Interview: Fazerdaze

Zur Zeit laufen echte Festwochen in Sachen Janglepop. Über die neuen Alben von Day Wave und Hazel English habe ich neulich erst geschrieben – aber auch die sympathische Neuseeländerin Amelia Murray alias Fazerdaze hat ihr Album frisch veröffentlicht. „Morningside“ ist eine wunderbar verträumt/melancholische Gitarrenpopplatte geworden – und Miss Murray war neulich doch tatsächlich zur Promotion in München! Wir sprachen uns an einem Freitagnachmittag Anfang März im Café Kosmos.  

(Als ich mein Aufnahmegerät einschalte, halten wir noch Smalltalk)

Amelia: München ist so sauber!

Das höre ich immer – als jemand, der hier lebt, fällt mir das natürlich nicht auf.

Doch, total! Wahrscheinlich die sauberste Stadt, in der ich je war!

Sauberer als Auckland?

Oooh, SO viel sauberer!

Ich habe mir Auckland immer blitzsauber vorgestellt.

Nein, da ist es sogar ganz schön verdreckt.

Mein Aufnahmegerät läuft bereits, ich suche mal den Übergang. Wo wir von Auckland reden – du bist von dort, du entspringst der dortigen Szene, oder? Womit ich meine: Gibt es eine Szene?

Auf jeden Fall – es gibt eine sehr lebendige Gitarren-Underground-Szene. Es gibt auch eine große Pop-Szene in Neuseeland. In meinem letzten Interview kam die Sprache erst wieder drauf, auf Lorde, Kimbra, The Naked and Famous und so weiter… es gibt eine ganze Menge.

Heute ist ein großer Tag für die neuseeländische Musikszene, nicht wahr? Heute kam die neue Lorde-Single raus.

Ja! Und sie ist SO gut! ich habe sie gleich fünf Mal angehört!

In Neuseeland ist sie sowas wie eine Gottheit, oder?

Doch, total! Alle haben einen solchen Respekt vor ihr! Ich glaube wirklich, dass jeder in Neuseeland sie liebt. Ich bin auf jeden Fall Fan – und das nicht nur, weil sie Neuseeländerin ist.

Laufen die Pop- und Gitarren-Szenen denn getrennt oder kennt man sich untereinander? Ich frage, weil ein paar schwedische Freunde von mir in Gitarrenbands sind, aber mit den Pop-Producern der schwedischen Szene genauso befreundet sind. 

Doch, man kennt sich. Letztendlich ist die Szene dann ja doch so klein, dass man sich gar nicht aus dem Weg gehen kann. Ich habe Freunde, die Popmusik machen. Die Szene ist eben klein.

Wenn einer unserer Leser Auckland besuchen würde, wo sollte er hingehen, um die guten Newcomer-Bands zu sehen?

Auf jeden Fall in die Straße namens K Road! Das ist kurz für Karangahape Road. Da sind viele Clubs und Venues und auch viele Studios. Meine Band hat dort zum Beispiel auch ihr Studio und ihren Proberaum unter einem Laden in der K Road. Es ist auch einer der letzten Ort im zentralen Auckland, der noch nicht so gentrifiziert worden ist. Das ist deshalb so, weil ein Großteil der Straße der Kirche gehört, und die hat nicht die Mietpreise so krass erhöht wie es anderswo passiert ist. Deswegen können Musiker es sich erlauben, dort zu arbeiten – und das ist natürlich wirklich cool. Man kann keine paar Meter auf der Straße gehen, ohne einen Musiker zu treffen.

Du sagtest gerade „meine Band“ – ich dachte, Fazerdaze sei ein Soloprojekt?

Das ist noch so, aber ich habe jetzt eine Liveband. Das Studio teilen wir uns.

Was ist denn das Beste daran und was ist das negativste daran, eine Band wie Fazerdaze als Solistin zu machen? 

