Review: Froth

Froth – „Outside (Briefly)“

Diese Woche sind Ride, die Giganten von 1990-92, mit zwei neuen Songs zurück gekommen. Die Plattenfirma, auf der die neuen Songs erschienen? Wichita Recordings.  Was ja Sinn macht. Co-Chef von Wichita ist schließlich Dick Green, dereinst der leisere Partner von Alan McGee bei Creation Records, wo Ride ursprünglich ihren Durchbruch erlebten.

Ride sind aber nicht der einzige Release diese Woche bei dem Label. Auch die Kalifornier Froth sollen bitte nicht übersehen werden.

Ein bisschen Googlen ergibt: Froth sind ein Quartett mit echt witziger Bandgeschichte. Im Kern standen die Buddies Joo-Joo Ashworth und Jeff Fribourg aus LA. Die hatten sich länger schon eine Band namens Froth in ihren Köpfen ausgemalt und sogar schon ein Albumcover designt – es sollte eine 20-Minuten-Vinylplatte nur mit Schweigen werden. Jeff hatte danach in einem Spontankauf auf ebay ein Omnichord erstanden, das nun vor sich hin gammelte.

Was Jeff sonst so machte: Er organisierte ein kleines Festival namens Ourbq. Bei diesem hatte er ein Problem: Eine der gebuchten Bands sagte ab. Was tun? Selber spielen! Aus Froth, der Idee, wurde Froth, die Realität. Man fand einen Bassisten und einen Drummer für die Show – und damit ging’s los. Aus dem Gag wurde eine immer ernstere Sache. Zwei Alben haben Froth in Kalifornien schon veröffentlicht, das dritte geht mit Wichita weltweit.

Und es macht Sinn, dass sie bei diesem Label gelandet sind. Froth als Labelmates von Ride, das passt. Denn das, was die vier aus LA machen, erinnert mich schwer an meine Lieblingsmusik aus dem späten 80ern und frühen 90ern: Cure-ige Post-Goth-Melancholia trifft auf Elemente von Shoegazing wie Nuschelvocals und Feedback. „Sensitive Girl“ klingt wie ein Tribut an The Jesus and Mary Chain mit seiner Melodie, die ins Ohr geht wie ein Kinderreim und seinen kontrastierenden Schmirgelgitarren. Durch „Show A Flower A Candle And It Will Grow“ rollt eine Bassline, die Simon Gallup himself hätte kommen können. Die Dynamik-Shifts in „Passing Thing“ erinnern mich daran, dass ich unbedingt öfter frühe Boo Radleys-Alben aus der Kiste kramen muss. „Briefly“ sagt mir: „Und wenn du schon dabei bist, nimm die Drop Nineteens gleich mit!“

froth-bandHach, das macht mich so glücklich! Ich bin geprägt auf solche Musik. Die Jahre rund um 1990, das war meine Zeit der Erweckungsereignisse. Erste Mädchen, Abi, die Schritte ins Leben ohne die Eltern. Deswegen wird man bei mir mit Sound, der sich auf diese Indie-Ära bezieht, immer offene Türen einrennen. Aber bringen Froth auch den Leuten was, die eine Generation nach mir kommen? Schließlich könnte man mosern, dass das alles ein bisschen unoriginell scheint. Dass Froth ein striktes Retro-Ding sind, denen ich Kopiererei erlaube, weil sie sich für ihre Faksimiles halt meine Lieblings-Ära ausgesucht haben.

Fair enough. Dagegen sage ich: Froth sind immerhin, siehe Absatz oben, in Besitz eines Omnichords. Auch wenn Gründungsmitglied Jeff offenbar nicht mehr an Bord ist, setzen sie dieses Ding – oder zumindest ein klangliches Äquivalent – dennoch weiterhin ein. Wenn man sich Tutorials des Instruments auf youtube anschaut, klingt so ein Omnichord zwar oft nur wie ein cheesy Synthesizer, aber Froth machen die Drone- und Blubber-Sounds des Geräts und sogar manchmal die Primitivität der vorgegebenen Rhythmen zum distinktiven Element ihrer Bandidentität. Einen gewissen Wiedererkennungswert bzw Level an Originalität gibt ihnen das.

Zweitens, die späten 80s/frühen 90s sind eine Ära, die noch viel hergibt. Die Mine ist längst noch nicht erschöpft. Aber ich kann von Musikfans, die heute 18 sind, auch nicht erwarten, dass sie wegen den mittelalten Herren auf Reunion-Tour wie The Jesus And Mary Chain, Ride, Slowdive oder Pixies Herzrasen kriegen. Wenn aber mit DIIV, FEWS oder jetzt Froth gleich eine ganze Clique aus einer neuen Generation den Sound aufgreift und sich zueigen macht, zeigt dass doch schon, dass er so irrelevant nicht sein kann.

Anyway. „Outside (Briefly)“ ist ein für mich eine ganz wunderbare Überraschung. Weil ich Froth bisher nullnicht auf dem Zettel hatte (Danke, Wichita!), weil dieses Album ewige Lieblingssounds von mir gekonnt aufgreift, mit stimmigen Melodien verknüpft und ihnen sogar hie und da was Neues abgewinnt.

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