die kommende Platte. Und für die gilt leider: Die zwei Vorab-Singles überzeugen mich nicht. Bisher hat es mich nie gestört, wenn Embrace den Pathos-Knopf gedrückt haben, aber die Ballade „The Finish Line“ ist sogar mir zu platt und das aufgeblasene „Wake Up Call“ gibt mir ebenfalls mal so richtig überhaupt nichts. Wird „Love Is A Basic Need“ also die Platte, bei der ich mit Embrace breche? Oder werde ich schon meine Wege finden, mir das Ding schön zu hören, for old times’ sake?
FEWS
Titel: tba
VÖ: tba
Reine Spekulation, mal wieder. Aber die FEWS machten mit ihrem Debüt eine meiner absoluten Lieblingsplatten des Jahres 2016. Übers Jahr 2017 kamen immerhin zwei Singles („La Guardia“ und „Metal“) hinterher. Was für mich bedeutet: Die schwedisch/amerikanische Kombi ist aktiv und findet regelmäßig ins Studio. Da darf man schon realistisch dieses Jahr mit ihrem zweiten Longplayer rechnen – und weil dies in meiner kleinen Wohnung in München nach den DMAs wohl die Platte ist, in die ich die größten Hoffnungen setze, qualifiziert sie das für meine Liste.
(Ach ja: Da verlinke ich doch auch noch mal aufs Interview, das lustigste der letzten Saison)
The fin.
Titel: tba
VÖ: Frühjahr
Auch auf diese Platte bin ich SEHR gespannt. Das japanische Trio, das aus Kobe stammt und sich inzwischen in London nieder gelassen hat, hat über die letzten Jahre eine interessante Entwicklung hingelegt. Auf ihren ersten EPs sind The fin. eine prima sophisticated Indie-Band, die ich mit französischen Indiebands wie Tahiti 80, Rhesus oder Phoenix verglichen hätte. Auf ihren jüngeren EPs und Singles legen Frontmann/Songwriter Yuto Uchino, Ryosuke Odagaki (Git) und Kaoru Nakazawa ihr Hauptaugenmerk auf die Textur ihrer Tracks – darauf, wie sie die Klänge schichten. Herkömmliche Songstrukturen a la Strophe/Refrain sind ihnen nicht mehr wichtig – was ich einerseits schade finde, denn die Melodien auf ihrem Debüt „Days With Uncertainty“ (2014) waren himmlisch. Andererseits, der neue Ansatz ist auf jeden Fall ungewöhnlicher und auch dabei entsteht superspannende Musik. Das zweite Album soll Anfang 2018 def kommen. Produziert hat Brad Spence, der u.a. Arbeit für Jamiroquai und Kasabian in seinem CV stehen hat.
Franz Ferdinand
Titel: Always Ascending
VÖ: 09.02.
Schade: Nick McCarthy hat Franz Ferdinand verlassen. Nick ist bekanntlich in Bayern groß geworden und ist in München auf die Musikhochschule gegangen. Irgendwie war er für uns Münchner immer die gefühlte Extra-Connection zur Band. Es war cool, „einen von uns“ in einer UK-Hipsterband zu haben. Das wird uns fehlen. Nick war ja auch ein guter Typ.
Hurra! Nick McCarthy hat Franz Ferdinand verlassen. Habt ihr mal die Sachen gehört, die er seitdem musikalisch so vom Zaun bricht? Krass selbstzufriedene, kindische Provinz-Art-Kaka. Wenn er mit FF gebrochen hat, weil sie sich so auseinander entwickelt haben, kann man nur sagen: Good Riddance! Zwei junge neue Mitglieder an Gitarre und Synthies geben der Band nicht nur eine visuelle Frischzellenkur – das neue Album, produziert von French Disko-Maestro Philippe Zdar (Cassius) ist für die Franzen genau der schnittige Elektoglam-Reboot, der sie wieder aufregend macht.
Okay, das war natürlich so nicht ernst gemeint. Ich habe da absichtlich übertrieben. Ich will nur sagen: Hey, der Ausstieg von Nick könnte sich für the Ferd ja auch als blessing in disguise entpuppen.
Lowtide
Titel: Southern Mind
VÖ: 16.02.
Böse Stimmen könnten sagen: Jetzt, da sich Slowdive wiedervereinigt haben, können Lowtide eigentlich wieder einpacken, oder? War „Slowdive-Musik machen“ nicht die Raison d’Être für das Trio aus Melbourne?
Wozu ich sage: Also erstens KANN es gar nicht genug Slowdive-Musik geben. Zweitens: Warten wir doch mal ab, ob sich die Aussies nicht auf ihrem zweiten Album vom großen Vorbild freischwimmen. Ob sie nicht vielleicht ihren eigenen Dreh entwickeln. Ich bin gespannt.
MGMT
Titel: Little Dark Age
VÖ: ca März 2018
Ich muss ja gestehen: Ich war nie so ein Fan von MGMT. An ihren großen Hits „Kids“ und „Time To Pretend“ habe ich mich sehr schnell satt gehört – die Band selbst ja auch. Danach schwenkten sie über zu, naja, nennen wir’s mal Psychedelia. Ihre Videos waren immer super, aber die Songs dahinter konnte man quasi nicht anhören. MGMT bildeten sich aber ziemlich was drauf ein, dass sie dem Kommerzpop die kalte Schulter zeigten und statt dessen so freakiges Zeug machten. Nun kann ich eine Sache partout nicht abhaben – und das ist, wenn Typen glauben, sie seien viel irrer und abgefahrener, als sie in echt sind. Ich meine: King Gizzard, Connan Mockasin, Pond – das sind Psychedeliker, da merkt man, die Typen dahinter sind echt schräge Vögel. Den New Yorker Scenesters MGMT konnte ich ihre Verspulung nie abnehmen. Die fand ich affig und effektheischerisch. Und mich nervte, dass sie von ahnungslosen, viel zu leicht zu beeindruckenden Jüngern für etwas bejubelt wurden, das andere Bands seit Jahren viel besser machten.
Having said that: Die ersten Singles/Videos des kommenden Albums wirken auf mich endlich mal wieder so, als hätten MGMT endlich mal wieder den Hintern aus ihrem Popo genommen. Der Titelsong zu „Little Dark Age“ hat was sexy-Goth-Synthpoppiges und auch „When You Die“ gluckert fein vorwärts. Wenn sie den Level halten, wird’s das erste MGMT-Album, das ich mag.
My Bloody Valentine
Titel: tba
VÖ: 2018
Doch, echt. Zu „100%“ verspricht Kevin Shields, dass sieben bis acht neue Stücke fertig sind und dieses Jahr erscheinen sollen. Nun ist Kevin Shields der Typ, der 21(!) Jahre an „mbv“ (2013) rum dokterte, der mit seinen Studiokosten für „Loveless“ (1991) damals die Plattenfirma Creation in den Ruin trieb – und immer noch hinterher alle Bänder einforderte, um das Frühwerk von My Bloody Valentine über Jahre neu zu mastern. Was also bedeutet es wirklich, wenn der Feedback-Noisadelica-Gott behauptt, er sei „fast fertig“? Kommt die neue Scheibe wirklich in den nächsten 12 Monaten? Oder doch eher in den nächsten 12 Jahren?