Hmm – also das schlechteste daran ist wohl, dass man einfach alleine ist. Es kann schon einsam werden, sogar wenn man Erfolg hat. Weil man diesen Erfolg mit niemandem teilen kann. Aber zuletzt habe ich ja mit mehr und mehr Leuten zusammen gearbeitet, mit meiner Plattenfirma, mit meinem Manager, mit meiner Band – ich kann das also heute besser teilen. Das Beste an der Sache ist… also ich glaube, weil ich das Ganze jetzt eine ganze Zeit lang alleine gemacht habe, habe ich jetzt einen sehr genauen Plan davon, was ich machen will. Jetzt ist es so, als ob das die richtigen Leute anzieht. Die mit den gleichen Vorstellungen. Ich treffe gerade so viele gute Leute, es ist wirklich so, als ob das anziehend wirkt.

Ich frage mich schon, woran es liegt, dass heute mehr Solisten unterwegs zu sein scheinen als früher.

Ja, das stimmt.

Als die BBC zur Jahreswende ihre 15 Tipps fürs Jahr 2017 aufstellte, waren das 13 Soilsten und nur zwei Bands.

Interessant…

Deswegen frage ich mich, wo das her kommt und ob es vielleicht eine Entwicklung in unserer Gesellschaft spiegelt. Dass wir vielleicht alle selbstzentrierter sind und uns deswegen schwerer tun mit der Zusammenarbeit mit anderen. Tja, was ich damit wohl sagen will ist: Du bist ein Control Freak, haha!

Haha! Na, aber ich glaube, es ist eher umgekehrt. Wenn ich mit anderen Leuten arbeite, dann neige ich dazu, ein bisschen passiv zu sein und mich leicht von anderen Ideen überzeugen zu lassen. Alleine zu arbeiten, das gibt mir daher die Möglichkeit, auf meine eigenen Ideen zu hören. In Gruppensituationen sagen die Leute mir immer, dass man mit mir sehr gut arbeiten kann – aber ich glaube, das liegt daran, weil ich in diesen Situationen Kompromisse eingehe und meine eigene Stimme nicht zum Ausdruck bringe. Ich glaube aber auch, dass du Recht hast und dass es ein Trend in der Gesellschaft ist. Es kann daran liegen, dass wir heute alle alleine vorm Internet sitzen.

(in dem Moment werden wir unterbrochen von der Bedienung, die uns unsere Kaffees bringt. Tassengeklacker, Thank Yous.)

Gab es einen Auslöser für dich, der dich dazu gebracht hat, Musikerin werden zu wollen? Gibt es vielleicht sogar einen bestimmten Moment in deiner Erinnerung? 

Ganz am Anfang? Also, mit 14 bekam ich eine Gitarre und ich fand einfach immer mehr Gefallen daran. Ich spielte einfach gerne. Ich war in ein paar Bands, aber da war nichts Stabiles dabei. Vor allem als wir dann Anfang 20 waren, zogen viele aus meinem Umfeld in andere Städte oder sie entschieden sich, was anderes zu machen. Studieren, Jobs und so. Solo weiter zu machen, war letztlich die einzige Möglichkeit, das Projekt nicht aufzugeben.

Du warst also vorher schon in mehreren Bands.

Genau, aber es ist halt so – jeder widmet sich der Sache mit mehr oder weniger Hingabe. Für mich war Musik halt unglaublich wichtig. Aber es ist gar nicht so leicht, Leute zu treffen, die ihr den gleichen Stellenwert geben. Ich wollte nicht ewig darauf warten, diese Leute zu treffen und habe eben dann alleine angefangen.

Deinen Song „Lucky Girl“ hast du in einem Zimmer ohne Fenster geschrieben, las ich?

Ja, das stimmt.

Dabei kommt das Lied so gut gelaunt rüber! Was gibt es dazu also zu erzählen?

Vielleicht klingt es so happy, weil ich mich in dem Moment so danach sehnte, happy zu sein? Vielleicht wird es ja so sein, dass ich, wenn ich mal echt fröhlich bin, einen traurigen Song schreiben werde. In dem Moment war ich einfach sehr traurig, und da habe ich mir ein nettes Lied geschrieben.

