Green Buzzard – „Space Man Rodeo“
Es geht halt immer auch um die Erwartungshaltung, mit der man vorher an ein Album ran geht. Als Sydneys Neo-Britpopper Green Buzzard letztes Jahr ihr erstes Mini-Album „Easy Queezy Squeezey“ veröffentlichten, da hoffte ich auf ganz große Dinge, denn ein halbes Jahr zuvor hatten die Jungs eine Wahnsinns-Debütsingle namens „Zoo Fly“ hingelegt. Es zeigte sich aber, dass das Quintett den Level dieses ersten Knallers nicht noch mal erreichen konnte. Da war ich schon ein bisschen enttäuscht.
Folglich habe ich meine Erwartungen ans zweite Mini-Album der Band ein gutes Stück nach unten geschraubt. (Auch „Space Man Rodeo“ ist noch kein „richtiges“ Album – drei der zehn Tracks sind kurze Instrumentals, das Ding ist insgesamt 28 Minuten lang) Ist das der Grund, warum ich jetzt so positiv überrascht bin? Oder haben Green Buzzard tatsächlich einen echten Sprung nach vorne gemacht?
Was sich nicht verändert hat, ist dass Green Buzzard nibelungentreu dem britischen Indie der frühen 90er anhängen. Konkretisiert gesagt klingt „Space Man Rodeo“ nach dem Jahr 1992. Nach der Zeit, in der Shoegazing-Boom abflaute, der Madchester-Hype bereits fast völlig versandet war, sich der große Britop-Urknall (das wäre das Erscheinen von Oasis’ „Supersonic“) allerdings erkennbar anbahnte. Referenzplatten aus der Ära wären: „Everything’s Alright Forever“ von The Boo Radleys für die Verbindung von Fuzz und Melodie oder „Between the 10th and 11th“ von The Charlatans bzw The House Of Loves „Babe Rainbow“ als typische Vertreter für noch-nicht-ganz-Britpop (man ging noch nicht wieder Vollgas mit auf den Song, Refrains gingen erst beim vierten Hören und nicht sofort ins Ohr).
Dabei halten Frontmann Patrick Harrowsmith und seine Band an einem Modus Operandi fest – fast jeder Song auf dieser EP (einzige Ausnahme: „Tear My Heart Away“) beginnt auf die gleiche Weise: Als Intro gibt’s eine Gitarrenhookline, deren Melodie sich gleich mal ins Gehirn fräst. Das könnte man jetzt wegen seiner Ballung ein bisschen unoriginell finden – aber ob diese Taktik funktioniert, steht und fällt letztlich mit der Qualität dieser Hooklines, und die ist GEGEBEN. Mit den Großbuchstaben will ich sagen: Holla, sind das mal Ohrwürmer! Wer solche Hooklines hat, der sollte sie auch einsetzen. Gerne auch auf sechs von sieben Songs.
Having said that – der Gitarrensound dieser Intros, der ähnelt sich schon sehr. Kontinuität ist etwas, das man nicht unterschätzen sollte, aber trotzdem – wenn ich derjenige wäre, von dem sich Green Buzzard zum Debütalbums Tipps einholen, würde ich sagen: Hier könntet ihr ein bisschen Variation reinbringen. Die Gitarrensounds erweitern, wozu gibt’s Effektpedale? Oder mal dem Keyboard hier die Hauptrolle geben, auch da kann man schließlich zahllose Klangfarben rausholen (siehe Blossoms). Mehr Laut-Leise-Kontraste! Instrumente ins Spiel bringen, die noch nicht am Start waren!
Aber was krittele ich da rum. Auch trotz ihrer eingeschränkten Klangfarben schaffen’s Green Buzzard schließlich, auf dieser EP sehr viel Spaß zu machen und keine Langeweile aufkommen zu lassen. Die instrumentalen Intermezzi erweisen sich dabei als hilfreich: Sie bringen Atmosphäre rein und brechen die sieben Songs in Blöcke aus 2-3 Liedern.
In Sachen Tempo bevorzugen Green Buzzard zwei Varianten: Erstens die Sorte Midtempo-Swagger, die man von Oasis-Songs wie „Supersonic“ oder „Shakermaker“ kennt. Dieses Tempo gibt’s bei einem der Highlights, „Never Let Me Go“. Zweitens: Hämmerndes Voranpreschen, zu hören auf „I.D.W.K.“, „Do You Ever Glow“, „Hypnotized“ und äh, allen weiteren Songs. Auch hier herrscht also durchaus Ausbaufähigkeit – wenn’s mal ans Album geht, würde ich Green Buzzard nahelegen, sich auf diesem Gebiet breiter aufzustellen. Vielleicht mal was Tanzbares oder Balladen zu versuchen und überhaupt beim Songwriting mal die bpm-Zahl auf und ab zu regulieren.
Aber hey, ich bin schon wieder am Verbessern, dabei ist dieses Mini-Album hier doch definitiv ein Erfolg. Elf Monate nach „Easy Queezy Squeezy“ haben Green Buzzard ganz zweifellos einen großen Fortschritt gemacht. Dies sind sieben Songs ohne einen Aussetzer, mit Melodien, die einen mitnehmen und Sounds, die das geschulte Indiegitarren-Ohr glücklich machen. Und nachdem Green Buzzard mich auf ihrer ersten EP noch nicht überzeugen konnten, ist es hier nicht zuletzt der erkennbare Fortschritt, der mir Hoffnung macht. So traue ich den Aussies in absehbarer Zeit ein starkes Debütalbum zu – wenn ein solches denn überhaupt nötig ist. Denn so ein Mini-Album mit sechs bis sieben Songs ist ja eigentlich auch ein ziemlich smartes Format. Wenn Green Buzzard diesem weiterhin treu bleiben sollten, wäre das auch kein falscher Move.