Review: The Pains Of Being Pure At Heart

The Pains Of Being Pure At Heart – „The Echo Of Pleasure“

Erwartungen machen immer was aus. Meine Erwartungen ans vierte Album der Pains of Being Pure At Heart waren niedrig. Ich war so darauf gefasst, enttäuscht zu werden, dass ich eigentlich schon gar nicht mehr enttäuscht werden konnte.

Wie konnten wir hier hin kommen? Das Debüt dieser Band (2009) ist schließlich ein Klassiker des Indiepop. „Young Adult Friction“ bleibt ein Song, den man als Ideal anspielt, wenn man einem Neuankömmling erklären will, warum man diese Musik so liebt. 4 Minuten und 8 Sekunden Schrammelgitarren-Perfektion.

Es ist nicht der einzige 10-Punkte-Song dieser Band, auch die frühen Singles „Heart In Your Heartbreak“ und „Say No To Love“ zähle ich dazu. Aber danach zeigte die Formkurve dieser Band nach unten.

Das zweite Album „Belong“ (2011) war unbeständig, aber mit seinen Smashing Pumpkins-ismen immerhin noch ein interessante Abzweigung. Bemerkenswert war damals aber schon, wie sich die Bandmitglieder von Frontmann Kip Berman verhielten. Eine Freundin unterhielt sich mit seinem Gitarristen nach der Münchner „Belong“-Show und der Junge machte kein Geheimnis daraus, dass die Musiker nicht hinter Kip standen. Er habe ja eine viel bessere Band, so der Gitarrist, denn die Pains seien ja wohl ziemlicher Kommerzmist. Sein Herz hänge da nicht drin. Ok, vielleicht wollte er nur das Girl beeindrucken. Aber ein gutes Licht warf es nicht auf die Dynamik der Gruppe.

Vor diesem Hintergrund verwundert nicht, dass Kip Berman das dritte Pains-Album mit neuer Besetzung einspielte. Zwischendurch sah’s trotzdem sogar kurz mal so aus, als könnte es für „Pobpah“ auch außerhalb des Indiekreise aufwärts gehen, denn MTV USA legte ein bisschen Power hinter die Band. Der Song „Until The Sun Explodes“ kriegte Anfang 2013 ein „Artist To Watch“-Video vom Sender gestellt. Man konnte nicht davon profitieren. Das dritte Album „Days Of Abandon“ erschien erst im Herbst 2014 und erreichte weder ein neues Pop-Publikum, noch erfüllte es die Wünsche der Fanbase. Zwar hatte es noch die feine Single „Simple and Sure“ an Bord, aber auf dem Album befanden sich auch so einige Niedlichkeits-Popsongs, die in die Belanglosigkeit abdrifteten. Die keine Spuren hinterlassende Single „Hell“ (2015) bestätigte den Abwärtstrend.

Und so stehen wir vorm vierten Pobpah-Album und ich erwarte beinahe, nur noch wässrige, gefällige Liedchen vorgesetzt zu bekommen, bei denen nichts von der Magie von „Young Adult Friction“ übrig geblieben ist.

Aber das ist natürlich eine Position, in der man nur positiv überrascht werden kann. Ich darf entsprechend mitteilen: „The Echo Of Pleasure“ ist schon in Ordnung.

Pitchfork hat in seiner Rezension das Argument gebracht, dass Kip Berman jetzt Vater ist. Dass seine Prioritäten im Leben heute naturgemäß andere sind, als sie es mit Anfang 20 waren. Damals ging es ums sich-Hals-über-Kopf-Verlieben in die Mitstudentin in der Bibliothek. Heute geht es um Beständigkeit und um Harmonie. Darum, eine Beziehung am Laufen zu halten, nicht, sie zu beginnen. Fair enough, das kann ich gelten lassen.

So kann ich den zuckersüßen Pop auf dieser Platte in ihren Zusammenhang setzen und sogar ein bisschen schätzen. Meinen Frieden machen damit, dass liebliche Keyboard-Melodien und Harmoniegesänge hier den Vorzug vor Shoegaze-Gitarren kriegen.

Klar ist, dass mir klirrende Gitarren immer lieber sein werden als flächige Wohlfühl-Synths. Aber wenn man „The Echo of Pleasure“ als das nimmt, was es sein will – nämlich eine Breitseite gepflegten Feelgood-Pops – dann muss man sagen: Diese Platte erreicht das Ziel, das sie sich steckt.

Stellen wir uns doch mal vor, dies wäre ’ne neue Band. Die nicht den „Ballast“ mit sich rum trägt, ein paar meiner Lieblingslieder der späten Atomic-Ära hingelegt zu haben. In dem Fall würde man sagen: „Hey, hört her, feiner Synthpop!“ Denn manchmal ist dieses Album zwar ein bisschen zu knuddelig („When I Dance With You“ und „So True“ triefen vor Zuckerguss), aber oft genug darf man sich über Ohrwurm-Intros und saubere Refrains freuen, auf die so manche 80s-Hitband neidisch gewesen wäre.

Alles in allem: ich hatte befürchtet, dass ich mit dieser Platte mit The Pains Of Being Pure At Heart abschließen müsste. Das muss ich nicht. Pobpah machen halt heute was anderes als in ihren Anfangstagen. Zwölf Jahre nach ihrer Gründung ist das ja auch nur logisch und Stillstand würde ja auch keiner wollen. Na, dann hat diese Platte halt keinen Song, der „Young Adult Friction“ das Wasser reichten kann. Aber deshalb einen Song wie „Me Only“ nicht zu schätzen oder den peppigen Titelsong zu ignorieren, das kann’s ja auch nicht sein. Klar haben Kip Berman und Co schon bessere Alben gemacht. „The Echo of Pleasure“ ist kein Muss. Aber schon auch okay.

(Fotocredit Kip Berman: Ebru Yildiz)

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