Als Gegenmittel.

Ja, genau. Ich finde auch, dass man unter der Oberfläche des Songs eine Traurigkeit spürt. Er ist nicht nur makellos fröhlich, der Song. Ich mag es, wenn ein Song nicht nur eine Dimension hat.

Hier in Deutschland hast du ja interessanterweise bei dem Label Grönland unterschrieben.

Das stimmt, ja.

Man hat dir vermutlich erzählt, wie das Label aufgestellt ist und wer dein Boss (Herbert Grönemeyer) ist?

Ja, das hat man.

Hast du ihn schon getroffen?

Noch nicht, ich hoffe das passiert noch. Man hat mir viele positive Dinge erzählt.

Wie ist das zustande gekommen? Hat Grönemeyer etwas von dir gehört und gesagt: „Die will ich unter Vertag haben!“?

Hmm, wie ist das abgelaufen? Ich habe einen Booking Agenten für Großbritannien. Der hat mein Album an das Label geschickt und die Mitarbeiterin Mareike meldete sich und sagte, dass sie das Album wirklich liebte und dass Grönland es in Deutschland veröffentlichen wollte. Mein Agent hat mir sehr gute Dinge über das Label erzählt und dass man sich hier wirklich um die Künstler kümmert.

Man muss schon sagen – sie nehmen dort nicht viele Künstler unter Vertrag, aber es ist echt bemerkenswert, wie hoch ihre Quote an Erfolgen ist.

Das klingt doch prima.

Wer also am Anfang dachte, das Label sei ein Steuersparmodell, der ist heute eines Besseren belehrt, haha.

Es sieht wirklich so aus, als ob dieses Label einen sehr hohen Standard hat. Da finde ich es schon irre, dass sie ausgerechnet dieses Mädchen aus Neuseeland unter Vertrag nehmen wollten. Aber umso begeisterter bin ich, dass sie sich für mich entschieden haben, denn sie unterstützen mich wirklich, wie sie nur können. Es ist ein Label, von dem man träumt. Man merkt, dass man dort mehr in mir sieht als nur ein Produkt.

Na, das ist doch schön zu hören.

Es ist auch eine Sache, die mir sehr wichtig ist. Dass man auch Freunde beim Label hat.

Ich muss aber gestehen, ich war selbst auch überrascht. Ein Freund von mir war letztes Jahr in Australien und als er zurück kam, fragte ich ihn: „Hey, auf welche neuen Bands soll ich achten?“ Er sagte: Fazerdaze.

Echt?! Wie cool!

Ich hatte dich also schon auf dem Schirm und wusste, dass du diesen Jangle-Indiepop machst. Was ja ein klassischer Sound, ein klassisches Genre ist, das auch von mehreren Bands bedient wird. Dass man da jetzt dich heraus pickt, ist interessant. Ich meine, ich kann mir gut vorstellen, dass man diesen Sound mit dem richtigen Schub auch einer breiteren Masse vermitteln kann. Ich denke mir, dass meinetwegen The Pains Of Being Pure At Heart sicher mehr Fans haben könnten, wenn sie bei einem Label wären, dass mehr Druck machen kann.

Oh, die mag ich!

Trotzdem, da es diesen Sound eben schon gibt und eine Menge Bands, die ihn machen, ist es interessant, dass Grönland jetzt sagt: Das probieren wir jetzt!

Ich weiss! Und ich fühle mich wie ein Glückspilz, dass sie ausgerechnet mich aus all den anderen Janglepop-Acts heraus gepickt haben!

Neuseeland ist natürlich ein klassischer Ort für Janglepop, Stichwort Dunedin-Szene und Flying Nun. The Chills, The Bats, The Clean, Straitjacket Fits… das aber sind Bands aus den 80ern, das war ja sogar vor deiner Geburt. Hast du diese Bands je bewusst gehört?

Das habe ich nicht! Erst jetzt, wo ich selbst bei Flying Nun unterschrieben habe, habe ich mich auch mit ihnen befasst. Viele Lieblingsbands habe ich dadurch entdeckt, dass man mich mit ihnen verglichen hat. Flying Nun und die Bands aus Dunedin sind natürlich ein wichtiger Teil der neuseeländischen Musikgeschichte, aber ich höre sie erst seit ein paar Jahren. Es ist nicht so, dass ich mit ihnen groß geworden wäre. Aber sie sind echt cool.

Warst du schon in Dunedin?

Ja, ein paar Mal inzwischen. Mir gefällt es da, es ist wirklich eine coole Stadt. Sehr relaxt, sehr leise – aber eine große Kunst- und Kulturszene.

Jetzt habe ich gerade die Pains Of Being Pure At Heart genannt – andere Beispiele, die Sound definieren, wäre auf der einen Seite die Go-Betweens, auf der anderen Best Coast. Es gibt also zahllose Bands. aber immer wieder packt uns dieser Sound auf Neue. Hast du eine Ahnung, was das Geheimnis von Janglepop ist?

Du meinst – von dem Musikstil?

Ja! Normal müssten wir doch irgendwann sagen: „Okay, das kennen wir, wir haben uns jetzt dran gewöhnt!“ Aber trotzdem hat speziell dieser Sound etwas, dass mich immer wieder packt – und dich ja offensichtlich auch, ich meine, du MACHST diese Musik sogar!

Hmmm – vielleicht die Melancholie? Ich finde, Melancholie ist eine so tolle Stimmung, weil sie fröhliche und traurige Gefühle miteinander verbindet. Da entsteht eine Spannung – und wenn ich Bands anhöre wie Pains Of Being Pure At Heart oder Best Coast, dann höre ich da eben eine Menge Melancholie. Vielleicht ist das die geheime Zutat?

Das ist eine Antwort, die ich gelten lassen kann. Jetzt eine ganz grundsätzliche Frage: Was ist dein Ziel?

Mein Ziel… also, mein Traum wäre es, weite Alben machen zu können für den Rest meines Lebens. Das ist schon eine Sache, die mich sehr erfüllt. Ich lerne dabei auch sehr viel über mich und andere Leute. Lieder schreiben, Lieder spielen, auf Konzerte gehen – das bedeutet menschliche Kontakte knüpfen. Darin finde ich sehr viel Bedeutung, und deswegen würde ich es gerne weiterhin tun. Ich habe keine Ziele in dem Sinne „Ich will eine große internationale Band anführen, die Stadien spielt“ – aber ich möchte die Sache gerne längerfristig aufrecht erhalten, geistig und – wenn möglich – finanziell. Aber das darf meine Liebe zur Sache nicht beeinflussen.

Gerade sagtest du, dass du beim Schreiben auch über dich etwas lernst. Was hast du denn zum Beispiel über dich gelernt?

Hmm… Ich habe gelernt, mit Gefühlen umzugehen, die ich unangenehm und hässlich fand. Beim Songschreiben habe ich gelernt, dass ich etwas Positives aus diesen Gefühlen herausholen kann. Ich habe gelernt, dass es allgemein gültige Gefühle sind, die einfach zum Menschsein dazu gehören – und das ist etwas, das ich in meinen Texten auch rüber zu bringen versuche: Es ist okay, verunsichert zu sein. Es ist okay, sich nicht gut genug für etwas zu fühlen – denn so geht es jedem.

Die nächste grundsätzliche Frage: Was macht einen guten Song aus?

Hmm. Das ist keine grundsätzliche Frage, das ist eine sehr tiefgründige Frage! Also, was mich angeht: Authentizität und Wahrheit. Aber es ist echt schwer zu sagen, was das ist, oder? Sowas fühlt man. Wenn man einen Song hört und er baut diese innere Verbindung auf, und man spürt einfach dieses Element der Wahrheit. Ich glaube, das hat nichts zu tun mit Style oder Tonart oder dem Text – man spürt einfach das Herz und die Wahrheit.

Interessanterweise ist das keine untypische Antwort für diese Frage. Die setze ich immer mal ein.

Haha, cool. Habe ich also richtig geantwortet!

Was mich deswegen immer wundert – genau die Musik, die ich als unwahr empfinde…

Ja!

so diese Popproduktionen vom Fließband…

Genau!

Ausgerechnet die gehen immer in die Hitparade! Die Musik, die mich gar nicht berührt, muss eine Mehrheit der Leute irgendwo berühren, wo ich taub bin. 

Ja. Wer weiss? Naja, du als Musikjournalist kennst dich vielleicht besser aus und setzt vielleicht einfach höhere Maßstäbe als jemand, der sich mit Musik weniger befasst?

Dabei ist Authentizität doch wirklich was, das in der Musik alle wünschen. Warum werden zum Beispiel Nickelback so angefeindet? Weil man’s ihnen nicht abnimmt! Weil man glaubt, sie stellen wen anders dar, als sie in echt sind. 

Tja, warum sind ausgerechnet Nickelback diejenigen, auf die man sich eingeschossen hat? Naja. verschiedene Leute funken vielleicht auf verschiedenen Frequenzen, und so entsteht eben eine Verbindung oder eben nicht. Naja, keine Ahnung.

Gerne fragen Journalisten nach Einflüssen. Aber ich glaube, genauso wichtig ist das Gegenteil: Wenn man Musik sieht oder hört und sagt: „Das geht gar nicht, das mache ich garantiert nicht, davon mache ich das Gegenteil!“ Fällt dir ein solcher Anti-Einfluss ein? 

Ich würde allzu gerne „Nein“ sagen. Ich würde mir gerne einreden, dass ich total offen für alles bin. Auch auf Konzerten: Wenn alle um mich herum ein Konzert übel finden, versuche ich trotzdem, was zu entdecken, das ich daran toll finde. Ich versuche, mir keine Regeln aufzustellen und ich glaube, man kann von allem etwas lernen. Man kann von jeder Band was lernen.

Sogar von Nickelback.

Ja. Total.

Okay, was lernen wir von Nickelback? Naja, da muss ich mich selbst unterbrechen. Nickelback fangen an mir leid zu tun – sie sind zum Prügelknaben für alle geworden, dabei haben es andere Bands nicht weniger verdient.

Ja, das ist in Mode gekommen.

Da ich ja der Typ bin, der immer die gegensätzliche Meinung vertritt, muss ich jetzt am Ende anfangen, Nickelback zu verteidigen!

Ja, haha, total.

Jetzt habe ich eine Frage an dich, die mit Musik nichts zu tun hat, sondern die ich dir als Neuseeländerin stelle.

Cool!

Letztes Jahr gab es eine Diskussion um die neuseeländische Flagge.

Genau, ja!

Ich fand das ja sehr interessant. Auf welcher Seite standest du, für welche hättest du dich entschieden?

Oh Mann – das war echt eine interessante Sache. Man hatte also entschieden, dass man die Flagge ändern wollte. Aber das Komitee, das unter den eingereichten Vorschlägen die vier Finalisten aussuchte – in diesem Team waren keine Designer, keine Künstler, das waren keine Kreativen. Diejenigen, die die vier letzten Kandidaten pickten, waren nicht wirklich qualifiziert dafür, ein gutes Design zu erkennen.

Naja, aber war das jemals der Fall? Ich meine, unser deutsches Schwarz-Rot-Gold wurde ja auch nicht von Künstlern gepickt, das kam von einem historischen Hintergrund.

Ja, aber wenigstens ist es eine ausdrucksstarke Flagge. Unsere Vorschläge aber… hast du die gesehen?

Habe ich. Ein Vorschlag hat mir echt gefallen. Da gab es einen weißen Farn vor schwarzem Hintergrund, richtig? So eine Spirale? 

Ja, den gab es.

Ich mag schlichte Designs. Und wenn man an Neuseeland denkt, denkt man zum Beispiel an die All-Blacks.

Mm-Hmm.

Ich weiss nicht, warum die All Blacks schwarz tragen – das kommt ja irgendwo her, denke ich, aus der neuseeländischen Geschichte.

Da bin ich mir gar nicht sicher. Ich glaube, das kommt einfach von den All-Blacks.

Echt jetzt?

Doch, ich glaube, die All-Blacks waren zuerst da.

Man hätte also die Flagge in schwarz aufgrund der All-Blacks ausgesucht?

Ja – das hat dann auch Widerstände verursacht. Viele Leute wollten nicht, dass man die Flagge am Nationalsport ausrichtet. Letztlich gab es für jeden Vorschlag sehr große Widerstände und es gab eine große Bewegung, eine fünfte Option aufzustellen. Das war echte Basisdemokratie.

Aber letztendlich hat man trotzdem alle abgewählt und ist zur alten Flagge zurück gekehrt.

Ja. Letztlich war’s vor allem ein bisschen Geldverschwendung, was?

Naja, ich denke mal, wenigstens gab es eine rege Diskussion, oder? Darüber, inwieweit das Erbe der Maori anerkannt werden soll, darüber, was das Neuseeland von heute bedeutet. Auch das ist ja was wert.

Ja, das stimmt auch wieder. Es war auf jeden Fall wichtig, darüber diskutiert zu haben.

Dieser spiralförmige Farm hätte mir gefallen – das wäre ein Wiedererkennungsmerkmal gewesen. Wenn irgendwo 20 Flaggen hingen, man hätte Neuseeland am Farn erkannt. Jetzt sagt man wieder: Halt, it das Australien oder Neuseeland?

Na, das ist aber echt wahr.

Jetzt kommen wir zur Anekdote: Was war dein sonderbarster Gig aller Zeiten?

Okay, mein schrägster Gig war auf einem Ponton. So eine Schwimmplattform. Naja, auf so einem Ponton habe ich gespielt. Und es war sonderbar. So mit den Verstärkern auf einem Ponton.

Wie kriegten die denn Strom? Von einem Generator?

Von einem Generator, ja!

Und das Publikum – waren das Schwimmer, haha?

Nee, die saßen alle auf Booten. Es war eine gesponsorte Show. Tja. Also, eine sonderbarere Show fiele mir jetzt nicht ein. Ich meine, solche Konzerte, wo niemand da war außer den Barleuten, durch solche musste ich natürlich auch durch. Unsere erste UK-Show fällt mir dazu ein, in Leeds. Meine Band war gerade erst gelandet und wir alle hatten totalen Jetlag und waren dann noch den ganzen Tag Auto gefahren. In der Halle war fast niemand, aber die Bühne war riesig. Naja, auch das war ein komisches Gefühl.

Hat euch das Adrenalin dann noch gerettet? Davon höre ich immer – dass zur Show der Adrenalinschub kommt und man es immer doch noch gut über die Bühne bringt.

Tja, also, wir waren immer noch alle sehr fertig.

Tja, und jetzt bin ich fertig mit meinen Fragen – aber wir haben noch zwei Minuten auf der Uhr. Hmm – vielleicht kannst du mir eben noch dein persönliches Lieblingslied auf dem Album aussuchen und mir sagen, warum dir ausgerechnet dies am Herzen liegt.

Oh, das ist schwer. Ich glaube… „Shoulders“. Nummer sieben oder acht. Eins von den Langsameren. Ich weiss nicht, es ist einfach ein sehr persönliches Lied, es geht mir extrem nahe. Ich hatte sogar ein bisschen Angst davor, ein Lied auf die Platte zu tun, dass gar so persönlich ist. Aber jetzt bin ich doch froh, dass ich’s getan habe.

Na, dann bin ich fertig! Vielen Dank!

Vielen Dank dafür, dass ich dein Gast sein durfte!

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